Frankfurter Allgemeine Zeitung - 25.10.2019

(avery) #1

SEITE 24·FREITAG, 25. OKTOBER 2019·NR. 248 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


N

eue Besen kehren gut. Darauf hof-
fen Aufsichtsräte, wenn sie den
Vorstand austauschen. Und allzu häu-
fig versuchen denn die Neuen auch ge-
hörig Staub aufzuwirbeln, so dass alle
sehen können: Hier räumt einer gründ-
lich auf. Bei Familienunternehmen ist
dieses Phänomen seltener zu beobach-
ten. Wenn die Führung auf die Kinder
übergeht, steht vor allem Kontinuität
im Vordergrund. Kein Wunder, schließ-
lich ist die Geschichte reich an Fällen,
in denen der Übergang misslang und
die Erben das hart erarbeitete Geld
der Altvorderen entweder verjubelten
oder in schlechten Geschäften versenk-
ten. Oder die Alten und Jungen sich
am Ende nur noch über Anwälte aus-
tauschten. Solcherlei Kapriolen sind
bei dm nicht zu erwarten. Europas
größte Drogeriemarktkette steht gut
da, und die Chancen stehen gut, dass
das so bleibt. Christoph Werner, Sohn
des Unternehmensgründers Götz, ist
nicht nur gut ausgebildet, sondern of-
fensichtlich auch mental gerüstet für
die Aufgabe. Dass er den von seinem
Vater gepflegten „Gutmenschenan-
satz“ fortführen will, kann man belä-
cheln, man muss aber angesichts der
Wachstumsraten, der hohen Kunden-
zufriedenheit und mit Blick auf die
Schlecker-Pleite konstatieren, dass die-
se Art des Wirtschaftens funktioniert
und viele davon profitieren. Christoph
Werner sieht das offenbar so wie sein
Vater. Für dm und seine Mitarbeiter ist
das eine gute Nachricht.

T

ag für Tag kommen schlechte
Nachrichten aus der Autobran-
che. Sparprogramme hier, Personalab-
bau da, überall scheint die Krise mit
Händen zu greifen, und im Sommer
hat ja auch Daimler zum ersten Mal
seit einem Jahrzehnt einen Quartals-
verlust verkündet. Deshalb bricht an
der Börse regelrecht Begeisterung aus,
wenn es dann doch einige positive Si-
gnale für das dritte Quartal gibt. Dass
Mercedes neue Verkaufsrekorde er-
zielt hat, zum Beispiel, ist jedenfalls
aus Anlegersicht positiv. Aber wie es
mit Daimler weitergeht, weiß man des-
wegen noch längst nicht, und man
fragt sich: Wo ist eigentlich Ola?
Schon im Februar hat der damalige
Daimler-Chef Dieter Zetsche verkün-
det, sein Nachfolger Ola Källenius und
sein Team müssten hart an den Kosten
arbeiten. Konsequent wäre es wohl ge-
wesen, Zetsche hätte dann sogleich sei-
nen Hut genommen, dann wäre das
neue Vorstandsteam jetzt vielleicht
weiter mit seiner Strategie-Arbeit.
Stattdessen wachsen die Ängste ob der
Sprachlosigkeit der Führung. Ausge-
rechnet der Werbeslogan von Merce-
des – „Das Beste oder nichts“ – eignet
sich, um die Bandbreite dessen zu be-
schreiben, was zu hoffen oder zu be-
fürchten ist. Man weiß schließlich,
dass die Branche im Umbruch ist und
dass es Verlierer geben wird. Höchste
Zeit, dass Källenius einen vernünfti-
gen Weg in die Zukunft aufzeigt.

DÜSSELDORF, 24. Oktober.


