Süddeutsche Zeitung - 16.10.2019

(lily) #1
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Es ist sicherlich kein Zufall, dass in Buenos
Aires die erfolgreichste Ausstellung des
Jahres – ach, vielleicht des Jahrzehnts! –
dieSchaudesargentinischenKünstlersLe-
andro Erlich ist. Im Juli wurde sie eröffnet,
aber immer noch warten jeden Tag Hun-
derte Besucher vor dem Malba, dem Mu-
seo de Arte Latinoamericano de Buenos
Aires. Manchmal reicht die Schlange ein,
zwei Blocks weit, so groß ist der Andrang.
Tatsächlich ist Erlich einer der erfolg-
reichsten südamerikanischen Künstler
der Gegenwart. Er hat sein Land bei der
Biennale in Venedig repräsentiert, seine
Werke stehen in Museen auf der ganzen
Welt.„BanksyPorteño“wirdErlichmanch-
mal genannt, was bedeuten soll, dass er
eine argentinische Variante des berühm-
ten englischen Krawall-Künstlers ist. Das
klingt gut, stimmt aber nur bedingt. Denn
ErlichmachtzwarauchKunst,dieleichtzu-
gänglich ist; dazu ist sie auch noch schön
gesellschaftskritisch und vor allemshare-
able, man kann Fotos von den Werken also
hübsch teilen in den sozialen Netzwerken.
AllerdingsistErlichandersalsBanksykein
Guerilla-Künstler, er macht keine Street-
art, sondern vor allem optische Täuschun-
gen.„ElgranIlusionista“,dergroße Illusio-
nist, wird Erlich darum auch genannt, was
viel besser passt für jemanden, der mit
Spiegeln einfach mal die Spitze des be-
rühmten Obelisken im Zentrum von Bue-
nos Aires wegzaubert. Erlich lässt Wolken
in Räumen schweben und Menschen
durch Schwimmbecken gehen, die so aus-
sehen, als seien sie mit Wasser gefüllt.

Es war dieser Pool, mit dem Erlich 1999
berühmtwurde.HeuteistdasWerkimMal-
ba ausgestellt, zusammen mit knapp zwei
Dutzend weiteren Arbeiten. Es ist die erste
große Schau von Erlich in Lateinamerika,
der Künstler hat dazu gleich noch ein „Zu
verkaufen“-Schild an das Museum ge-
hängt.„7455 m2, passendfür jedenZweck“,
stehtda,dazubekämeman680Kunstwer-
ke(„Frida,Diego,etc.“),eineschöneTerras-
se und auch den Pool, den Erlich selbst in
das Museum gestellt hat. Das ist natürlich
ein Wink mit dem Zaunpfahl, Kunst und
Käuflichkeit, schon klar. Im krisengeplag-
ten Argentinien bekommt die Schau aber
noch einen weiteren Dreh. Das Land steht
kurz vor dem Wirtschaftscrash, dieInflati-
on ist die zweithöchste weltweit, und ein
Drittel der Bevölkerung lebt mittlerweile
unter der Armutsgrenze, viele davon in
denVillas Miserias,denargentinischenFa-
velas, mit Hütten aus Wellblech und gro-
benZiegeln.ErlichhatdieFassadesolchei-
ner Behausung vor das Malba gepflanzt, in
vier bis fünf Meter Höhe schwebt sie vor
dem Museum in der Luft, gehalten nur von
einer Leiter. Dahinter glitzern die schicken
Wolkenkratzer, in denen die Schönen und
Reichen der Stadt wohnen.
Erlich hat das vermutlich als Sozialkri-
tik verstanden. Die meisten Besucher se-
hen in der fliegenden Hüttenfassade aber
vor allem eine gute Kulisse für ein Selfie.
So läuft das auch im Rest der Ausstellung:
Besucher vor Kunstwerk, immer die Han-
dykamera in der Hand. Bitte lächeln, was
zählt, ist das Foto, die Botschaft dagegen
dürfte vielen egal sein. So erklärt sich der
Erfolg von Erlichs Schau vermutlich auch
nicht mit der Sozialkritik des Künstlers,
sondernmitdemBedürfnis derMenschen,
einmal ganz kurz der Realität zu entflie-
hen, Wolken neben sich fliegen zu sehen
oder abzutauchen, und sei es nur in einen
Pool mit imaginärem Wasser.
Am 26. Oktober endet die Ausstellung,
am Tag darauf wählt Argentinien einen
neuen Präsidenten. Zufall? Vielleicht. Si-
cher ist: Wer auch immer die Wahl ge-
winnt, bekommt ein Land am Abgrund.
Man könnte auch sagen: Keine Zeit mehr
für schönen Schein. christoph gurk

