Süddeutsche Zeitung - 18.10.2019

(Jacob Rumans) #1
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über http://www.sz-content.de

Das Fernstudium sowie Online-Kurse werden
immer beliebter. Das sind die größten Anbie-
ter in Deutschland:

Fernuniversität Hagen:Die einzige staatliche
Fernuniversität in Deutschland ist mit circa
76 000 Studierenden die größte deutsche
Universität. Sie verleiht reguläre Universitäts-
abschlüsse in Kultur- und Sozialwissenschaf-
ten, Mathematik und Informatik, Psycholo-
gie, Rechts- und Wirtschaftswissenschaft;
http://www.fernuni-hagen.de

IUBH Internationale Hochschule:Die IUBH
Internationale Hochschule ist eine private
Fachhochschule mit ungefähr 15 000 Studie-
renden. Sie bietet englischsprachige Präsenz-
studiengänge, duale deutschsprachige Studi-
enprogramme sowie berufsbegleitende An-
gebote und Fernstudien in beiden Sprachen –
in den Fachrichtungen Gesundheit, Medien

und Kommunikation, Logistik, Wirtschaft,
Technik und Tourismus; http://www.iubh.de

Hamburger Fern-Hochschule: Circa 10 000
Menschen studieren an der gemeinnützigen
Hochschule mit dem Ziel, berufsbegleitend
den Bachelor- oder Masterabschluss in Wirt-
schaft, Recht, Technik oder Gesundheit und
Pflege zu machen; http://www.hfh-fernstudium.de

EuropäischeFernhochschule: An der privaten
Fernhochschule Euro-FH in Hamburg sind
aktuell circa 7000 Studierende in einem
Bachelor- oder Masterstudiengang in den Be-
reichen Wirtschaftswissenschaften, Wirt-
schaftsrecht und Psychologie eingeschrie-
ben, http://www.euro-fh.de

Wilhelm-Büchner-Hochschule:Die interdiszi-
plinär ausgerichtete Hochschule für Technik
verfügt über die Kernbereiche Ingenieur-

wissenschaften, Informatik, Wirtschaftsinge-
nieurwesen, Technologiemanagement sowie
Energie-, Umwelt- und Verfahrenstechnik.
Mehr als 6000 Studienteilnehmer sind dort
immatrikuliert; http://www.wb-fernstudium.de

AKAD University:Circa 6000 Bildungsinter-
essierte sind an Deutschlands ältester Fern-
hochschule eingeschrieben. Das Studienan-
gebot reicht von Wirtschaft und Manage-
ment über Technik und IT bis hin zur Kommu-
nikation; http://www.akad.de

Apollon Hochschule der Gesundheitswirt-
schaft:Die Bremer Hochschule ist auf Fern-
studiengänge (Bachelor, Master und Zertifi-
katskurse) für das Gesundheitswesen speziali-
siert. Zur Auswahl stehen elf Bachelor- und
Masterstudiengänge sowie mehr als 50 Zerti-
fikatskurse. Aktuell zählt sie etwa 3700 Teil-
nehmer; http://www.apollon-hochschule.de CDE

DEFGH Nr. 241, Freitag, 18. Oktober 2019 SZ SPEZIAL – LERNEN 41


von christine demmer

D


ie Veränderungen der Arbeitswelt
lassen den Bedarf an Weiterbil-
dung steigen. Das sagt laut der Stu-
die „Weiterbildungstrends in Deutschland
2018/19“ die überwältigende Mehrheit der
Personalverantwortlichen. An oberster
Stelle der Personalentwicklung steht für
94 Prozent der Human-Ressource-Mana-
ger die Förderung der Auszubildenden im
eigenen Unternehmen, gefolgt von der Hö-
herqualifizierung der Mitarbeiter (92 Pro-
zent) sowie deren fachliche und persönli-
che Weiterbildung (91 Prozent). Auf Platz
vier nennt die Studie, die das Markt-
forschungsinstitut Kantar TNS im Auftrag
der Studiengemeinschaft Darmstadt
(SGD) ausführte, Förderprojekte für Be-
rufseinsteiger ohne Schulabschluss oder
abgeschlossene Ausbildung (84 Prozent).
Die Weiterbildung von Frauen und Män-
nern in Elternzeit (80 Prozent) und von
Beschäftigten ab 55 Jahren (79 Prozent)
hat für die Befragten nahezu den gleichen
Stellenwert. Zum Vergleich: Vor zwei Jah-
ren sahen nur 74 Prozent der Personalma-
nager erhöhten Weiterbildungsbedarf.
Verändert hat das Meinungsbild gewiss
auch die immer mühsamere und länger
dauernde Suche nach qualifizierten Fach-
kräften. „Wir erleben aktuell eine immer
kürzere Halbwertszeit von Wissen“, sagt
Maziar Arsalan, Geschäftsführer der SGD.
„Wer heute nicht in Weiterbildung inves-
tiert, wird die Lücke zwischen steigendem
Bedarf und sinkendem Angebot von Fach-
kräften bald nicht mehr schließen kön-
nen.“ Höchst beliebt bei Arbeitnehmern
wie Arbeitgebern ist das Distance Lear-
ning, also Online-Fernkurse, bei denen
man im Büro oder zu Hause lernen kann.
Tatsächlich nehmen meist nur sehr jun-
ge Berufstätige das Risiko auf sich, ihren
Arbeitsplatz für eine neue Berufsausbil-
dung oder eine längere Weiterbildung auf-
zugeben. Die Chefs freut das. „Wenn sich
Mitarbeiter parallel zur Arbeit weiterbil-
den, ist das für sie wie auch für den Arbeit-
geber von Nutzen“, versichert Thomas Wag-
ner, Leiter der Weiterbildung bei Würth,