D


er Konsumgüterkonzern Henkel
wechselt zum Jahreswechsel sei-
nen Chef aus. Der Dax-Konzern
gab am Donnerstagabend nach einer Auf-
sichtsratssitzung bekannt, dass Hans Van
Bylen nach vier Jahren als Vorstandsvor-
sitzender zurücktritt. Der Aufsichtsrat
der Henkel Management AG habe in Ab-
stimmung mit dem Gesellschafteraus-
schuss beschlossen, dass die Bestellung
Van Bylens als Vorsitzender und Mitglied
des Vorstands der Henkel Management
AG „im gegenseitigen Einvernehmen“
zum 31. Dezember 2019 enden werde. Ei-
nen Tag später wird Carsten Knobel, der
bislang im Vorstand unter anderem für Fi-
nanzen und den Einkauf zuständig ist,
das Amt übernehmen.
„Nach rund 35 Jahren bei Henkel bin
ich zum Schluss gekommen, dass mit dem
Ablauf meines Vertrages im kommenden
Jahr nun der geeignete Zeitpunkt für ei-
nen geordneten Wechsel an der Spitze
des Unternehmens gekommen ist“, wur-
de Van Bylen zitiert. Er habe sich aus
„persönlichen Gründen“ für den Schritt


entschieden. Knobel hatte erst im Okto-
ber von Van Bylen die Verantwortung für
die digitale Transformation von Henkel
übernommen.
Van Bylen stand schon längere Zeit un-
ter Druck. Seitdem er dem Vorstand vor-
steht, sind die Wachstumszahlen von Jahr
zu Jahr gesunken. In den vergangenen
zwei Jahren fiel der Aktienkurs um fast
20 Prozent. Nach schwachen Quartalszah-
len geriet er noch stärker in die Kritik.
Die Klebstoffsparte, die für gut die Hälfte
des Konzernumsatzes steht, wurde von
der Flaute der Automobilindustrie mit
nach unten gezogen.
Doch auch das Beauty-Segment, das
Van Bylen leitete, bevor er Vorstandschef
wurde, entwickelte sich zuletzt nicht wie
erhofft. Einen Verkauf der kleinsten Spar-
te des Unternehmens, die mit „Schwarz-
kopf“, „Fa“ und anderen Produkten be-
kannte Marken im Portfolio hat, schloss
er immer aus. Zwar hatte Henkel Anfang
des Jahres angekündigt, 300 Millionen
Euro im Jahr investieren zu wollen, um in
dem Bereich zu wachsen, doch die zwei
Drittel des Budgets, die in die Werbung

fließen, zahlen sich noch nicht so aus wie
gewünscht. So musste Henkel im Sommer
seine Prognose kassieren; statt eines orga-
nischen Umsatzwachstums von 2 bis 4
Prozent rechnet der Konzern inzwischen
mit 0 bis 2 Prozent. Im vergangenen Jahr
lag der Umsatz bei 19,9 Milliarden Euro.
Es sieht danach aus, dass die Familie, die

mit 61 Prozent die deutliche Mehrheit der
Anteile hält, nun die Geduld verloren hat.
Der 58 Jahre alte Van Bylen hat sein
ganzes Berufsleben bei Henkel gearbei-
tet, er fing dort im Jahr 1984 an, 2005 zog
er in den Vorstand ein. Wohl auch wegen
der langjährigen Verdienste wählte die
Aufsichtsratsvorsitzende Simone Bagel-

Trah, auch ein Mitglied der Familie, für
den scheidenden Vorstandschef in einer
Mitteilung versöhnliche Worte: „Für die
wichtigen Weichenstellungen in seiner
Zeit als Vorstandsvorsitzender sowie sei-
nen Einsatz für unser Unternehmen über
mehr als 35 Jahre möchten wir ihm aus-
drücklich danken.“ Er habe Henkel durch
Zukäufe und durch den Schwerpunkt auf
Digitalisierung weiterentwickelt.
Wie es mit Van Bylen weitergeht, ist un-
klar – auch was sein Amt als Präsident
des Verbands der Chemischen Industrie
(VCI) angeht. Der VCI war am Abend für
eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Van Bylens Nachfolger Knobel kam vor
14 Jahren als Vorstandsassistent ins Un-
ternehmen. Genauso wie Van Bylen arbei-
tete er in der Kosmetiksparte „Beauty
Care“, seit 2012 war er Finanzvorstand.
„Mit Carsten Knobel haben wir einen aus-
gezeichneten Nachfolger aus den eigenen
Reihen ernannt. Wir sind uns sicher, dass
er gemeinsam mit dem gesamten Vor-
stand die Entwicklung unseres Unterneh-
mens weiter dynamisch vorantreiben
wird“, sagte Bagel-Trah.