von jonathan fischer

A


ls Fatouma Harber in der Auberge
duDeserteintrifft,nickendieWach-
männer mit den umgehängten Ma-
schinengewehrenderkleinenFraufastehr-
fürchtig zu. Jeder kennt sie in Timbuktu.
Undjederweiß,dassdie40-jährigePsycho-
login, Lehrerin und Bloggerin mit dafür
verantwortlich ist, dass die „Mysteriöse“
und „Stadt der 333 Heiligen“, wie die Ein-
wohner sie gerne nennen, heute nicht von
der Weltöffentlichkeit vergessen wird.
Vielleicht hatte man sich eine militante
Menschenrechtsaktivistin anders vorge-
stellt. Irgendwie westlicher gekleidet.
Weniger traditionell: Dass Harber – Horn-
brille, schwarzer Hidschab, bis zu den
Knöcheln reichende Kleider – ihre strenge
islamischeReligiositätauchnachaußende-
monstriert, hat ihr in Timbuktu jedenfalls
nicht geschadet. Wer hätte gerade sie ver-
dächtigt, während der Besatzung der Stadt
durch Dschihadisten in den Jahren 2012
bis 2013 unter dem Pseudonym Fatittystar
brisanteNachrichtenausderabgeschnitte-
nen Stadt in die Welt zu schicken? Wer hät-
te hinter ihrer bewusst nüchternen Fassa-
dedenrebellischenGeisteinerderbekann-
testen Bloggerinnen Malis vermutet?
„Als die bewaffneten Gruppen in unser
Gebiet kamen, waren alle Ausländer, alle
Journalisten geflohen. Da fing ich an, den
ganzenTagzu twittern:Über dieständigen
Kleiderkontrollen, über die Frauen, die
von den Dschihadisten wegen angeblicher
Sittenverstöße in der Polizeistation gefan-
gengehaltenwurden,dasVerbot,Musikzu
hören oder an den Gräbern der Sufi-Heili-
gen zu beten.“
Später, als ausländische Medien ihre
Berichte aufnahmen und Harbers Blog für
einen Preis nominiert wurde, musste sie
aus der Stadt nach Bamako fliehen. Aber
sie kam zurück. Weil der Kampf nach der
BefreiungderStadtdurcheinefranzösisch-
malische Interventionstruppe noch längst
nicht gewonnen war. Auch heute noch gel-
tedieRegionum Timbuktuweitgehendals
rechtsfreiesGebietundSelbstbedienungs-
laden für militante Gruppen. Niemand sei
hier sicher, sagt sie. Und nicht einmal die
heimische Presse berichte darüber, wenn
in einem abgelegenen Dorf geplündert
und gemordet werde. „Heute sind wir
immer noch Opfer, nur dass die Übergriffe
nun auch von den Milizen und der mali-
schen Armee kommen, die die Regierung
hierherschickt, um uns angeblich zu be-
schützen.“
Dass Fatouma Harber das offen an-
spricht, macht sie verwundbar. Sie und ih-
reFamilienmitgliederhättenMorddrohun-
gen erhalten: „Die bewaffneten Gruppen
betrachten meine Arbeit als Einmischung
in ihre Geschäfte.“ Geschäfte, die oft illegal
sind und auch den lukrativen Handel mit
Kokain und Marihuana einschließen. Der
Transport der Rauschgiftladungen aus
Kolumbien über die Wüste Nordmalis und
das Mittelmeer Richtung Europa ist ein
Milliardengeschäft.
Allerdings lässt sich Harber nicht ein-
schüchtern. Seit einigen Jahren schon
bildet sie heimische Frauen darin aus, wie
man digitale Technik nutzt und für politi-
sche Zwecke einsetzt. Dutzende von Blog-
gerinnen und Journalistinnen haben das
bei ihr gelernt. Ihr Bildungszentrum
Sankoré-Labs – benannt nach dem Stadt-
teil Sankoré, wo vor 900 Jahren, zu einer
Zeit also, als Berlin noch ein Dorf war, in
Koranschulen und Universitäten Gelehrte
aus ganz Arabien lehrten – will den alten
demokratischen Geist Timbuktus im Zei-
chen der Digitalisierung erneuern.
Doch bevor es um Menschenrechte,
staatliche Korruption und die Rolle des
Islam geht, will sie über einen ihrer ehe-
maligen Schüler reden: Mohammed Ag
Ghaly.AmMorgenvordemGesprächhatte
der einen Selbstmordattentäter zum
einzig verbliebenen Hotel der ehemaligen
Touristenattraktion Timbuktus geschickt,
die„AubergeduDesert“,inderenneon-be-

