Frankfurter Allgemeine Zeitung - 19.10.2019

(Nora) #1

NR. 243·SEITE 7


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt SAMSTAG, 19. OKTOBER 2019

FRANKFURT, 18. Oktober. Der „Meilen-
stein“, den die amerikanische Raum-
fahrtbehörde (Nasa) am Freitag vermel-
den konnte, sollte schon im März voll-
zogen sein. Doch am 29. März hatte es
kurzfristig ein Problem gegeben: Der für
die Astronautin Anne McClain vorgese-
hene Raumanzug passte ihr nicht mehr.
So übernahm der Amerikaner Tyler
Hague McClains Platz und verließ zusam-
men mit Christina Koch die Internationa-
le Raumstation (ISS) für einen sogenann-
ten Weltraumspaziergang.
Was im März nicht gelang – „Sicher-
heit geht vor“, schrieb die Nasa da-
mals –, glückte nun ein halbes Jahr spä-
ter: Erstmals schickte die Besatzung der
ISS am Freitag zwei Frauen allein auf ei-
nen Außenbordeinsatz. Allerdings hatte
die ehemalige Rugby-Nationalspielerin
der Vereinigten Staaten Anne McClain
ihre Chance verspielt. Sie hatte als Mit-
glied der ISS-Expeditionen Nummer 57,
58 und 59 die Station am 25. Juni verlas-
sen – nach zwei Außeneinsätzen mit
jeweils einem männlichen Kollegen.
Anfang Oktober hat die 61. Mission
begonnen. Sie besteht aus vier Männern
und zwei Frauen, die nun Geschichte
schreiben durften: Die Bordingenieurin-
nen Christina Koch und Jessica Meir ver-
ließen am Freitagnachmittag die Station,
um einen Stromregler an der Außen-
wand zu reparieren. Für den Routineein-
satz waren sechs Stunden angesetzt.
Außenbordeinsätze gab es schon vie-
le, nach Nasa-Angaben exakt 221. Nur
an 15 waren bisher Frauen beteiligt, 14
von ihnen waren Amerikanerinnen. Die
Raumfahrtbehörde ist sichtlich bemüht,
Versäumtes aufzuholen, auch mit Blick
auf die geplante nächste Mondmission,
die 2024 „die erste Frau und den nächs-
ten Mann“ auf den Erdtrabanten bringen

soll, wie die Nasa schreibt. Der Einsatz
der beiden Frauen sei allerdings nicht
von langer Hand geplant gewesen. „Es
lief darauf hinaus, weil die Zahl weib-
licher Astronauten immer mehr zuge-
nommen hat.“ Als Koch und Meir 2013
für das Nasa-Programm ausgewählt wur-
den, saßen erstmals in einer Ausbildungs-
klasse künftiger Nasa-Astronauten ge-
nauso viele Frauen wie Männer.
Außeneinsätze in rund 400 Kilometer
Höhe über der Erde sind nicht nur gefähr-
lich, sondern auch besonders anstren-
gend. Stundenlang müssen die Raumfah-
rer in ihren klobigen Anzügen der Schwe-
relosigkeit trotzen, dabei verbrennen sie
ähnlich viele Kalorien wie ein Marathon-
läufer. Darum werden laut Nasa stets
auch nur die Astronauten ausgewählt,
die am jeweiligen Tag für den jeweiligen
Einsatz am besten vorbereitet sind.
Christina Koch, 40 Jahre alt und Teil
der ISS-Missionen 59 bis 61, könnte
schon bald ein weiteres Mal Raumfahrt-
geschichte schreiben: Die Amerikanerin
soll rund 330 Tage ohne Unterbrechung
im All bleiben, so lange wie keine Frau
vor ihr. PETER-PHILIPP SCHMITT

