Süddeutsche Zeitung - 18.10.2019

42 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG MAGAZIN

Bis vor nicht allzu langer Zeit wurde Heranwachsenden ein-

geredet, das Erlernen von Standardtänzen gehöre dringend

zum Erwachsenwerden dazu. »Da bist du irgendwann froh,

wenn du das kannst!«, war der entsprechende Elternsatz, der

übrigens auch beim Thema »Latein lernen« angebracht wur-

de, komischerweise aber nie beim Thema »Zigaretten selber

drehen«. Und so haben mehrere Generationen bis heute ein

Tanzschul-Trauma erlitten. Denn es ist nun mal ein schlech-

tes Timing, dass dieser Tanzzwang ausgerechnet mit dem

Höhepunkt der Pubertät zusammenfällt. So waren immer

nur zwei Paare aus der Tanzschulklasse wirklich glücklich:

Das eine heiratete kurz nach der Volljährigkeit, das andere

tanzte sich bis zum Tanzabzeichen Goldstar durch. Sieben

Jahre früher oder später wäre die Sache für alle Beteiligten

angenehmer. Dann wären sie entweder erwachsen oder

noch kindisch genug, um unverzagt in lustige Röcke zu stei-

gen, den Rhythmus zu »spüren« und sich gegenseitig anzu-

fassen. Also, umdenken jetzt! MAX SCHARNIGG

KOSMOS

Eins, zwei, drei

Aus einem Guss: Kleid und Rock von Givenchy. Foto: Allyssa Heuze

Foto: Allyssa Heuze / Industry Art

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