Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1
Fotos: AP/dpa, imago images

52 FOCUS 43/2019

D


er türkische Ein­
marsch in Nord­
syrien hat viele
Menschen in
Deutschland zutiefst
erschüttert. Wir sind erschro­
cken über das unvorstellbare
Leid. Aber zur unbequemen
Wahrheit gehört leider auch,
dass wir es mit einer Katas­
trophe mit Ansage zu tun
haben. Wie durch ein Brenn­
glas sehen wir in Nordsyrien
gerade die eklatanten Fol­
gen außenpolitischer Ver­
säumnisse in Washington,
Brüssel und Berlin.
Die Rufe aus Berlin zur
Mäßigung verhallen in
Ankara gerade auch des­
wegen im Wind, weil es
der Bundesregierung im
Umgang mit der Türkei
schon lange an Rückgrat
fehlt. Spätestens seit dem
Putschversuch 2016 und dem
darauf folgenden Rundum­
schlag gegen jegliche Form
von Opposition gab es kei­
nen Zweifel mehr, dass Präsi­
dent Erdogan sein Land weg
von Demokratie, Rechtsstaat­
lichkeit und Menschenrech­
ten führt, um seine Macht
dauerhaft abzusichern. Doch
statt ihn vehement in seine
Schranken zu weisen, hat
die Bundesregierung lieber
auf gemeinsames Teetrin­
ken und enge wirtschaftliche
Zusammenarbeit gesetzt.
Dabei ist gerade der wirt­
schaftliche Hebel äußerst
stark: 2017 war binnen kür­
zester Zeit eine „Terrorliste“
mit deutschen Unternehmen
wieder vom Tisch, nachdem

die Bundesregierung gedroht
hatte, die Hermesbürgschaf­
ten einzuschränken.
Es ist richtig, dass die Bun­
desregierung jetzt die Rüs­
tungsexporte in die Türkei
beschränkt. Aber sie tut dies
viel zu zögerlich und vor
allem viel zu spät. Noch in
den ersten vier Monaten die­
ses Jahres hat Deutschland
Rüstungsgüter im Wert von
184 Millionen Euro an die
Türkei verkauft. Dabei hatte
Ankara bereits 2018 mit dem
Einmarsch in Afrin Völker­
recht gebrochen, und auch
die Menschenrechtslage ver­
langt schon lange danach,
den Hebel Rüstungsexporte
vollumfänglich einzusetzen.
Das heißt: keine Waffen jeg­
licher Art mehr zu liefern
sowie bereits erteilte Geneh­
migungen zu widerrufen.
Auch der NATO fällt ihr
langes Schweigen gegen­
über der Türkei schmerzhaft
auf die Füße. Sie versteht

sich nicht nur als Militär­
bündnis, sondern als Werte­
gemeinschaft für Demo­
kratie, Rechtsstaatlichkeit
und Menschenrechte. Doch
dieses Wertefundament hat
einen Sprung. Der Konflikt
in Nordsyrien offenbart nun
mit aller Wucht die Krise, in
der sich das Bündnis befin­
det. Die NATO sollte die
Türkei in ihrem ureigenen
Interesse auffordern, die
Invasion sofort zu stoppen.
Sonst stürzt sich das Bündnis
weiter in die Krise – und der
Kreml lacht sich ins Fäust­
chen.
Ein Ausschluss aus der
NATO wäre jedoch das fal­
sche Signal. Genauso wie
die Türen zur EU offen blei­
ben müssen für eine Türkei,
die zurück zu Rechtsstaat­
lichkeit und Demokratie fin­
det, so dürfen wir auch die
Türen zur NATO jetzt nicht
verschließen. Alles andere
wäre fatal für die Menschen

in der Türkei, die für einen
demokratischen Wandel
kämpfen und unsere Unter­
stützung brauchen.
Die schmerzlichste
Erkenntnis dieser Tage ist
jedoch, dass Syrien bereits
seit 2011 im Krieg versinkt –
und dass weder Deutschland
noch die Europäische Union
es geschafft haben, konstruk­
tive Lösungen für ein Ende
der Gewalt zu entwickeln.
Wir haben uns hinter unse­
rer Hilflosigkeit versteckt
und müssen nun erleben,
wie Assad und Putin in das
Machtvakuum vorstoßen, das
in Nordsyrien aufreißt.
Der Krieg in Nordsyrien ist
eine bittere Stunde der Wahr­
heit für die westliche Werte­
gemeinschaft: Eine falsche
Intervention und ein unge­
planter Abzug, wie im Irak,
haben Konsequenzen. Der
Sturz eines Despoten, wie in
Libyen, hat Konsequenzen.
Aber auch das Wegschauen
hat Folgen in Form von Mil­
lionen Geflüchteten, unbe­
schreiblichem Leid und einer
Schwächung des Westens.
Über die Zukunft Syriens
wird einstweilen in Moskau
entschieden. Keine guten
Nachrichten für Kurden, Sun­
niten, Schiiten, Christen und
Jesiden. n