LA PAZ, 18. Oktober. Dramatische Sze-
nen haben sich am Donnerstag in der
mexikanischen Stadt Culiacán im Bun-
desstaat Sinaloa abgespielt. Eine Kon-
frontation zwischen Mitgliedern des
Sinaloa-Kartells und Sicherheitskräften
verwandelte die Stadt in einen Kriegs-
schauplatz. Auf Videos in den sozialen
Netzwerken waren schwerbewaffnete
Kartellmitglieder zu sehen, die die Bevöl-
kerung terrorisierten. Einwohner der
Stadt flohen in Panik vor den Gangstern,
die teilweise ziellos um sich schossen.
Alles begann mit einer routinemäßi-
gen Patrouille einer Einheit von rund
30 Soldaten der Nationalgarde und der
Armee. Laut der Schilderung des mexika-

nischen Verteidigungsministers Alfonso
Durazo gerieten die Soldaten unter
Beschuss. Es gelang ihnen in der Folge,
das Haus, aus dem die Schüsse kamen,
unter Kontrolle zu bringen und vier
Männer festzunehmen.
Bei einem dieser Männer handelte es
sich um Ovidio Guzmán López, den
Sohn des berüchtigten Kartellbosses El
Chapo, bürgerlich Joaquín Guzmán, der
in den Vereinigten Staaten eine lebens-
lange Haftstrafe verbüßt. Ovidio Guz-
mán López soll inzwischen einer der
Köpfe des Sinaloa-Kartells sein.
Die Reaktion des Kartells auf die
offenbar nicht geplante Aktion der
Armee war heftig. Nach den Aussagen
eines gut informierten früheren Regie-
rungsmitarbeiters sollen die Kartell-
mitglieder mehrere Soldaten als Geiseln
genommen und mindestens zwei Videos
an das örtliche Militärkommando ge-
schickt haben, auf denen unter anderem
die Exekution eines Soldaten zu sehen
war. Ovidio Guzmán López wurde dar-
aufhin offenbar wieder freigelassen. Die
Anweisung soll von höchster Regierungs-
ebene gekommen sein. Der Verteidi-
gungsminister sprach lediglich von ei-
nem „Abbruch der Operation“, um die
Bevölkerung der Stadt zu schützen. Ein
Anwalt der Familie Guzmán bestätigte,
dass Ovidio Guzmán López wiederauf-
getaucht sei. „Er ist frei“, sagte der An-
walt in einem Fernsehinterview.

Culiacán gilt als eine der Hochburgen
des Sinaloa-Kartells, die Menschen in
der Millionenmetropole sind einiges ge-
wohnt. Was sich am Donnerstag abspiel-
te, war jedoch auch für dortige Verhält-
nisse außergewöhnlich. Die Stadt war
am Donnerstag wie ausgestorben, Ge-
schäfte und Restaurants blieben geschlos-
sen. Die Bevölkerung blieb aus Angst in
ihren Wohnhäusern. Der Betrieb des
Flughafens wurde eingestellt und ein
Spiel der mexikanischen Fußball-Liga
abgesagt. Von offizieller Seite wurde zu-
dem ein Gefängnisausbruch bestätigt,
bei dem rund 20 Häftlinge entkamen.
Die Schulen in Culiacán sowie mehrere

öffentliche Einrichtungen Amtsstellen
blieben auch am Freitag geschlossen.
Die unvorbereitete Aktion und die an-
schließende Freilassung von Ovidio Guz-
mán López, die einer Kapitulation gleich-
kam, wird von Sicherheitsexperten als
ein Desaster für die Regierung einge-
stuft. Die Ereignisse zeigen nicht nur,
dass die Kartelle bereit sind, die Konfron-
tation mit den Sicherheitskräften aufzu-
nehmen – sie sind ihnen offenbar auch
überlegen. Und es war nicht der erste
blutige Tag in dieser Woche in Mexiko.
Schon am Montag waren im Bundesstaat
Michoacán 13 Polizisten von mutmaßli-
chen Mitgliedern des berüchtigten Jalis-
co-Kartells ermordet worden. Tags dar-
auf wurden im Bundesstaat Guerrero ein
Soldat sowie 14 mutmaßliche Kartellmit-
glieder bei einer Schießerei getötet.
Verteidigungsminister Durazo hatte
Anfang der Woche noch von einem
„Wendepunkt“ gesprochen, da die neues-
ten Gewaltstatistiken zwar keinen Rück-
gang, doch einen weniger raschen An-
stieg der Mordrate zeigten als noch im
Vorjahr. Sie bewegt sich aber weiterhin
auf einem extrem hohen Niveau. Die
Regierung von Präsident Andrés Manuel
López Obrador, die versprochen hat, die
Zahl der Gewalttaten zu senken und der
Korruption den Kampf anzusagen, steht
zusehends unter Druck. Präsident López
Obrador kann nach fast einem Jahr im
Amt in der Gewaltbekämpfung kaum
Resultate vorweisen.

