Architectural Digest Germany - 11.2019

(coco) #1

W


ie ein Lidschatten von Guerlain, tiefblau mit goldenem Flitter.“ So,
erzählt La dy Tania Compton, sei ihr diese raschlige Blume, eine
Anchusa, v orgekommen. Damals, Mitte der 80er, auf einem Feld-
weg auf Ibiza. „Und das nicht, weil ich eine durchfeierte Nacht
hinter mir hatte. Dann stieg mir ein Geruch in die Nase, eine klei-
ne unscheinbare Pflanze mit silbergrauen Blättern hauchte ihn
aus: wie Curry! Da klickte irgendetwas in mir.“ Wenig später war
sie zu rück in England. „Ich wollte unbedingt Gärtnerin werden!“
Keine J etset-Partys mehr für die Tochter des 7. Earls von Clanwil-
liam, di e durch die Nächte in London, Ibiza und Paris tanzte, wo
sie fü r „Women's Wear Daily“ arbeitete. Stattdessen: Unkrautjäten
und Buchsschneiden. „From clubbing to cuttings!“, schrieben die
Magazine viel später, als Compton nach Stationen bei Penelope
Hobhouse und Nancy Lancaster längst eine der berühmtesten Gar-
tendesignerinnen der Insel geworden war, Autorin des Bands „The
Private Gar dens of England“, verheiratet mit dem Botaniker James
A. Co mpton, Mutter zweier Kinder. In ihrem Portfolio:das Anwe-
sen v on Hervé Van der Straeten im Burgund, Cecil Beatons Red-
dish H ouse,der historische Park von Longford Castle. UndSpils-
bury, ih r Zuhause in Wiltshire, w o sie, umweht vom Curry-Duft


der Im mortellen, die letzten Sommertage genießen wollte. Eigent-
lich. „Ich bin in New York“,ruft s ie ins Telefon.Always b usy because
of the plants. Be im ersten Gespräch sitzt sie auf einer Fähre über
den Hudson, dann im Taxi zum Guggenheim Museum – „nein,
keine Gala, ich treffe mich mit Kunden in der Cafeteria“, lacht sie.
Und stoppt gleich darauf den Wagen. „Draußen ist ein Ginkgo-
Baum, mitten in New York! Unglaublich, davon brauche ich Sa-
men ... einen M oment!“ Geraschel, Wortfetzen, ein Glas klirrt. „Das
Marmeladenglas ha be ich zu Hause in einer Halterung im Wagen,
damit i ch Pflanzen sammeln kann, wie gut, dass ich es mitgenom-
men habe!“ Pause, Verkehrslärm, „... so, je tzt! Wo waren wir stehen
geblieben? Ah, S pilsbury – der Garten wird gerade ganz rot!“

Was ma cht der Herbst mit Ihrem Garten?
Es is t die reine Freude! Eine Million Nuancen Rot! Es beginnt mit
den b lassen Korallentönen der Wolfsmilch, glüht im Purpur der
Amberbäume, flirrt im Zinnoberrot unserer Ahornwälder. Dazu
gibt es kl eine Naturschauspiele: Die Samen der Spindelbeeren –
ein wir klich schockierendes Pink! – platzen jetzt aus ihrer Hül-
le in N eonorange. Buchen- und Lindenblätter werden buttergelb.
Und erst dieser Geruch nach Zuckerwatte! Der kommt von der
Lichtung, wo die Kuchenbäume stehen. Wenn es morgens friert,
duftet das a bgeworfene Laub so herrlich nach Karamell. Lecker.

Tania Compton(linke S eite)spaziert mit einem Elefan-
tenblatt als Schirm über ihre Wiese in Spilsbury, die
sie mit Rasenwegen, Wiesencarrés und den Säulenrei-
hen der Hainbuchen „Frans Fontaine“ strukturiert hat.
„Das M ähen – puh!“ Im Spätsommer spielt der Top Gar-
den vor ihrem Farmhaus(o.)dank F etthenne „Autumn
Joy“, Eisenkraut-Rispen und Salbei „Amistad“ in Rosa-
Violett. D en Weg zum Kräutergarten säumen Salbei
und d as südamerikanische Riesen-Mannstreu(rechts).

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