MOBILITÄT Freitag, 25. Oktober 2019
Runde Glubschaugen und ausgestellteKotflügelcharakterisieren den NissanJuke.PD
Ganz schön gross
DerneueNissan Juke polarisiert
deutlich weniger als das Vorgängermodell.
KLAUS JUSTEN
Als Nissan zu Beginn desJahrzehnts
denJuke auf den Markt brachte, rieben
sich Branchenkenner verwundert die
Augen: Sehr expressiv war der B-Seg-
ment-Crossover geraten; dennoch hat
Nissan mehr als eine MillionJuke der
ersten Generation weltweit abgesetzt.
Bis zu 2500 Exemplare proJahr wurden
allein in der Schweiz immatrikuliert,vor
allem die leistungsstarken Nismo-Ver-
sionenfanden Abnehmer.
An diese Erfolge will Nissanmit dem
neuenJuke anknüpfen, der deutlich run-
der und erwachsener geraten ist. Ge-
wachsen auf 4,21MeterLänge, stimmige
Proportionen, nichts, was einen Interes-
senten abschreckenkönnte.Voll-LED-
Scheinwerfer vorne und scharf geschnit-
tene LED-Rückleuchten prägen die
Optik. Ein hübsch anzuschauender klei-
ner SUV,aber mit einem Plus an Nutz-
wert: DerKofferraum ist auf 422 Liter
angewachsen,das sind 68 Liter mehr als
beimVorgänger. Wenn dieRücksitze
umgelegt werden,ergibtn sich ein durch-
gehenderLadeboden mit einemVolu-
men von bis zu 1305 Litern.
Der um 106 Millimeter verlängerte
Radstand (2,64 Meter) bringt vor allem
den hinterenPassagieren mehr Knie-
raum, und trotz der abfallendenDach-
liniekönnen auch grösser gewachsene
Menschen bequem einsteigen. Die hohe
Dachform sorgt vor allem vorne für ein
grosszügigesRaumgefühl.
Die am Armaturenbrett verbauten
Materialien fassen sich weich und ange-
nehm an–einzelne Interieurkombina-
tionen wie die optionalen orangefarbe-
nenApplikationenverlangen jedoch
etwas Mut zum Modischen. Neben klas-
sischen, analogenRundinstrumenten
wird das Armaturenbrett von dem hoch
aufgesetztenTouchscreen (8 Zoll) domi-
niert. Die Bedienelemente sind spür-
bar näher an denFahrer gerückt; so las-
sen sich zum Beispiel dieAussenspiegel
jetzt elektrisch verstellen, ohne sich da-
bei zum Schalter vorbeugen zu müssen.
1400 verkaufteAutos hat sich Clau-
dia Meyer, Chefin des Schweizer Impor-
teurs, für daskommendeJahr als Ziel
gesetzt. Dies in einem harten Umfeld:
24 Wettbewerberkonkurrieren im B-
Segment, vor zehnJahren waren es nur
- Heute entstammt jedes zehnte neue
Auto dieserFahrzeugkategorie. Kla-
rer Trend dabei:«DieKunden fragen
4×2-Antrieb nach, Allradantrieb spielt
in den grösserenFahrzeugklassen eine
Rolle», sagt Meyer.
Nissan verabschiedet sich in Europa
vom Diesel, und das engt die Motoren-
auswahl für denJuke erkennbar ein.Den
Juke gibt es ausschliesslich mit dem Drei-
zylinder-Turbobenziner, der aus einem
Liter Hubraum 117 PS mobilisiert.Das
tut er durchaus angenehm,auch wenn er
mit 180 Nmkein Drehmomentriese ist.
Kurzfristig lässt sich durch einen beherz-
ten Tritt aufs Gaspedal per Overboost
das Drehmoment auf 200 Nm steigern.
Das reicht bequem für das Mittelland, im
bergigen Geläuf verliert derJuke aber
spürbar anTemperament.
Wahlmöglichkeiten haben dieKun-
denbeim Getriebe:Das manuelle Sechs-
ganggetriebe lässt sich leicht und genau
schalten, verlangt aber nach einem akti-
venFahrer. In der Schweiz erwartet
Claudia Meyer deshalb, dass sich rund
85 Prozent der Käufer für das Dop-
pelkupplungsgetriebe mit sieben Gän-
gen entscheiden. Antriebsalternativen
könnte es imLauf desJahres durch ein
Hybridmodell geben.
Die Preisliste für den neuen Nissan
Juke, der ab Ende November eingeführt
wird, startet bei 21 490Franken für das
BasismodellVisia mit Sechsganghand-
schaltung. Diese Modellversion wird in
der Schweiz aber vermutlich selten auf
den Strassen zu finden sein. Dies nicht
nur wegen der Doppelkupplungspräfe-
renzen der Käufer (ab 25190 Franken
in der LinieVisia), sondern auch, weil
sie laut den Prognosen des Importeurs
zu mehr als 80 Prozent dieToplinien
Tekna oder N-Design wählen dürften.
Hier liegen die Preise für die gut aus-
gestattetenFahrzeuge dann bei knapp
unter 31 000 Franken.