leuchtetem Speisesaal wir nun das Inter-
view führen. Harber kennt den Anführer
der Terrororganisation Ansar Dine gut. Sie
war malseine Lehrerin. Späterwar er einer
der Drahtzieher der Besetzung ihrer
Heimatstadt Timbuktu und Nordmalis
durch Dschihadisten. Heute gilt Ag Ghaly
als Schlüsselfigur der islamistischen Be-
drohung in Mali. „Er war ein wohlerzoge-
ner Tuareg-Junge“, sagt sie. „Zwar hat er
aufgrund seiner religiösen Erziehung
schon damals Frauen nicht die Hand gege-
ben, aber das war nicht bösartig. Oft hat er
mir aus seinem Dorf handgefertigten
Schmuck aus Kamelleder mitgebracht“.
An diesem Morgen ist das Sprengstoff-
beladene Auto fünfhundert Meter vor
seinem mutmaßlichen Ziel explodierte.
EinKommuniquéAgGhalysverkündetam
nächsten Tag, „einer unserer Märtyrer“
habeseineMissionerfolgreichabgeschlos-
sen und fünf ungläubige Franzosen in den
Tod befördert. Eine Falschmeldung.
Tatsächlich hatte sich der Attentäter nur
selbstin dieLuftgejagt.DieHotelgäste,ein

paar malische Musiker, Fotografen und
Frauenaktivistinnen, kommen mit dem
Schrecken davon. Angereist waren sie für
ein Kulturfestival mit Konzerten, Lesun-
gen und Führungsworkshops für Frauen.
Der Bürgermeister der Stadt hatte die Be-
sucher in seiner Eröffnungsansprache als
„Zeichen der Normalisierung“ gefeiert.
Nun lassen die Gastgeber mich, den
deutschen Reporter, nur noch streng be-
wacht, verkleidet in Tuareg-Gewänder
und Turban mit Sehschlitz außer Haus.
Harber aber gibt sich unerschrocken:
„Klar, dass wir das Festival nicht abbre-
chen. Sonst lassen wir sie gewinnen.“ Auf
ihremTwitter-Kontomeldetsieindenletz-
ten Wochen: Vier Entführungen oder Ent-
führungsversuche lokaler Amtsträger und
Geschäftsmänner. Schüsse auf fahrende
Autos. Und die gewaltsame Entwendung
eines Krankenwagens.
Dennochdenkt Harbernichtdaran,fort-
zugehen: „Mich treibt vor allem eine Frage
um: Wie können wir den Frauen helfen,
wieder auf die Beine zu kommen?“ Diese

seien einerseits die Hauptleidtragenden
der Besatzung und nachfolgenden Krise.
Andererseits: „Frauen haben schon immer
die Führerschaft in Timbuktu übernom-
men. Wenn sie vorangehen, folgen die
Männer nach“.
Als derStaat Harber 2012 an eineSchule
nach Bamako versetzen wollte, blieb sie
trotzdem da. Sie absolvierte dank einer
holländischen Hilfsorganisation eine Aus-
bildung zur Bloggerin. Und als die Organi-
sation 2015 beschloss, Mali zu verlassen,
machte sie auf eigene Faust weiter. Sie
übernahmdasMobiliarunddie15 Compu-
ter, rekrutierte ein Team von Freiwilligen
undschufmitdenSankoré-LabseinenOrt,
an dem sie vor allem Frauen und Jugend-
liche in digitaler Technik und ihrer jour-
nalistischen Nutzung unterrichtet. Harber
selbst gründete einen Verband malischer
Blogger. Als deren Präsidentin achtet sie
auf journalistische Standards und strikte
Unabhängigkeit: „Die traditionellen Pres-
seorgane und Radiosender haben allesamt
politische Sponsoren. Ohne deren Unter-
stützung könnten sie gar nicht ihre Rech-
nungen zahlen. Und dieser Einfluss färbt
auch auf die Berichterstattung ab. Deswe-
gen sind wir Blogger wichtig: Man kann
uns nicht so einfach kaufen.“

