Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1
BLINDBLIND

Fotos: Lukas Ratius für FOCUS-Magazin

FOCUS 43/2019 33

Der Vorsitzende des Berliner JU-Krei-
ses Charlottenburg-Wilmersdorf,
Philipp Dillmann, 21, findet, dass
Friedrich Merz Bundeskanzler werden
sollte, „weil er Politik weitsichtig
denkt und sich nicht vom Zeitgeist
treiben lässt“.

Obwohl Paul Augustin erst 15 ist,
bevorzugt er den 63-jährigen Fried-
rich Merz. „Der trifft klare Aussagen“,
sagt der Schüler, der Mitglied bei der
Jungen Union Ravensburg ist.

Tim Woljeme, 26, Vorsitzender der
Jungen Union Bochum, glaubt, dass
Merz der Union mit einem klaren
wirtschaftspolitischen Profil inhalt-
lich neuen Schwung verleihen kann.
Deshalb ist er auch sein Favorit für
eine Kanzlerkandidatur.

Für die 22-jährige Julie Daronch
ist Jens Spahn der beste Kanzlerkan-
didat. Der Gesundheitsminister hat
die Vorsitzende der Jungen Union
Tornesch-Uetersen mit seinem
Charisma beeindruckt.

Die stellvertretende Kreisvorsitzende
der Jungen Union Reinickendorf und
Pressesprecherin der Berliner JU,
Matea Krolo, 22, sieht Friedrich Merz
als größten Hoffnungsträger. Vor
allem sein Charisma unterscheide
ihn von anderen Politikern.


Der Bundesvorsitzende des Rings
Christlich-Demokratischer Studen-
ten, Henrik Wärner, 27, schreibt auf,
welche Charaktereigenschaften ihm
bei einem Kanzlerkandidaten wichtig
sind. „Authentisch, Klartext, zielstre-
big, erfolgreich und vorausgehend.“

Nathalie Herberger, 29, arbeitet
neben ihrer Tätigkeit bei der Jungen
Union noch in der CDU-Zentrale im
Büro für Auswärtige Beziehungen.
Wer von den Kandidaten ihr Favorit
ist, weiß sie noch nicht. Einstweilen
ist sie zufrieden mit Bundeskanzlerin
Angela Merkel.

Philipp Amthor, 26, ist Mitglied des
Bundestags und noch immer Schatz-
meister der Jungen Union. Auf einen
Kanzlerkandidaten will er sich noch
nicht festlegen. „Mir ist immer wich-
tig, dass es dabei mehr um Sach-
debatten als um Personaldebatten
geht“, sagt Amthor.

E


s ist Sonntagmorgen, die Nacht
war kurz. Philipp Amthor und
Tilman Kuban stehen vor
dem Congress Centrum Saar-
brücken und warten auf die
Vielleicht-Kanzlerin. Sie sind
müde. Jetzt noch ihre Rede
anhören – und dann ab nach Hause.
Amthor ist zweitjüngster Abgeordneter
des Bundestags, 26 Jahre alt. Kuban ist
nur sechs Jahre älter, er führt die Junge

Union an. Man kann sagen, dass diese
zwei die Zukunft der CDU repräsentieren.
Als die dunkle Limousine vorfährt und
eine zierliche Frau in blauem Kostüm aus-
steigt, werden höfliche Floskeln ausge-
tauscht. „Annegret, schön, dass du da
bist.“ Die Angesprochene lächelt zurück.
Sie kennt den Weg, hier im Congress Cen-
trum hat sie oft gesprochen, als sie noch
Ministerpräsidentin war. Dieser Auftritt
sollte ein Heimspiel sein. Eigentlich.

Jetzt ist „Annegret“, mit Nachnamen
Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsmi-
nisterin, CDU-Chefin, eine der mäch-
tigsten Frauen Europas und eben Viel-
leicht-Kanzlerin. Bloß finden viele, dass
sie da nicht hingehört, in diese Liga; dass
sie überfordert ist.
Im Saal sitzen junge Leute mit gelang-
weilten Gesichtern, fummeln an Han-
dys herum, die ersten organisieren schon
ihre Abreise. Der Deutschlandtag der

FOCUS fragte Mitglieder der Jungen Union: Wer ist Ihr Kanzlerkandidat? Dabei


fiel ein Name nicht – der von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Trotzdem


gewann die CDU-Chefin am vergangenen Wochenende zumindest Respekt


Wer hat AKK auf dem Zettel?

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