Die Welt - 14.10.2019

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M


essegesellschaften wis-
sen sehr viel über die Be-
sucher ihrer Veranstal-
tungen. Vor allem bei
Fachmessen. Dort fängt
die Transparenz an bei zum Beispiel
Name, Alter und Nationalität, geht wei-
ter über Position und Einsatzgebiet
beim jeweiligen Arbeitgeber und um-
fasst nicht zuletzt auch die Anreisee-
ntfernung, Aufenthaltsdauer und Ziel-
setzung für den Streifzug durch die Hal-

len. Besucheranalyse nennt sich die da-
hinterstehende Erhebung, die vornehm-
lich auf beim Ticketkauf registrierten
Daten basiert oder auch auf Umfragen.
Zum Mysterium indes entwickelt sich
der Besucher unmittelbar nach Betre-
ten des Geländes. Dabei wird es an die-
ser Stelle besonders spannend für den
Veranstalter wie auch die Aussteller.
Immerhin stellen sich Fragen wie zum
Beispiel: Wie genau bewegen sich die
Gäste über das Gelände und durch die
Hallen? Welche Wege nehmen sie? Und
wo bleiben sie wie lange stehen?
Erste Antworten gibt es ab sofort in
Hannover. Denn die dortige Deutsche
Messe AG testet bei ausgewählten Ver-
anstaltungen ein neues Besucher-Tra-
cking-System. Zum Beispiel bei der
Hannover Messe diesen April. Gut

20.000 zufällig ausgewählte Besucher
der weltgrößten Industrieschau haben
am Eingang einen kleinen Bluetooth-
Sender bekommen. Dieser sogenannte
Tag ist nicht größer als ein Einkaufschip
und mit der Eintrittskarte verbunden,
die meist an einem Band um den Hals
getragen wird. Die Signale dieses frei-
willig getragenen Senders nehmen rund
500 Empfängern auf, die gleichmäßig
über die Hallen und das Gelände ver-
teilt wurden. „Damit lässt sich genau
nachvollziehen, wo der Besucher wie
lange war, was er sich angeschaut und
wo er Gespräche geführt hat“, sagt Jo-
chen Köckler, der Vorstandsvorsitzende
der Deutschen Messe AG, im WELT-Ge-
spräch. „Damit bringen wie Rationalität
in das Thema Messe.“
Zum einen für die Aussteller. „Die
Unternehmen können herausfinden,
wie gut ihr Messe-Auftritt war und ob er
sich gelohnt hat“, erklärt Köckler. Denn
anhand der Daten sei erkennbar, ob die
für das Unternehmen wichtigen Ent-
scheider am Stand waren – und ob diese
Personen vom Vertrieb auch erkannt
und angesprochen wurden oder am En-
de bei der Konkurrenz gelandet sind.
Noch dazu sei ersichtlich, für welche
Exponate sich die Besucher interessiert
haben und wo es noch Optimierungsbe-
darf gibt, also ob beispielswiese mehr
oder weniger Ausstellungsstücke sinn-
voll sind oder ob noch mehr Ecken für

ren und wie erfolgreich die Vertriebs-
mannschaften der einzelnen Konzern-
sparten auf sie zugegangen sind.“ Und
daraus könne ABB nun für das kommen-
de Jahr ableiten, wie der Stand noch bes-
ser aufgebaut und das Personal noch ef-
fffizienter eingesetzt werden kann.izienter eingesetzt werden kann.
„Gleichzeitig versachlichen sich viele
Diskussionen“, sagt Striebel. Etwa der
ständige Streit um Kosten. „Messebetei-
ligungen sind teuer und stehen damit
permanent unter Rechtfertigungsdruck.
Jetzt können wir sehr genau aufzählen,
ob und wie es sich lohnt, auf der Messe
dabei zu sein“, beschreibt Striebel.