Immer sachte mit den jungen Pfer-
den! Der Umgang mit Modellen aus
dem englischen Crewe ist stets etwas
ganz Besonderes – schon weil es für die
meisten von uns ein seltenesAufeinan-
dertreffenist. Da ist es vielleicht ganz
gut, wenn man erst einmal Platzauf
dem Hintersitz nimmt. Einekomforta-
blereArt des automobilenReisens gibt
es nicht als imFond des neuen Bentley
Flying Spur,der nach seinerLancierung
als Continental Flying Spur 2005 und
der Präsentation der Generation zwei
im Jahr 2013 demnächst in neuerAuf-
lage auf die Strassekommt.
Beim Einsteigen macht der Geruch
vonfeinem Leder schon Lust auf das
bevorstehendeFahrerlebnis. Die schon
fast grenzenlose Beinfreiheit, der weite
Kopfraum und dieForm der Sitze ver-
sprechen Mitfahrkomfort vomFeinsten.
Selbstverständlich sinddieRücksitze
vielfach verstellbar sowie kühl- und be-
heizbar, und dieKopfstützen sind nicht
einfach Schleudertraumaverhinderer,
sondern weich gepolsterte Kissen. Und
natürlich fehlen auch das persönliche
Infotainmentsystem und die Bedienung
für Sonnenblenden, Sitzmassagefunk-
tion und Klimaanlage nicht.
WeiterePreziosen des Innenraums
entdeckt der Chauffeur: etwa das dreh-
bare Display, mit dem er wahlweise
einen 12,3-Zoll-Touchscreen mit Navi-
gati on undvielen Einstellungsmöglich-
keiten oder aber drei Analoginstru-
mente anstelle der blankenArmaturen-
brettblende heranholen kann.Inspiriert
vom KonzeptfahrzeugBentley EXP
10 Speed 6, sind im neuen Flying Spur
erstmals in einem Bentley-Serienfahr-
zeug Leder- oder Holzverkleidungen
mit der sogenannten Diamant-Quilt-Oberflächenstruktur lieferbar. Und
selbstverständlich gibt es auchreich-
lich Assistenzsysteme: Sämtliche geläu-
figen Assists sind vorhanden – inklusive
Head-up-Display und Nachtsichtfunk-
tion bis 300 Meter.Vorklimatisieren ist
ebenso möglich wie Suchen oderVerrie-
geln desFahrzeugs via Smartphone.
Das noch immer klassische Limou-
sine n-Styling hat Chefdesigner Stefan
Sielaffdezent, aber nachhaltig erneuert.
«Ausgewogene Proportionen spielen die
grössteRolle bei der Beurteilung einer
Autokarosserie», kommentiert der Deut-
sche mitAudi- und Mercedes-Vergan-
genheit seine neuste Kreation. «Dabei
waren dieVerlängerung desRadstandes
und die kurzen Überhängeganz wesent-
lich.» Einem gefälligenÄusseren eben-
falls sehr förderlich sind die 21-Zoll-Rä-
der; aufWunsch gibt es sogar solche mit
22 ZollDurchmesser. Mehr als Desi-
gner-Gimmick dagegen darf das vorne
auf der Motorhaube platzierte versenk-
bare Flying-B-Emblem betrachtet wer-
den.Nach langer Zeit prangt also wieder
eine Kleinskulptur vorne auf der Haube.Noch besser:selberfahren
War am Anfang noch ehrfurchtsvolle
Zurückhaltung angesagt,kommt schon
bald derWunsch auf, die jungen Pferde
etwasrassiger laufen zu lassen: Chauf-
feurJohann soll denFahrersitzräumen.
Danach beweist der viersitzige Bent-
ley Flying Spur schnell, dass er nicht
die typische Chauffeur-Limousine ist, in
der es sich der Besitzer hintenrechts be-
qu em macht – und Mails erledigt oder
Telefongespräche führt.
Von zentraler Bedeutung für den
Flying Spur III ist die neueTechnik,Die im Innenraum
verbauten Materialien
fassen sich weich an –
mancheKombinationen
verlangen aber Mut
zum Modischen.
Modellempfehlung
NissanJuke DIG-T117 DCT
Hubraum 999 cm3
Motorbauart R3, Benzin,Turbo
Antrieb/Getriebe FWD/D7
Leistung 86 kW / 117 PS
Max. Drehmoment 180 Nm / 1750–4000 U./min
(Overboost 200 Nm / 1750–3750)
Länge/Breite/Höhe 4,21/1,98/1,60 m
Leergewicht 1276 kg
0–100 km/h 11,1 s
EU-Normverbrauch 5,2 l / 100 km
CO 2 -Emission 118 g / km
Energieklasse D
Basispreis 25 190 FrankenDer2240 Kilogramm schwereBentley Flying Spur beschleunigt aus dem Stand inwenigerals vier Sekunden auf 100Kilometer proStunde. BILDER PDJohann, ich übernehme!
Bentley lanciert die dritte Generation des Flyi ng Spur. Nebendem traditionell hochstehenden Komfort
zeigt der Neuling ein sportliches Leistungsvermögen. VON STEPHAN HAURI
Das Interieur strahlt mehr als nur einen
Hauchvon Luxusaus.62 63