Frankfurter Allgemeine Zeitung - 25.10.2019

(avery) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Freitag, 25. Oktober 2019·Nr. 248/43 R0 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 3,00 € D 2955 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Städte und Kreise in der Region


müssenFarbe bekennen – und viel


Geld für die Regionaltangente auf-


bringen.Rhein-Main-Zeitung, Seite 33


Heißt Handke den Massenmord


gut?Zeitgeschehen, Seite 8


Was serbische Intellektuelle über


ihn denkenFeuilleton, Seite 11


Ronald S. Lauder, Präsident des


Jüdischen Weltkongresses, ruft die


Deutschen auf, mehr gegen Anti-


semitismus zu tun.Feuilleton, Seite 9


Die Hamburg Towers, eine Ausglie-


derung des Projekts „Sport ohne


Grenzen“, sind in der Bundesliga


angekommen.Sport, Seite 31


Die Bewohner der Oppositions-


hochburg im Südosten Boliviens


werfen Präsident Evo Morales


Wahlbetrug vor.Politik, Seite 3


BDI-Präsident Dieter Kempf


stellt der großen Koalition eine


miserable Halbzeitbilanz aus.


Wirtschaft, Seite 19


Kommunen gefordert


Ciao, Mario Draghi!


A


lles abzustreiten wird Donald
Trump nicht genügen. Der ameri-
kanische Präsident, darauf deuten alle
Indizien hin, hat die Auszahlung der
Militärhilfe für die Ukraine an Bedin-
gungen geknüpft, die nichts mit Ameri-
kas und alles mit seinen Interessen zu
tun hatten. Die Demokraten müssen
sich also nicht strecken, um bald ein
förmliches Verfahren wegen Amts-
missbrauchs einzuleiten. Dem Präsi-
denten und seinen Getreuen bleiben
nur drei Verteidigungsstrategien: Sie
können das beanstandete Verhalten in
der Ukraine-Diplomatie als legitim ver-
brämen, die Impeachment-Ermittlun-
gen als unfair kritisieren und alle Betei-
ligten zu Verrätern stempeln.
Dabei ist die erste Taktik die mit
dem größten Risiko, aber auch mit der
potentiell größten Durchschlagskraft.
Gelänge es Trump, einer Mehrheit der
Republikaner-Wähler einzutrichtern,
dass sein Erpressungsversuch gegen-
über dem ukrainischen Präsidenten
eine alltägliche Art der Außenpolitik
sei, so würden ihn seine Parteifreunde
im Senat gewiss nicht verurteilen. Vori-
ge Woche hatte Trumps Stabschef da-
her einen entsprechenden Versuch ge-

startet. Vor der Presse bestätigte er,
dass Trump von der Ukraine Gegen-
leistungen verlangt habe, und riet den
Reportern: „Kriegt euch mal ein“ – Au-
ßenpolitik sei eben immer von Innen-
politik beeinflusst. Trump fand aller-
dings wenig Gefallen an dieser Einlas-
sung, welche die demokratischen An-
kläger in spe gern zu den Akten nah-
men – der Stabschef musste später
schriftlich das Gegenteil behaupten.
Lieber greift der Präsident zu den
Methoden, mit denen er sich schon
durch die Russland-Untersuchung han-
gelte: Zweifel am Verfahren zu säen
und alle Ermittler, Zeugen sowie den
Prozess respektierende Republikaner
in den Dreck zu ziehen. Also inszenier-
ten republikanische Abgeordnete nun
eine Art Sturm auf den Sitzungsraum,
in dem ihre Kollegen aus beiden Partei-
en eine Pentagon-Funktionärin befrag-
ten. Die Fernsehzuschauer sollten den
Eindruck gewinnen, dass die Ermittler
etwas zu verbergen hätten. Der Präsi-
dent fand derweil eine Steigerung sei-
nes Worts von der „Hexenjagd“ und er-
klärte sich zum Opfer eines Lynch-
mords. Übler als mit den „dreckigen
Demokraten“ ging er nur mit den weni-
gen offen Trump-kritischen Republika-
nern wie dem Senator Mitt Romney
ins Gericht, die für den Präsidenten
„menschlicher Abschaum“ sind. Wie
groß die Nervosität im Weißen Haus
ist, muss man da nicht mehr fragen.

