Die Welt - 14.10.2019

(nextflipdebug5) #1

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undeskanzlerin Angela Mer-
kel (CDU) hat den türki-
schen Präsidenten Recep
Tayyip Erdogan zum Stopp
der Militäroffensive im
Nordosten Syriens aufgefordert. Die
Kanzlerin habe sich am Sonntag in einem
Telefonat mit Erdogan für eine „umge-
hende Beendigung der Militäroperation“
ausgesprochen, teilte eine Regierungs-
sprecherin mit. Ungeachtet berechtigter
türkischer Sicherheitsinteressen drohe
diese zur Vertreibung größerer Teile der
lokalen Bevölkerung, zur Destabilisie-
rung der Region und zum Wiedererstar-
ken der Terrororganisation Islamischer
Staat (IS) zu führen.
Die Türkei hatte am Mittwoch mit Un-
terstützung arabisch-syrischer Rebellen
eine lange geplante Offensive gegen die
Kurdenmiliz YPG begonnen, die auf syri-
scher Seite der Grenze ein großes Gebiet
beherrscht. Die Türkei sieht in ihr einen
Ableger der verbotenen Kurdischen Ar-
beiterpartei (PKK) und damit eine Ter-
rororganisation. Die Offensive stieß in
den vergangenen Tagen international auf
breite Kritik. Am Samstag hatte Außen-

minister Heiko Maas bereits bekannt ge-
geben, dass die Bundesregierung als Re-
aktion auf den türkischen Einmarsch in
Nordsyrien die Rüstungsexporte an den
Nato-Partner teilweise gestoppt hat.
Mindestens 130.000 Menschen sind
laut den Vereinten Nationen (UN) we-
gen der türkischen Offensive bereits aus
Nordostsyrien geflohen. In der nach Be-
schuss beschädigten Stadt Hasaka könn-
ten Techniker nicht auf eine Wasser-
pumpstation zugreifen, wie die UN mit-
teilten. Damit hätten 400.000 Menschen
Probleme, an Wasser zu kommen –
82.000 davon in Flüchtlingslagern. Die
von Kurden geleitete Verwaltung in
Nordostsyrien warnte am Sonntag vor
einer humanitären Katastrophe. Wegen
der Gefechte zwischen türkischen Solda-
ten und syrisch-kurdischen Kämpfern
kämen weniger Hilfsmittel in die Region.
Umkämpft ist derzeit die wichtigste
Schnellstraße zwischen Hasaka und Ain
Issa, dem Verwaltungszentrum der von
Kurden geleiteten Gebiete. Luftangriffe
und Kämpfe breiteten sich mittlerweile
auf bis zu 30 Kilometer südlich der tür-
kisch-syrischen Grenze aus.

Unterdessen sind fast 800 Angehörige
von IS-Kämpfern nach jüngsten Angaben
der kurdischen Behörden aus einem La-
ger in Nordsyrien geflohen. 785 Frauen
und Kinder seien aus der Einrichtung in
Ain Issa entkommen, teilte die Verwal-
tung der halbautonomen Kurdenregion
am Sonntag mit. Nach Angaben der Syri-
schen Beobachtungsstelle für Menschen-
rechte verließen die Wachen das Lager,
nachdem es in der Nähe Gefechte der
türkischen Armee mit kurdischen Kämp-
fern gegeben hatte.
Laut der Beobachtungsstelle fliehen
die Insassen des Lagers nun „nach und
nach“. Seit Beginn der türkischen Offen-
sivebesteht international die Sorge, dass
Tausende inhaftierte IS-Kämpfer und ih-
re Angehörigen die Chance nutzen, um
aus kurdischer Haft zu fliehen. In den
kurdischen Gefängnissen in Nordsyrien
sind rund 12.000 IS-Kämpfer inhaftiert,
darunter bis zu 3000 Ausländer. Insge-
samt sollen sich 90.000 IS-Anhänger in-
klusive Frauen und Kinder in dem Inter-
nierungslager al-Haul sowie weiteren
Camps in der Region befinden. Viele von
ihnen waren im März bei der Eroberung

