Frankfurter Allgemeine Zeitung - 19.10.2019

(Nora) #1

SEITE 22·SAMSTAG, 19. OKTOBER 2019·NR. 243 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


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ie sei ein „prickelndes working
girl und eine vollendete Mutter
von vier Kindern“. So beschrieb
in diesen Tagen „Le Figaro“ Vita-
lie Taittinger, die künftige Präsidentin
des gleichnamigen Champagnerhauses.
Es ist nicht überliefert, wie solche Elo-
gen bei der 40 Jahre alten Französin an-
kommen. Doch seit ihr Vater Pierre-Em-
manuel vor wenigen Tagen bekanntgab,
Ende des Jahres die Zügel des Familien-
unternehmens in ihre Hände zu legen,
muss sie mit allerlei Beschreibungen vor-
liebnehmen. Durchweg fallen sie indes
positiv aus; die Champagnerhäuser ver-
stehen das Geschäft der „Kommunika-
tion“. Sie selbst gehört zu den Spezialis-
ten des Metiers. Seit 2007, als sie nach ei-
nem Grafik-Design-Studium im Unter-
nehmen anfing, war sie für Marketing
und Kommunikation zuständig.
Champagner ist in Frankreich eine Fa-
milien-Angelegenheit – jedenfalls in je-
nen Häusern, die dafür kämpfen. Einige
Taittingers haben diesen Kampfgeist ge-
lebt, als sie 2006 das Champagnerhaus
mit Hilfe der französischen Bank Crédit
Agricole vom amerikanischen Finanz-
fonds Starwood Capital zurückkauften.
Im Jahr davor hatte die weitverzweigte
Familie ihr ganzes Erbe für mehr als zwei
Milliarden Euro an die Amerikaner abge-
treten, darunter auch die Pariser Prestige-
hotels Crillon und Lutetia, das Parfum-
haus Annick Goutal und der Kristallher-
steller Baccarat. Doch Pierre-Emmanuel
Taittinger, der Neffe des 65 Jahre lang
herrschenden Champagner-Barons Clau-
de, mobilisierte nicht nur den Crédit
Agricole, sondern auch einige Familien-
mitglieder, Freunde und Bekannte als In-
vestoren für die Rettung des Erbes.
Die Rettung fand Applaus in der gan-
zen Region, sie ist aber auch ein täglicher
Kampf. Die wenigsten Champagnerhäu-
ser sind heute noch Goldgruben, denn
die Konkurrenz ist rauh geworden. Drei-
zehn Jahre nach dem Rückkauf für rund
600 Millionen Euro gilt Taittinger indes
als stabilisiert. „Unser Modell funktio-

niert, wir machen Gewinn, und die Schul-
den haben wir im Griff“, sagt Vitalie Tait-
tinger im Gespräch mit der F.A.Z. Auch
international expandiert das Haus wie-
der. Nachdem die Taittingers 1988 im ka-
lifornischen Napa Valley die Domaine
Carneros zugekauft hatten, übernahmen
sie 2016 in Großbritannien ein kleineres
Weingut bei Canterbury, um auf den krei-
dehaltigen Böden im milden Klima der
Grafschaft Kent englischen Schaumwein
herzustellen. „Im kommenden Jahr wer-
den wir die erste bedeutende Ernte ha-
ben“, freut sich Vitalie.
Das Geschäft liegt künftig in ihrer
Hand – doch nicht allein: Der Generaldi-
rektor Damien le Sueur, ein Agrarwissen-
schaftler mit MBA-Abschluss, behält sei-
ne Funktionen für die operative Leitung.
Zudem rückt Vitalies ein Jahr älterer Bru-
der Clovis, der schon seit mehreren Jah-
ren den Vertrieb verantwortet, als zwei-
ter Generaldirektor auf. Nicht zuletzt
will sich der 66 Jahre alte Vater Pierre-
Emmanuel nicht völlig aus dem Geschäft
zurückziehen; er kümmert sich nach eige-

