Die Welt - 14.10.2019

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14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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DIE WELT MONTAG,14.OKTOBER2019 SEITE 16

SPORT


ra Philipp (+8:41) wird hinter der Austra-
lierin Sarah Crowley (+4:39) und der Bri-
tin Lucy Charles-Barclay (+4:45) Vierte.
Titelverteidiger Lange hingegen erlebt ei-
nen frustrierenden Tag.

BEI NIESELREGEN IN DEN
EPISCHEN IRONMAN-KAMPF

Der Tag beginnt früh. Noch in der Dun-
kelheit, gegen vier Uhr oder früher, ste-
hen die meisten der insgesamt 2500
Sportler aus 74 Nationen auf. Die Nacht
üüüber hat es geregnet auf Big Island, dember hat es geregnet auf Big Island, dem
Urlaubsparadies. Als sich die Profis und
AAAltersklassen-Athleten auf den Weg zumltersklassen-Athleten auf den Weg zum
Pier von Kailua-Kona machen, ist es des-
halb schwül, die Luftfeuchtigkeit hoch.
Der erbarmungslose Kampf gegen sich
selbst, gegen die Bedingungen und gegen
die Konkurrenz beginnt in Kürze. Es wird
ein langer, für manche sogar ein sehr lan-
ger Tag, der viele an ihre Grenzen und da-
rüber hinaus bringen wird. Nach 17 Stun-
den wird das Ziel geschlossen.
6 .25 Uhr, 24 Grad, Nieselregen:Ein
Donnerschlag durchbricht die ange-
spannte Stille und schickt als Erstes die
5 7 männlichen Profis, darunter 13 aus
Deutschland, auf die 3,86 Kilometer lange
Schwimmstrecke. Das Rennen um den
Ironman-Thron ist eröffnet. Im Fokus
aaaus deutscher Sicht vor allem die großenus deutscher Sicht vor allem die großen
drei: Patrick Lange, 33, Champion 2017
sowie 2018 und erster Hawaii-Sieger, der
die Acht-Stunden-Marke knackte (7:52:
Stunden). Die Saison und die vergange-
nen Tage aber liefen wenig optimal.
Dann Jan Frodeno, 38, zweifacher Va-
ter, Hawaii-Sieger 2015 und 2016, Topfa-
vorit und Superstar der Szene. Er ist der
einzige Triathlet, der Olympiagold und
die Ironman-WM gewann. Für Frodeno,
mittlerweile in Girona beheimatet, waren
die letzten beiden Hawaii-Jahre zum Ver-
gessen. 2017 zwangen ihn Rückenproble-
me beim Marathon zum Stehen und Ge-
hen, 2018 verhinderte eine Stressfraktur
in der Hüfte seinen Start. Er sinnt auf
Wiedergutmachung.
Und schließlich Sebastian Kienle, 35,
der als Hawaii-Champion 2014 die Sieges-
serie der Deutschen einleitete. Nachdem
er im vergangenen Jahr erst mit techni-
schen Problemen am Rad zu kämpfen

U


naufhörlich tickt die Uhr.
Frodeno biegt rechts ab auf
den Ali’i Drive, die Schritte
sind schwer, kein Lächeln
im Gesicht. Ihm voraus ein
Hawaiianer, barfuß mit Fackel, immer
wieder zurückblickend zu dem deutschen
Triathlonstar. Der Hawaiianer stoppt,
Frodeno läuft vorbei, reißt die Arme in
die Luft – und schreit vor Freude beim
Schritt über den Zielstrich.