job.LONDON, 24. Oktober. Der briti-
sche Premierminister Boris Johnson hat
eine Neuwahl des Unterhauses für den


  1. Dezember vorgeschlagen. Die Regie-
    rung wird am kommenden Montag dar-
    über abstimmen lassen. Es habe sich ge-
    zeigt, dass das Parlament mehr Zeit ha-
    ben wolle, um die Gesetzgebung für den
    Brexit zu debattieren. Eine Neuwahl biete
    dafür genügend Zeit, sagte Johnson in der
    BBC. Die Regierung braucht eine Zwei-
    drittelmehrheit im Parlament, um eine
    Neuwahl herbeizuführen. Die Opposition
    will erst zustimmen, wenn eine Verlänge-
    rung der Austrittsfrist unumkehrbar oder
    in Kraft getreten ist. Eine Entscheidung
    der Europäischen Union wird für diesen
    Freitag erwartet.


„Whatever it takes“ –Acht Jahre lang stand Mario Draghi an
der Spitze der EZB, am Donnerstag hat er ein letztes Mal
eine Zinssitzung geleitet – mit derselben Ruhe, mit der er das
all die Jahre getan hat. Ob dem Italiener die Wut der deut-
schen Sparer über seine „Niedrigzinspolitik“ schlaflose Näch-

te bereitete? Fest steht: Unter ihm hat die geldpolitische
Strategie der EZB eine weitreichende Abkehr von deutschen
Vorbildern genommen. Mit allen Mitteln wollte er den Euro
retten. In Erinnerung wird Draghi deshalb vor allem mit drei
Worten bleiben.Seiten 17 und 18 Foto AFP

Santa Cruz in Aufruhr


Der Hasshört nicht auf


„Ich bin fassungslos“


Der Basketball-Leuchtturm


Johnson für Neuwahl


am 12.Dezember


E

igentlich müssten gerade die
Deutschen Mario Draghi zum Ab-
schied auf einem Podest aus der Euro-
päischen Zentralbank in Frankfurt in
seine Heimat nach Rom tragen. Denn
während Draghis Amtszeit hat die In-
flationsrate in der Eurozone im Durch-
schnitt bei nur 1,2 Prozent gelegen. Im
historischen Vergleich ist das sehr we-
nig; übrigens auch wenig im Vergleich
zu der Zeit, als in Deutschland die
Bundesbank über den Wert der
D-Mark wachte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Dra-
ghi von den Deutschen zum Abschied
gefeiert wird, ist aber eher gering. Die
Höchststrafe hat die „Bild“-Zeitung
verhängt, die den ursprünglich als
Preußen gefeierten Italiener nun als
„Draghila“ bezeichnet und die zum
Amtsantritt verliehene Pickelhaube
zurückfordert. Ganz im Unterschied
zur in Deutschland verbreiteten Wahr-
nehmung wird Draghi im Ausland
häufig nicht nur als Retter des Euros,
sondern auch als ein sehr kenntnisrei-
cher Ökonom gepriesen. Dort gilt er
als ein großer Geldpolitiker.
Es ist Angst vor Machtverlust und
Angst ums liebe Geld, die Draghi und
die EZB vielen Deutschen entfremdet
haben, und nicht wenige Politiker und
Ökonomen, darunter manche mit eige-
ner politischer Agenda, haben in den
vergangenen Jahren versucht, diese
Ängste zu schüren. Profitiert haben
sie von einer erstaunlichen kommuni-
kativen Unfähigkeit Draghis, der lie-
ber zu Teilnehmern an den Finanz-
märkten als zur breiten Bevölkerung
sprach und damit die Schlacht um die
Oberhoheit am deutschen Stamm-
tisch schon zu Beginn seiner Amtszeit
verloren hatte.
Unterfüttert wurden die Ängste
nicht durch die oft prognostizierte,
aber ausgebliebene Hyperinflation,
sondern durch den starken Rückgang
der Zinsen und die Sorge, die Deut-
schen könnten einer gigantischen in-
nereuropäischen Umverteilung zum
Opfer fallen. Für diese Ängste ist
Draghi nicht ursächlich verantwort-
lich, aber er hat zu ihnen beigetragen.
Der seit Jahrzehnten zu beobachten-
de Rückgang der Zinsen ist zu einem
guten Teil nicht durch die Geldpolitik
verursacht worden, sondern durch die
demographische Entwicklung und
eine rückläufige Nachfrage der Unter-
nehmen nach Sachkapital, die sich
mit dem allmählichen Bedeutungs-
rückgang der Industrie in den reichen
Ländern erklärt. Diese seit langem im
Ausland verbreitete Erkenntnis benö-
tigte Jahre, um nach Deutschland vor-
zudringen, wo sie mittlerweile aller-
dings auch angekommen ist. Diese
fundamentalen Ursachen sind auch
der Grund, warum die Zinsen in den
kommenden Jahren, unabhängig von
der Geldpolitik, vermutlich nicht deut-
lich steigen werden.
Die Geldpolitik Draghis hat den
fundamentalen Zinsrückgang zusätz-
lich akzentuiert; zunächst mit guten
und dann mit immer weniger guten