nen Angaben unter anderem um Aktio-
närsfragen, das heißt besonders um die
Beziehung zur weiterhin sehr wichtigen
Bank Crédit Agricole.
Die Herausforderungen für die neue
Führung sind zahlreich. Anders als beim
Cognac sind die Vereinigten Staaten und
Asien keine riesigen Absatzmärkte des
Champagners. Bei den Chinesen gibt es
eine „kulturelle Barriere, die Schritt für
Schritt überwunden werden muss“, be-
richtet Vitalie. Dafür sei Japan ein gut
laufender Markt. Auch das Nachbarland
Deutschland gilt als schwieriger Markt.
Während die Franzosen mit gut 150 Mil-
lionen Flaschen im Jahr immer noch für
die Hälfte des weltweiten Konsums sor-
gen, ist es bei den Deutschen nicht ein-
mal ein Zehntel davon. In Deutschland
gilt Champagner weniger als „zugängli-
ches Luxusprodukt“, wie ihn Pierre-Em-
manuel Taittinger einmal beschrieben
hatte: „Wenn man heute zum Abendes-
sen eingeladen ist, kann man leicht beim
Weinhändler um die Ecke anhalten und
eine Flasche für 35 oder 40 Euro kaufen


  • das ist billiger als ein schöner Blumen-
    strauß.“ In Deutschland greifen nicht vie-
    le so tief in die Tasche.
    Doch auch in Frankreich lassen sich
    immer mehr Menschen von günstigeren
    Schaumwein-Alternativen überzeugen,
    etwa italienischem Prosecco, spanischem
    Cava oder französischem Crémant. Der
    wichtige Auslandsmarkt Großbritannien
    ist wegen des Brexits ebenfalls auf dem
    Rückzug. „Wir peilen den hochwertigen
    Markt an; er läuft besser als das Segment
    der Einstiegspreise, das im Supermarkt
    angeboten wird“, sagt Vitalie Taittinger.
    Beim deutschen Vertriebspartner Hawes-
    ko reicht die Preisspanne der Taittinger-
    Champagner von 21 bis 415 Euro je Fla-
    sche.
    Preissteigerungen sind allerdings im-
    mer schwerer durchzusetzen. Das ist ein
    Problem für all jene Häuser, die mangels
    eigener Flächen die Trauben teuer ein-
    kaufen müssen. Die Marktmacht des welt-
    führenden Luxuswarenanbieters LVMH
    mit seinen sechs Champagnerhäusern
    von Moët & Chandon über Dom Péri-


gnon bis Veuve Clicquot treibt die Trau-
benpreise nach oben. „Wir haben den
Vorteil, dass wir auf 288 Hektar rund 50
Prozent unserer Trauben selbst anbau-
en“, berichtet Vitalie.
Solche nüchternen Geschäftsfragen be-
stimmen künftig ihren Alltag. Dabei ist
die Französin im Herzen eigentlich eine
Kunstliebhaberin. Nach ihrem Studium
schrieb sie als Ko-Autorin ein Buch über
den surrealistischen Künstler Alfred
Courmes, ein Zeitgenosse von Picasso.
Bei Taittinger fiel sie als Organisatorin
von Marketingveranstaltungen auf – mit
Künstlern, Starkochs oder etwa der Fuß-
ballstarspielerin Ada Hegerberg anläss-
lich der von Taittinger in diesem Jahr ge-
sponserten Frauen-Fußball-WM. Jetzt
wird Vitalie ihr Aktionsfeld erweitern.
Schon während der schmerzhaften Phase
des Ver- und Rückkaufs des Champagner-
hauses „spürte ich, wie sehr das Unter-
nehmen Teil unserer Identität ist“, erin-
nert sie sich. Diese Identität soll weiterle-
ben – dafür will sie künftig von der Spit-
ze aus sorgen. CHRISTIAN SCHUBERT