VON MELANIE HAACK

Es ist das letzte bisschen Energie, das
er noch finden kann: 7:51:13 Stunden, Sieg
bei der Ironman-WM auf Hawaii und
Streckenrekord. Dann umarmt er seine
Frau Emma und zerquetscht vor Freude
fffast seinen Physiotherapeuten. „Die letz-ast seinen Physiotherapeuten. „Die letz-
ten 500 Meter waren brutal“, sagt er im
Ziel, dann wendet er sich an die Zuschau-
er: „Danke, dass ihr mich ins Ziel ge-
schrien habt.“ Dann passiert Histori-
sches: Scheinbar voller Energie, kopf-
schüttelnd, lachend und mit der deut-
schen Fahne in der Hand, läuft Anne
Haug nach 8:40:10 Stunden ins Ziel. Als
erste deutsche Siegerin in der Geschichte
des Ironman Hawaii. „Fantastisch, ich
kann es nicht glauben“, sagt sie.
Der 12. Oktober wird eingehen in die
Triathlon-Geschichte als triumphaler Tag
fffür die Deutschen – jedoch mit einer dra-ür die Deutschen – jedoch mit einer dra-
matischen Note. Das Datum markiert die
beeindruckende Rückkehr des Superstars
der Szene. Nach den Hawaii-Siegen 2015
und 2016 und zwei glücklosen Jahren ist
Jan Frodeno zurück auf dem Thron: Zum
dritten Mal hat er sich zum König von
Kailua-Kona gekrönt. „Die letzten Jahre
waren solch eine Achterbahnfahrt“, sagt
er erschöpft ins ARD-Mikrofon. „Ich bin
dankbar, das hier zu erleben. Es war der
Tag, den ich meine Karriere lang gesucht
habe. Es hat sich gelohnt, nicht aufzuge-
ben und weiter zu träumen.“ Zudem ist es
der große Tag der Anne Haug. Sie galt als
Medaillenkandidatin, aber bei Weitem
nicht als Topfavoritin. „Das hätte ich nie
erwartet“, sagt sie ungläubig.
Sebastian Kienle komplettiert als Drit-
ter (+10:55 Min.) hinter dem Amerikaner
Tim O’Donnell (+8:27) den grandiosen
Tag der deutschen Profis auf Hawaii. Lau-

hatte und dann wegen zu großer Schmer-
zen an der Achillessehne aufgeben muss-
te, war er diese Saison so stark wie lange
nicht mehr. Aber: Die Gruppe der eben-
fffalls herausragenden Athleten, die es aufsalls herausragenden Athleten, die es aufs
Podest schaffen können und die Phalanx
der Deutschen nach fünf Siegen brechen
wollen, ist groß.

ALLE REDEN VON RYF –
UND CHARLES-BARCLAY

6 .30 Uhr, 43 Profi-Athletinnenstarten
ins Rennen, darunter sechs Deutsche. Die
Schweizerin Daniela Ryf geht als klare Fa-
voritin auf ihren fünften Sieg in Serie ins
Rennen, die überragende Schwimmerin
Lucy Charles-Barclay will das verhindern.
AAAus deutscher Sicht spannend: Was kannus deutscher Sicht spannend: Was kann
die Vorjahresdritte Anne Haug, 36, aus-
richten? Im August gewann sie mit riesi-
gem Vorsprung den Ironman Kopenha-
gen und stellte in 8:31:32 Stunden einen
deutschen Rekord auf der Langdistanz
aaauf. Ihre Saison aber war geprägt von Ver-uf. Ihre Saison aber war geprägt von Ver-
letzungssorgen, ihr fehlen etliche Laufki-
lometer.
Der starke Schwimmer Josh Amberger
aaaus Australien sowie Charles-Barclayus Australien sowie Charles-Barclay
können ihre Schwimmstärke voll ausspie-
len. Weniger zu erwarten ist das, was
Lange macht: Er schafft es in die Spitzen-
gruppe. Normalerweise gilt es für ihn,
beim Schwimmen den Abstand nicht zu
groß werden zu lassen, jetzt aber ist er
üüüberraschend sogar vorne mit dabei.berraschend sogar vorne mit dabei.
Nach 47:28 Minuten entsteigt Amberger
als Erster einer neunköpfigen Gruppe
den Fluten, reißt sich den Anzug herunter
und läuft in den Wechselbereich, gefolgt
von Frodeno vor Alistair Brownlee. Der
Brite ist spannend: zweimaliger Olympia-
sieger und erstmals auf Hawaii dabei.
Lange schafft es tatsächlich, in der
Spitzengruppe in die erste Wechselzone
zu gelangen. Besser kann es für ihn nicht
laufen. Aber wo ist Kienle? Für ihn gilt
beim Schwimmen das Gleiche wie für
Lange: den Abstand bloß nicht zu groß
werden zu lassen. Im Gegensatz zu sei-
nem Landsmann aber gelingt ihm das we-
niger gut. Fünf Minuten liegt der extrem
starke Radfahrer zurück.
An der Spitze der Frauen steigt Char-
les-Barclay nach 49:02 Minuten knapp

vor Lauren Brandon aus dem Wasser.
Und auch hier gibt es eine positive Über-
raschung aus deutscher Sicht: Anne Haug,
deren schwächste Disziplin das Schwim-
men ist, der es um Schadensbegrenzung
am Anfang geht, steigt zwar gut fünf Mi-
nuten nach der Britin, aber in der ersten
VVVerfolgergruppe aus den Fluten. Perfek-erfolgergruppe aus den Fluten. Perfek-
ter Start für die Fränkin.

