Handelsblatt - 18.10.2019

(Joyce) #1
Karriere
WOCHENENDE 18./19./20. OKTOBER 2019, NR. 201
53

Wenn er so denken würde, so Lauterbach, hätte
er auch die Firma seines Vaters übernehmen kön-
nen. „Dann wäre ich auf der sicheren Seite gewe-
sen.“ Tatsächlich hatte der Vater in Köln eine ange-
sehene Sanitärfirma, „Lauterbach & Söhne“. Sie
hatte zeitweise 250 Mitarbeiter, ging aber 2009 in
die Insolvenz und hat nun andere Eigentümer. Hei-
ner Lauterbach hielt selbst Anteile am Familienbe-
trieb und hat aus dieser Zeit eine Grundstücksge-
sellschaft. Er hätte vor seiner Karriere die Nachfol-
ge antreten sollen, aber er sagte seinem Vater: „Ich
möchte keine Menschen entlassen.“ Und so sagt
Lauterbach nun von sich selbst, seit 40 Jahren „ein
Ein-Mann-Unternehmen“ zu sein.
Nun hat er eine richtige GmbH – aber viele Dinge
sind dort nicht zu finden, die bei Start-ups üblich
sind, Marktforschung und so etwas. Zu den avisier-
ten Kundenzahlen von „Meet Your Master“ sagt er
nichts, daran will er später nicht gemessen wer-
den, erwähnt aber, sich für Investitionen ein Limit
gesetzt zu haben. Aber Lauterbach weiß nur zu
gut: Es gibt einen Boom. Wissensdokumentationen
auf Netflix laufen gut, das Pendant „Master Class“
in den USA hat eine hohe Reichweite. Seine Kreati-
on kann ein Hit werden.
In der Social-Media-Welt von heute gilt mehr
denn je Andy Warhols Erkenntnis von 1968: „In Zu-
kunft wird jeder 15 Minuten weltberühmt sein.“ Für
diese Art „Prominenz“ ist „Meet Your Master“ eine
Einladung. Etwas könnte abblättern vom Ruhm
der Stars auf die, die Stars werden wollen. Das sei
nicht Teil seiner Philosophie, merkt Lauterbach an.
In seinem eigenen Onlinekurs fragt er gleich ein-
gangs: „Willst du berühmt werden oder Schauspie-
ler werden?“ Das sei ein großer Unterschied. Was
zähle, sei, erfolgreich zu sein, „aber das kann auch
ein Blumenhändler sein“.

Zielgruppe: Fan bis Fortgeschrittener
Als Zielgruppen umreißen die Macher zum einen
die Fans der jeweiligen Protagonisten, aber auch
rationale Nutzer, denen es um handwerkliche Knif-
fe geht, sowie Menschen, die an Life-Coach-Busi-
ness interessiert sind – und zum Beispiel wissen
wollen, wie Jürgen Klopp motiviert und Teams bil-
det. Der Fußballtrainer des FC Liverpool gehört
mit Thomas Gottschalk, Senta Berger, Roland Em-
merich und Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zur
nächsten VIP-Runde der Lauterbach-Schule.
„Ich gebe zu, ich war zunächst skeptisch“, sagt
etwa Krimiautor Sebastian Fitzek, der in seinem
Onlinevideo übers Schreiben spricht. Aber gerade
die Professionalität und der Aufwand der Produk-
tion haben den Bestseller-Schreiber am Ende über-
zeugt. „Da war ein Set aufgebaut – fast größer als
bei einem Kinofilm.“
Fitzek will in seinem Meisterkurs jenen Orientie-
rung geben, die schon erste Schritte als Autor ge-
gangen sind und konkrete Handwerksfragen ha-
ben. Menschen, die er auch immer wieder auf sei-
nen Lesungen trifft. „Mein Beitrag ist eher ein
Kompass und kein Rezept zum Nachbacken, um
am Ende auf einer Bestsellerliste zu landen.“
Aber was ist mit den Tipps, die die Über-Exper-
ten per Video verbreiten? Warum soll jemand sein
Erfolgsgeheimnis teilen, wenn es doch seine Son-
derstellung begründet? Die schon versammelten
„Master“ würden das „nicht des Geldes oder des
Ruhmes oder der Ehre wegen“ machen, erklärt
Lauterbach: „Das haben die alles schon. Es geht
um die leidenschaftliche Vermittlung, um die Freu-
de am Lehren.“
Große Hoffnungen setzt der Gründer darauf,
dass die Videos zu Geburtstagen oder Festen ver-
schenkt werden. Man arbeitet an einem Coupon.
Seine Vision sei, dass in zehn Jahren ein verzweifel-
ter Vater seinem unschlüssigen Sohn sagt: „Hier
hast du ein Abo, da ist alles über gute Berufe drin.
Das ist dein Casting.“ Dann ginge es nicht mehr wie
heute um Schauspieler und Sänger, sondern um
Gärtner, Schreiner oder Landwirtschaftsingenieu-
re, die in ihrem Beruf spitze sind.
Jeweils 89 Euro kostet ein Lernvideo. Dafür gibt
es ein „Masterbook“ mit Aufgaben und Übungen.
Lernkontrollen und Beratung gibt es nicht. Die Di-
daktik haben die Stars in sich, sagt Lauterbach,
später aber könne es ein Feedback zu Lernerfolgen
geben. Den Verkaufspreis nennt er „unglaublich

