Handelsblatt - 18.10.2019

(Joyce) #1

Aufzüge und Fahrtreppen


Die größten Hersteller weltweit nach Umsatz 2018 in Mrd. Euro


9,70

11,50

10,30

7,60

9,10

HANDELSBLATT


Otis Mitsubishi
Electric

Schindler Kone Thyssen-
Krupp
Quelle: Unternehmen

se der Finnen daran gezweifelt, dass
ein solcher Zusammenschluss von
der EU-Wettbewerbskommission ge-
nehmigt würde. Beide Unternehmen
sind in Europa stark aufgestellt, kom-
biniert kämen sie auf eine marktbe-
herrschende Position. Zwar hatte Ko-
ne-Chef Ehrnrooth die Zweifel mit
der Aussage auszuräumen versucht,
der Aufzugmarkt sei sehr fragmen-
tiert. Doch ist offenbar auch ihm klar
geworden, dass dieser Umstand für
eine Zustimmung aus Brüssel wo-
möglich nicht reichen könnte.
Mithilfe der Juristen von Clifford
Chance haben die Finnen daher ei-
nen Alternativplan entworfen, um
möglichen Bedenken zuvorzukom-
men. Demnach will der Konzern sei-
ne eigenen Aktivitäten in Deutsch-
land und womöglich auch in anderen
europäischen Ländern vor einer
Übernahme abgeben, um die Wettbe-
werbshüter milde zu stimmen.


Kone könnte wichtiges
Geschäft opfern


Damit würde sich Kone in einem ers-
ten Schritt aus seinem wichtigsten
Markt zurückziehen. Über 40 Pro-
zent des Jahresumsatzes von zuletzt
9,1 Milliarden Euro wurde hier er-
wirtschaftet. Deutschland ist der
drittgrößte Einzelmarkt. Doch um
seinen Traum vom Weltmarktführer
zu erfüllen, ist Herlin offensichtlich
dazu bereit, einen großen Teil seines
bisherigen Geschäfts zu opfern.
Die Abspaltung wichtiger Landes-
gesellschaften würde das kartell-
rechtliche Risiko, aber auch die Ein-
sparpotenziale verkleinern. Das
könnte erklären, warum das Angebot
so kläglich sei, hieß es in Konzern-
kreisen. Der Schritt hätte aber einen
Vorteil: Bei der mächtigen Gewerk-
schaft IG Metall würde Kone wohl po-
sitiv angerechnet, dass der Konzern
eigene Aktivitäten und nicht die von
Thyssen-Krupp verkaufen würde.
Um den Vorgang zu beschleuni-
gen, wurden die betroffenen Aktivitä-
ten bereits Finanzinvestoren zum
Kauf angeboten. Für die wäre das ein
schneller Profit, da sich die Aktivitä-
ten zügig weiterverkaufen ließen. Ne-
ben Schindler und Otis kämen dazu
Anbieter aus Asien als Käufer infrage,
die daran arbeiteten, ihre Position in
Europa auszubauen, hieß es.


