Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1

Secunet hilft Behörden aus der Patsche


Luft holen Langfristig hat die Aktie viel Poten-
zial, derzeit konsolidiert sie auf hohem Niveau

Quelle: Finanzen100

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eutschland scheint die Digitali-
sierung verschlafen zu haben –
zumindest im öffentlichen Dienst.
Als Sicherheitspartner der Bundesregie-
rung muss die IT-Sicherheitsfirma Secu-
net helfen – und profitiert selbst kräftig
davon.
Die Essener bieten Lösungen und
Dienstleistungen für Cyber-Sicherheit,
elekt ronische Gesundheitssysteme, Bio-
metrie, vernetzte und elektrische Autos
sowie das Internet der Dinge. Diese
Zusammenstellung allein klingt schon
wie ein Best-of der aktuellen Wachstums-
märkte. Durch die bereits seit Jahren
bestehende Partnerschaft mit deutschen
Regierungsstellen hat das Unternehmen
aber zudem vor allem im deutschsprachi-
gen Raum eine monopol ähnliche Stel-
lung inne. Kein anderes Unternehmen
kann so ausgefeilte Lösungen und so viel
Erfahrung in Hochsicherheitssystemen
bieten, die zum Beispiel Regierungen
dringend benötigen. Ohnehin arbeitet
Secunet auch viel mit öffentlichen Ein-
richtungen zusammen. Vor Kurzem erst

orderte der internationale Flughafen im
litauischen Vilnius zehn hochmoderne
Grenzkontrollsysteme, die auch biome-
trische Daten automatisch verarbeiten
können.
Aufträge wie dieser dürften auch in
Zukunft weiter eintreffen. Die Order-
bücher sind prall gefüllt. Auf Jahressicht
wuchs das Volumen um rund 20 Prozent
auf 81 Millionen Euro. Weitere Pluspunk-
te: Die Eigenkapitalquote liegt bei fast 50
Prozent, und die AG zahlt schon seit Jah-
ren Dividenden (ISIN: DE0007276503).

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Secunet Security Networks Euro

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FOCUS 43/2019 73


Altersarmut?
Kann warten!

Schon heute lautet bei den Boulevard-
zeitungen gefühlt jede Woche einmal
die Schlagzeile „Altersarmut“. Über eine
verbesserte private Altersvorsorge wird
seit Jahren gesprochen. Folgende Rech-
nung macht gerade im Internet Furore:
Bei der durchschnittlich angestrebten
jährlichen Teuerungsrate der EZB von
zwei Prozent bleibt nach 25 Jahren von
100 000 Euro nur noch die Kaufkraft
von rund 61 000 Euro. Geldhorter ver-
lieren also etwa zwei VW Golf VII.
Das Wunderwerk des Zinseszinses
kann nur wirken, wo es noch Rendite
gibt. Vorschläge liegen auf dem Tisch.
Das Ifo-Institut regt an, mit einem
„Bürgerfonds“ die Alterseinkünfte aufzu-
bessern. Da sich der deutsche Staat am
Kapitalmarkt unter null Prozent Geld
leihen kann, am Aktienmarkt aber weit
mehr zu erzielen ist, könnte er diese
Renditedifferenz nutzen, um für seine
Bürger ein Vermögen aufzubauen.
Die Junge Rentenkommission der
Jungen Unternehmer (Durchschnittsalter
32 Jahre) ist eine Gegenveranstaltung zur
Rentenkommission der Bundesregierung
(Durchschnittsalter 56 Jahre). Sie for-
dert, dass alle Bürger einen mit dem Ries-
ter-Sparen vergleichbaren Prozentsatz
des Einkommens „in einen weltweit
gestreuten Wertpapierfonds“ investieren


  • als Pflicht für jeden. Vorbild ist, wie auch
    bei dem Ifo-Vorschlag, der norwegische
    Staatsfonds, der in den vergangenen
    20 Jahren 5,5 Prozent Rendite schaffte –
    mit einem Schwerpunkt auf Aktien.
    Jedes Modell ist besser als Nichts-
    tun, als vergeudete Jahre, in denen der
    Zinseszins nicht wirken kann. Ab Mitte
    der 2020er-Jahre gehen die geburten-
    stärksten Jahrgänge in Rente – für diese
    kommt selbst eine rasche Lösung
    nach Jahren (oder Jahrzehnten) des
    Nichtstuns fast schon zu spät.


Die Kolumne von
Frank Pöpsel,
Chefredakteur von
FOCUS-MONEY

Hier stimmt was nicht!

Tipp der Woche

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er Australier
David Noonan
liebt den Film und
die Surrealisten.
Der 50-jährige Künst-
ler, der seit fast
15 Jahren in London
lebt, ist ein Meister
atmosphärischer
Schwarz-Weiß-Col-
lagen. Er schichtet
und verwischt Fotos,
überzieht Bilder mit Schatten und experimentiert
mit Seidenstoffen. Die grafische Ästhetik alter
Fritz-Lang-Stummfilme klingt in seinen Bildern
an, aber auch die schleierhaften Traumwelten
der Surrealisten. Die Londoner Chisenhale Gallery
bietet seine Fotoradierung „ohne Titel“ von 2018
für umgerechnet 502 Euro an. Format: 72,5 √ 57 cm.
Auflage: 45. Info: chisenhale.org.uk/shop

Unter dem


Schleier


Kunst-Tipp
Zahlen, bitte

159
Aktienfirmen
haben sogenannte
aktivistische
Aktionäre bislang in
diesem Jahr weltweit
ins Visier genommen.
Das hat die US-
Investmentbank
Lazard ermittelt. Im
gesamten Vorjahr gab
es 185 Attacken.
Dabei erwerben
Fonds wie Elliot oder
Blue Harbour
Aktienpakete und
drängen dann auf
Zerteilungen oder
Abspaltungen, um die
Kurse zu treiben.
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