Wo bleibt Ola?


Von Susanne Preuß


MÜNCHEN,24. Oktober


W


enn sich die rund 200 Delegier-
ten des ADAC in drei Wochen
zur außerordentlichen Jahres-
hauptversammlung in München treffen,
sollen sie eine unpopuläre Maßnahme be-
schließen. Die Mitgliedschaft in dem 116
Jahre alten Klub für Autofahrer soll für
die gut 21 Millionen Mitglieder teurer
werden. Erstmals nach sechs Jahren wer-
den die Mitgliedsbeiträge angehoben,
und zwar um durchschnittlich 10 Pro-
zent. Das geht aus der Tagesordnung zu
der ADAC-Veranstaltung hervor. Auf
Nachfrage erklärte ADAC-Präsident Au-
gust Markl dazu: „Wichtig ist es uns, dass
wir die Leistungen für unsere Mitglieder
aufrechterhalten und weiterentwickeln
können – trotz allgemeiner Kostensteige-
rungen von zuletzt jährlich rund 1,5 Pro-
zent und zusätzlicher finanzieller Belas-
tungen durch die Versicherungssteuer.“
Markl, ein pensionierter Radiologe,
hat Europas größten Autofahrerklub
nach der Vertrauenskrise vor fünf Jahren
umgebaut, hat den Verein vom Wirt-
schaftsunternehmen getrennt und neue
Mitgliedschaftsmodelle eingeführt. Letz-
tere werden nun überarbeitet – und ver-
teuert. So soll der Basistarif statt 49 Euro
jährlich 54 Euro kosten und die Plus-Mit-
gliedschaft statt 84 Euro dann 94 Euro.
Zusätzlich soll es einen Premiumtarif für
139 Euro geben. Laut ADAC handelt es
sich dabei um ein „Rund-um-sorglos-Pa-
ket“ mit insgesamt neun Leistungen, dar-
unter eine globale Pannenhilfe und eine
Rückholgarantie selbst aus Krisenstaa-
ten. Das neue Beitragsmodell soll vom
kommenden April an gelten – vorausge-
setzt, die Delegierten stimmen zu.
Markl sieht keine Alternative zur Bei-
tragserhöhung. Vor einem halben Jahr
hat er gegenüber der F.A.Z. einmal vorge-
rechnet, dass die Mitgliedsbeiträge bei
weitem nicht reichten, um die Kosten zu


decken. Zwar gewinnt der ADAC Monat
für Monat neue Mitglieder hinzu, es sind
schon mehr als in der evangelischen Kir-
che. Aber jedes neue Mitglied sorgt für
einen negativen Deckungsbeitrag von
3,80 Euro. Weil die Hilfeleistungen, dar-
unter vor allem die Pannenhilfe, allein
im vergangen Jahr 634,5 Millionen Euro
verschlungen haben und noch andere
Kosten nach oben schnellten, reichten
die Mitgliedsbeiträge von 813,7 Millio-
nen Euro nicht aus. Rund 78 Millionen
Euro betrug die Unterdeckung im vori-
gen Jahr.
Seit etwa 18 Monaten wird kräftig ge-
spart, es wurden rund 200 Stellen gestri-
chen bei nur einer einzigen betriebsbe-
dingten Kündigung. Eine Reduzierung
der Leistung, etwa Einsparungen bei

