Es geschah kurz vor dem Abspann: In
einer Folge der Casting-Show The Voice
of Germany bat einer der Kandidaten
nach seinem (erfolglosen) Vorsingen sei-
ne Freundin auf die Bühne, ging auf die
Knie, zog einen Ring hervor und frag-
te sie, ob sie seine Frau werden wolle.
Kreischseufz im Publikum, romantische
Musik, stummes Nicken der zukünfti-
gen Braut, kreisende Kamerafahrt um
das Paar. Und, selbstverständlich, immer
wieder Close- ups des einzigen weib-
lichen Jurymitglieds, denn ist ja klar:
Mädels, von so was träumt ihr doch alle!
Natürlich. Welche Frau wünscht sich
nicht, einen zutiefst privaten Moment
mit Millionen Fremden zu teilen, die
vielleicht gerade auf dem Sofa in der
Nase popeln? Mit Rosenblättern, Herz-
chenluftballons und Prosecco zum
Sound von Bon Jovis Always überschüt-
tet zu werden, so als hätte der Fragende
im nächstgelegenen Baumarkt schnell
den Fertig-Bausatz »Heiratsantrag« ge-
kauft? Im schlimmsten Fall eine viel-
leicht lebensentscheidende Frage ge-
stellt zu bekommen, bei der die ehrliche
Antwort das Gegenüber unter Umstän-
den nicht nur zutiefst enttäuschen, son-
dern angesichts der Zuschauermassen
demütigen würde? Ein Gefühl wie ein
»Romantik pur«-Wochenende im Well-
nesshotel. Oder kurz: Erpressung.
Trotzdem wird von den Zuschauern er-
wartet, dass sie diese Anträge gut finden.
Als bei The Voice der Juror Sido das Paar
schon von der Bühne bat, bevor der
Ring angesteckt werden konnte, und
dann leicht genervt auf seine Uhr blick-
te, bis auch das erledigt war, fanden sei-
ne Jurykollegen das äußerst unpassend.
Denn wenn auch der Antrag selbst
vielleicht nicht gefällt, so soll doch zu-
mindest der Mut gewürdigt werden, vor
so vielen Menschen seine Gefühle of-
fenbart zu haben. Dabei ist es doch wie
bei einem Sprung vom Zehnmeterbrett:
Wenn alle zuschauen, ist der Druck so
groß, dass man es eben einfach macht.
Wer Wochen vorher mit einem Fern-
sehsender alles abgesprochen hat, kann
nicht mehr zurück. Viel mehr Mut ge-
hört dazu, den anderen unter vier Au-
gen die große Frage zu fragen.
Statt Mut offenbart sich im öffentlichen
Antrag vielmehr die Geltungssucht: Bei
You Tube finden sich zahlreiche Videos
mit Titeln wie »spektakulärer/aufwen-
digster/schönster Heiratsantrag«. Da
könnte man als Gefragte/-r schon auf
die Idee kommen: Moment mal, geht
es hier eigentlich um mich – oder viel-
leicht darum, in die ewige Hitliste der
besten Anträge zu kommen?
Sido kommentierte die Reaktion seiner
Kollegen übrigens mit einem Achsel-
zucken und sagte dann in seinem fest-
lichen Trainingsanzug den einzigen,
sehr einfachen, sehr wahren Satz, den
sich alle merken sollten, die demnächst
Ähnliches vorhaben: »Musst du dir halt
überlegen, wo du das machst.«
Von Anna Kemper
Gesellschaftskritik ÜBER HEIRATSANTRÄGE
Der Rapper Sido hält nichts von
öffentlicher Romantik,
schon gar nicht in seiner Show
Foto
Patrick Albertini / Euroleague Basketball / Getty Images
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