Vitalie Taittinger Foto Bloomberg


S


chon wieder muss Bernhard Dütt-
mann beiCeconomyin die Bresche
springen. Der gebürtige Düsseldorfer
übernimmt für zwölf Monate den Vor-
standsvorsitz der Obergesellschaft der
Handelsketten Media-Markt und Saturn,
nachdem sich der Aufsichtsrat am späten
Donnerstagabend mit sofortiger Wir-
kung von Vorstandschef Jörn Werner ge-
trennt hat. Als Grund führte Aufsichts-
ratschef Jürgen Fitschen unterschiedli-
che Auffassungen von Werner und dem
Aufsichtsrat mit Blick auf die Unterneh-
mensführung an. Die Trennung sei ein
„konsequenter Schritt“, teilte der frühere
Ko-Chef der Deutschen Bank nach der
außerordentlichen Sitzung des Kontroll-
gremiums mit.
Die Convergenta Invest, die als zweite
Gesellschafterin der Media-Saturn-Hol-
ding (MSH) eine wichtige Rolle ein-
nimmt, zeigte sich am Freitag weniger zu-
frieden: „Wir sind irritiert, dass der Ceco-
nomy-Aufsichtsrat unter der Leitung von

Herr Fitschen offenbar meint, sich von
dem Vorstandsvorsitzenden nach nur we-
nigen Monaten und auf diese Art und
Weise trennen zu müssen“, sagte Conver-
genta-Geschäftsführer Ralph Becker. Die
Entscheidung sei ein „beunruhigendes Si-
gnal“, weil sich das Verhältnis der Gesell-
schafter zuletzt „erkennbar verbessert“
habe, teilte Becker mit.
Aus dem Unternehmen war zuvor im-
mer wieder zu hören, dass es über die
künftige Strategie des Elektronikhänd-
lers erhebliche Differenzen zwischen
dem erst seit März amtierenden Werner
und Ferran Reverter, dem Chef der Ingol-
städter Media-Saturn-Holding, gegeben
habe. Der Aufsichtsrat muss sich den Vor-
wurf gefallen lassen, die beiden Posten,
die zuvor bei dem im Oktober 2018 ge-
schassten Pieter Haas in einer Hand gele-
gen hatten, falsch besetzt zu haben. Dem
äußerst selbstbewussten Reverter mit
Werner einen sanierungserprobten Ma-
cher mit Gestaltungsanspruch vor die

Nase zu setzen – das konnte kaum gutge-
hen. Möglicherweise gelingt Düttmann,
der von Wegbegleitern als nüchterner, ru-
higer Zahlenmensch beschrieben wird,
eine gedeihlichere Zusammenarbeit mit
Reverter. Für eine bessere Abstimmung
zwischen Düsseldorf und Ingolstadt soll
ein neu eingerichtetes Transformation
Committee sorgen, dem der Ceconomy-
Vorstand und die MSH-Geschäftsfüh-
rung angehören.
Der 60 Jahre alte Düttmann war schon
von Januar bis März Interims-Finanzvor-
stand von Ceconomy, damals hat er die
Neuaufstellung mit angestoßen. Erfah-
rungen mit schwierigen Situationen
kann der promovierte Diplom-Kauf-
mann vorweisen. Auch beim Arzneimit-
telhersteller Stada verantwortete er in
turbulenten Zeiten – während des Ver-
kaufs an Finanzinvestoren im Jahr 2017


  • übergangsweise das Finanzressort. Zu-
    vor fungierte Düttmann als Finanzvor-
    stand beim Chemiekonzern Lanxess und


beim Kosmetikhersteller Beiersdorf, für
den er insgesamt 21 Jahre tätig war.
In der Mitteilung überträgt der Auf-
sichtsrat Düttmann ausdrücklich die Ver-
antwortung für die Strategie des Kon-
zerns. Der laufende Strategieprozess soll
unter seiner Regie fortgeführt werden, in
der kommenden Woche legt der Konzern
erste Umsatzzahlen für das Gesamtjahr
vor. Im dritten Quartal hatte der Umsatz
noch bei 4,6 Milliarden Euro stagniert,
auch vom Online-Handel gab es keine
nennenswerten Steigerungen. Düttmann
nimmt von Werner noch einige Aufgaben
mit: So sollen 600 Stellen gestrichen wer-
den, vor allem in der Verwaltung. Cecono-
my muss dringend sparen. Vom Ge-
schäftsjahr 2020/2021 an will der Elektro-
nikhändler seine Kosten um 110 bis 130
Millionen Euro im Jahr drücken. Wie
schon unter dem vorigen Chef Werner an-
gekündigt, will Ceconomy zum Jahres-
wechsel Details der Strategie präsentie-
ren csc./joja.