Doch dass eine Abgabe des Euro-
pageschäfts allein reicht, um Brüssel
zu überzeugen, bezweifeln Experten.
So sagte der Kartellrechtler Andreas
Lotze: „Wenn Kone sein Europage-
schäft vor einer Fusion abgibt, könn-
te das Bedenken der EU-Kommission
in Bezug auf den europäischen Markt
ausräumen.“ Allerdings könne Brüs-
sel auch zu dem Schluss kommen,
dass für die Bewertung der Fusion
bei einigen Produkten der Weltmarkt
maßgeblich ist – beispielsweise bei
Aufzügen für sehr hohe Hochhäuser,
die nur in wenigen Städten weltweit
gebaut werden. „Hier könnten dann
doch Zugeständnisse der Fusions-
partner notwendig sein“, so Lotze.
Dessen ungeachtet hat Kone im
Gespräch mit dem Thyssen-Krupp-
Management bereits einen mögli-
chen Finanzinvestor als Partner be-
nannt. Die deutsche Kone-Tochter
könnte an CVC Capital weitergereicht
werden, hieß es in Finanzkreisen.
Für CVC ist eine solche Absprache
heikel. Denn mit Wolfgang Colberg
sitzt ein CVC-Partner im Aufsichtsrat
von Thyssen-Krupp, der letztendlich
über den Verkauf entscheidet.
Colberg versucht, einen Interes-
senkonflikt zu vermeiden. Nach An-
gaben aus Kreisen des Aufsichtsrats
hat er die Sitzung verlassen, als der
Vorstand die einzelnen Angebote vor-
gestellt hat. Kone, Thyssen-Krupp
und CVC äußerten sich nicht dazu.
Kone selbst dürfte kein Interesse
daran haben, die Karten allzu offen
vor Colberg, CVC oder anderen Fi-
nanzinvestoren auf den Tisch zu le-
gen. Denn werde ihnen bewusst,
dass die Finnen ein niedriges Ange-
bot unterbreitet hätten, würden sie
sich kaum mit dem Kone-Europage-
schäft abspeisen lassen.
Thyssen-Krupp Elevator gilt bei Fi-
nanzinvestoren als enorm lukratives
Ziel. An Kapital fehlt es den Fonds
nicht, was sich an der Zahl der Bieter
zeigt. Dazu zählen neben CVC unter
anderem Advent, Apollo, Blackstone,
Brookfield, Carlyle, Clayton, Dubilier
& Rice und KKR.
Ob Kone mit seiner Strategie
durchkommt, wird sich bald zeigen.
Einige Interessenten bekämen nun
Zugang zu den Geschäftsdaten der
Krupp-Sparte. Bis spätestens Januar
soll der Käufer feststehen.

Autozulieferer

Brose streicht Jobs


Das fränkische Unternehmen
baut wie viele Konkurrenten
massiv Stellen ab. Ein Ende
der Krise in der Branche ist
nicht absehbar.

Martin Buchenau Stuttgart

D


er Stellenabbau in der Auto-
zulieferindustrie ist spätes-
tens jetzt fünfstellig. Auch
Brose hat am Donnerstag seine Pläne
konkretisiert. Die Franken wollen in
den nächsten drei Jahren in Deutsch-
land 2 000 von insgesamt 9 000 Ar-
beitsplätzen abbauen. Das Familien-
unternehmen aus Coburg mit insge-
samt 26 000 Beschäftigten machte
dafür „massive Ergebniseinbrüche“
verantwortlich.
Gründe seien der rückläufige
Markt in China und der Preisdruck,
aber auch interne Ursachen. „Wir
wollen die Qualität verbessern und
Kosten im mittleren dreistelligen Mil-
lionenbereich senken, um unsere
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken“,
kündigte Brose-Chef Kurt Sauernhei-
mer an. Das Unternehmen entwi-
ckelt und fertigt mechatronische Sys-
teme für Fahrzeugtüren und -sitze
sowie Elektromotoren und Elektro-
nik, unter anderem für Lenkung,
Bremsen, Getriebe und Motorküh-
lung.
Der Großteil der Stellenstreichun-
gen, die bis Ende des Jahres 2022
umgesetzt sein sollen, entfällt auf die
Verwaltung sowie auf die Werke in
Bamberg, Hallstadt, Coburg und
Würzburg. Die Produktion von Tür-
schlössern in Wuppertal mit 200 Be-
schäftigten soll verlagert werden.
Es gehe auch um den Abbau von
Bürokratie und Hierarchien, sagte
Sauernheimer. Betriebsbedingte Kün-
digungen wolle Brose weitgehend
vermeiden. Nur durch die Einsparun-
gen könne sich Brose Spielraum für
Investitionen in Wachstum schaffen.
Bereits im Mai hatte das Unterneh-
men ein Sparprogramm angekün-
digt, die Dimension war allerdings
bisher unklar. Im vergangenen Jahr
sank der Umsatz auf 6,3 Milliarden
Euro, für 2019 plante Brose mit Erlö-
sen in Höhe von 6,2 Milliarden Euro.
Brose gehört zu der Gruppe von
Autozulieferern, die in der Branche
als Vorzeigeunternehmen gelten und
entsprechend schnell und hart
durchgreifen, bevor eine allzu große
Verlustsituation eintritt. Über allem

