Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1
BLINDBLIND

FOCUS 43/2019 79


A


uf die Frage, warum die
Krankenhäuser neuer-
dings smart sein sollen,
also intelligent, erzählt
Clemens Kill die Ge-
schichte eines Patienten,
der ohne diese Intelligenz
womöglich nicht mehr
leben würde. Der Direktor der Notauf-
nahme im Essener Universitätsklinikum
war selbst mit dem Rettungswagen im


Einsatz, als er den Mann sah, der hier
Herr Schowald heißen soll. Er hatte
bereits sein Bewusstsein verloren. Ein
Blutdruck war nicht mehr messbar.
Der Notarzt schaffte es, Herrn Scho-
wald zu stabilisieren. Der Blutdruck kam
zurück. Lange 20 Minuten dauerte die
Fahrt vom Essener Stadtrand ins Kli-
nikum. Die Vitaldaten des Patienten –
Blutdruck, Herzfrequenz, EKG und der
Sauerstoffgehalt des Blutes – aber waren

längst angekommen. Die Werte wurden
aus dem Rettungswagen per mobilem
Internet live auf den großen Bildschirm
in den Schockraum geschickt. „Die Kolle-
gen konnten beobachten, was passierte,
und das weitere Vorgehen überlegen“,
sagt Kill. Die Ärzte vermuteten bei dem
76-Jährigen einen lebensbedrohlichen
Riss der Bauchaorta.
Die deutschen Krankenhäuser werden
digital. Papier verschwindet, die Bild-

Schatzkammer
Das Rechenzentrum
der Uni-Klinik Essen
speichert und ver-
arbeitet 10 Millionen
Befunde pro Jahr
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