Spezialist für Montage- und Befestigungs-
material in Künzelsau. „Die Mitarbeiter
können ihre Fachkenntnisse aktualisieren
oder erweitern, ohne ihre Arbeit aufgeben
zu müssen“, erläutert Wagner, „und wir
behalten unsere bewährten Kräfte. Das
Know-how bleibt also im Haus, das Fluk-
tuationsrisiko wird eingedämmt, und die
Kosten der Weiterbildung bleiben für bei-
de Seiten im überschaubaren Rahmen.“
Ein weiterer Vorteil laut Wagner: „Fernun-
terricht kann vergleichsweise einfach in
einen Karriereplan integriert werden, der
den Menschen berufliche Entwicklungs-
perspektiven gibt und sie enger an das
Unternehmen bindet.“
Die Zentrale des mittelständischen Fa-
milienunternehmens liegt etwa 40 Kilome-
ter östlich von Heilbronn – nicht gerade in
einem Ballungsgebiet, was für das Recrui-
ting von Vorteil wäre. Den Standortnach-
teil hat der Schraubenhersteller durch die
Gründung der Akademie Würth wettge-
macht. Deren Besuch steht eigenen Be-
schäftigten wie auch Arbeitnehmern ande-
rer Betriebe offen. Wagner: „Wir bieten so-
wohl technische als auch kaufmännische
Weiterbildungen an. Außerdem kann man
bei uns im Fernstudium komplette Bache-
lor- und Master-Programme absolvieren,
die wir in Kooperation mit deutschen und
ausländischen Hochschulen anbieten.“

Bei der Flachglas Wernberg GmbH, ei-
nem Glasveredelungsunternehmen in der
Oberpfalz, sind ungefähr 600 Mitarbeiter
tätig. „Wir legen großes Augenmerk auf die
persönliche und fachliche Entwicklung
unserer Mitarbeiter und auf eine bedarfs-
orientierte Weiterbildung“, versichert Hu-
man-Ressource-Managerin Claudia Ruh-
land. „Bei unseren ausgelernten Jungfach-
arbeitern und Industriekaufleuten ist Fort-
bildung besonders wichtig, da wir spezifi-
sches Wissen benötigen, um uns am Markt
behaupten zu können“, führt sie aus. Auch
beim Gewinnen neuer Mitarbeiter spiele
Weiterbildung eine entscheidende Rolle,
ebenso bei Bestrebungen, gute Arbeitskräf-
te an sich zu binden. „Wir werben mit
individuellen Entwicklungs- und Weiterbil-
dungsmöglichkeiten und integrieren diese


  • je nach Funktion und Verantwortung – in
    unsere Arbeitsverträge“, erläutert Ruhland.