Prinz Williamund seine Frau Kate sind
bei ihrem Besuch in Pakistan in Turbulen-
zen geraten. Ihr Flugzeug konnte in der
Nacht zu Freitag wegen eines starken
Sturms nicht wie geplant in der Haupt-
stadt Islamabad landen. Laut einem Spre-
cher der britischen Botschaft in Pakistan
musste das Flugzeug der Royal Air Force
zweimal die Landung abbrechen. Auf
Empfehlung der örtlichen Zivilluftfahrt-
behörde sei das britische Paar schließlich
in die östliche Stadt Lahore zurück-
gekehrt und habe die Nacht dort ver-
bracht. Nach Angaben der britischen Jour-
nalistin Rebecca English, die das Paar be-
gleitet, versuchte der Pilot, inmitten
„schrecklicher Blitze und Turbulenzen“
auf zwei Flughäfen zu landen. William
habe sich bei den mitreisenden Journalis-
ten anschließend erkundigt, ob es allen
gutgehe, und gescherzt, dass er geflogen
sei, schrieb English auf Twitter. (dpa)
Robbie Williamsveröffentlicht erstmals
in seiner Karriere ein Album mit Weih-
nachtsliedern und singt darauf auch ein
Duett mit Helene Fischer. Das kündigte
der 45 Jahre alte Sänger am Freitag an.
Auf dem Doppelalbum „The Christmas
Present“, das am 22. November erschei-
nen soll, gibt Williams mit der deutschen
Schlagersängerin den Eartha-Kitt-Klassi-
ker „Santa Baby“ zum Besten. Helene
Fischer sei „unglaublich talentiert und un-
glaublich hübsch“ und habe „eine groß-
artige Stimme“, sagte Williams in Lon-
don. „In ihrer Gesellschaft habe ich mich
immer wohl gefühlt.“ (dpa)
Ditte Bandiniaus Heidelberg hat eine
neue Art aus der Gattung der Risspilze
entdeckt. Auf Entdeckungstour im Ge-
biet der Sandgrube Mauer bei Heidelberg
habe die Hobby-Pilzforscherin den bis zu
fünf Zentimeter hohen Lamellenpilz mit
hellbrauner Kappe gefunden, teilte Bandi-
ni mit. Den Heidelberg-Risspilz hat die
Pilzfachfrau Inocybe heidelbergensis ge-
nannt. Der Fundort ist dieselbe Sandgru-
be, in der 1907 der erste bekannte Unter-
kieferknochen des Homo heidelbergensis
entdeckt wurde. Nach Bandinis Worten
ist der „wunderschöne“ Heidelberg-Riss-
pilz die 14. von ihr entdeckte neue Art.
Ob er giftig sei, sei noch unklar. (dpa)
Bill Clintonverdankt seiner Frau Hillary ei-
nes seiner Hobbys. Während des gemein-
samen Jura-Studiums habe sie zu ihm ge-
sagt: „,Weißt du, ich finde, du solltest mit
dem Laufen anfangen.‘ Davor hatte ich
das nicht getan“, sagte der 73 Jahre alte
frühere amerikanische Präsident am Don-
nerstag in New York beim „Time 100
Health Summit“, dem Gesundheitsgipfel
des Magazins „Time“. „Ich bin normaler-
weise 32 bis 40 Kilometer pro Woche ge-
laufen, nie mehr als etwa 14 Kilometer am
Stück. Aber ich war ein passionierter Läu-
fer.“ Auf die Frage, was er rückblickend än-
dern würde an seinem Gesundheitsverhal-
ten, antwortete Clinton: „Ich würde viel
weniger Frittiertes essen.“ (dpa)