Kunstliebhaberin wird


Managerin: Vitalie


Taittinger übernimmt


die Führung des


gleichnamigen


Champagnerhauses.


Die Herausforderungen


sind groß.


Der Feuerwehrmann von Ceconomy


F.A.Z. FRANKFURT, 18. Oktober. Der
Zahlungsdienstleister Wirecard kauft ei-
gene Aktien vom Markt zurück. Binnen
zwölf Monaten will Wirecard dafür 200
Millionen Euro ausgeben, teilte der Dax-
Konzern am Freitag mit. Der Rückkauf
soll in den nächsten Tagen beginnen. Dar-
über hinaus erwägt das Management, ei-
nen führenden Wirtschaftsprüfer mit ei-
ner Sonderprüfung zu beauftragen, be-
richtet das „Manager Magazin“. Damit
wolle Vorstandschef Markus Braun die
Vorwürfe der Falschbilanzierung gegen
das Unternehmen entkräften, berichten
Kenner des Unternehmens. Der Zahlungs-
dienstleister ist mit schwerwiegenden Vor-
würfen der „Financial Times“ konfron-
tiert, fragwürdige Bilanzierungspraktiken
angewendet zu haben, Der reguläre Audi-
tor des Konzerns ist EY. Das neue Man-
dat werde ein anderer Top-Wirtschafts-
prüfer erhalten, um dem externen Prüfbe-
richt die größtmögliche Glaubwürdigkeit
zu verleihen, heißt es in dem Bericht wei-
ter. Das Unternehmen sei bestrebt, die
Sonderprüfung und den Namen des exter-
nen Auditors bereits Anfang der kommen-
den Woche bekanntzugeben. Wirecard
wollte die Nachricht am Freitag nicht
kommentieren.

D


er Unternehmensberater Roland
Berger lässt die Vergangenheit sei-
nes Vaters während der Zeit des National-
sozialismus von Historikern aufarbeiten.
Sein Vater war 13 Jahre lang Mitglied der
NSDAP und stieg in den dreißiger Jahren
zunächst zum Kassenverwalter der Hit-
ler-Jugend auf, später leitete er in Öster-
reich eine Großbäckerei und wohnte als
Generaldirektor des Unternehmens of-
fenbar in einer von jüdischen Eigentü-
mern beschlagnahmten Dienstvilla in
Wien.
Roland Berger, der zu Kriegsende kei-
ne acht Jahre alt war, hatte seinen Vater
bislang in Interviews eher als Opfer der
Nationalsozialisten dargestellt. In einem
Interview mit der Frankfurter Allgemei-
nen Sonntagszeitung 2012 beschrieb er
seinen Vater als Mann, dessen Menschen-
würde gebrochen worden sei. Sein Vater
habe sich zwar zunächst auf die Nazis ein-
gelassen, nach der „Reichskristallnacht“
sei er aber aus der Partei wieder ausgetre-
ten: „Unter Gefahr seines Lebens hat er
gezeigt: Mit mir nicht“, sagte Roland Ber-
ger damals über seinen Vater.
Nach neuen Erkenntnissen des „Han-
delsblatts“ stellt sich der Sachverhalt
aber anders dar: Georg Berger hatte zwar
wohl tatsächlich in späteren Jahren Är-
ger mit nationalsozialistischen Beamten,
allerdings wohl nicht, weil er zum Geg-
ner des Regimes geworden war, sondern
weil er in seiner Dienstvilla laut „Han-