Harbers Aktivismus bleibt nicht im
Digitalen.Sieunterstütztdielokalpolitisch
engagierten Jugendlichen von „Collectif
Tombouctou Reclame Ses Droits“ und hat
Debattierklubs ins Leben gerufen. Das
vorgegebene Thema: Was bedeutet Demo-
kratie? Das entspreche der Tradition der
Stadt, in der es in den Koranschulen üblich
gewesen sei, dass Schüler ihre Lehrer alles
fragen durften. „Warum glauben Sie, ha-
ben die Dschihadisten sich ausgerechnet
Timbuktu als Zielscheibe gewählt? Weil
wir hier Toleranz leben.“
Die Gotteskrieger hätten an der für ihre
Wissenschaftstradition berühmten Stadt
ein Exempel statuieren wollen. Nur die
wenigsten Dschihadisten seien aus Tim-
buktu selbst gekommen. Vielmehr hätten
in Saudi-Arabien geschulte Prediger seit
den Achtzigerjahren die Stadt aufgesucht


  • und mangels Zuspruch der Bevölkerung
    Gläubige mit Essen und Geldgeschenken
    in ihre Moscheen am Stadtrand und auf
    den Dörfern gelockt. Auch ihr Schüler Ag
    Ghaly habe sich dort radikalisiert.
    Heute aber seien nicht die Islamisten
    dasgrößteProblem,sonderndieGleichgül-
    tigkeit des malischen Staats. Alle sozialen
    Initiativen vor Ort würden ausschließlich
    von Hilfsorganisationen getragen. Und
    dann erst der Zustand des Straßennetzes.
    Harber hat in den letzten Wochen auf
    Twitter den Kampf der Einwohner für die
    Instandsetzung der Überlandstraße vom
    Süden nach Timbuktu dokumentiert. Eine
    Schlammpiste, die zur Regenzeit oft un-
    passierbar wird. Seit Jahrzehnten schon
    dauere dieser Zustand an.
    „Dritte Nacht der Blockade des Militär-
    Flughafens durch Demonstranten“, mel-
    det Harber am achten September unter
    dem Hashtag „Tombouctouveutunerou-
    te“. Drei Tage später kommen drei Minis-
    ter aus Bamako und unterschreiben ein
    Abkommen über die Fertigstellung einer
    ÜberlandstraßeunddieSanierungdesma-
    roden Krankenhauses. Ein Etappensieg
    für Harber und ihre Verbündeten. Das
    nächste Projekt: Eine Kampagne zur
    Senkung der horrenden Online-Gebühren
    durch die zwei malischen Monopol-Tele-
    fongesellschaften, damitsich mehr Bürger
    imNetzinformierenundaustauschenkön-
    nen. „Ein Parlamentsabgeordneter“, sagt
    Harber,„hatunsBloggeralsDrogenabhän-
    gigegeschimpft.Abersiekönnenunsnicht
    stoppen.“ Harber lächelt zum ersten Mal
    vorsichtig. „Vielleicht sind wir wirklich
    berauscht. Berauscht von Demokratie.“


Der Maler Neo Rauch und der Opernsän-
ger René Pape gehören in diesem Jahr
zu den Gewinnern des Europäischen
Kulturpreises „Taurus“. Bei einer Gala
in der Wiener Staatsoper werde die
undotierte Auszeichnung am kommen-
den Sonntag überreicht, teilte das Euro-
päische Kulturforum mit. Unter ande-
ren werden zudem die schwedische
Sopranistin Nina Stemme, Designerin
Vivienne Westwood und die Umweltin-
itiative R20 Austrian World Summit
geehrt, die von Arnold Schwarzenegger
mitbegründet wurde. Preisstifter ist das
Europäische Kulturforum. dpa

In Ägypten gibt es Pläne, die Mumie des
Pharaos Tutanchamun von Luxor ins
neue „Große Ägyptische Museum“ nahe
den Pyramiden bei Gizeh zu überfüh-
ren. Eine Entscheidung soll bei einem
Internationalen Ägyptologenkongress
im November in Kairo fallen. Luxor
regierte laut ägyptischen Medien em-
pört. Mehrere Tourismusverbände
warnten davor, Luxor seiner wertvolls-
ten Güter zu berauben. Tutanchamun
ist der einzige Pharao, dessen mumifi-
zierte Überreste seit ihrer Entdeckung
1922 an ihrem ursprünglichen Fundort
im Tal der Könige zu sehen ist.kna

