Diese Sparte „andere Umsätze“ ist im zweiten
Quartal gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent auf
6,2 Milliarden Dollar gestiegen. Wie viel davon von
den Smartphones stammt, gibt das Unternehmen
nicht bekannt.
Am Ende könnten die Einnahmen aus den Gerä-
teverkäufen für Google aber auch nur ein angeneh-
mer Nebeneffekt sein. Die Hardwarefrage ist aus
anderen Gründen existenziell: Das Hauptgeschäft
könnte künftig von der Verbreitung der eigenen
Geräte und des Betriebssystems abhängen.
„Allen großen Techkonzernen wie Google, Apple
und Amazon geht es darum, die meisten Zugangs-
punkte zu bekommen“, erklärt Zimmermann. Erst
kürzlich hat Amazon eine ganze Reihe neuer Gerä-
te geradezu auf den Markt geschmissen. „Google
möchte überall sein und die Menschen im tägli-
chen Leben 24 Stunden erreichen“, sagt die Gart-
ner-Analystin. Nur möchten andere Techunterneh-
men das eben auch.
Neben der Kameratechnik setzt Google stark auf
den Trend zum „Ambient Computing“. Hinter dem
Begriff steht das Bestreben, nicht mehr alle Tech-
nik in einem Gerät unterzubringen, sondern den
Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und die
Technik dezentral zu verteilen.
Mit seinen neuen Kopfhörern, die erst 2020 auf
den Markt kommen, zeigt Google, wie weit das ge-
hen kann. Der Konzern verspricht, dass Nutzer ihr
Telefon in der Umkleide des Fitnessstudios ein-
schließen und auf dem Laufband Musik hören und
auswählen können. Die Reichweite ohne Zwischen-
wände soll ein Fußballfeld überbrücken.
Das komplett vernetzte Haus
Auch für zu Hause schwebt Google eine neue,
komplett vernetzte Welt vor: Dank eleganter
Smartspeaker und Sensoren gehen Lichter und
Heizungen von alleine aus, das Video wechselt per
Sprachbefehl von einem Raum in den nächsten.
Die „Mini Nest“-Geräte im Bücherschrank dienen
als Telefon und teilen mit, wer an der Tür ist, ob
der Hund bellt oder das Kind in der Küche ist.
Zum Ambient Computing gehört, dass Nutzer
die Hände nicht mehr brauchen. Beim neuen Goo-
gle-Smartphone lassen sich eingehende Anrufe mit
beruhigender Geste leiser stellen, Lieder kann man
wegwischen – und das Wecksignal auch. Außerdem
merkt das Gerät, wenn eine Hand nach ihm greift
und geht schon mal in den Gesichtserkennungsmo-
dus.
Mit der Gestensteuerung haben auch schon an-
dere Hersteller experimentiert. Aber nicht immer
lässt sich voraussagen, was der Nutzer will und
auch anwendet. „Die Hürde ist immer, das Nutzer-
verhalten zu ändern – manchmal klappt das,
manchmal nicht“, sagt Zimmermann. „Google ist
zuzutrauen, dass es wirklich nützliche Funktionen
liefern kann, die bedienerfreundlich sind.“ Das
Kunststück bei Ambient Computing und Gesten-
steuerung ist, dass am Ende auch alles gut zusam-
men funktioniert.
Fraglich bleibt, warum Google vor allem bei sei-
nen Smartphones nur auf die USA setzt. Geoff Bla-
ber von CCS Insight weist darauf hin, dass Google
in Europa nicht genug Mobilfunkanbieter hat, die
die Pixels führen. „Um Europa hat sich Google bis-
her wenig gekümmert“, sagt auch Gartner-Analys-
tin Zimmermann. Fast noch verwunderlicher: „Es
sieht aus, als würde das neue Smartphone nicht
mal auf dem Riesenwachstumsmarkt Indien ange-
boten.“ So ganz gelingt es dem Konzern also doch
noch nicht, überall dabei zu sein.