Gründen. Negative Leitzinsen sind als
geldpolitisches Instrument in einer
Krise vertretbar, angesichts ihrer uner-
freulichen Nebenwirkungen für Ban-
ken und Privathaushalte allerdings
nicht als permanente Lösung bei Wirt-
schaftswachstum. Draghi, der in der
Euro-Krise des Jahres 2012 außeror-
dentlich mutig war, erwies sich in den
vergangenen zwei Jahren mit seinem
Zögern, Zinsen auch einmal zu erhö-
hen, als bemerkenswert mutlos.
Die zweite deutsche Sorge ist ein
Kontrollverlust über die Europäische
Währungsunion, die man mit dem Ver-
trag von Maastricht eingehegt glaubte.
Nachdem ausgerechnet Deutschland
unter Bundeskanzler Gerhard Schrö-
der mit einer zu hohen Neuverschul-
dung die Glaubwürdigkeit der in Maas-

tricht vereinbarten finanzpolitischen
Regeln ruiniert hatte, unterminierte
erst die Finanzkrise und danach die
Euro-Krise das Vertrauen in eine Ord-
nung, in der eine gemeinsame Geldpo-
litik ohne jede supranationale Risiko-
teilung funktionieren kann.
Draghi steht nicht am Beginn die-
ser Entwicklung. Als er die Präsident-
schaft der EZB im November 2011
übernahm, waren Institutionen wie
der Euro-Schutzschirm (EFSF, später
ESM) von den Regierungen bereits er-
schaffen worden. Aber besonders mit
der Bereitschaft zu umfangreichen
Käufen von Staatsanleihen wurde
Draghi zur Zielscheibe deutscher Kriti-
ker, die vor den mit einer solchen Poli-
tik verbundenen Risiken warnten. Mit
einer aus wirtschaftlichen Gründen
völlig unnötigen Reaktivierung des
Anleihekaufprogramms zum Ende sei-
ner Amtszeit hat Draghi die alten Sor-
gen, die sich bis heute als völlig über-
trieben herausgestellt haben, ohne
jede Not wiederaufleben lassen.
Draghi hat die Macht der EZB, auch
wegen der Passivität nationaler Regie-
rungen, mindestens gedehnt und nach
Ansicht mancher Kritiker überdehnt.
Er hat keine Scheu vor großen Zahlen
gezeigt, in einer extrem schwierigen
Situation die Währungsunion zusam-
mengehalten und für fast drei Billio-
nen Euro Wertpapiere kaufen lassen,
um die Inflationsrate ein wenig anzu-
heben. Am Ende seiner Amtszeit
steht die EZB intern zerstritten und
seltsam machtlos da, weil bei Zinsen
um den Nullpunkt die Geldpolitik ei-
nen guten Teil ihrer Wirksamkeit ver-
liert. Lagardes EZB sollte sich wieder
mehr zurücknehmen und auf ihre
Kernaufgaben konzentrieren und
sachliche öffentliche Kritik ernster
nehmen als zuletzt. Eine Zentralbank
lebt von ihrem Ansehen in der Bevöl-
kerung.