den 1737 Straßenwachtfahrern, gab es in-
des nicht. „Der Verein muss wirtschaftli-
cher werden, das ist unbestritten. Daran
arbeiten wir intensiv, indem wir sinnvoll
sparen und in neue digitale Leistungen
oder Mitgliedschaftsmodelle investie-
ren“, hatte Markl damals erklärt (F.A.Z.
vom 9. Mai).
Der 71 Jahre alte Präsident will aus dem
Klub der „Gelben Engel“ eine Art Multi-
verkehrsplattform machen, in der auch
Menschen ohne eigenes Auto ihre Interes-
sen vertreten sehen. Bis zum Mai 2021 ist
Markl gewählt, bis dahin soll der Umbau
abgeschlossen sein. Nicht alle ADAC-Ver-
treter folgen Markls Plänen. Fünf der 18
Regionalklubs zogen gar im Streit um eine
Steuerrückzahlung vor das Landgericht
München. Der Grund: Jedes Jahr muss der

ADAC 32 Millionen Euro Versicherungs-
steuer zahlen, die der Fiskus auf die Pan-
nenhilfe erhebt. Die Zentrale und 13 Re-
gionalklubs wollten die Steuern wie die
Mitgliedsbeiträge untereinander im Ver-
hältnis zwei Drittel zu ein Drittel auftei-
len. Aber die Klubs Nordrhein, Westfalen,
Saarland, Nordbaden und Sachsen wehren
sich dagegen. Es gab eine mündliche Ver-
handlung, in der die zuständige Richterin
den abtrünnigen Regionalklubs mehr oder
weniger deutlich empfahl, die Klage zu-
rückzuziehen. Doch dazu ist es bisher
nicht gekommen.
Derweil wird weiter gespart. Ebenfalls
vom April kommenden Jahres erhalten
die ADAC-Mitglieder die Autozeitschrift
„Motorwelt“, die bislang zehnmal im Jahr
kostenlos ins Haus geschickt wurde, nur

noch viermal jährlich. Und die sollen sich
die Mitglieder in den ADAC-Niederlassun-
gen und an Tankstellen selbst abholen.
Derzeit sorgtdie „Motorwelt“ für 90 Mil-
lionen Euro Kosten, allein 55 Millionen
Euro entfallen auf das Porto. Reduziert
wird die Auflage von 13,8 Millionen
Exemplaren auf nur noch fünf Millionen.
Der Münchner Burda-Verlag über seine
Tochtergesellschaft BCN hat den Druck-
auftrag übernommen. Laut ADAC soll die
Zeitschrift zu einem umfangreichen Maga-
zin für die ganze Familie aufgewertet wer-
den, auch der Online-Auftritt soll ganz
neu daherkommen. Vielleicht empfinden
die ADAC-Mitglieder das tatsächlich als
Verbesserung. Zuletzt hieß es im ADAC,
dass jedes vierte Exemplar der „Motor-
welt“ ungelesen weggeworfen worden sei.

Kunst der Kontinuität


Von Bernd Freytag


D

ie Marktmacht von Plattformen
zu erkennen ist gar nicht so ein-
fach – wenn sie sich auf so vielen Märk-
ten tummeln. Der Online-Händler
Amazon ist in Deutschland unbestrit-
ten ein Riese, vereint fast 50 Prozent
des Umsatzes auf sich. Doch wenn
man nach Amerika schaut und dort auf
den stationären Lebensmittelhandel,
ist Amazon im Vergleich zu Walmart
und anderen nur ein Zwerg. Gleich-
wohl kann eine solche Plattform auch
in einem Markt, den sie neu betritt,
ihre Netzwerkeffekte nutzen – und so-
mit ganz schnell von 0 auf 100 sprin-
gen. Die Nervosität lässt sich jeweils
an den betroffenen Aktienkursen able-
sen – etwa von Pharmaunternehmen,
wenn Amazon wieder einmal einen
Vorstoß im Gesundheitssektor wagt.
Auch der Handelsverband HDE hat
Amazon und seine Macht ganz genau
im Auge. Doch ein neues Positionspa-
pier zur Plattformökonomie zeigt, dass
sich dort jemand wirklich kenntnis-
reich mit den Herausforderungen die-
ses noch recht neuen Modells beschäf-
tigt hat. Statt stumpf eine Zerschla-
gung von Amazon und Co. zu fordern,
differenziert der HDE – und springt
dem Bundeskartellamt zur Seite. Das
habe im Grunde alle Werkzeuge zur
vernünftigen Kontrolle zur Hand, müs-
se nur auch die Möglichkeit haben,
Netzwerkeffekte und Marktzutritts-
schranken effektiv zu kontrollieren.
Die Debatte ist noch ganz am Anfang.
Es ist wichtig, dass sie geführt wird.