Das Weltall wird weiblicher


Erstmals absolvieren zwei Frauen einen Außeneinsatz


F.A.Z. HAMBURG, 18. Oktober. Nach
derFrau, die am vergangenen Wochenen-
de in Norddeutschland mit ihrem Kind
verschwunden ist, wird weiter gesucht.
Zunächst war ein erweiterter Suizid ver-
mutet worden. Nun nehmen die Ermitt-
ler an, dass sie sich ins Ausland abgesetzt
hat, um einer Haftstrafe zu entgehen.
Die Frau war mit ihrem achtjährigen
Sohn am Sonntagabend bei Brunsbüttel
nahe der Elbmündung verschwunden.
Die Rettungskräfte waren alarmiert wor-
den, weil die Frau einen Selbstmord an-
gekündigt haben soll und über den Elb-
deich in Richtung Wasser gegangen sei.
Die Rettungskräfte fanden später Klei-
dung, Schuhe und auch Fußspuren, die
darauf hindeuteten, dass die beiden tat-
sächlich in der Nähe des Wassers unter-
wegs waren. Es begann eine großange-
legte Suche, unter anderem mit Booten
der Wasserschutzpolizei, mit Hubschrau-
bern und Rettungshunden. Sie blieb je-
doch erfolglos und wurde eingestellt.
Am Freitag teilte ein Sprecher der Poli-

zei mit, man gehe mehreren Zeugenhin-
weisen nach. Eine heiße Spur gebe es
aber noch nicht.
Demnach gehen die Ermittler nun von
einem gezielten Verschwinden der Frau
aus. Entsprechende Hinweise haben sich
laut Polizei verdichtet. Demnach habe
die Frau zuvor ihr Konto und das ihres
Sohnes leergeräumt, ihre kompletten
Ausweispapiere dabeigehabt und den Wa-
gen zuvor verkauft. Einen Tag nach ih-
rem Verschwinden hätte sie eine Haftstra-
fe von einem Jahr und sechs Monaten
wegen mehrerer Betrugsdelikte antreten
müssen. Ein kurz zuvor von ihr beantrag-
ter Strafaufschub war abgelehnt worden.
Ein Zeuge, der am Freitag von der Poli-
zei befragt wurde, gab an, die Frau habe
ihm vor einigen Tagen Hausrat verkaufen
wollen und dabei erwähnt, dass sie ihr
Lebensumfeld verlassen und Familien-
angehörige in Spanien aufsuchen wolle.
Auch die Polizei nimmt angeblich an,
dass die Frau sich mit ihrem Sohn nach
Spanien abgesetzt habe.

BALDERSCHWANG, 18. Oktober (dpa).
In den Allgäuer Alpen ist mit hoher Wahr-
scheinlichkeit ein Bär unterwegs gewe-
sen. Eine Touristin habe am 1. Oktober
ein Foto aufgenommen, auf dem Kotspu-
ren eines Bären zu sehen seien, teilte Bay-
erns Umweltministerium am Freitag mit.
Das Foto sei den Behörden am 16. Okto-
ber zur Verfügung gestellt worden. „Mög-
licherweise handelt es sich um das Tier,
das bereits am 9. Oktober in Tirol nachge-
wiesen wurde“, heißt es in der Mitteilung
des Ministeriums weiter. In Tirol streifte
ein junger Braunbär durch die Wälder um
Reutte. Er wurde von einer Wildkamera
fotografiert. Es ist die zweite Sichtung ei-
nes Bären in dieser Gegend in diesem
Jahr. Das jetzt gesichtete Tier soll nach
Einschätzung von Experten ein Jungtier
mit gutmütiger Erscheinung sein. Es ver-
halte sich „arttypisch scheu und unauffäl-
lig“, teilte das Landesamt für Umwelt mit.
Möglicherweise stammt der Bär aus dem
Trentino. Die italienische Alpenregion
liegt etwa 120 Kilometer entfernt.