WWWobei auch diese Auswertung kostet.obei auch diese Auswertung kostet.
So hat ABB einen fünfstelligen Betrag für
die Daten zahlen müssen. Für die Veran-
stalter ist Besucher-Tracking also eine
neue Einnahmequelle. „Gleichzeitig ist
es aber auch ein Risiko“, weiß Hannover-
VVVorstand Köckler. Denn zum einen kön-orstand Köckler. Denn zum einen kön-
nen die ermittelten Zahlen ergeben, dass
sich eine Messe nicht mehr lohnt für ei-
nen Aussteller. Der wird dann im Folge-
jahr kaum wiederkommen. Zum anderen
dürften sich Platzierungswünsche auf
dem Messegelände ergeben. Denn der
Besucherzuspruch kann sich je nach Hal-
le gravierend unterscheiden. Das haben

Messegesellschaften. Fast jeder Anbieter
beschäftigt sich damit“, weiß auch Ha-
rald Kötter, Geschäftsbereichsleiter
beim AUMA. Der Messe-Branchenver-
band hat jüngst sogar ein Seminar zur
Zukunft des Besucher-Tracking veran-
staltet. „Noch sind praktisch alle auf der
Suche nach der optimalen Methode“,
lautet ein Fazit der Veranstaltung. Ne-
ben Bluetooth sind nämlich auch
WLAN- oder NFC-Modelle verfügbar.
Hannover hat sich nun als erster an den
Markt gewagt. „Andere dürften aber
schon bald folgen“, prognostiziert Ex-
perte Kötter.

VON CARSTEN DIERIG

PR

Besucher der diesjährigen
Hannover Messe am Stand
des Partnerlandes Schweden.
TTTracking-Technologie racking-Technologie
dokumentierte ihre Wege
auf Schritt und Tritt

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14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,14.OKTOBER2019 SPEZIAL 15


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eutschland prägt das internatio-
nale Messegeschäft. Immerhin
sieben der weltweit 15 größten
Veranstalter stammen aus der Bundes-
republik. Das geht aus dem Umsatz-
Ranking 2018 des Ausstellungs- und
Messe-Ausschusses der Deutschen
Wirtschaft (AUMA) hervor. Mit den bei-
den Spitzenreitern der Rangliste aber
können die deutschen Anbieter bei wei-
tem nicht mehr mithalten.

Jeweils über 1,3 Milliarden Euro ver-
zeichnen Reed Exhibitions und Infor-
ma, die beide aus Großbritannien stam-
men. Zum Vergleich: Der deutsche
Branchenprimus Messe Frankfurt
kommt als Drittplatzierter des Ran-
kings auf 718 Millionen Euro und damit
auf nur gut halb so viel Umsatz. Und
2019 wird der Abstand weiter steigen.
Denn die beiden Messe-Riesen von der
Insel haben jeweils zugekauft: Während
Informa und das in der Rangliste siebt-
platzierte Unternehmen UBM mittler-
weile zusammengehören, hat Reed als
Reaktion darauf den Konkurrenten Mac
Brooks gekauft, einen der weltweit
größten Ausrichter von Industriemes-
sen. Und weitere Zukäufe sind nicht
ausgeschlossen, sagen Experten.
Die deutschen Anbieter sind dahinge-
hend deutlich zurückhaltender. Zumal
es einen gravierenden Unterschied gibt:
Reed und Informa sind beide börsenno-
tiert und damit zum einen finanzkräfti-

ger und zum anderen rein auf Gewinn-
maximierung ausgerichtet. Die deut-
schen Messegesellschaften dagegen be-
finden sich überwiegend in öffentlich-
rechtlichem Besitz, haben also Länder
und Kommunen als Anteilseigner. Und
diese sehen Messen als Wirtschaftsför-
derungsinstrumente, die vor allem
Steuereinnahmen bringen, Arbeitsplät-
ze sichern und Umsätze generieren für
Firmen, Handwerker, Dienstleister, Ho-
tels, Gastronomen und Verkehrsbetrie-
be in der jeweiligen Region.
Ins globale Ranking schaffen es dabei
neben der Messe Frankfurt auch die
Konkurrenten aus München, Berlin und

Köln auf den Plätzen sechs, neun und
zehn, sowie Nürnberg, Hannover und
Düsseldorf auf den Rängen zwölf bis 14.
Außerhalb der Top-15 finden sich zudem
noch die Landesmesse Stuttgart auf
Platz 22 und Hamburg Messe & Con-
gress auf Rang 34. Voraussetzung für die
Aufnahme ins Ranking ist dabei ein Um-
satz von mehr als 100 Millionen Euro.
Auffällig dabei: Mit Emerald Expositi-
ons aus den USA, dem HongKong Trade
Development Council, Tokyo Big Sight
aus Japan, und dem SNIEC im chinesi-
schen Shanghai haben nur vier Anbieter
im AUMA-Ranking ihren Sitz außerhalb
Europas.