Fernlehrgänge, die auf einen Abschluss
der Industrie- und Handelskammern
(IHK) vorbereiten, gelten als besonders hilf-
reich, um Unternehmens- und Arbeitneh-
merziele miteinander in Einklang zu brin-
gen. „Ein Großteil der Teilnehmer sind Aus-
zubildende im kaufmännischen Bereich,
die oft schon während der Ausbildung mit
einem Fernlehrgang beginnen“, sagt Perso-
nal-Expertin Ruhland, „oder Mitarbeiter,
die einen neuen Aufgabenbereich überneh-
men und sich weiterentwickeln möchten“.
Für die Seminare stellt das Unterneh-
men die Teilnehmer von der Arbeit frei
und übernimmt die Kosten dieser Weiter-
bildung. Sie investieren ihre Freizeit ins
Lernen und in die Prüfungsvorbereitung.
Claudia Ruhland: „Mit berufsbegleitenden
Fernlehrgängen können wir Fachwissen
aufbauen, ohne im täglichen operativen
Geschäft auf unsere Arbeitskräfte verzich-
ten zu müssen. Unseren Mitarbeitern ist
dadurch zudem ein hoher Grad an Indivi-
dualität und Flexibilität gegeben. Ein aus
ihrer Sicht wesentlicher Vorteil des Online-
Lernens neben dem Beruf: „Das neu erwor-
bene Wissen kann direkt in die Praxis inte-
griert und umgesetzt werden, und durch
den permanenten Austausch innerhalb
der Teams findet Wissenstransfer statt.“
Auch die Erlanger Stadtwerke (ESTW)
bezeichnen ihre ungefähr 570 Mitarbeiter
als wichtigsten Erfolgsfaktor. Doch das
Wissen muss ständig aufgefrischt werden.
Das Weiterbildungsangebot des kommu-
nalen Versorgers umfasst Seminare und
Veranstaltungen, Aufstiegsfortbildungen,
etwa zum Meister oder Techniker, Nach-
wuchs- und Führungskräfteprogramme
der ESTW-Akademie oder Fernstudiengän-
ge beispielsweise in Ingenieurwissenschaf-
ten. Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzen-
der der ESTW: „Ein technisches Fernstudi-
um, wie es etwa die in Pfungstadt bei Darm-
stadt ansässige Wilhelm-Büchner-Hoch-
schule anbietet, gibt uns die Möglichkeit,
technische Nachwuchsführungskräfte aus
unseren eigenen Reihen zu entwickeln. Sie
haben dann exakt das Know-how, das wir
benötigen, und wir wissen, dass sie
menschlich zu uns passen. Dies hat eindeu-
tig Vorteile gegenüber der Rekrutierung
neuer Mitarbeiter, die wir nur aus zwei
Gesprächen kennen.“
Außerdem bleiben Mitarbeiter, die ne-
ben dem Job studieren, den Stadtwerken
während dieser Zeit als Arbeitskräfte er-
halten. Geus: „Sie bringen ihr Wissen vom
ersten Studientag an ins Unternehmen ein
und können schon während des Studiums
neue Aufgaben oder Verantwortungsbe-
reiche übernehmen.“

Fernhochschulen


Sich darüber klar zu werden, welche Wei-
terbildung man machen möchte, ist der
erste Schritt. Der zweite Schritt: Man soll-
te klären, welche Kosten dafür anfallen
und wer sich daran beteiligen könnte.
Dafür gibt es etliche Optionen, etwa die
Förderprogramme des Bundes oder der
Länder, Bildungsurlaub oder eine finan-
zielle Unterstützung des Arbeitgebers.
Die Stiftung Warentest hat auf dem Por-
tal Test.de einen übersichtlich geglieder-
ten Online-Leitfaden zu Fördermitteln
für Fortbildungsinteressierte veröffent-
licht. Der kostenlose Ratgeber, der unter
der Rubrik „Bildung/Beruf“ in der Kate-
gorie „Weiterbildung“ unter „Specials“
platziert ist, bietet ein Glossar von Fach-
begriffen und stellt Steuersparmög-
lichkeiten bei Fortbildungskosten für
Selbständige und Angestellte vor.
Außerdem enthält der Online-Leitfa-
den eine Checkliste, die als eine Art Erste
Hilfe für Weiterbildungswillige dient.
Sie erfahren darin, wo sie sich einen
Überblick zum Kursangebot verschaf-
fen können. Die Checkliste gibt auch
Tipps zu Beratungsmöglichkeiten und
zeigt, auf welche Qualitätsmerkmale
man bei einer berufsbegleitenden Fort-
bildung achten sollte. ssc