Kamerahersteller
Kampf ums
letzte Segment
C
anon-Chef Fujio Mitarai ist nicht sentimen-
tal. Der Kameramarkt werde sich in den
kommenden zwei Jahren nahezu halbie-
ren, warnte er Anfang des Jahres in einem Inter-
view mit der Wirtschaftszeitung „Nikkei“. Auch
der Grund ist ihm klar: „Die Menschen fotografie-
ren gewöhnlich mit Smartphones.“
Das ist zwar kein neuer Trend. Seitdem der
Markt für Digitalkameras 2010 mit 121 Millionen
Stück seinen Höhepunkt erreicht hat, geht es
bergab. Smartphones ersetzten immer mehr die
preiswerten Kompaktkameras. Aber jetzt stoßen
sie auch in die letzte Bastion der traditionellen
Kamerahersteller vor: hochpreisige Systemkame-
ras, bei denen man die Objektive tauschen kann.
Dieses Segment wird von japanischen Herstel-
lern wie Canon, Sony, Nikon, Fujifilm, Panasonic
und Olympus dominiert. 2018 verkauften diese
noch über zehn Millionen Exemplare. Aber nun
sagt Mitarai voraus, dass der Markt auf fünf bis
sechs Millionen Stück fallen wird. Auch die
Marktforscher von Global Info Research erwar-
ten, dass der Kameramarkt von 6,4 Milliarden
Dollar in diesem Jahr auf 6,1 Milliarden im Jahr
2024 fallen wird.
Für die Hersteller bedeutet der Niedergang
drei Dinge: Um sich stärker von Smartphones ab-
zusetzen, konzentrieren sie sich erstens auf die
fotografische Oberklasse, sogenannte Fullframe-
Kameras. Deren Sensoren sind so groß wie die
traditionellen Kleinbildfilme. Dies erlaubt Foto-
grafen nicht nur, im Dunkeln bessere Bilder zu
schießen, sondern dank der geringeren Tiefen-
schärfe auch den Hintergrund stärker ver-
schwimmen und damit das Motiv hervortreten
zulassen.
Zweitens setzen die Hersteller auf immer höhe-
re Auflösung. Sonys vierte Generation der
A7R-Serie steigerte die Zahl der Bildpunkte von
43 Millionen auf 61 Millionen Pixel. Drittens ver-
schärft sich der Verdrängungswettbewerb. Viele
kleinere Marken dürften nach Erwartung von Ex-
perten wie zuvor schon Samsung in diesem Be-
reich aufgeben.
„Die Spiegelreflex-Bastion fällt“, kommentierte
Nomura-Analyst Tetsuya Wadaki die jüngste Bi-
lanz von Canon. Im abgelaufenen Quartal sackte
der Umsatz um 19 Prozent auf 205 Milliarden Yen
(rund 1,7 Milliarden Euro) ab, der Gewinn um 68
Prozent auf zwölf Milliarden Yen. Nikon erging es
ähnlich.
Eine Ausnahme ist Sony, das mit seinen spie-
gellosen Systemkameras als technologischer
Trendsetter gilt. Dieses Jahr könnte der Heraus-
forderer sogar Nikon als Nummer zwei hinter Ca-
non entthronen. Zudem profitiert Sony als Markt-
führer von Bildsensoren vom Boom der Multika-
mera-Smartphones. So sank zwar auch Sonys
reiner Kameraumsatz, aber die Nachfrage nach
Sensoren trieb den Quartalsumsatz der Imaging-
und Sensing-Sparte um satte 14 Prozent auf 231
Milliarden Yen, der Gewinn sogar um 69 Prozent
auf 49,5 Milliarden Yen. Eine Konsolidierung der
Industrie dürfte daher nur eine Frage der Zeit
sein. Martin Kölling
Profi-Kameras:
Die Hersteller
konzentrieren
sich auf Highend-
Geräte.
ddp/INTERTOPICS/Photoshot
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2010 2013 2016 2019 2023
So entwickelt sich der Smartphone-Markt
Weltweiter Absatz in Milliarden Stück
HANDELSBLATT Quellen: IDC, StatCounter
Prognose
Marktanteil mobiler Betriebs-
systeme weltweit in Prozent
76,1 %
22, %
Android
iOS
Jan. 2012 Juli 2019
100
75
50
0
Die Strategie
ist, die
gesamte
Hardware-
Bandbreite
abzudecken.
Annette Zimmermann
Gartner-Analystin
Unternehmen & Märkte
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DONNERSTAG, 17. OKTOBER 2019, NR. 200
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