delsblatt“-Recherchen in „Saus und
Braus“ gelebt habe. Georg Berger war
nach seiner Zeit bei der Hitler-Jugend Ge-
neraldirektor der Ankerbrot-Werke ge-
worden, einer Großbäckerei in Öster-
reich. Die einst von einem jüdischen Brü-
derpaar gegründete Brotfabrik hatten die
Nationalsozialisten 1938 beschlagnahmt.
Die ursprünglichen Eigentümer flüchte-
ten erst in die Schweiz, später nach Ame-
rika. Das Blatt zitiert einen Polizeibe-
richt aus dem Jahr 1942, nach dem Ber-
ger seine Villa „mit einem unerhörten, in
einem krassen Widerspruch zu den
durch die Kriegslage gebotenen Sparmaß-
nahmen stehenden Aufwand“ ausgebaut
habe. Mitten im Krieg hätten mehr als 20
Mitarbeiter damit verbracht, seine
Dienstvilla zu verschönern. Die Kosten
seien mit 80 000 Reichsmark veran-
schlagt worden, was nach heutiger Kauf-
kraft 300 000 Euro entspräche, von de-
nen Georg Berger nur ein Zehntel selbst
bezahlt habe, den Rest sein Unterneh-
men. Obwohl er den Vorstand des Unter-
nehmens im Juli 1942 verlassen habe, sei
er nicht aus der Dienstvilla ausgezogen,
an der offenbar auch ein anderer Nazi In-
teresse hatte, der aber nicht einziehen
konnte, weil Georg Berger nicht auszog.
Roland Berger hatte 2012 gegenüber
der Sonntagszeitung gesagt, sein Vater
sei 1942 zum ersten Mal verhaftet wor-
den. „Wir hatten alle paar Wochen die
Gestapo im Haus: Die Gesichter dieser

Typen könnte ich heute noch beschrei-
ben.“ Sein Vater sei 1944 endgültig weg-
gesperrt geworden.
Nachdem Roland Berger mit den neu-
en Erkenntnissen über seinen 1977 ver-
storbenen Vater konfrontiert wurde, hat
er sich nun entschieden, die Geschichte
von dem renommierten jüdischen Histo-
riker Michael Wolffsohn und Sönke Neit-
zel von der Uni Potsdam untersuchen zu
lassen: „Ich will die Wahrheit wissen –
und dann auch mein Vaterbild verän-
dern“, sagte Roland Berger dem „Han-
delsblatt“ in einem Interview. Falls er fal-

sche Dinge behauptet habe, bereue er
das aufrichtig. Sein Bild, dass er sich bis-
lang über seinen Vater gemacht habe,
stamme aus dessen eigenen Erzählun-
gen. Die neuen Recherchen hätten sein
Vaterbild „nachhaltig erschüttert“. Sein
Vater sei nach dem Krieg ein gebroche-
ner Mann gewesen, es sei ihm erbärmlich
gegangen. Die Ergebnisse der Historiker
will Roland Berger veröffentlichen. Der
Historiker Michael Wolffsohn ergänzte
in einer ersten Einschätzung, Georg Ber-
ger, sei, soweit es sich bisher feststellen
lasse, „in der Tat Profiteur des NS-Re-
gimes gewesen“, aber nach derzeitigem
Wissensstand sei er kein Täter gewesen.
Mit der Unternehmensberatung Ro-
land Berger hat Georg Berger nichts zu
tun. Sein Sohn gründete die Gesellschaft
erst 1967. Aus dem Tagesgeschäft des Be-
ratungshauses hat sich Roland Berger
schon lange verabschiedet, ihm gehören
allerdings noch knapp 3 Prozent des Un-
ternehmens. Roland Berger engagiert
sich seit 2008 über die „Roland Berger
Stiftung“, die jedes Jahr einen Preis für
Menschenwürde vergibt. Die nächste
Preisvergabe steht am kommenden Mon-
tag im Berliner Jüdischen Museum an,
Wolfgang Schäuble wird die Festrede hal-
ten. Nach Auskunft der Sprecherin der
Stiftung soll sich daran nichts ändern, die
Preisträger sollen im Vordergrund stehen.
Roland Berger werde sich aber wohl in sei-
ner Rede zu den neuen Erkenntnissen äu-
ßern. TILLMANN NEUSCHELER