Die Beschäftigungschancen von Erwach-
senen mit klassischer Berufsausbildung
in Deutschland haben sich in den vergan-
genen zehn Jahren laut einer Studie der
Organisation für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung (OECD)
deutlich erhöht. Ihre Beschäftigungsquo-
te sei von 78 auf 84 Prozent gestiegen,
heißt es in dem Bericht „Bildung auf ei-
nen Blick 2019“. In den Industriestaaten
insgesamt sei dagegen der Anteil in die-
sem Zeitraum gesunken – von 79 auf
78 Prozent. Die Beschäftigungsquote
von höher qualifizierten Erwachsenen
mit einem sogenannten Tertiärab-
schluss in Deutschland – vor allem Hoch-
schulabsolventen – stagnierte dagegen
bei 88 Prozent. Zu Tertiärabschlüssen
zählen hierzulande unter anderem Ab-
schlüsse an Fachhochschulen, Berufs-
und Fachakademien oder Fachschulen.
Trotz der verbesserten Jobchancen
verdienen Erwachsene ohne Hochschul-
abschluss der Studie zufolge deutlich we-
niger als solche mit akademischer Aus-
bildung: Sie bekommen in Deutschland
39 Prozent weniger als Personen mit ei-
nem Bachelor-Abschluss. Im OECD-
Durchschnitt ist das Verdienstgefälle
mit 31 Prozent nicht so stark ausgeprägt.
In der Bundesrepublik stellen Frauen et-
wa 50 Prozent der Studienanfänger in Ba-
chelorstudiengängen. In Studiengän-
gen, in denen ein Master erworben wird,
sind es sogar mehr als 60 Prozent.
Dennoch verdienen Frauen weniger
als Männer. „Das Verdienstgefälle ist in
Deutschland auf höheren Bildungsstu-
fen größer als im Durchschnitt der
OECD-Länder, insbesondere unter den
35- bis 44-Jährigen“, heißt es in der Un-
tersuchung. Demnach beziehen weibli-
che Arbeitskräfte im Durchschnitt nur
72 Prozent des Gehalts ihrer männlichen
Kollegen. Insbesondere Frauen studier-
ten und arbeiteten häufig in Bereichen,
in denen das Arbeitsentgelt möglicher-
weise geringer ist, und entschieden sich
zudem für Teilzeitarbeit, was zu einem
verzögerten Gehaltsanstieg in ihrer be-
ruflichen Karriere führen dürfte, heißt
es in dem Bericht der OECD. 31 Prozent
der erwerbstätigen Frauen mit Tertiärab-
schluss arbeiteten 2017 in Deutschland
in Teilzeit, während es im Durchschnitt
der OECD-Länder nur 24 Prozent waren.
Die Untersuchung lässt sich kosten-
frei unter dem folgenden Link abrufen:
http://www.bmbf.de/de/bildung-auf-einen-
blick-2014-1231.html reuters

Das Know-how


bleibt im Haus


Einige Unternehmen haben eigene Akademien


zur Fortbildung gegründet. Das hat viele Vorteile


Die Chefs schätzen Fernkurse,
weil bewährte Kräfte parallel
dazu weiterarbeiten können

Fördertöpfe für


Wissenshungrige


Großes Gefälle


OECD-Bericht über Gehälter
von Männern und Frauen

Das Fluktuationsrisiko sinkt,
wenn Arbeitgeber lernwillige
Mitarbeiter unterstützen

Weiter-
bildung
neben dem
Beruf

hfh-fernstudium.de


Näher am Leben
Mein Masterstudium an der HFH

Praxisrelevante Studieninhalte 20 Jahre Erfahrung
Über 11.000 Absolventen 97 % Weiterempfehlung

Nutzen Sie die Vorteile eines Fernstudiums und informieren
Sie sich über unseren staatlich anerkannten Studiengang:


  • MBA General Management (MBA)


Infotermin in
München: 18.10.2019
um 17:00 Uhr.

Erfolg durch Weiterbildung


▪ Meistervorbereitungskurse
▪ Kurse für ADA (Ausbildung der Ausbilder)
▪ Kfm. Fachwirt/in (HwO) und Betriebswirt/in (HwO)
▪ Technische Kurse (CAD-/CNC-/SPS-Fachkraft)
▪ EDV-Kurse: von den Grundlagen bis zur Wirtschaftsinformatik
▪ Kurse zur Energieberatung und Elektromobilität

Telefon 089 450 981-700
[email protected]
http://www.hwk-muenchen.de/muenchen

Bildungszentrum München

Das Bildungszentrum München am Ostbahnhof bietet an:

Mehr Informationen erhalten Sie unter

Jetzt bewerben!
http://www.iaw-in.de/go/digital

PIONIERE


DENKEN WEITER.


Starten Sie mit einem Studium neben dem Beruf


in der digitalen Welt durch.


Digitale


Zukunft


DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über http://www.sz-content.de

Free download pdf