T.G./elo./pca. BRÜSSEL/BERLIN, 24.
Oktober. Ungeachtet scharfer Kritik im
Bundestag hat Verteidigungsministerin
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei
der Nato in Brüssel am Donnerstag für
ihre Syrien-Initiative geworben. Dort traf
ihr Vorschlag teilweise auf Verständnis.
Im Bundestag hingegen, wo über das bishe-
rige Syrien-Mandat abgestimmt wurde,
wurde sie abermals für ihren Vorstoß geta-
delt, auch dafür, dass sie von „Annexion“
durch die Türkei gesprochen hatte.
In Brüssel sagte Kramp-Karrenbauer
beim Treffen der Nato-Verteidigungsminis-
ter: „Wir teilen alle die große Sorge über
die Entwicklung in dieser Region.“ Mit ih-
ren britischen und französischen Kollegen
stimme sie darin überein, dass die Situati-
on „mit dem Abkommen von Sotschi nicht

befriedet ist“ und dies auch „nicht auf Dau-
er die Basis für eine politische Lösung bie-
tet“. Es gebe ein gemeinsames Interesse,
den Kampf gegen den IS fortzusetzen und
die humanitäre Lage zu stabilisieren.
Nach Angaben Kramp-Karrenbauers
versicherte der türkische Verteidigungsmi-
nister im Kreis der Minister, dass es seiner
Regierung „nicht um ein großes Umsied-
lungsprogramm geht, nicht um ethnische
Säuberungen“, sondern um den Wieder-
aufbau. Die Türkei sei dazu bereit, darüber
mit der internationalen Gemeinschaft zu
verhandeln. Die Verteidigungsministerin
sprach von einem „offenen Prozess“ und
einem „schwierigen Weg“, die ersten Ge-
spräche dazu seien aber „sehr ermuti-
gend“ gewesen. Nato-Generalsekretär
Jens Stoltenberg sagte nach der Sitzung

der Minister, es habe unterschiedliche An-
sichten gegeben, einige Staaten hätten
sich ablehnend zu Kramp-Karrenbauers
Vorstoß geäußert. Die Diskussion sei „of-
fen und freimütig gewesen“. Er sprach von
einem „Element“ in der Debatte über Lö-
sungen für den Dauerkonflikt.
In Brüssel hieß es, Russland würde ei-
nen Nato-Einsatz nicht akzeptieren. Au-
ßerdem sei ein solches Vorgehen schwer
vorstellbar, wenn die Amerikaner keinen
Beitrag dazu leisteten. Entsprechend hatte
sich der amerikanische Verteidigungsmi-
nister Mark Esper vor dem Treffen geäu-
ßert. „Wir haben nicht vor, Bodentruppen
oder irgendwas sonst zu dem Einsatz bei-
zutragen.“ Man unterstütze den deutschen
Vorstoß „politisch“.(Siehe Seite 2; Kom-
mentar Seite 8.)