Von Cem Özdemir

MEINUNG

Cem Özdemir, 53,
war bis 2018 Partei-
chef der Grünen. Er
ist Sohn türkischer
Einwanderer

Feuerpause Seit dem 10. Oktober kämpfen türkische Soldaten in Nord-
syrien. Trotz internationaler Kritik will die Türkei die Offensive fortsetzen

Der türkische Einmarsch in Syrien zeigt das außenpolitische Versagen des Westens.


Berlin und Brüssel haben Erdogan zu lange hofiert, statt klare Grenzen zu setzen


Eine Katastrophe mit Ansage


Bundestagsabgeordneter, Bündnis 90/Die Grünen

Dieser Text


zeigt evtl. Pro-


bleme beim


Text an


Beispielfoto von Fahrzeugen der Baureihe. Die Ausstattungsmerkmale der abgebildeten Fahrzeuge sind nicht Bestandteil des Angebotes.^1 Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford
Bank GmbH, Josef-Lammerting-Allee 24–34, 50933 Köln. Gültig bei verbindlichen Kundenbestellungen und Darlehensverträgen. Das Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6 a
Preisangaben verordnung dar. Ist der Darlehensnehmer Verbraucher, besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 BGB. Gültig für Privatkunden beim Kauf eines noch nicht zugelassenen Ford Fiesta
oder Ford Focus Neufahrzeugs. Details bei allen teilnehmenden Ford Partnern. Zum Beispiel der Ford Fiesta Trend, 1,1-l-Benzinmotor, 52 kW (70 PS), 5-Gang-Schaltgetriebe, auf Basis einer
unverbindlichen Aktionspreisempfehlung der Ford-Werke GmbH bei allen teilnehmenden Ford Partnern von € 10.990,- zzgl. Zulassungs- und Überführungskosten, Laufzeit 36 Monate, Gesamt-
laufl eistung 30.000 km, Anzahlung € 2.390,-, Nettodarlehensbetrag € 8.600,-, Sollzinssatz (fest) p. a. 0,00 %, eff ektiver Jahreszins 0,00 %, Gesamtbetrag € 8.600,-, 35 monatliche Raten je
€ 69,-, Restrate € 6.185,-.^2 Zwei Jahre Neuwagengarantie des Herstellers sowie Ford Protect Garantie-Schutzbrief (Neuwagenanschlussgarantie) inkl. Ford Assistance Mobilitätsgarantie für das
3.–5. Jahr, bis max. 50.000 km Gesamtlaufl eistung (Garantiegeber: Ford-Werke GmbH), kostenlos. Gültig für Privatkunden beim Kauf eines noch nicht zugelassenen Ford Fiesta oder Ford Focus
Neufahrzeugs nach Eingabe der Fahrgestellnummer in der FordPass App und Auswahl des bevorzugten Ford Partners. Sofern vorhanden, Aktivierung von FordPass Connect. Die Eingabe/Hinter-
legung bzw. ggf. Aktivierung muss spätestens zwei Wochen nach Zulassung erfolgen. Es gelten die jeweils gültigen Garantiebedingungen.

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach § 2 Nrn. 5, 6, 6 a Pkw-EnVKV in der jeweils gel-
tenden Fassung): Ford Fiesta Trend: 6,7 (innerorts), 4,4 (außerorts), 5,3 (kombiniert);
CO 2 -Emissionen: 120 g/km (kombiniert).

Unsere Ford Bestseller


Ford Fiesta und Ford Focus.
Bei diesem Angebot muss man einfach zugreifen: unsere Bestseller zum
absoluten Top-Zins. Beide überzeugen mit frischem Design, jeder Menge
Fahrspaß und modernen Fahrerassistenzsystemen. Und das Beste:
Die 0 % Finanzierung^1 ist für alle Ausstattungsvarianten erhältlich.

+ 5 Jahre
Garantie
kostenlos^2

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws
Free download pdf