der letzten IS-Bastion Baghus im Osten
Syriens durch die YPG-Miliz in Gefan-
genschaft geraten. Die syrische Kurden-
miliz ist ein wichtiger Verbündeter des
Westens im Kampf gegen die Dschihadis-
ten, gilt Ankara aber wegen ihrer engen
Verbindungen zu kurdischen Rebellen in
der Türkei als Bedrohung.
Türkische Streitkräfte setzten die
Kämpfe gegen die YPG-Miliz auch am
Sonntag fort. Präsident Erdogan zeigte
sich unbeeindruckt von Sanktionen als Re-
aaaktion auf den Vormarsch seiner Truppen.ktion auf den Vormarsch seiner Truppen.
Seit Beginn der Offensive am Mittwoch
wwwurden nach Zählungen der Syrischen Be-urden nach Zählungen der Syrischen Be-
obachtungsstelle für Menschenrechte
mindestens 52 Zivilisten getötet.Bei ei-
nem türkischen Luftangriff auf einen
Konvoi mit Zivilisten und ausländischen
Journalisten seien am Sonntag zehn
Menschen getötet worden. Die französi-
sche Journalistin Stephanie Perez
schrieb auf Twitter, sie sei in dem Konvoi
gewesen. Ihrem Team gehe es gut, doch
Kollegen seien tot. Die USA kündigten
unterdessen den Abzug von 1000 Solda-
ten aus der Region an. dpa/AFP/rtr/AP
Seiten 3, 6 und 17

Merkel fordert Ende der


türkischen Syrien-Offensive


Präsident Erdogan zeigt sich unbeeindruckt von Sanktionen als Reaktion auf den Vormarsch seiner


Truppen. Kurden melden Ausbruch von Hunderten IS-Familien aus Lager. 130.000 Menschen auf der Flucht


REUTERS

/ HANNIBAL HANSCHKE

„Wir stehen zusammen.“ Bereits am Freitag und Samstag hatten mehrere Tausend
Demonstranten in verschiedenen Städten gegen Rechtsextremismus protestiert.
In Halle versammelten sich etliche Menschen mit Kerzen an der Synagoge, in der
eine Sabbatfeier stattfand. Seiten 3 und 4

„Wir stehen zusammen“


Gegen Antisemitismus und rechte Gewalt: Tausende Menschen sind am Sonntag
in Berlin auf die Straße gegangen, um nach dem Terroranschlag von Halle Zeichen
zu setzen. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 8000, die Organisato-
ren der Initiative Unteilbar sprachen von 16.000. Ihre Botschaft war eindeutig:

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14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


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D


ie Zahl der Studien-
gänge in Deutschland
wird immer größer.
Seit 2014 ist sie um 17 Prozent
auf über 20.000 angestiegen.
Darunter so ausgefallene Fä-
cher wie Germanistik oder
Jura. Zurzeit sind die Möglich-
keiten fast unbegrenzt. An der
TU Darmstadt kann man bei-
spielsweise das Fach Körper-
pflege belegen, wobei es an
männlichen Studierenden
fffehlt. Die HdK in Berlin bietetehlt. Die HdK in Berlin bietet
neuerdings den zulassungs-
beschränkten Studiengang
„Irgendwasohnemedien“ an,
der völlig überlaufen ist. Eine
Arbeitsgruppe im Bildungs-
ministerium arbeitet fieber-
haft an einer Strategie zur
Eindämmung der Fächer-
vermehrung, einer Art Studi-
engangsdeckel, denn die Aus-
wirkungen des Überangebots
sind dramatisch. Der Beginn
eines Studiums verzögert sich
fffür viele Schulabgänger erheb-ür viele Schulabgänger erheb-
lich, weil eine gründliche Stu-
dienberatung inzwischen
sechs bis sieben Jahre dauert.
Die Frage ist außerdem, wie
die Gesellschaft mit der wach-
senden Studienabgängerflut
umgehen soll. Experten war-
nen jedenfalls, dass Deutsch-
land nicht noch mehr Fahr-
radkuriere und Taxifahrer
verkraften kann.

ZZZippert zapptippert zappt


I


m September 2017 ließ die
kambodschanische Re-
gierung das Hauptstadt-
studio des Radiosenders Radio
Free Asia (RFA) in Phnom
Penh schließen.
Einen Monat später ver-
hafteten Sicherheitskräfte die
Radio-Free-Asia-Reporter Uon
Chhinund Yeang Sothearin.
Ursprünglich warf die Staats-
anwaltschaft den Journalisten
vor, den Radiosender ohne
Lizenz betrieben zu haben.
Angeklagt wurden Uon Chhin
und sein Kollege dann jedoch
wegen „Spionage“.
Obwohl es bis heute keine
Belege dafür gibt, dass die
Journalisten das Gesetz ge-
brochen haben, droht ihnen
eine Verurteilung zu einer
Haftstrafe von bis zu 15 Jah-
ren. Reporter ohne Grenzen
verurteilte das Verfahren ge-
gen Uon Chhin und Yeang
Sothearin zuletzt scharf.
„Selbst der zuständige Richter
hat eingestanden, dass es kei-
ne Beweise für ihre Schuld
gibt“, sagte Daniel Bastard,
Leiter des Asien-Pazifik-Büros
der Organisation: „Trotzdem
wurde die Anklage nicht fallen
gelassen.“
AAAuf der Rangliste der Pres-uf der Rangliste der Pres-
sefreiheit von Reporter ohne
Grenzen liegt Kambodscha auf
Platz 143 von insgesamt 180
Ländern.