chs.PARIS, 24. Oktober. Der französi-
sche Präsident Emmanuel Macron hat am
Donnerstag den Franzosen Thierry Bre-
ton als künftigen EU-Kommissar für ein
breites Ressort vom Binnenmarkt über Di-
gitales bis zu Verteidigungsfragen vorge-
schlagen. Der 64 Jahre alte Breton, der
bis Ende Oktober noch den französischen
IT-Konzern Atos leitet, sei „ein Mann der
Tat“. Von 2005 bis 2007 war er Finanz-
und Wirtschaftsminister Frankreichs. Vor
rund zwei Wochen war die französische
Kandidatin Sylvie Goulard vom EU-Parla-
ment abgelehnt worden. Wegen Bretons
Verbindungen in die Wirtschaft wurde
die Sorge vor möglichen Interessenkon-
flikten laut.(Siehe Wirtschaft, Seiten 17
und 22; Kommentar Seite 8.)

bub./sha.BERLIN, 24. Oktober. Die Bun-
despolizei ist mit einer konzertierten Ak-
tion in vier Bundesländern gegenClankri-
minalität vorgegangen. Knapp 400 Beam-
te durchsuchten am Donnerstagmorgen
insgesamt 29 Wohnungen und Geschäfts-
räume von Mitgliedern eines libanesi-
schen Familienclans in Rheinland-Pfalz,
Nordrhein-Westfalen, Saarland und Ber-
lin. Wegen der Gefährdungslage wurden
auch Spezialkräfte der GSG 9 eingesetzt.
Gegenstand der Ermittlungen, die von der
Staatsanwaltschaft in Trier geführt wer-
den, sind Schleusungen von syrischen
Flüchtlingen nach Deutschland und in die
Niederlande. Acht Personen werden be-
schuldigt, Visumsetiketten unterschlagen
und so den Flüchtlingen zur Einreise ver-
holfen zu haben. Für die Schleusungen

wurden nach Angaben der Bundespolizei
in 26 Fällen unterschiedliche Flugrouten
aus dem Libanon heraus genutzt. Die Sy-
rer sollen nach Frankfurt, Düsseldorf und
München sowie nach Amsterdam ausge-
flogen worden sein. Dafür hätten sie pro
Kopf zwischen 4000 und 15 000 Euro be-
zahlt. In zehn der 26 Fälle sei die Schleu-
sung aber nicht gelungen, weil die Bundes-
polizei sie in Zusammenarbeit mit den Ver-
bindungsbeamten in Beirut, Moskau, Kai-
ro und Teheran verhindern konnte. Da der
Familienclan nach Angaben der Bundes-
polizei aber Garantieschleusungen ange-
boten hatte, hätten die Beschuldigten wei-
terhin versucht, die gescheiterten Schleu-
sungen durchzuführen.Ermittelt wird au-
ßerdem wegen gewerbs- und bandenmä-
ßiger Eigentumsdelikte.

Bei der Polizeiaktion sei in Bitburg in
der Eifel ein 54 Jahre alter Libanese ver-
haftet worden, der als „Kopf der Bande“
gilt, berichtete der Leitende Trierer Ober-
staatsanwalt, Peter Fritzen. Ein zweiter
Haftbefehl sei gegen ein weiteres Mitglied
des Familienclans vollstreckt worden.
„Das ist ein großer Schlag gegen die
Schleuserkriminalität“, sagte Fritzen. Er
gehe davon aus, dass „die Strukturen der
Gruppierung“ nun zerschlagen seien. Bun-
despolizeipräsident Dieter Romann sagte:
„Diese Form der organisierten Clankrimi-
nalität höhlt den Rechts- und Sozialstaat
aus, aber diese Gruppe ab heute nicht
mehr.“ Unterdessen diskutierten Innenpo-
litiker und Vertreter von Sicherheitsbehör-
den in Berlin über Strategien zur Bekämp-
fung von Clankriminalität.(Siehe Seite 2.)

Heute


anr.FRANKFURT, 24. Oktober. Präsi-
dent Donald Trump hat seine innerpartei-
lichen Gegner als „Abschaum“ bezeich-
net. Auf Twitter schrieb er: „Die Niemals-
Trump-Republikaner, auch wenn sie alle
künstlich beatmet werden und nicht viele
übrig sind, sind auf mancherlei Art schlim-
mer und gefährlicher für unser Land als
die Nichtstuer-Demokraten.“ Trump
münzte das auch auf den amerikanischen
Geschäftsträger in Kiew, William Taylor,
der ihn im Zuge der Impeachment-Ermitt-
lungen belastet hatte.(Siehe Seite 3.)