Die neue Champagner-Baronin


D


ie florierende Fertighausbranche
bekommt ein neues Gesicht. Der 61
Jahre alte Unternehmer Hans Volker
Noller ist am Freitag zum Präsidenten
des Bundesverbands Deutscher Fertig-
bau (BDF) gewählt worden. Er löst Jo-
hannes Schwörer ab, der das Amt insge-
samt neun Jahre lang innehatte und
nicht mehr kandidierte. Die mittelstän-
disch geprägte Branche erlebe derzeit
ein Allzeithoch, berichtete Noller, im
Hauptberuf geschäftsführender Gesell-
schafter von Fertighaus Weiss in Ober-
rot-Scheuerhalden in der Nähe von
Schwäbisch Hall. Von den im ersten
Halbjahr genehmigten Ein- und Zweifa-
milienhäusern entstehen 20,6 Prozent
als Fertigbauten. Der Anteil der Bauwei-
se, bei der Wand-, Decken- und Dachele-
mente in großen Produktionshallen in-
dustriell vorgefertigt und auf der Baustel-
le zusammengefügt werden, kletterte in
den vergangenen Jahren langsam, aber
kontinuierlich. Am höchsten ist der
Marktanteil mit 37 Prozent in Baden-
Württemberg, gefolgt von Hessen. Für
das laufende Jahr rechnet der BDF mit ei-
nem Umsatzplus von knapp 3 Prozent
auf 2,97 Milliarden Euro. Viele Unter-
nehmen seien mit ihren Aufträgen be-
reits für ein Jahr im Voraus ausgelastet,
sagte Noller. csc.

D


ie Querelen rund um den Diesel-Ab-
gasskandal und die Anklage gegen
den früheren VW-Finanzvorstand und
heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden
Hans Dieter Pötsch wegen Marktmanipu-
lation durch die Staatsanwaltschaft
Braunschweig belasten dessen Reputati-
on in Österreich offenbar nicht. Pötsch
ist zum Präsidenten der Deutschen Han-
delskammer in Österreich (DHK) be-
stellt worden. Der oberste Aufseher des
Autokonzerns wurde von der Generalver-
sammlung zum Nachfolger des Industriel-
len Dieter Hundt in der Funktion ge-
wählt, wie die Deutsche Handelskammer
am Freitag mitteilte. Der gebürtige Ober-
österreicher Pötsch studierte Wirtschafts-
ingenieurwesen an der Technischen
Hochschule in Darmstadt und war für
BMW, Trumpf GmbH & Co. KG, Traub
AG und Dürr AG tätig, bevor er im Jahr
2003 zu Volkswagen wechselte. ela.

eid. HAMBURG,18. Oktober. Die Heizöl-
preise landeten am 16. Oktober 2019 im
Durchschnitt von 15 Städten in etwa auf
dem Niveau der Vorwoche. Nach zuletzt
wieder stärkerem Bestellaufkommen ist
derzeit – auch angesichts milder Tempera-
turen – etwas mehr Ruhe bei den Heizöl-
händlern eingekehrt. Am 16. Oktober kos-
tete leichtes Heizöl im Bundesdurch-
schnitt von 15 Städten bei einer Abnahme
von 1000 Litern 76,45 Euro je 100 Liter,
bei einer Abnahme von 3000 Litern 68,50
Euro je 100 Liter und bei einer Abnahme
von 5000 Litern 67,00 Euro je 100 Liter.
Angebotspreise für Lieferungen (Premi-
um-Qualität) frei Verwendertank, alles je
100 Liter, einschließlich 19 Prozent Mehr-
wertsteuer, EBV und IWO am 16. Okto-
ber 2019. (Ausnahmen vom geplanten
Verbot für Ölheizungen, Seite 27)

