Architectural Digest Germany - 11.2019

(coco) #1

D


as also ist Carskiey. Ein ganz schön weiter Weg hierher!
Lisa Ephson:Wir sind an der Spitze der Kintyre-Halbinsel, vom
Strand kann man die Küste Nordirlands sehen. Von Glasgow geht
es mit einem kleinen Flugzeug rüber nach Kintyre, oder man fährt
noch mal d rei Stunden mit dem Auto, vorbei an Loch Lomond –
eine spektakuläre Strecke! Irgendwann kommt man an einen
Punkt, an dem die meisten rechts abbiegen. Wir fahren nach links.
Und p lötzlich gibt es sogar Palmen ...
Hier h errscht eine Art Mikroklima, weil wir so nah am Golfstrom
sind, deshalb wachsen im Garten Palmen, australische Farne – bei-
nahe wie in Cornwall. Frost gibt es hier kaum mal. Aber es ist
wechselhaft, manchmal haben wir vier Jahreszeiten an einem ein-
zigen Tag. Vor allem der Nebel, der hier innerhalb von Minuten
aufzieht. Der permanente Wandel kann sehr dramatisch sein. Und
auch der Winter ist wunderbar, wenn die Stürme vorüberziehen.
Ein Ort fern von allem Alltagsstress?
Für jeden, der nach Inspiration sucht, egal ob Künstler, Schriftstel-
ler oder was immer, ist das hier ein fantastischer Ort. Es gibt
schon Internet, aber man ist doch entkoppelt. Mir fällt es jedes Mal


schwerer, hier wieder wegzufahren ... S o zwei Wochen sind wir im
Durchschnitt hier, zwei Wochen in London.
Wo Sie als Beraterin und Design Consultant arbeiten.
24 Jahre war ich bei Anya Hindmarch. Vor zwei Jahren habe ich
dort aufgehört, um Zeit für Carskiey zu haben und diesen Ort wirk-
lich verstehen zu lernen. Seitdem arbeite ich an diversen Design-
projekten. Ein Fulltime-Job in London wäre hiermit nicht kompa-
tibel. Wir vermieten das Haus und das Cottage zeitweise, zum
Anwesen gehört eine Farm mit 2000
Schafen und 800 Rindern, nebenbei
forsten wir auf; da kommt eine Men-
ge zusammen, was mich beschäftigt
hält. Wir wollen diesen Ort so nach-
haltig wie möglich entwickeln.
Welche Beziehung haben Sie zu
Kintyre, kommen Sie von hier?
Nein. Ich bin ein totales Stadtkind,
ich lerne hier also eine ganze Men-
ge. Wir r espektieren diesen Ort und
seine Geschichte zutiefst. Auch das
Haus selbst; wir haben den Grund-
riss gelassen, wie er war, sogar eine

Das Billardzimmero. li.ist
einer der wenigen Räume,
in dem die Hausherren
expressive Tapeten von
Tom Helme für Farrow &
Ball einsetzten. Das Cot-
tagedanebenliegt am
Strand – näher ist man
den Elementen und dem
wechselnden Wetter
hier nirgends.Re. S.:Kera-
mikfliesen im 3D-Look
rahmen in der Küche den
Aga-Herd, freundlich
beobachtet von einem
Porträts Julian Opies.

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