Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1
FOTOGRAFIE

Nein. Ich bin in der „Roça“ geboren,
einem ländlichem Gebiet, wo es keine
Fotoapparate gab. Irgendwann kauften
meine Brüder eine Kamera. Aber mit Foto-
grafie fing ich erst an, als ich in Europa
war. Als ich in Paris ankam, um in Wirt-
schaftswissenschaften zu promovieren, hat
meine Frau, die Architektin ist, eine Kame-
ra gekauft. Damit habe ich zum ersten Mal
in meinem Leben ein Foto gemacht.
Da waren Sie schon 30.
Bis ich sie für mich entdeckt habe, hatte
ich keinerlei Interesse an der Fotografie.
Von dem Moment an allerdings, als ich
durchdrungen hatte, was ich interessant,
schön und wichtig fand, begann die Foto-
grafie, mein Leben einzunehmen. Drei
Jahre später entschied ich, alles hinter mir
zu lassen und Fotograf zu werden.
Woran orientierten Sie sich?
Um die Art von langfristigen Projekten
zu machen, wie ich es tue, muss man
Menschen oder Dinge fotografieren, mit
denen man sich identifiziert, die einem
liegen, die man respektiert, denen man
einen großen Teil seines Lebens widmet,
ohne dass es einem etwas ausmacht.
Nehmen wir Amazonien: Ich liebe es,

mit den Indigenen zu wohnen, den Wald,
die Flüsse. Ich wählte immer Geschichten
aus, mit denen ich mich identifiziere. Das
gibt mir eine Leichtigkeit, Stabilität. Ich
habe Dutzende Reisen nach Amazonien
unternommen, aber es ist immer Amazo-
nien und immer die gleiche Geschichte.
Es stimmt, ich mache eine Geschichte
jahrelang, aber ich sehe so viele neue
Aspekte, dass sie immer intensiver wird.
Was war Ihr Interesse, als Sie in den
1980er-Jahren nach Serra Pelada gingen?
Ich habe ein Buch gemacht, das „Tra-
balhadores“ heißt, „Workers: An Archaeo-
logy of the Industrial Age“. Ich war sicher,
dass ein Prozess endet: Die erste indust-
rielle Revolution ging dem Ende zu. Von
dem Moment an, in dem die Elektronik,
die Computer und andere intelligente
Maschinen kamen, begann die Welt der
Arbeiter zu verschwinden. Also habe ich
beschlossen, eine Reportage darüber zu
erarbeiten. Ich kam in die Serra Pelada
und verbrachte dort mehr als einen Mo-
nat, um die Masse, die manuell in der
Goldsuche arbeitet, zu zeigen.
Sie haben sich oft solch ernsten Themen
verschrieben. Im Film „Das Salz der Erde“

Ihres Sohnes Juliano und des deutschen
Regisseurs Wim Wenders scheint es, als ob
Sie nach der Rückkehr aus Ruanda fast das
Thema Menschen aufgeben und sich nun der
Natur und deren Schönheit widmen. Warum?
Schauen Sie, Sie sind jetzt in meinem
Land, Brasilien. Sie sehen den Unter-
schied zu Deutschland. Die sozialen
Probleme, die Konflikte, die Gewalt, all
die Widersprüche. Ich komme nicht aus
einem stabilen Land, in dem jeder ein
Dach über dem Kopf hat, im dem Gesetz
und Institutionen funktionieren. Meine
Vision der Welt ist eine andere als die
einer Person europäischen Ursprungs. Als
ich studierte und Fotograf wurde, interes-
sierten mich am meisten die Geschichten,
die sehr nah an meinen Wurzeln waren.
Also Themen wie Migration, Arbeit,
Ausbeutung, Krieg, Tod, Zerstörung?
Ich bin auf dem Planeten, um Geschich-
ten zu suchen, die erzählt werden müs-
sen. Entweder weil sie die Geschichten
meines Ursprungs waren oder weil ich
neugierig war, weil sie schön waren.
Oder weil ich fand, dass ich Missstände
anprangern sollte. Das war meine Art des
Lebens, die Welt zu sehen, auch um

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