lid. NEW YORK, 18. Oktober. Der von Po-
litikern und Regulierungsbehörden zu-
nehmend unter Druck gesetzte E-Zigaret-
tenhersteller Juul hat den Verkauf einiger
seiner beliebtesten Produkte auf seinem
amerikanischen Heimatmarkt vorerst aus-
gesetzt. Das Unternehmen verkauft jetzt
E-Zigaretten mit süßen und fruchtigen
Aromen wie Mango oder Crème auch auf
seiner Internetseite nicht mehr. Dies soll
so lange gelten, bis sie von der Gesund-
heitsbehörde FDA geprüft werden. In Ge-
schäften hat Juul diese vor allem bei Ju-
gendlichen sehr populären Geschmacks-
richtungen schon im vergangenen Jahr
aus den Regalen entfernt. Das Angebot
von Juul beschränkt sich damit von nun
an auf die Aromen Tabak, Minze und
Menthol. Der Verkaufsstopp gilt für Ame-
rika, auf der deutschen Internetseite des
Herstellers sind Aromen wie Mango wei-
ter erhältlich. Juul ist führender Anbieter
von E-Zigaretten in Amerika. Diese niko-
tinhaltigen Verdampfer sind aber Gegen-
stand kontroverser Diskussionen gewor-
den, zumal sie von vielen Jugendlichen ge-
nutzt werden. Die amerikanische Regie-
rung schätzt, dass mehr als ein Viertel al-
ler Schüler in Highschools, also einer Al-
tersgruppe von rund 14 bis 18 Jahren,
E-Zigaretten konsumiert. Zusätzlich in
die Defensive geraten ist Juul durch eine
Serie von Lungenerkrankungen, die mit
E-Zigaretten in Verbindung gebracht wer-
den, auch wenn deren genaue Ursache bis
heute noch nicht geklärt ist. Fast 1500 Er-
krankungen und 33 Todesfälle wurden bis-
lang von Behörden gemeldet.
Der Druck auf Juul hat sich vor Wo-
chen weiter erhöht, als der amerikanische
Präsident Donald Trump ankündigte, sei-
ne Regierung wolle den Verkauf von E-Zi-
garetten in allen Geschmacksrichtungen
außer Tabak verbieten. Demnach wären
also auch die Aromen Minze und Men-
thol nicht mehr erlaubt, die Juul fürs Ers-
te in Amerika sowohl in Geschäften als
auch online weiter verkaufen will. Kriti-
ker sagen, viele Nutzer von E-Zigaretten
würden zu Minze oder Menthol wechseln,
wenn sie keine Fruchtaromen kaufen kön-
nen. In seiner Ankündigung des Verkaufs-
stopps sprach Juul jetzt von einem „Man-
gel an Vertrauen in unsere Industrie“.
Juul hatte erst im September seine Füh-
rung ausgewechselt.

Neuer Präsident für


dieFertighäuser


Hans Dieter Pötsch


ist in Wien gefragt


Heizölpreise bewegen


sich kaum


Juul stoppt Verkauf


von E-Zigaretten


mit Fruchtaroma


Wirecard will eigene


Aktien zurückkaufen


Roland Berger lässt Biographie seines Vaters untersuchen


Die aktuellen Heizölpreise



  1. Woche 42. Woche
    Berlin 69,70-73,00 68,35-73,75
    Dresden 67,85-68,80 67,55-68,60
    Düsseldorf 67,85-74,40 69,45-73,10
    Hamburg 66,75-72,50 66,75-72,45
    Frankfurt 70,30-80,10 70,10-80,40
    Hannover 67,95-76,75 67,95-76,75
    Karlsruhe 70,35-72,45 69,40-74,00
    Leipzig 67,85-75,35 67,45-73,75
    Rostock 67,35-74,10 67,10-74,25
    München 72,45-75,20 71,75-74,85
    Stuttgart 71,60-74,80 69,30-75,05


MENSCHEN& WIRTSCHAFT


Roland Berger Foto Jan Roeder

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