Deutschland wird abgehängt


Britische Veranstalter stehen an der Spitze des globalen Messe-Rankings


Die �� größten Messegesellschaften weltweit

Quelle: Auma

Umsatz in Millionen Euro
Reed Exhibitions
Informa
Messe Frankfurt
GL events
MCH Group
Messe München
UBM plc
Comexposium
Messe Berlin
Koelnmesse
Emerald Expositions
NürnbergMesse
Deutsche Messe
Messe Düsseldorf
Fiera Milano

Großbritannien
Großbritannien
Deutschland
Frankreich
Schweiz
Deutschland
Großbritannien
Frankreich
Deutschland
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USA
Deutschland
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Italien

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VON CARSTEN DIERIG

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Gespräche geschaffen werden müssen.
Zum anderen profitiert aber auch die
Messegesellschaft, wie Köckler erklärt.
„Wir können die Schwachstellen und
Potenziale einer Messe besser erken-
nen“, sagt der Manager. Dadurch lasse
sich der Aufbau, die Wegeführung und
die Verteilung der Aussteller auf die
Hallen optimieren. Noch dazu kann der
Veranstalter für künftige Messen indivi-
dualisiert und zielgenau werben, weil
die Vorlieben der jeweiligen Besucher
nun bekannt sind. Sogar eine Ideallinie
für den Gang über die Messe könne so
entwickelt werden.
Wichtig ist dabei für beide Seiten eine
kontinuierliche Datenerhebung, jeweils
eng begleitet und überwacht von Daten-
schützern. „Die Ergebnisse der Premiere
sind schon spannend. Noch größer wird
der Lerneffekt und der Erkenntnisge-
winn aber, wenn wir Daten aus mehreren
Jahren miteinander vergleichen kön-
nen“, sagt Gabriel Striebel, der Leiter
Messen&Events bei ABB. Der Technolo-
giekonzern ist einer von sieben Ausstel-
lern der Hannover Messe, die an der Be-
sucher-Tracking-Premiere teilgenom-
men haben. Und Striebel ist zufrieden.
Denn bislang war die Erfolgsmessung ei-
ner Messebeteiligung vor allem abhängig
vom Bauchgefühl oder der Zahl einge-
scannter Visitenkarten. „Nun haben wir
unabhängige Beweise, welche Besucher-
gruppen wie lange an unserem Stand wa-

die Messungen auf der Hannover Messe
gezeigt. So gab es Hallen, die zwei von
drei Besuchern angesteuert haben, ande-
re haben gerade mal jeden zehnten Gast
angelockt. Und auch die Verweildauer
variiert von einer halben Stunde bis zu
zzzweieinhalb Stunden. Köckler gibt sichweieinhalb Stunden. Köckler gibt sich
aaaber gelassen. „Klar kann es sein, dassber gelassen. „Klar kann es sein, dass
AAAussteller abwandern. Das passiert aberussteller abwandern. Das passiert aber
aaauch ohne das Tool.“ Und in Sachenuch ohne das Tool.“ Und in Sachen
Platzwahl plant die Messegesellschaft ei-
ne neue Aufstellung der Aussteller, da-
mit sich die Besucher gleichmäßiger ver-
teilen. Das Interesse an der neuen Tech-
nologie, die im Fall Hannover vom öster-
reichischen Anbieter Waytation kommt,
ist Köckler zufolge groß: bei Ausstellern
wie auch bei der Konkurrenz. „Das ist
ein zunehmend wichtiges Thema für die

DDem Messe-Besucher auf der Spurem Messe-Besucher auf der Spur


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