Handelsblatt - 18.10.2019

(Joyce) #1
Euro-Münzen: Wie
sinnvoll ist es, Bargeld
in größeren Summen
zu horten?

Klaus Ohlenschlaeger

Geldscheine

Der Ruch des Kriminellen


Frank Wiebe Frankfurt

E


twas abseits der Hochhäuser
liegt in der Altstadt von Dubai
der Gold-Souk. Auf dem tra -
ditionellen Goldmarkt kann man
selbstverständlich mit Kreditkarte
bezahlen. Aber einige Händler dort
zeigen eine ausgeprägte Vorliebe für
ein anderes Zahlungsmittel: Euro-
Scheine. Das ist nur ein Beispiel da-
für, dass Bargeld auch weit au -
ßerhalb des zugehörigen Wäh -
rungsgebiets gerne eingesetzt wird.
Und es ist einer der Gründe dafür,
dass Bargeld immer noch in großem
Umfang gebraucht wird, auch wenn
seine Nutzung im Alltag eher zurück-
geht.
Ende 2017 waren laut einer Studie
der Bundesbank zur „Bargeldver-
wendung in Deutschland“ vom ver-
gangenen Juli rund 1,2 Billionen
Euro bar im Umlauf, das entspricht
der stolzen Summe von 3 500 Euro
pro Einwohner. Knapp die Hälfte da-
von entfielen auf Scheine zu 100,
200 und 500 Euro.
Im vergangenen April haben die
Deutsche Bundesbank und die Ös-
terreichische Nationalbank aller-
dings zum letzten Mal 500-Euro-
Scheine ausgegeben. Die anderen
nationalen Notenbanken hatten die
Ausgabe schon im Januar einge-
stellt. Die bereits in Umlauf befindli-
chen Scheine bleiben allerdings gül-
tig. Eine sehr kompakte Form von
Bargeld bieten nach wie vor die
Schweizer mit ihrem 1 000-Franken-
Schein.

Die Abschaffung des 500ers ist die
Konsequenz einer weltweiten Dis-
kussion über Vor- und Nachteile des
Bargelds. Verteidiger des Bargelds
führen an, dass es frei von techni-
schen Voraussetzungen ist und opti-
malen Schutz der Privatsphäre bie-
tet. Kritiker sehen das ähnlich, be-
werten es aber anders. Für sie steht
im Vordergrund, dass es besonders
gut für kriminelle Zwecke benutzt
werden kann. Ihr Misstrauen betrifft
vor allem große Scheine. Bei einer
Bargeldkonferenz der Bundesbank
kamen im September aber mehrere
Wissenschaftler, darunter der be-
kannte Ökonom Lars Feld, zu dem
Schluss, dass Bargeld kriminelle Ak-
tivitäten nicht nachweislich fördert.
In vielen Nachbarländern ist der
Gebrauch von Bargeld gesetzlich
eingeschränkt. In Frankreich etwa
darf nur bis 1 000 Euro bar bezahlt
werden. In Deutschland müssen
Käufer sich ab einer Summe von
10 000 Euro ausweisen. Diese Gren-
ze soll für Gold und einige andere
Bereiche, etwa auch Wertpapiere,
auf 2 000 Euro sinken. Eine Ober-
grenze für Zahlungen gibt es aber
nicht.
Ähnlich anonym wie Bargeld
sind Kryptowährungen, also zum
Beispiel Bitcoins. Anders als beim
Bargeld können allerdings Transak-
tionen von einzelnen „Wallets“,
elektronischen Geldbörsen, nach-
vollzogen werden. Wenn deren
Nutzer identifiziert wird, ist es un-
ter Umständen schlagartig vorbei
mit der Anonymität.

300

250

200

50

00

50

0

293,5

Stetiger Anstieg
Wert des von der Deutschen Bundesbank ausgewiesenen
Euro-Banknotenumlaufs in Mrd. Euro

HANDELSBLATT

2002 2018
Quelle: Deutsche Bundesbank

104,5

möglicher Preise. Aber es liegt nahe,
dass sie häufig höher sind als bei
Bankschließfächern.


Rechnungen aufbewahren


Die beste Versicherung nützt aber
nichts, wenn man den Schaden nicht
nachweisen kann. Daher empfiehlt es
sich, von dem Inhalt des Tresors – ob
nun bei der Bank oder zu Hause – ei-
ne genaue Auflistung zu machen, am
besten mit Fotos, und bei Wertsachen
auch Rechnungen oder Expertisen,
die den Wert bestätigen.
Ein wichtiger Punkt ist dabei auch:
Wenn der Einbrecher den Tresor-
schlüssel oder die Zahlenkombination
für den Safe findet, dann hat der Be-
sitzer das Nachsehen. Versicherer
warnen daher davor, den Schlüssel
oder entsprechende Angaben in der
Wohnung zu lassen, wenn man sich
dort nicht aufhält. Häufig wird zudem
empfohlen, lieber ein Zahlenschloss
zu wählen. Die Gothaer nennt den
Grund: „Einbrecher, die einen Wert-
schutzschrank vorfinden, suchen er-
fahrungsgemäß intensiv und rück-
sichtslos nach dem zugehörigen
Schlüssel.“


Wer lieber auf Bargeld als auf elek-
tronische Zahlen vertraut, geht im
Übrigen auch noch ein sehr speziel-
les Risiko ein: Falschgeld angedreht
zu bekommen. Die hessische Polizei
warnt, dass das zum Beispiel bei Ver-
käufen über Onlineportale wie Ebay
passiert. Offenbar gibt es Fälscher,
die sich darauf spezialisiert haben,
auf diesem Weg ahnungslosen Ver-
käufern ihre Blüten anzudrehen.
Wer Falschgeld bekommt, hat kei-
nen Anspruch auf Ersatz. Wer es
wissentlich weitergibt, begeht sogar
eine Straftat. Die Polizei rät, in je-
dem Fall Telefonnummer, Namen
und eventuell auch das Autokenn-
zeichen von einem Käufer zu notie-
ren, der große Summen bar bezahlt.
Als Warnzeichen gilt auch, wenn
Käufer keine Anstalten machen,
über den Preis zu verhandeln. Auf
der Webseite der Bundesbank fin-
den sich zudem genaue Angaben,
wie man die Echtheit von Geldschei-
nen überprüfen kann.
Zusammenfassend lässt sich also
sagen: Bargeld ist Geld zum Anfas-
sen. Aber gerade das birgt auch Risi-
ken, die man beachten muss.

 
      
 
 



   
 
 


  


 
 

   "%#!
#"
%% % 
%#!
   
  




& 
 #!(# 
' 
!  ! %!
  !
 #%
$($!
'!
% "
 #! % #




    




 





 

 





 


  


 


  





 





  


  


  


  
 
   

  
 
 
 
   

  
 
 
 
   

  

 

Private Geldanlage
WOCHENENDE 18./19./20. OKTOBER 2019, NR. 201
37

Free download pdf