KULTUR KOLUMNEIllustrationen: KAFI, Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin104 FOCUS 43/2019Unterstützung zu erreichen. Das habe ich
in der Fotografie mein ganzes Leben über
getan. Wenn ich in Deutschland geboren
worden wäre, hätte ich das möglicherwei-
se nicht gemacht. In Afrika ist es nicht so
anders als in Brasilien, die armen Landes-
teile sind sich ähnlich.
Spiegelt sich Ihre Herkunft aus Minas Gerais,
diesem Land des Barock und der katholischen
Kirche, auch in Ihrer Ästhetik?
Das ist gut möglich. Der Fotograf bringt
ka das Licht in seinem Kopf mit. Kulturel-
les, soziales, ideologisches Erbe Ñ all das
ist da im Moment der Interaktion. Das
Licht meiner Fotografien ist das Licht von
Minas Gerais, als ich ein Kind war und
die Zeit des Regens kam. Ich wurde in
einem der barocksten Bundesstaaten Bra-
siliens geboren. Das spiegelt sich in mei-
ner Fotografie wider. Sicher habe ich, als
ich dieses Foto des Gold-
suchers gemacht habe,
den heiligen Sebastian
gesehen.
Das heißt, Ihre Fotografien
sind nicht modern oder
postmodern, sondern ba-
rock, weil sie aus dieser
Welt hervorgegangen sind?
Lassen Sie uns noch
einmal auf „Das Salz
der Erde“ zurückkom-
men. Dieser Film erzählt
in gewisser Weise meine
Geschichte. Mein Vater
kommt in diesem Film
vor, meine Kinder. Wim Wenders ist dazu-
gekommen mit seinen Techniken und
den Fähigkeiten als der große Dineast,
der er ist. Zusammen haben sie dem Film
einen besonderen Ton gegeben. Sonst
halte ich Filme über Fotografen, über
Fotografie für sehr langweilig. Aber das
ist nicht nur ein Film über Fotografie, son-
dern über ein Leben, einen historischen
Moment, die Verbindung einer Person mit
diesem Moment.
Sie haben schon viele Preise gewonnen. Was
bedeutet Ihnen jetzt der Friedenspreis?
Ich fühle mich sehr geehrt, dass mein
Name ausgewählt wurde, weil der Preis
zum ersten Mal an einen Fotografen geht.
Ich verstehe ihn als Auszeichnung für
meine Fotografie, die vom Abenteuer des
Lebens erzählt. Ich habe mich Ñ ohne dass
es mir bewusst gewesen wäre Ñ entschie-
den, die Würde der Menschen zu zeigen,
den Kampf um das berleben, die Ströme
der Flüchtlinge. Wenn ich diese indigenen
Gemeinschaften in Amazonien fotografie-
re, dann ist das unsere eigene Vergangen-
heit, die Geschichte der Menschheit vor
2000, 2000, 5000 Jahren. nBedrohte Natur
zeigt Sebastião
Salgado in seinem
Buch „Genesis“
Buch & Welt
FOCUS-Autor Uwe Wittstock
bastelt sich eine Verschwörungstheorie,
kriegt Angst und verspricht,
künftig keine Thriller mehr zu lesenDer Whistleblower,
der aus der Kälte kam
Sobald ein Geheimdienst ins Spiel kommt,
darf man nichts mehr für bare Münze
nehmen, alles kann dann Täuschung sein.
Jeder gläubige Leser von Agenten-Thrillern
weiß das, und ich bin einer der gläubigs-
ten. Plötzlich sind alle angeblichen Bewei-
se nichts mehr wert, denn jeder Beweis
kann gefälscht und eine Finte sein. Die
Wahrheit hinter einer Affäre entdeckt
man nur, wenn man fragt: „Wem nützt
das alles?“
Darf man diese Erkenntnis aus der
Welt der Thriller auf die reale Realität
und auf Trumps Ukraine-Affäre über-
tragen? Wenn ja, dann fällt auf, dass es
ein Whistleblower von der CIA war, mit
dem alles begann. Er meldete, was
der Präsident am Telefon so treibt, und
erzwang damit den von vornherein
aussichtslosen Versuch,
Donald Trumpseines Amtes zu entheben. Der Versuch
wird, so viel steht fest, Amerika im Wahl-
jahr zutiefst spalten. Und die Spaltung
Amerikas, auch das steht fest, hat bis-
lang immer nur einem genutzt: Trump.
Okay, das klingt für Sie, liebe Leserin-
nen und Leser, jetzt vielleicht ein wenig
nach Verschwörungstheorie. Das sehe
ich ein. Aber warten Sie mal, bis Sie
John le Carrés neuen Roman gelesen
haben: „Federball“ (Ullstein, 24 Euro).
Möglicherweise sehen Sie die Dinge dann
anders.
Der Altmeister des Thrillers ist darin
den Polit-Skandalen unserer Zeit so dicht
auf den Fersen, als wolle er ihnen in die
Hacken treten. Zugegeben, von der Ukrai-
ne ist im Roman noch nicht die Rede,
so schnell schreibt nicht mal le Carré.
Aber alles andere kommt vor: Trumps Ver-
suche, die EU als lästigen Konkurrenten
auszuschalten. Dazu der wütende
Nationalismus, mit dem Brexit-Bri-
tannien auf Resteuropa einteufelt.
Sowie die willigen Geheimdienste,
die den Wünschen ihrer Regie-
rungschefs finstere Taten fol-
gen lassen.
Le Carré schildert diesen
politischen Albtraum so gelas-
sen und zugleich so überzeu-
gend, dass mir angst und bange
wurde. Sein Buch zeigt die neue
Welt, in der wir seit ein paar Jah-
ren leben. Es ist eine Welt, in der
Politiker in Rechtsstaaten öffent-
lich ankündigen, sich nicht mehr
ans Recht zu halten. Trump zeigt
seinem Kongress und Boris Johnson sei-
nem Parlament schlicht den Mittelfinger.
Wo wird das alles enden? Das ist keine
Frage für verträumte Universitätssemi-
nare. Es ist eine Frage für jeden von uns.
Denn das Recht ist das Einzige, das zwi-
schen uns und blanker Willkür steht.Täuschend echt
John le Carrés Thriller
handelt von Polit-
Skandalen – fast wie
im richtigen LebenDieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim
Text an
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feln und Blüten und verführt am Gaumen mit
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Im Duft verführen Noten von Beeren, Kirschen
und Gewürzen, am Gaumen präsentiert sich
der ‚Il Conte‘ wunderbar rund mit satter Bee-
ren- und Pflaumenfrucht, harmonischer Wür-
ze, geschmei digem Tannin und vollmundigem
Abgang. Unwiderstehlicher Rotweingenuss,
der in Berlin vergoldet wurde – eine weitere
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