BRITISCHER OLYMPIASIEGER
LÄSST MUSKELN SPIELEN

Im Pazifik kraulen nun die knapp 2400
AAAltersklassen-Athleten, die etwas späterltersklassen-Athleten, die etwas später
ins Rennen geschickt wurden. Die Deut-
schen stellen mit 279 Startern inklusive
Profis – Siegfried Schmidt (Berlin) ist mit
7 6 Jahren der älteste – die zweitstärkste
Nation, nur aus den USA (659) haben sich
noch mehr Sportler qualifiziert.
Für die Profis heißt es: Teil zwei des
Dramas möglichst gut überstehen. 180,
Kilometer auf dem Rennrad. Kurzzeitig
zeigt sich Doppel-Olympiasieger
Brownlee an der Spitze und macht klar:
Ihn darf man trotz seiner Hawaii-Premie-
re nicht unterschätzen. „Er ist ein Tier“,
sagte Frodeno vor dem Rennen. Nach 20
Kilometern fährt der deutsche Topstar
selbst an die Spitze. Lange hält sich wei-
terhin gut, Kienle holt auf. Bei den Frauen
fffährt Haug ein grandioses Rennen, Danie-ährt Haug ein grandioses Rennen, Danie-
la Ryf liegt hinter, Charles-Barclay vor ihr.
WWWas alle eint: Die Hoffnung, ohne Rad-as alle eint: Die Hoffnung, ohne Rad-
panne durchzukommen. Lange hatte eine
in diesem Jahr beim Ironman Frankfurt,
Frodeno musste einmal sogar drei Platte
in einem Rennen wegstecken. Kienle
stieg im Vorjahr auf sein bestens präpa-
riertes Rad und merkte sofort: Ver-
dammt, da stimmt etwas nicht. Unver-
gessen Norman Stadler, der sein teures
Rad 2005 wutentbrannt in die Lavawüste
von Big Island pfefferte.

DRAMA UM TITELVERTEIDIGER
PATRICK LANGE

Und dann passiert das: Lange steht mit
seinem Rad am Straßenrand. Er ist aus
seinem Sattel gestiegen, stützt sich auf
den Lenker. Minutenlang. Dann rollt er
weiter – und biegt ab. Herunter von der
Strecke. Das war’s. Aus für den Titelver-

teidiger. Sein Körper spielt nicht mehr
mit. Lange geht langsam zu einem Park-
platz, nimmt den Helm ab. Ein Helfer
packt sein Rad in ein Auto. Der König von
Kailua-Kona kann nicht weitermachen.
Bei Kilometer 60.
Es ist der negative Höhepunkt eines
schwierigen Jahres: Raddefekt, Magen-
probleme und auch sonst nicht in Top-
ffform in Frankfurt, nur 23. bei der 70.3-orm in Frankfurt, nur 23. bei der 70.3-
WWWM in Nizza. Auch die letzten Tage aufM in Nizza. Auch die letzten Tage auf
Hawaii verliefen schwierig: Sein Trainer
Faris al-Sultan, Hawaii-Sieger von 2005,
durfte nicht einreisen.Seine Frau, der er
im Vorjahr im Ziel den Antrag gemacht
hatte, hatte einen Radunfall und musste
im Gesicht genäht werden. Nun dieses
Drama. Sein Manager Jan Sibbersen be-
richtet in der ARD, dass Lange am Vor-
aaabend leichtes Fieber gehabt habe. „Heu-bend leichtes Fieber gehabt habe. „Heu-
te früh war aber alles gut“, sagt Sibbersen.
Deshalb entschied sich Lange für einen
Start. „Auf dem Rad wurde ihm dann
plötzlich schwindelig und schwarz vor
AAAugen.“ Lange zögerte nicht, stieg sofortugen.“ Lange zögerte nicht, stieg sofort
aaab, das Risiko war nicht tragbar. „Patricksb, das Risiko war nicht tragbar. „Patricks
Enttäuschung ist groß.“
AAAuf der Strecke ist es windig geworden.uf der Strecke ist es windig geworden.
Ho’o Mumuku heißen sie, diese extrem
böigen Winde. Sie machen es den Athle-
ten schwer.