In die Allerheiligenhofkirche der Münch-
nerResidenzpassenmaximal400Zuhörer


  • und ein Hammerflügel, jenes Instru-
    ment,fürdasdieWienerKlassikerkompo-
    nierten. Fürden Hammerflügel ist die inti-
    me Hofkirche ideal, sie passt wunderbar
    zuseinerleisenEleganz;einmodernerFlü-
    gel lärmt im Vergleich mit ihm wie ein Dü-
    senjäger. Kristian Bezuidenhout, in Südaf-
    rika geboren, in Australien und den USA
    ausgebildet und durch seine Gesamtein-
    spielung von Mozarts Soloklaviermusik
    als einer der subtilsten Interpreten dieses
    Komponisten berühmt, dieser Bezuiden-
    houthatjetzteinenganzbesonderenHam-
    merflügel nach München mitgebracht, der
    seinem Mozart-Spiel etwas bisher Unge-
    kanntes verleiht: eine kühne Souveränität,
    die Bezuidenhouts Details stimmig in ei-
    nem Ganzen eingliedert.
    Robert A.Brown hat dieses Wunderins-
    trument gebaut, nach einem Originalflü-
    gel von Jacob Bertsche, einem der zahlrei-
    chen Wiener Klavierbauer kurz nach 1800.
    BezuidenhoutspieltvielinMoll:diec-Moll-
    Fantasie, die c-Moll-Sonate, das a-Moll-
    Rondo von Mozart, Joseph Haydns g-Moll-
    Sonate. Nur Mozarts ausgreifende C-Dur-
    Sonate von 1777 ist die Ausnahme. Doch
    schon hier zeigt sich die Klangmagie des
    Hammerflügels. Die langen Tongirlanden
    wirken wie von einer Fee gesponnenes
    Goldgarn, das schwerelos im Raum ver-
    schwebt und die Strenge der Konstruktion
    immer wieder zauberleicht übersteigert.
    Der dunkle leichte Klang des Instru-
    ments passt gut zum Vollmond, der über
    Stadt steht, er taucht die Stücke in ein ro-
    mantisches Flair. So klingt das Thema des
    Mozart-Rondos wie von Frédéric Chopin
    erfunden, genau so das schweifende Her-
    umtasten der Fantasie. Bezuidenhout
    spielt zügig virtuos, er forciert nie, er deu-
    tet die oft herben Kontraste bei Mozart
    bloß an. Die sechs Pedale (ein moderner
    Flügel hat nur drei) erlauben ihm Verdun-
    kelungen und Verschleierungen, die die
    rhythmischen Eigenwilligkeiten mystifi-
    zieren, die Eindunkelungen und Abgründe
    noch dunkler und tiefer wirken lassen.
    Bezuidenhout erzählt Dramen, deren
    Helden sich ihres aussichtslosen Kampfes
    gegen eine feindlich lärmende Umwelt be-
    wusst sind, aber diesen Kampf dennoch
    auf sich nehmen, elegant, melancholisch,
    siegessicher. Das ist ein zentraler Aspekt
    dieser Musik, der auf dem Hammerflügel
    hörbar wird, während er auf dem moder-
    nen Instrument so gar nicht mehr möglich
    ist. reinhard j. brembeck


Ein Selfie


im Pool


KURZ GEMELDET


Elegante


Kämpfe


Kristian Bezuidenhout spielt
Mozart auf dem Hammerflügel

Presse und Radio werden von der
Regierung kontrolliert, aber die
Bloggerinnen bleiben unabhängig

Ein Drittel der Bevölkerung
Argentiniens lebt mittlerweile
unter der Armutsgrenze

DEFGH Nr. 239, Mittwoch, 16. Oktober 2019 (^) FEUILLETON 11
Furchtlos: Die Menschenrechtsaktivistin Fatouma Harber.FOTO: JONATHAN FISCHER


Die Männer werden folgen

Die Psychologin und Bloggerin Fatouma Harber hat den Islamisten und dem malischen Staat


die Stirn geboten – jetzt bildet sie in Timbuktu Frauen zu digitalen Aktivistinnen aus


SCHAUPLATZ
BUENOS AIRES

Autorengespräche mit SZ-Journalisten


auf der Frankfurter Buchmesse 2019


Mittwoch, 16. Oktober 2019


12.00 | Gourmettalk mit Ralf Frenzel


14.00 | Christoph Amend , Wie geht es dir, Deutschland? | Kia Vahland


15.00 | Deniz Yücel , Agentterrorist | Kia Vahland


15.30 | Ulrich Wickert , Identifiziert euch! Warum wir ein neues Heimatgefühl brauchen | Franziska Augstein


16.00 | Denis Scheck , Schecks Kanon | Jens Bisky


16.30 | Dana von Suffrin , Otto | Felix Stephan


17.00 | Patrick Bauer , Der Traum ist aus. Aber wir werden alles
geben, dass er Wirklichkeit wird | Robert Probst

17.30 | Ilko-Sascha Kowalczuk , Die Übernahme | Jens Bisky


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