RUINERWOLD, 18. Oktober. Am späten
Donnerstagabend steht Roger de Groot in
der Garage eines Polizeihochhauses in der
niederländischen Gemeinde Assen und be-
antwortet Fragen. De Groot ist Bürger-
meister des 50 Kilometer entfernt liegen-
den Ortes Ruinerwold, wo in dieser Wo-
che auf einem verlassen wirkenden Bau-
ernhof eine Familie entdeckt wurde, die
dort offenbar seit Jahren isoliert lebte. An-
fang der Woche war der Mieter des Hofs
verhaftet worden – und am Donnerstag
dann auch der mutmaßliche Familienva-
ter, der in dem Haus gemeinsam mit sechs
Kindern gehaust hatte. Die Männer wer-
den der Freiheitsberaubung, Misshand-
lung und Geldwäsche verdächtigt.
Was denkt der Bürgermeister des
4000-Einwohner-Dorfs über den Fall?
„Ich mache mir Sorgen um die Menschen
in Ruinerwold“, sagt de Groot. „Eigent-
lich ist das eine sehr enge Gemeinschaft,
jeder kennt jeden. Die Leute verstehen
deswegen nicht, wie das vor ihren Augen
passieren konnte.“ Bei einer Bürger-
versammlung in dieser Woche habe er die
Menschen über den Ermittlungsstand in-
formiert. „Die Leute konnten über ihre Ge-
fühle sprechen. Am wichtigsten für sie ist
es jetzt, Antworten zu bekommen: Wie
konnte das passieren?“
Für Antworten dieser Art ist am Don-
nerstagabend nicht de Groot zuständig,
sondern eine Polizeisprecherin. Sie steht
in einer anderen Ecke der kalten Garage
und liest die Pressemitteilung vor, deret-
wegen hier zu später Stunde noch einmal
viele Journalisten erschienen sind: „Heute
haben wir einen zweiten Verdächtigen in
der Ruinerwold-Untersuchung festgenom-
men. Es ist der Vater, der auf dem Hof ge-
funden wurde. Die anderen sechs Perso-
nen sollen seine Kinder sein.“ Sie sind an-
geblich zwischen 18 und 25 Jahre alt, aller-
dings sind sie nicht in der niederländi-
schen „Personal Records Database“ regis-


triert. Daher werden die Identitäten wei-
ter überprüft. „Wir haben Grund zu der
Annahme, dass die Kinder nicht freiwillig
in dem Haus geblieben sind“, sagt die Spre-
cherin. Der Vater wird der Misshandlung
verdächtigt, weil er ihnen möglicherweise
ärztliche Versorgung vorenthalten habe.
Auf dem abgelegenen Hof in der Pro-
vinz Drenthe fanden die Ermittler auch
eine große Summe Bargeld. Da die Her-
kunft nicht bekannt ist, wird der Vater
der Geldwäsche verdächtigt. Was über
die Mutter der Kinder bekannt ist? „Sie
soll 2004 gestorben sein, bestätigt ist das
aber noch nicht“, sagt die Sprecherin.
Dann räumt sie noch mit einigen Le-
genden auf: Die sechs Personen sprechen
nicht in einer Phantasiesprache, wie es in
manchen Berichten hieß. „Sie können
sprechen und schreiben, und beides kön-
nen sie gut.“ Der mutmaßliche Vater sei
nicht 58 Jahre alt, wie zunächst berich-
tet, sondern 67. Dass er nach einem
Schlaganfall bettlägerig sei, will die Poli-
zeisprecherin auch nicht bestätigen: „Er
hat gesundheitliche Probleme, mehr
kann ich dazu nicht sagen.“
Er soll Berichten zufolge jetzt im Kel-
ler dieses Polizeihochhauses in Assen in-
haftiert sein, im selben Zellentrakt wie
der 58 Jahre alte Josef B., der aus Öster-
reich stammende Mieter des Hofes. Die-
ser war am Montag zunächst wegen Be-
hinderung der polizeilichen Ermittlun-
gen festgenommen worden. Mittlerweile
werden auch ihm Freiheitsentzug und
Geldwäsche vorgeworfen, am Donners-
tag wurde Haftbefehl erlassen.
Die Polizei untersucht, ob eine bestimm-
te Religion oder Philosophie die Ursache
für die Lebenssituation auf dem Hof ist.
Zumindest der Vater der Kinder war ein-
mal Mitglied einer Sekte. Ein Sprecher der
sogenannten Vereinigungskirche des
selbsternannten und bereits verstorbenen
koreanischen „Messias“ Sun Myung Moon
bestätigte, dass der Mann Mitte der achtzi-
ger Jahre „kurz“ Mitglied gewesen sei und
dass er an „psychischen Problemen“ gelit-
ten habe. Laut „De Telegraaf“ sagte ein
Verwandter des Vaters, die Sekte habe
den heute Verdächtigen bereits vor 30 Jah-
ren wegen seiner „wahnwitzigen Ideen“
ausgeschlossen.
Zu der Familie sollen noch drei weite-
re Kinder gehören. Sie seien bereits vor
acht Jahren geflohen, hieß es in einer
Erklärung von Angehörigen, die nieder-
ländische Medien veröffentlichten. Dem-
nach hatte der Vater schon vor Jahren
den Kontakt zu seiner Familie abgebro-
chen. Ein 25 Jahre alter Sohn hatte den
Fall überhaupt erst ans Licht gebracht,
als er am Sonntagabend in der Dorf-
kneipe in Ruinerwold um Hilfe bat. Seit-
dem herrscht laut Bürgermeister de
Groot in dem Ort „Fassungslosigkeit und
Ohnmacht“. SEBASTIAN EDER


