Focus - 19.10.2019

(Jacob Rumans) #1

Mrs. Moore, macht es Spaß, einen Film
mit dem eigenen Ehemann zu drehen?
Na klar, wir verstehen uns gut. Wir
sind ja schon so lange zusammen, dass
wir nicht mehr ständig abendfüllende
Gespräche führen. Aber während wir
an diesem Projekt arbeiteten, hatten wir
immer was zu besprechen.
Hat er Sie gefragt, ob Sie mitmachen
wollen, oder haben Sie sich aufgedrängt?
Die Leute, die die Rechte an dem
ursprünglichen Film von Susanne Bier
besitzen, haben Bart gefragt, ob er Inte-
resse hätte, eine amerikanische Version
zu drehen. Wir schauten uns den Film
an und stellten fest, dass er zu gut ist,
um ihn einfach noch mal auf Englisch
nachzustellen. Was könnte man ändern,
damit der Kern der Geschichte erhal-
ten bleibt, ohne dass ein uninspiriertes
Remake dabei rauskommt? Wir schau-
ten uns den Film noch mal an, und da
bemerkte ich: Mich würde die Hauptrolle
interessieren, die im Original von einem
Mann gespielt wird.
Sie nahmen einen Geschlechtertausch vor.
Korrekt.
Sie spielen Theresa, eine ehrgeizige und
mächtige Firmenchefin in Manhattan.
Ich kenne Dutzende solcher Frau-
en in New York. Sie haben ihre eigene
Firma aufgebaut und müssen
es schaffen, als Chefin in ihrer
Company mit Härte und Kom-
petenz die Kontrolle auszuüben,
aber zu Hause sollen sie als
liebevolle Mutter funktionieren.
Ich bewundere Frauen, die das
bewältigen.
Sind Sie auch so eine Frau,
die im Job die Kontrolle über-
nimmt und zu Hause als
Mutter funktionieren muss?
Unsere beiden Kinder sind in-
zwischen erwachsen, Bart und ich
sind quasi Empty Nesters. Also
habe ich die Phase hinter mir, in
der ich mit der Erziehung von Kin-
dern und dem Job jonglieren muss. Übri-
gens: Wir suchen eine kleinere Wohnung,
denn unser Stadthaus im West Village


ist uns ohne die Kinder zu groß gewor-
den. Wenn Sie was hören, sagen Sie bitte
Bescheid.
Werde ich machen. Sie sind wohl eine
typische New Yorkerin, die in jeder Lebens-
lage über Immobilien plaudern könnte?
O ja, ich könnte mit Ihnen den Rest des
Tages über Wohnungen in Manhattan
reden. Wird nie langweilig.
Ihr Film ist aber auch sehr interessant. Die
zweite Hauptrolle in „After The Wedding“
wird jetzt ebenfalls von einer Frau gespielt.
Erst hatten wir Diane Kruger für die Rolle
der Isabel vorgesehen, doch sie wurde
schwanger. Dann übernahm die großartige
Michelle Williams, die natürlich in dem
Part ebenso wunderbar ist. Dadurch, dass
wir jetzt die Geschichte mit zwei Frauen
im Zentrum erzählen, konnten wir
Abstand nehmen vom Original und
ihm gleichzeitig treu bleiben.
Isabel lebt in Indien und kommt nach
New York, weil Theresa ihre Hilfs-
projekte finanziert. Die Geschichte
nimmt auf einer Hochzeit einen
unerwarteten Dreh. Der Film in einem
Satz: Das Leben ist kompliziert,
und wir machen unvermeidliche
Fehler, deren Konsequenzen uns
erst später bewusst werden.
Kann man so sagen. Handeln
nicht alle Familienmelodramen von
folgenschweren Entscheidungen?
Wie meinen Sie das?
Schon die Filme von Douglas Sirk
mit Rock Hudson, die uns bei „After
The Wedding“ inspiriert haben,
spielten mit diesem Thema. In unserer
Geschichte geht es darum, ob Menschen
nach Jahrzehnten wieder zusammenfin-
den können, obwohl ihre Leben eigent-
lich keine Berührungspunkte mehr haben.
Waren Sie schon mal auf einer Hochzeit,
bei der sich ein Familiendrama zutrug?
Ich glaube nicht.
In Filmen passiert das andauernd.
Ich weiß.
Sie arbeiten nun seit 35 Jahren als Film-
schauspielerin. Macht Ihnen Ihr Beruf
eigentlich immer gleich viel Spaß?
Ich glaube, es gibt keinen Beruf, bei
dem man stets gleich viel Spaß empfin-
det. Aber ich hatte immerhin das Glück,
kontinuierlich genug Angebote bekom-
men zu haben.
Und darunter sind so viele Rollen, die
in Erinnerung bleiben: Nehmen wir nur
mal die in „Magnolia“, „The Big Le-
bowski“, „Boogie Nights“, „Dem Himmel
so fern“ oder „The Kids Are All Right“.

KULTUR FILM


Fotos: instagram.com/juliannemoore (2), ddp images

92 FOCUS 43/2019


„Unsere beiden Kinder sind


erwachsen. Ich muss nicht


mehr mit der Erziehung und


dem Job jonglieren“


Jung und lasziv
Moore als junge Schauspielerin, etwa 1995.
Ihren hypnotischen Blick pflegte sie später
richtig als Kosmetik- und Mode-Testimonial

Jung geblieben und verliebt
Die Kosmopolitin mit ihrem Ehemann, dem
Regisseur Bart Freundlich. So erinnert sie sich
auf Instagram an ihren Urlaub 2018 in Montauk

Leger und familiär
Die Freundlichs, klassische New Yorker Liberale,
mit Sohn Caleb, 21, und Tochter Liv, 17, beim
Familienausflug samt Take-away-Food

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