#Free


them


all


Uon Chhin AP/

HENG SINITH

In Kooperation mit
REPORTER OHNE GRENZEN

N


ach ersten erfolgreichen Ernten auf Trüffelplantagen sehen
Experten gute Entwicklungschancen für den Anbau des Edelpil-
zes in Deutschland. Seit rund zehn Jahren wachse die Zahl der
Trüffelpflanzungen, sagt Ulrich Stobbe vom Verband für Trüffelanbau
und Nutzung. „Die Idee verbreitet sich.“ Wie im europäischen Ausland
werde sich mit dem Anbau auch in Deutschland Geld verdienen lassen,
prognostiziert er. „Im Moment sind die Leute aber schon noch Pionie-
re.“ In den Anlagen wachsen speziell geimpfte Wirtsbäume, an deren
WWWurzeln sich Trüffel entwickeln sollen.urzeln sich Trüffel entwickeln sollen.
Der Trüffelverband mit seinen mehr als 100 Mitgliedern trifft sich
dieses Wochenende zu seiner jährlichen Tagung in Geisenheim im
RRRheingau. Im Fokus stehen die Auswirkungen des Klimawandels. „Beiheingau. Im Fokus stehen die Auswirkungen des Klimawandels. „Bei
Dauerkulturen muss ich in die Zukunft schauen“, sagt Claudia Kam-
mann, Professorin für Klimafolgenforschung an der Hochschule Gei-
senheim. „Wir werden in 30 Jahren ein ganz anderes Klima haben als
heute.“ Davon seien auch die Wirtsbäume der Trüffel betroffen. Bäume

und Pilze leiden unter extrem trockenen Phasen, erläutert Stobbe. „Für
die Anlagen könnte dies bedeuten, dass sie weniger Ertrag bringen.“
Der Verband forsche daher intensiv, wie eine Pflanzung sinnvoll in
trockenen Phasen bewässert werden kann. Die Ernte der Trüffel sei
nicht so planbar wie bei anderen Kulturen, erklärt Stobbe. Die Pilz-
fffreunde müssen bei einer neuen Anlage auch Geduld mitbringen: Esreunde müssen bei einer neuen Anlage auch Geduld mitbringen: Es
dauert rund sieben Jahre, bis die ersten Trüffel ausgegraben werden –
am besten mithilfe eines Trüffelhundes.
Der Verein Ahrtrüffel meldete vor wenigen Tagen freudig die erste
nennenswerte Ernte. Die Gruppe hatte 2006 ein Grundstück gepachtet
und geimpfte Bäume gepflanzt. Nun wurden unter anderem 500 Gramm
Burgundertrüffel aus dem Boden geholt. Eine weitere Erfolgsnachricht
kam aus Niedersachsen. Auf einem Acker im Leinebergland hatte der
Züchter Fabian Sievers vor sieben Jahren eine Trüffelplantage mit rund
1 000 Bäume gepflanzt. Dieses Jahr buddelte sein Wasserhund mehrere
Trüffel aus. Zu den Trüffel-Pionieren zählen nach den Worten von Stob-

be unter anderem „interessierte Pilz-Fans“, aber auch größere landwirt-
schaftliche Betriebe, die sich ein weiteres Standbein aufbauen möchten.
WWWeltweit werden Trüffel seit den 1970er-Jahren angebaut – eltweit werden Trüffel seit den 1970er-Jahren angebaut – mit ihren
Wirtsbäumen wie etwa Haselnuss, Buche oder Stieleiche. Pilz und Baum
gehen eine Symbiose ein, bei der jeder Partner vom anderen profitiert.
Hauptanbauländer sind Frankreich, Italien und Spanien. Kulturen
gibt es auch in Schweden oder England. „Deutschland liegt mitten im
natürlichen Verbreitungsgebiet des Burgundertrüffels“, sagt Stobbe. Der
Pilz brauche kalkhaltige Böden und komme auch in freier Natur vor.
AAAlle Trüffelarten stehen in Deutschland unter strengem Schutz undlle Trüffelarten stehen in Deutschland unter strengem Schutz und
dürfen nicht gesammelt werden. Angebaute Trüffel sind davon aus-
genommen. Der Experte geht davon aus, dass rund 60 Tonnen Trüffel
im Jahr in Deutschland vermarktet werden – alle importiert. „Mit einem
regionalen Angebot wird die Nachfrage wachsen“, sagt Stobbe. Zu dem
Ergebnis sei auch eine Umfrage unter Köchen gekommen. Die Kunden
der gehobenen Gastronomie schätzten „Frische und Regionalität“. dpa