Kurze Meldungen


NEW YORK, 18. Oktober (dpa).Seitden
dreißiger Jahren saßen Zehntausende
Kriminelle im berüchtigten New Yorker
Gefängnis Rikers Island ein – nun will
die Stadt die riesige Haftanstalt schlie-
ßen. Der Stadtrat genehmigte am Don-
nerstag Pläne, Rikers Island bis 2026
durch vier kleinere Gefängnisse in den
Stadtteilen Manhattan, Brooklyn,
Queens und der Bronx zu ersetzen, wie
örtliche Medien übereinstimmend berich-
teten. Als Grund für das Acht-Milliar-
den-Dollar-Projekt wird angegeben, dass
Massenhaftanstalten wie Rikers Island
mit seinen 10 000 Betten nicht mehr zeit-
gemäß seien. Immer wieder wurden in
dem Gefängnis Gewalt und Misshand-
lung von Insassen angeprangert – vor al-
lem dunkelhäutige Menschen und Hispa-
nics sollen betroffen gewesen sein. Zur
Zeit sitzen nach Medienangaben etwa
7000 Menschen in der Anstalt auf der
Insel im East River zwischen Queens und
der Bronx ein. Die vier neuen Gefängnis-
se sollen besser ausgestattet sein und ins-
gesamt nur über 3300 Betten verfügen;
die sinkende Kriminalitätsrate in der
Stadt soll auch die Zahl der Eingesperr-
ten verringern.

Schlacht um El Chapos Sohn


Nach der Festnahme


eines Kartellbosses


spielen sich in der


mexikanischen Stadt


Culiacán Szenen wie


im Krieg ab – und


die Armee lässt den


Verbrecher wieder frei.


Von Tjerk Brühwiller


Nach Spanien abgesetzt?


Frau und Sohn wohl doch nicht im Watt verschwunden


New York schließt


berüchtigtes


Gefängnis


Bärenkot in den


Allgäuer Alpen entdeckt


Vor ihrem Einsatz:Jessica Meir (links)
und Christina Koch in der ISS Foto dpa

Der Vater rückt


in den Fokus


der Ermittler


Weitere Details und viele


offene Fragen in Ruinerwold


Bürgermeister:Roger de Groot Foto AFP


Inferno in den Straßen:Bei den Kämpfen zwischen der Armee und Kartellmitgliedern wurden auch zahlreiche Fahrzeuge angezündet. Foto Epa


Schwer bewaffnet:Kartellmitglieder in
Culiacán Foto Reuters

Suchaktion:Erste Hinweise deuteten auf ein Verschwinden im Watt hin. Foto dpa

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