Gutes hat seinen Preis:Die Pannenhilfe ist für den ADAC ein Verlustgeschäft. Foto dpa


STUTTGART, 24. Oktober


D


ie Nachrichten aus dem Daimler-
Konzern haben an der Börse für
deutliche Bewegung gesorgt. Um
mehr als 5 Prozent stieg der Kurs der
Daimler-Aktie nach der Vorlage der Zah-
len am Donnerstagmorgen und erreichte
mit Werten um 53 Euro ein Niveau, das
zuletzt vor einem halben Jahr erreicht
wurde. Allerdings gab es auch differen-
ziertere Stimmen, etwa von Max Warbur-
ton vom amerikanischen Analysehaus
Bernstein: Die vorgelegten Quartalszah-
len seien nur ein Stück Routinearbeit vor
dem im November anstehenden, bedeut-
samen Kapitalmarkttag. Er sehe aber po-
sitive Signale, wie das neue Management
die Geschäfte führe.
Daimler hat im dritten Quartal durch
einen Absatzrekord in der Autosparte die
Pessimisten Lügen gestraft. Fast 605 000
Mercedes-Autos wurden verkauft, 8 Pro-
zent mehr als im Vorjahr. Die prozentua-
len Zuwächse bei Vans und Bussen waren
noch größer. Nur in der Truck-Sparte
läuft es schlechter. Den Konzern-Umsatz
konnte Daimler um 8 Prozent auf 43,3


Milliarden Euro erhöhen. Der Gewinn
vor Zinsen und Steuern stieg auf 2,7 Milli-
arden Euro – ebenfalls ein Plus von 8 Pro-
zent. Nachdem der Konzern im zweiten
Quartal das erste Mal seit der Wirtschafts-
krise vor einem Jahrzehnt einen Verlust
ausgewiesen hatte, sind das Werte, die Er-
wartungen von Analysten übertreffen.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, ur-
teilte der seit Mai amtiere Daimler-Fi-
nanzvorstand Harald Wilhelm. Aber klar
sei auch: „Wir müssen die Herausforde-
rungen angehen, die vor uns liegen. Wir
müssen nachschärfen.“ In der Pressemit-
teilung wird auch der ebenfalls seit Mai
amtierende Daimler-Vorstandschef Ola
Källenius zitiert, der sich ansonsten nicht
weiter äußerte: „Um die Transformation
in den nächsten Jahren zu meistern, müs-
sen wir die Anstrengungen noch erheb-
lich steigern: Wir müssen unsere Kosten
deutlich reduzieren und den Cash-flow
konsequent stärken.“
Details dazu will Daimler im November
auf Kapitalmarkt-Konferenzen in London
und New York erläutern. Wilhelm dämpf-
te aber die Erwartungen: „Wir haben kei-

nen U-Turn in der Strategie vor. Wir müs-
sen schärfen und priorisieren.“ Für 2019
rechnet Daimler weiterhin mit einem Ab-
satz auf dem Vorjahresniveau, wobei der
Umsatz leicht über die zuletzt erzielten
167 Milliarden Euro steigen dürfte. Das
operative Ergebnis (vor Zinsen und Steu-
ern) wird – wegen des Verlusts im zweiten
Quartal – deutlich unter dem Vorjahres-