fair“, schließlich werden die gewonnenen „Master“
an den Umsätzen beteiligt, und es fielen hohe Kos-
ten an: „Wir werden uns schwertun und müssen
viel verkaufen.“ Vor allem über Social Media,
Mundpropaganda und eigene Interviews will der
Fernsehstar die Werbetrommel rühren.
Ist das Ganze also nur ein unternehmerisches
Abenteuer? Dafür stehe zu viel auf dem Spiel, sagt
Lauterbach. „Ich bin schon für so vieles angespro-
chen worden, zum Beispiel ein Café oder eine Bar
aufzumachen. Das alles brauche ich nicht.“ Ihm ge-
he es darum, ein paar „Fußabdrücke in den Ge-
schichtsbüchern“ zu hinterlassen.
Hätte Lauterbach selbst als junger Mensch eine
solche Hilfe genutzt? „Viele Erfahrungen muss man
selbst machen. Doch in gewisse Fettnäpfchen muss
man am Filmset nicht treten – etwa als Anfänger
den Regisseur zu nerven. Dafür ist der Second As-
sistant Director da.“ Oder Großaufnahmen. „Sie
lassen einen großen Schauspieler glänzen und de-
kuvrieren einen schlechten.“
Und doch sagt Lauterbach selbst, dass keine Kar-
riere planbar sei. „Glück ist auch, dass man Talent
hat. Es gibt nichts Schlimmeres, als erfolgreiche
Menschen, die mit ihren Erfolgsrezepten nerven
und den Faktor Glück vergessen. Aber man kann
auch lernen, auf das Glück zuzugreifen.“
Das Master-Glück der Lauterbachs wird am Ende
auch davon abhängen, Investoren zu finden. Für
die Expansion in Europa steht wohl der Getränke-
konzern Red Bull bereit. Dessen Eigentümer Die-
trich Mateschitz wollte sich nicht selbst in Videos
erklären, fand die Idee aber gut. Gespräche mit In-
vestoren stünden „kurz vor dem Anschluss“, er-
klärt Lauterbach. Er komme ja nicht aus der Ban-
ker-Welt und mag Begriffe wie „Production value“
nicht – „aber ich kann unser Anliegen authentisch
verdeutlichen“.
Mitarbeit:Lazar Backovic

Opernsänger
Jonas Kaufmann:
Onlinekurs für
die Stimme.

Meet Your Master/ Dieter Rosen (2)


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Gattin Viktoria
Lauterbach:
Mitgründerin und
Gesellschafterin.

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Das Unternehmen
In München star-
tet die „Meet Your
Master GmbH“ mit
30 Mitarbeitern.
Geschäftsidee ist,
mit Onlinevideos
von Stars ihres
Metiers Wissen
zu vermitteln.

Die Macher
Schauspieler Hei-
ner Lauterbach
und seine Frau
Viktoria teilen
sich die Anteile.
Investoren
werden gesucht.

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Master

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