angriff die Kräfteverhältnisse in der Re-
gion: Von den USA verraten und von der
Türkei mit Vernichtung bedroht, schloss
die kurdische SDF-Führung einen Deal mit
Russland und dem Assad-Regime. Schon
in der Nacht zu Montag rückten Verbände
des Regimes in mehrere Orte ein, die zu-
vor jahrelang unter Kontrolle der Kurden
gestanden hatten.
Es ist eine epochale Blamage für die USA.
Die Soldaten der Supermacht ziehen be-
schämt und unter Beschuss vom Schlacht-
feld. Was in den vergangenen Tagen in
Nordsyrien geschehen ist, ist aber genau-
so eine Schande für Europa und für
Deutschland. Nicht nur Amerika hat sich
vor seiner Verantwortung gedrückt, son-
dern auch der deutsche Rechtsstaat. Die
Geschichte Elina Frizlers und ihrer Kinder
steht stellvertretend für die Situation von
mehr als 200 Deutschen in syrischer Haft.
Mitte der 2000er Jahre war die Tochter
russlanddeutscher Aussiedler für ihren
türkischstämmigen Freund zum Islam
konvertiert, hatte im Hamburger Stadtteil
Bergedorf Koran-Exemplare verteilt. 2010
war ihr Freund in eine Schießerei im Ham-
burger Rotlichtmilieu verwickelt. Als ihm
eine Anklage wegen Beihilfe zum versuch-
ten Mord drohte, setzt er sich 2012 in die
Türkei ab. Frizler ging mit. Ein Jahr später
schloss das Paar sich in Syrien dem IS an.
Sie sei nun „eine Muslima mit Stolz und
Ehre“, schrieb Elina Frizler einer Hambur-
ger Freundin über Facebook. Im Juni 2014,
Frizler war inzwischen verheiratet und mit
ihrem ersten Sohn schwanger, kam ihr
Mann bei Kämpfen in Syrien ums Leben.
Das Kind wolle sie „zum besten Kämp-
fer und Diener Allahs erziehen“, schrieb sie
damals in die Heimat. Aus dieser Anfangs-
zeit beim IS soll auch ein Propagandavideo
stammen, das eine vollverschleierte Frau
mit einer Kalaschnikow zeigt, die auf
Deutsch zur Ausreise in den Dschihad auf-
ruft. Nach Erkenntnissen deutscher Behör-
den handelt es sich um Frizler. Später hei-
ratete sie einen afghanischen IS-Kämpfer,
den Vater ihres zweiten Sohns, Hamza.
Dass Frizlers Weg in den Wahnsinn des
IS so detailliert dokumentiert wurde, ist
das Ergebnis akribischer Fahndungs-
arbeit deutscher und amerikanischer Ge-
heimdienste und Strafverfolgungsbehör-
den. Schon seit der Ausreise nach Syrien
überwachte das FBI das Paar. Auch 4
„WO SOLL ICH HIN?
ÜBERALL
LAUERT GEFAHR“
Elina Frizler, 29, mit ihren Söhnen Bilal, 4, und
Hamza, 2. Beide wurden in Syrien geboren