Hat er den Preis


verdient?


ktr.MÜNCHEN,24. Oktober. Pflege-
dienste haben in Bayern von Versiche-
rungen durch nicht erbrachte, aber
abgerechnete Leistungen mutmaßlich
Beträge in Millionenhöhe kassiert.
Das haben die Staatsanwaltschaft
München I und die Kriminalpolizei-
inspektion Augsburg am Donnerstag
mitgeteilt. Demnach ist den Ermitt-
lern am Mittwoch ein großer Schlag
gelungen: In einer Durchsuchungsak-
tion bei zehn Pflegediensten, Arztpra-
xen und in Patientenwohnungen in
München und Augsburg wurden
13 Personen wegen Flucht- und Ver-
dunklungsgefahr festgenommen. Insge-
samt wurden 213 Objekte durchsucht,
3,6 Millionen Euro an Vermögen abge-
schöpft sowie acht Millionen Euro Bar-
geld sichergestellt. Die Ermittler wer-
fen den Beschuldigten, von denen viele
aus Osteuropa stammen, banden- und
gewerbsmäßigen Betrug bei Abrech-
nungen vor. Zusammen mit Patienten
sei die Pflegebedürftigkeit oft vorge-
täuscht oder „aufgebauscht“ worden.
Schon die Begutachtung durch den Me-
dizinischen Dienst der Krankenversi-
cherung für die Einstufung in den Pfle-
gegrad sei „gezielt und mit Erfolg“ ma-
nipuliert worden. Oft hätten Ärzte
auch „Gefälligkeitsdiagnosen“ erstellt,
die es ermöglichten, bestimmte Leistun-
gen in Anspruch zu nehmen.(Siehe
Deutschland und die Welt.)


Macron schlägt Breton


als EU-Kommissar vor


Trump nennt seine


Gegner „Abschaum“


Ermittlern gelingt Schlag gegen kriminelle Clans


Gruppe soll Flüchtlinge geschleust haben / „Strukturen zerschlagen“ / Zwei Festnahmen


POTSDAM, 24. Oktober (dpa). Branden-
burg soll künftig von einer rot-schwarz-
grünen Koalition regiert werden. Knapp
acht Wochen nach der Landtagswahl
habe sich die Verhandlungsrunde von
SPD, CDU und Grünen auf einen Koaliti-
onsvertrag geeinigt, erklärte Ministerprä-
sident Dietmar Woidke (SPD) am Don-
nerstag in Potsdam. Die Details der Abma-
chung sollten am Freitag bekanntgegeben
werden. Über die Annahme des Koaliti-
onsvertrags müssen noch die Mitglieder
von CDU und Grünen in einer Mitglieder-
befragung und bei der SPD die Delegier-
ten auf einem Sonderparteitag entschei-
den. Die Wiederwahl von Woidke als Mi-
nisterpräsident wäre dann Ende Novem-
ber möglich.

Draghis Bilanz


VonGerald Braunberger


Koalition in


Brandenburg steht


Briefe an die Herausgeber Seite 27


Razzien


beibayerischen


Pflegediensten


Weiterhin Tadel in Berlin für


Kramp-Karrenbauers Syrien-Vorstoß


Kritik an Verwendung des Begriffs „Annexion“ / Zurückhaltung bei der Nato


Die Inflationsrate ist sehr
niedrig.Trotzdem ist die
Amtsführung Draghis
sehr umstritten.

Trump in Angst


VonAndreas Ross


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Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal (Cont.), Slowakei, Slowenien, Spanien 3,80 € / Griechenland, Kanaren, Malta, Niederlande, Zypern 3,90 € / Dänemark 29dkr/ Großbritannien 3,70 £ / Schweiz 5,10 sfrs / Ungarn 1050 Ft

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