Architectural Digest Germany - 11.2019

(coco) #1
Porträt: Frederike Helwig; Fotos: Dior (4)

S


ie trägt Schwarz, aber die Ringe an ihrer Hand bren
ein Farbfeuerwerk ab. Fantasieblumen aus Licht sc
ßen in die Luft, fuchsienrot, kornblumenblau, flied
rosa. Und Grün, viel Grün! So wie die Augen vo
Victoire de Castellane, die schräg über den ho-
hen Wangenknochen sitzen und ihrem Gesicht
etwas Unvergleichliches geben. „Ich habe mich
nie mit anderen Menschen verglichen, was soll
das, Neid? Es wird immer jemanden geben, der
talentierter, schöner, klüger ist als ich, aber ich
bin ich.“ Unvergleichlich. „Gem Dior“ heißt ihre Ju
biläumskollektion, und so, wie sie es ausspricht,
klingt es wie „J'aime“. 99 Stücke! Seit sie 1999,
nach Jahren bei Chanel, die Haute Joaillerie von
Dior zu ihrem Gedankenlaboratorium machte, ist
dies ihre größte Kollektion. Ein Cut! Hin zur Ab
traktion, zu kubistischen Formen: „Stalaktiten, P
rite haben diese Strukturen.“ Etwas anderes als die Ro-
koko-Rocaillen, die Ringe in Form eines goldbetressten Louis
XVI-Möbels oder die fleischfressenden Pflanzen, mit Autolack


bemalt und zu fantastischen Juwelen-Bouquets geschlungen, et-
was anderes als die Wunderwerke aus Goldspitze, die sie letztes
Jahr im Palais de Tokyo gezeigt hat. Und doch nichts anderes. „Es
ist, als ob ich all meine Kollektionen in den Shaker geworfen hät-
abei herausgekommen sind Standbilder, große ge-
xelte Close-ups. Und am Ende: Material und Farbe.“
Kind einer Familie aus dem französischen Hochadel
(eine Urahnin, Gabrielle de Polignac, war Marie An-
toinettes Busenfreundin), spielt sie mit den Juwelen
hrer Großmutter, „aber noch lieber mit denen aus
em Kaugummiautomaten“. Die Freude, wenn so ein
hatz aus dem Automaten fiel: „Dieses Gefühl ist un-
hlbar! Das möchte ich mit jedem meiner Stücke
chen.“ Wer Karatgeklirr und state ment pieces sucht,
sei bei Dior falsch, meint de Castellane. „Geht nicht
gibt's nicht!“ ist ihre Devise, Entwürfe und Steine
sind spektakulär. Manchmal so spektakulär, dass
die meisten denken: „Das kann doch nicht echt
sein.“ Kann es doch, ätsch! Die Freude am Unver-
gleichlichen, die macht eben den Unterschied. Auf
dem Zifferblatt ihrer Schmuck uhr „Nuit Tanzanite“
hillern Rubine, gelbe Saphire und Smaragde. „Es ist
rtel nach Grün!“ Victoire de Castellane lacht. Wie
anders ist ihre Welt, wie viel glitzernder und bunter!

Text Simone Herrmann

Victoire de Castellane, 57, ist Kreativchefin der Haute Joaillerie von Dior. Ihre fan-
tasievollen Juwelen-Unikate werden in Galerien ausgestellt.





Victoire


de Castellane


Blühender Stein-
garten: „Gem Dior“
nannte Victoire
de Castellane ihre
Jubiläumskollekti -
on – Farbsteine und
Schliffe, zu asym-
metrischen Colliers
(o. li. „Prairie éme-
raude“), Multicolor-
Ohrringen (li.), Ringen
(o., mit Rubellit) und
einem Uhren-Brace-
let (u. li.) komponiert.

dior.com

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