wert von 11 Milliarden Euro liegen. Für
die Mercedes-Sparte, die eigentlich im
langfristigen Mittel eine Umsatzrendite
von 10 Prozent bringen soll, sind aktuell
3 bis 5 Prozent Marge avisiert. Schlechter
als von Daimler erwartet entwickelt sich
das Geschäft mit Lastwagen in Europa
und Nordamerika. Man komme von ei-
nem sehr hohen Niveau, relativierte Wil-
helm die Entwicklung. Gleichwohl rech-
net Daimler Trucks mit einem leichten Ab-
satzrückgang für das Gesamtjahr und nur
noch mit einer Umsatzrendite am unteren
Rand eines Korridors von 6 bis 8 Prozent.
Daimler ist der größte Nutzfahrzeugher-
steller der Welt. Weil Abnehmer in allen
Branchen zu finden sind, gilt die Entwick-
lung der Sparte als Konjunkturindikator.
Auch der Diesel-Skandal macht sich be-
merkbar. Als absehbar war, dass die Staats-
anwaltschaft Stuttgart einen Bußgeldbe-
scheid verhängen würde, musste der Kon-
zern im zweiten Quartal die Rückstellun-
gen anpassen, was auf das Ergebnis durch-
schlug. Die Zahlung der 870 Millionen
Euro wird im vierten Quartal die Liquidi-
tät entsprechend schmälern. Zahlungen

dieser Art könnten theoretisch auch künf-
tig auf Daimler zukommen. Weil einige
Rechtsfälle im Zusammenhang mit der
Manipulation von Abgasanlagen anhän-
gig sind, weist der Konzern in seinem Risi-
kobericht darauf hin, ohne konkretere An-
gaben zu machen. Ein Risiko für die Zu-
kunft sind zudem die CO 2 -Werte der ver-
kauften Autos, die bisher deutlich über
den in der EU erlaubten Grenzwerten lie-
gen, vor allem, weil Mercedes besonders
gute Geschäfte mit SUVs macht. Künftig
soll vor allem ein stärkerer Anteil an Hy-
brid-Autos für bessere Werte sorgen. „Wir
arbeiten hart daran“, sagte Wilhelm. „Die
Ziele für 2020 sind machbar.“ Letztlich
hänge es vom Kundenverhalten ab.
Daimler beschäftigte zum Ende des
Quartals fast 305 000 Mitarbeiter, davon
178 100 in Deutschland. Die Beschäftig-
ten hierzulande haben eine Beschäfti-
gungszusicherung bis Ende 2029 erhalten


  • eine Gegenleistung für die Zustimmung
    zur Neustrukturierung des Konzerns in
    eine Holding mit den eigenständigen Toch-
    tergesellschaften Mercedes-Benz Cars,
    Daimler Trucks sowie Daimler Mobility.


Plattform-Pläne


Von Jonas Jansen


Daimler fängt sich wieder


Nach dem Verlust im zweiten Quartal wirkt die Lage entspannter / Aktionäre sind geradezu euphorisch / Von Susanne Preuß


Henkel trennt sich von seinem Vorstandsvorsitzenden


Hansvan Bylen geht „aus persönlichen Gründen“ / Sein Nachfolger wird der Finanzvorstand / Von Jonas Jansen


Der ADAC bittet die Mitglieder zur Kasse


Geht:Hans Van Bylen Foto dpa Folgt:Carsten Knobel Foto Unternehmen


Weil die Kosten etwa


für die Pannenhilfe


steigen, will der


Autofahrerklub die


Jahresbeiträge erhöhen.


Das ist noch nicht alles.


Von


Henning Peitsmeier


Daimler

Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß

Wochenschlusskurse Xetra
24.10.: Tagesverlauf

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4.1.2019 24.10.2019

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