TTTrüffel aus Deutschlandrüffel aus Deutschland


Hierzulande werden rund 60 Tonnen des Edelpilzes jährlich vermarktet – jede Einzelne wird importiert. Doch das könnte sich bald ändern


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DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen.
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V


om Heilsbringer zum Hinter-
bänkler, in der Politik geht das
mitunter schnell, bisher vor
allem bei den Sozialdemokraten.
Martin Schulz, erst gefeierter, dann
gescheiterter Kanzlerkandidat, kann
ein Lied davon singen, die hinausge-
mobbte Parteichefin Andrea Nahles
ebenso oder Ex-Außenminister Sig-
mar Gabriel, der bald nicht mal mehr
Hinterbänkler ist.
Die CDU dagegen kannte diese
Lust, die eigene Führung unter Dauer-
beschuss zu nehmen, bisher nicht, zu-
mindest nicht in diesem Jahrtausend.
Unter Angela Merkel war der Vorsitz
ein Thron, an dem nicht gerüttelt und
von dem niemand hinabgestürzt wur-
de. Das ändert sich gerade. Auch in
dieser Hinsicht also nähert sich die
Union immer mehr der SPD an.
Noch vor zehn Monaten, als Anne-
gret Kramp-Karrenbauer das Zepter
von Merkel übernahm, wurde sie in
der Partei gefeiert: als glaubwürdig,
authentisch, kompetent und als be-
gnadete Mediatorin. Eine, die den La-
den zusammenhält, die neue starke
Frau der CDU. Und jetzt? Überfor-
dert, heißt es hinter vorgehaltener
Hand. Instinktlos, ungeschickt, pro-
vinziell. Eine Landrätin, die „Kanzle-
rin nicht kann“. Die Junge Union will
ihr das Erstzugriffsrecht auf die
Kanzlerkandidatur absprechen.
WWWas ist da eigentlich los? War dieas ist da eigentlich los? War die
Frau ein totaler Fehlgriff, oder hat sie
im Schock über den allzu alerten Berli-
ner Betrieb alles vergessen, was sie in
3 5 Jahren an der Politfront gelernt hat?
Unwahrscheinlich. Dass Kramp-Kar-
renbauer aus einem Bundesland
kommt, dessen Einwohnerzahl nur an
jene von Köln heranreicht, war bei ih-
rer Wahl bekannt. Ebenso, dass sie
nun mal keine charismatische Lichtge-
stalt ist. Aber Kramp-Karrenbauer hat


  • wie übrigens auch Ursula von der
    Leyen bei der EU-Kommissionspräsi-
    dentschaft – einen entscheidenden
    Fehler gemacht: Um die nötigen Stim-
    men einzusammeln, haben die beiden
    zu vielen zu viel versprochen. Nun
    können sie nicht allen alles liefern.
    Prompt rächen sich die Enttäuschten
    und schießen aus dem Hinterhalt.
    Ja, AKK hat sich ungeschickt aus-
    gedrückt, auf Rezo und Artikel 13
    falsch reagiert, in der Causa Hans-
    Georg Maaßen falsche Zeichen ge-
    setzt. Aber wir erinnern uns: Im Bun-
    destagswahlkampf 2005 hat Spitzen-
    kandidatin Angela Merkel mehrfach
    brutto und netto verwechselt. Und
    dennoch 14 Jahre Kanzlerschaft über-
    lebt. Die Union sollte sich genau
    überlegen, ob sie sich von der allge-
    meinen Lust an der Attacke, am gna-
    denlosen Geißeln eines jeden Schnit-
    zers, anstecken lässt. Es sei denn, die
    Einsicht reift, tatsächlich die Falsche
    gewählt zu haben. Dann sollte die
    CDU das aber einfach offen sagen.


KOMMENTAR

Die Falsche


oder nicht?


[email protected]

HANNELORE CROLLY

**D2,80EUROB Nr. 239

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
14.10.1914.10.1914.10.19/1/1/1/1/TIBE/TIBE AMARKWOR 5% 25% 50% 75% 95%

LOTTO: 4 – 23 – 36 – 42 – 44 – 45
Superzahl: 7Spiel77: 3 2 4 6 5 9 4
Super6: 2 1 5 4 4 8 ohne Gewähr

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