ALLE CHANCEN FÜR JAN FRODENO,
ABER ...

Frodeno ist wieder in Front. Kienle
kommt näher. Was ist los mit Daniela
RRRyf? Bei Kilometer 140 liegt die dominie-yf? Bei Kilometer 140 liegt die dominie-
rende Triathletin der vergangenen Jahre
mit 10:25 Minuten Rückstand auf Rang
neun. Deutet sich das Ende einer Ära an?
Charles-Barclay führt mit knapp sechs
Minuten vor einer sechsköpfigen Verfol-
gergruppe mit Haug.
Frodeno fährt als Erster in die Wech-
selzone. Was für eine Ausgangslage,
welch große Chance auf seinen dritten
Hawaii-Triumph, auf den sechsten Sieg
eines Deutschen in Serie und zehnten
Triumph seit Thomas Hellriegel 1997 ins-
gesamt. 5:08:30 Stunden sind vorbei, als
der Rheinländer mit dem Marathon be-
ginnt – Langes Streckenrekord aus dem
VVVorjahr scheint möglich. Aber Frodenoorjahr scheint möglich. Aber Frodeno
wird gejagt: vom Amerikaner Tim O’Don-

nell, dem Australier Cameron Wurf, von
Brownlee und auch von Kienle. Frodeno
als starker Läufer hat aber alle Chancen.
Das war allerdings auch 2017 so. Er ging
nicht als Erster, aber aussichtsreich in
den Marathon. Dann begann das Drama,
als er nach nur fünf Kilometern, von Rü-
ckenschmerzen geplagt, keinen Fuß mehr
vor den anderen setzen konnte. Frodeno
machte Pausen, dehnte sich, ging, lief ein
Stück, stoppte wieder. Und schaffte es am
Ende zwar abgeschlagen, aber irgendwie
ins Ziel. Fest steht: Jetzt wird es richtig
hart – für alle. Mittagszeit auf Hawaii, 31
Grad, hohe Luftfeuchtigkeit.
Kienle scheint das nichts auszuma-
chen. Früher vor allem als Radgigant be-
kannt, hat er sich enorm beim Laufen ge-
steigert und sich nun hinter Frodeno und
O’Donnell auf Rang drei vorgearbeitet.

HAUG IN NEUEN SCHUHEN –
HÄLT IHR BEIN DURCH?

Lucy Charles-Barclay geht mit knapp acht
Minuten Vorsprung in den abschließen-
den Marathon. Haug und auch Philipp in
der ersten Verfolgergruppe. Ryf hat be-
reits 12:45 Minuten Rückstand. Acht Mi-
nuten – das klingt viel, doch Haugs beste
Disziplin kommt jetzt erst. Allerdings
aaauch die große Frage: Wie schwer wiegtuch die große Frage: Wie schwer wiegt
die Laufpause von insgesamt fünf Mona-
ten? Erst musste sie wegen eines Risses in
der Plantarfaszie, die die gesamte Fuß-
sohle bekleidet, dann wegen eines Ermü-
dungsbruchs im Schienbein aussetzen.
Kilometer 15: Frodeno führt weiter und
hat sich etwas Platz verschafft. Drei Mi-
nuten liegt er vor O’Donnell, fünf Minu-
ten vor Kienle, der schon zwei Minuten
aaauf Brownlee herausgelaufen hat. Kienleuf Brownlee herausgelaufen hat. Kienle
lauert. Und er wirkt kontrolliert. Genau
wie Frodeno.
Kilometer 8,6 für Lucy Charles-Bar-
clay: Haug liegt noch 6:21 Minuten dahin-
ter – und das in neuen Schuhen, in denen
sie keinen einzigen langen Lauf absolviert
hat. Aber sie holt auf, Schritt für Schritt.
Die Frage ist: Wer leidet am wenigsten,
wer kann am meisten ertragen?
Und niemand kann sich sicher sein.
Das hat die Langdistanz-Geschichte oft
genug gezeigt. Angefangen bei Julie Moss,
die 1982 kurz vor der Zielgeraden, in Füh-
rung liegend, erstmals zusammenbrach.
Dann noch ein zweites, ein drittes und
ein viertes Mal. Sie sah schon das Ziel.
Dann lief Kathleen McCartney an ihr vor-
bei. Moss krabbelte ins Ziel, wurde zu ei-
ner Ikone. Oder 1997 Wendy Ingraham
und Sian Welch, die sich auf allen Vieren
einen Zielsprint der anderen Art um Platz
vier lieferten. Zuletzt Sarah True. Beim
Ironman Frankfurt in diesem Jahr musste
sie nur noch 900 Meter laufen. 900 Meter
bis zum Sieg. Dann ging nichts mehr. Ihre
Beine gaben nach, Sanitäter eilten herbei


