Süddeutsche Zeitung - 18.10.2019

(Jacob Rumans) #1
müssen in der Kiste nachreifen, das macht
den Transport leichter – auch deswegen sind
sie am weitesten verbreitet. Die Unterschiede
sind auch preislich gewaltig und reichen von
60 Euro-Cent für ein Kilo einer Thai-Durian
in der Haupterntezeit bis zu 45 Euro für eine
Durian aus Malaysia in der Nebensaison, in

China können sie mehr als 200 Euro kosten.
Die guten, reifen zu erkennen ist nicht einfach.
Mao Shan Wang haben größere Stacheln und
einen sternförmigen Strunk. Scharfe Stacheln
zeugen von Frische. Zwei, drei Tage altes
Fruchtfleisch fängt an zu schwitzen. Aber jede
Durian schmeckt anders, selbst von demselben
Baum. Man sagt, Würmer wüssten genau, wel-
che Früchte die besten sind. Aber man ent-
deckt Würmer erst beim Öffnen. Und sobald
ein Händler eine Durian für den Käufer an-
schneidet, muss man sie bezahlen, Umtausch
ausgeschlossen.
Ein Lokal in Singapur namens »Four Sea-
sons Durians« garantiert, jede angeschnittene
Durian zurückzunehmen. Der Koch verarbei-
tet sie dann etwa auf der Pizza oder zu einem
Dessert in japanischen Mochis. Victor Chan,
der Koch und Besitzer, begann vor zwanzig
Jahren mit Durian zu experimentieren. Mitt-
lerweile hat er fünf Filialen in der Stadt und
einen großen Geschenkeladen am Flughafen,
in dem er Schokolade, Kekse und Streusel ver-
kauft. Die dritte Runde für mich: Das Stück
Pizza schmeckt nach uraltem Brie. Geht gar
nicht. Das Dessert – zu süßfaulig. Ich weigere
mich, das Eis zu probieren. Peter und Dijana
essen alles auf. Nein, ich bin nicht bekehrt.

Am Nachmittag probiere ich vom Buffet im
»Marriot«-Hotel Durian-24-Mochi mit Püree
aus Durian, ganz okay, und dann noch Käse-
kuchen mit Durian-Püree auf weißer Schoko-
lade, der Philadelphia-Käse darauf wurde mit
Rémy Martin getränkt. Viel zu intensiv für
meinen Geschmack. Wie auch die Cupcakes
und die Waffeln mit Kokosnuss-Durian-Eis
darauf. Nein, definitiv kein Eis. Nie mehr.
Am Abend im Schwimmbad muss Peter
aufstoßen, er hat allein fünf Durian-Eis ge-
gessen. Die anderen Schwimmer suchen irri-
tiert nach verdächtigen Plastiktüten am Be-
ckenrand. Noch am nächsten Morgen rieche
ich Durian in meinem Urin.
Thailand hat allen Ernstes angekündigt,
Durians ins All zu schießen und zu proben, ob
sie sich als Weltraumnahrung eignen.
Die Stinkfrucht darf auch zum Brunch im
»Marriot Courtyard«-Hotel nicht fehlen.

hat im Laufe seines Berufslebens auch schon Wal-
fleisch, eingegrabenes Rentier, Heuschrecken und
Ameiseneier probieren müssen. Schafsaugen in Island
hat er dagegen dankend abgelehnt.

LARS REICHARDT

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