Die Zeit - 17.10.2019

(Kiana) #1

Von Tillmann Prüfer


Mode will nicht nur Menschen anziehen, sondern auch den Zeit-
geist widerspiegeln. Sie muss die Wünsche oder auch Ängste der


Menschen reflektieren, um erfolgreich zu sein. Zurzeit denkt die
ganze Welt über das Klima nach, über Ressourcenverschwendung


und CO₂-Emissionen. Und da möchte auch die Mode auf der Seite
der Guten sein. Wer in den vergangenen Wochen auf den Schauen


in Paris und Mailand war, der konnte viele Beispiele sehen, wie
Modemarken heute versuchen, zeitgemäß zu sein. Stella McCartney


präsentierte sich als eine Art Greta der Laufstege und rief bei ihrer
Schau auf Zetteln dazu auf, sie bei ihrem Kampf um eine umwelt-


freundliche Mode zu unterstützen (als ob man einen signifikan-
ten Beitrag zur Rettung der Welt leistet, indem man Kleider mit


Kunstlederbesatz für 2500 Euro kauft). Bei Louis Vuitton war der
Pavillon, in dem die Models aufliefen, aus blankem Holz, was wohl


die Kompostierbarkeit betonen sollte. Und bei Marni fehlte nicht
der Hinweis, dass die Dekoration der Modeschau aus Plastik ge-


fertigt wurde, das aus dem Ozean gefischt worden war. Und schon
zu Beginn der Schauen hatte der Modekonzern Kering bekannt


gegeben, künftig alle CO₂-Emissionen zu kompensieren und sich
an Wiederaufforstungsmaßnahmen zu beteiligen. Aber auch Un-


ternehmen, die nicht in den Fashion-Metropolen auftreten, be-
mühen sich, umweltfreundlicher zu werden. So hat der deutsche


Hemdenhersteller Olymp erklärt, nun 40 Prozent der verarbeiteten
Baumwolle aus nachhaltiger Produktion zu beziehen.


Das Beste für die Umwelt ist es allerdings nicht, Mode von Mar-
ken zu kaufen, die sich bemühen, möglichst ressourcenschonend


zu sein. Am umweltfreundlichsten ist es, keine Mode zu kaufen.
Mode ist ein Neuzeitphänomen. Bevor es Mode gab, gab es Klei-


dung. In vorindustriellen Zeiten hatten die Menschen im Durch-
schnitt nur wenige Garnituren – und die pflegten und flickten sie,


so gut sie konnten. Sich im Sinne einer bestimmten Konvention
zu kleiden, war nur den Eliten möglich. Erst mit der Massenferti-


gung wurde Mode zu einem Phänomen der ganzen Gesellschaft.
Nun konnte man plötzlich Kleidungsstücke ablegen, weil sie nicht


mehr en vogue waren – und nicht etwa, weil sie kaputt waren.
Davor waren die Mittel schlicht zu knapp, als dass etwas aus der


Mode hätte kommen können. Der Aufstieg der globalen Mode-
industrie verlief also ziemlich kongruent zum Ausstoß von CO₂


aus den Fabriken. Heute kauft jeder Deutsche im Durchschnitt 60
Kleidungsstücke im Jahr. Alle sechs Tage eines. Schon ein bisschen


Mode weniger könnte dem Planeten ganz guttun.


Okay für die Umwelt


Stil

Heutzutage telefonieren die meisten Menschen ja mit Handys,
nur im Büro greifen sie noch auf Festnetz-Telefone zurück. Die
Klassiker sind die Gigaset-Telefone, auch wir haben sie jahrelang in
der Agentur benutzt und waren damit zufrieden. Einzig die Warte-
schleifen-Melodie mit ihren 8-bit-Midi-Tönen hat etwas genervt,
mehrere Kunden haben sich darüber lustig gemacht. Als die Tele-
fone nach acht Jahren schließlich kaputtgegangen sind, ist meine
Wahl trotzdem wieder auf die Gigaset-Serie gefallen, diesmal auf
das neue Modell SL450HX.
Es ist kleiner und handlicher als unsere alten Gigaset-Modelle,
mit einem großen, schwarzen Display und einer hellen Hülle aus
Aluminium. Der Klingelton ist auch angenehmer als früher, das
Telefon merkt sich Rufnummern und zeigt, wie bei einem Handy,
die Namen von abgespeicherten Anrufern an. Die Basisstation
wird direkt an den Router angeschlossen und funktioniert über
Internet-Telefonie: Auslandstelefonate werden dadurch günstiger.
Man kann das Gerät über Blue tooth oder Micro-USB auch mit
einem Computer verbinden und Videokonferenzen abhalten. Da
die Mobilteile mit HD- Voice- Tech no lo gie ausgestattet sind, ist die
Sprachqualität sehr klar und gut.
Leider stellte sich bald heraus, dass die Telefone moderner waren
als unsere Internetverbindung. Unser Router hatte mehrere Monate
lang Verbindungsprobleme, in der Zeit hat unsere Geschäftsnummer
nur sporadisch funktioniert. Voda fone, unser Provider, schickte
einen Techniker nach dem anderen vorbei – nichts passierte. Unsere
Kunden sind durchgedreht, wir auch. Schließlich sind wir zur Tele-
kom gewechselt – seitdem können wir auch mit unseren schönen
neuen Telefonen mit der Außenwelt kommunizieren.

Mirko Borsche versucht,


über das Internet zu telefonieren


Unter Strom

Technische Daten
Größe Mobilteil:
H 130 x B 51 x T 19 mm
Gewicht Mobilteil: 104 g
2,4-Zoll-TFT-Farbdisplay
Preis: 140 Euro

Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,
schreibt jede Woche die Kolumne »Unter Strom«

Foto

Gigaset

Foto Peter Langer


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