  • das Rennen war für True vorbei.
    111 1,8 Kilometer: Haug liegt 5:10 Minuten1,8 Kilometer: Haug liegt 5:10 Minuten
    zurück.
    111 4,3 Kilometer: Haug liegt 4:08 Minu-4,3 Kilometer: Haug liegt 4:08 Minu-
    ten zurück.
    1 6,9 Kilometer: Haug liegt 3:04 Minu-
    ten zurück.
    Frodeno baut derweil seinen Vor-
    sprung aus. 14 Kilometer vor dem Ziel
    liegt er 4:16 Minuten vor O’Donnell und
    jagt den Streckenrekord von Lange. Kien-
    le muss auf Ben Hoffmann aufpassen.


DER GROSSE MOMENT
DER ANNE HAUG

Dann passiert es. Um zwei Uhr deutscher
und 14 Uhr Ortszeit, nach 7:30 Stunden
aaauf der Strecke läuft Anne Haug zu Lucyuf der Strecke läuft Anne Haug zu Lucy
Charles-Barclay auf und an ihr vorbei. Sie
sieht gut aus, keine Schwäche in ihrem
Laufstil erkennbar, keine Leidensmiene.
Doch der Weg ist noch weit.
Jan Frodeno kann anfangen zu genie-
ßen. Doch er tut es nicht. Noch einen Ki-
lometer muss er laufen, den Streckenre-
kord vor Augen. Leicht und locker wirkt
er nicht mehr. Wie auch. Im Ziel aber
bricht alles aus ihm heraus – es ist voll-
bracht. Sieg in 7:51:13 Stunden. All die Mü-
hen, all das Festhalten an seinem Traum
hat sich gelohnt.
Nach O’Donnell nähert sich Kienle
dem Ziel. Völlig am Ende. Er geht. Mit
leichter Schlagseite. Jubeln kann er nicht
mehr. Aber er wird es nachholen: Kienle
fffeiert mit Rang drei ein grandioses Come-eiert mit Rang drei ein grandioses Come-
back auf Hawaii. „Das bedeutet mir viel“,
sagt er in der ARD. „Es war brutal, eines
meiner härtesten Rennen.“
WWWährend Frodeno, O’Donnell undährend Frodeno, O’Donnell und
Kienle die Champagnerdusche bei der
Siegerehrung zelebrieren, läuft Anne
Haug ihrem historischen Triumph entge-
gen. Damit setzt sie eine Serie fort: Nach
Platz drei beim Debüt folgt nun der Sieg.
Das gelang vor ihr schon Frodeno und Pa-
trick Lange. Vielleicht war es das Miniglas
Nussnugatcreme, das sie sich nur am
Morgen einer Langdistanz gönnt ...

DPA

/MARCO GARCIA

Historischer TRIUMPH im Urlaubsparadies


Die Triathleten Jan Frodeno und Anne Haug sind bei den Ironman-Weltmeisterschaften auf Hawaii siegreich


und sorgen für den ersten deutschen Doppelerfolg in der Geschichte des Rennens. Sebastian Kienle wird Dritter


DPA

/DAVID PINTENS

Jan Frodeno (l.) ist außer sich vor
FFFreude nach seinem dritten Siegreude nach seinem dritten Sieg
beim Ironman auf Hawaii.
Anne Haug zelebriert ihren
ersten Triumph auf
der Vulkaninsel

SPORTREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 71950|FAX: 030 – 2591 71958|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/SPORT

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