SIMONE BILES
FOCUS 42/2019 31
I
mmer wieder muss Simone Biles
die Frage beantworten, was ihr
durch den Kopf geht, wenn sie
abhebt zu einem dieser Sprünge,
der alle Gesetze der Schwerkraft
aufzuheben scheint. Zum dreifach
gehockten Doppelsalto etwa, der
nach ihrem ersten Auftritt bei der
Stuttgarter Turn-WM als „Biles II (J)“ ins
Turner-Vokabular einging. „Nichts“, ant-
wortet sie dann und lächelt. „Die Farben
der Hallendecke, des Publikums und des
Bodens verschwimmen ineinander. Dann
lande ich. Das war’s.“ Andere Turnerin-
nen zählen während des Flugs, um die
Orientierung nicht zu verlieren. „Simone
braucht das nicht, sie weiß immer, wo
sie gerade fliegt“, sagt Biles’ ehemalige
Trainerin Aimee Boorman.
Mehr Sprungkraft als Michael Jordan,
dominanter als Serena Williams
Simone Biles ist eine Sportlerin, wie sie
nur alle paar Jahrzehnte geboren wird.
Niemand in ihrer Branche bezweifelt,
dass sie die beste Turnerin aller Zeiten
ist. Nadia Comaneci, die vielleicht ele-
ganteste Vorgängerin, ist ein Fan. Und
Swetlana Chorkina, die zweite in der
Kunstturner unter sich
Seit gut zwei Jahren ist Stacey Ervin der Mann
an Simone Biles’ Seite. Der drei Jahre ältere
Ervin war Mitglied im Nationalteam der USA
Daheim auf
der Matte
In der
Trainings-
halle im
texanischen
Spring
entwirft
Biles ihre
einzigarti-
gen Turn-
elemente
Abgehoben
Simone Biles turnt
in ihrer eigenen
Liga und hält auch
am Schwebebalken
Höchstschwierig-
keiten bereit – etwa
den Doppel-Doppel,
der aus zwei
Umdrehungen und
einem Doppelsalto
besteht