wacht Michael Stoschek, der Vorsit-
zende der Gesellschafterversamm-
lung. Das straffe Regiment des 71-Jäh-
rigen ist in der Branche bekannt. Be-
reits anlässlich des 100-jährigen
Standortjubiläums in Coburg appel-
lierte er an seine Mitarbeiter: „Wir
wollen wieder an die Eigenschaften
eines Familienunternehmens an-
knüpfen, die uns in der Vergangen-
heit ausgezeichnet haben und die der
Grund unseres außerordentlichen Er-
folgs gewesen sind. Dazu haben wir
das größte Erneuerungsprogramm in
der Unternehmensgeschichte ange-
stoßen.“
Obwohl Geschäft und Erlöse hinter
den Erwartungen bleiben, will Brose
in den kommenden drei Jahren 1,5
Milliarden Euro in die Entwicklung
neuer Produkte, technischer Anlagen
und den weltweiten Ausbau von
Standorten investieren. Unter ande-
rem entsteht ein Werk in Serbien,
das 2024 mit 1000 Mitarbeitern in
Betrieb gehen soll. „Wir sind ein sta-
biles Unternehmen. Ich bin zuver-
sichtlich, dass wir das gute Ende er-
wischen“, sagte Sauernheimer kürz-
lich.

Viele Firmen betroffen
Die Coburger sind mit ihren Sorgen
nicht allein: Die Liste der Zulieferer
ist lang, die derzeit wegen der schwä-
chelnden Wirtschaft unter Druck ge-
raten. So kündige Mahle kürzlich an,
ein Werk mit 250 Beschäftigten zu
schließen und 400 Stellen in der Zen-
trale in Bad Cannstatt abzubauen.
Beim fränkischen Familienunterneh-
men Schaeffler sollen 900 Stellen ab-
gebaut werden. Der Filterhersteller
Mann+Hummel steckt mitten im Ab-
bau von 1200 Stellen. Der Pressen-
hersteller Schuler plant, 500 Arbeits-
plätze zu streichen. Continental er-
wägt sogar Werkschließungen.
Weltmarktführer Bosch rechnet we-
gen der schwachen Dieselnachfrage
mit einem deutlichen Stellenabbau.
Und auch bei ZF sind die Beschäftig-
ten nervös.
Unternehmen mit hausgemachten
oder strukturellen Problemen schon
zu Boomzeiten leiden nun besonders
unter der schwächelnden Konjunk-
tur. So kündigte Leoni an, 2000 Stel-
len abzubauen. Und der Lackieranla-
genbauer Eisenmann und der süd-
deutsche Zulieferer Weber
Automotive mussten gar Insolvenz
anmelden. Davon sind mehrere Tau-
send Stellen betroffen.

BrBroBroBroBroBrororororoooooooose-se-se-se-se-ssse-ssesese-WerWerWerWeWWerWeWeWeWWeWeWWWW kk: ::
In In In InIInn nDeuDeuDeuDDeuDeuDetsctsctsctsctscccccccccchhhlahhlland ndnnd ndndndndndndddddddddddd
besbesbessschächächächächähääääftiftiftifftiftitiiiiggt ggggggt dasdasdasaaaaaaaaa
UntUntUUUUnUnternernernernernnnnehmehmehmehmehmehmehmehmehmehmhmhmhmhmmmmmmeneeneneneneneneeeennnnn
999090909090999909099999999 9 09 0 0000 MitMitMitMitMMitMitMitMitMMitttarbarbarbaaa eiteiteiteiteeitiiter.er.er.errrrrr

Brose

Unternehmen & Märkte
WOCHENENDE 18./19./20. OKTOBER 2019, NR. 201
21

Free download pdf