Die Welt - 14.10.2019

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14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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DIE WELT MONTAG,14.OKTOBER2019 SPORT 17


V


or dem Eingang bitten Fans
ihn um ein gemeinsames Sel-
fffie. Emre Can erfüllt nachie. Emre Can erfüllt nach
dem Training mit der Natio-
nalmannschaft geduldig ih-
ren Wunsch und kommt dann entspannt
zum Gespräch mit WELT in ein Bistro.
Der 25-Jährige spielte für Eintracht
Frankfurt, Bayer Leverkusen, den FC
Bayern und den FC Liverpool, bevor er
2 018 zu Juventus Turin wechselte.

VON JULIEN WOLFF

WELT: Herr Can, Sie lieben Kleidung
und haben mit einem großen Unter-
nehmen eine eigene Kollektion entwi-
ckelt. Was ist derzeit angesagt in der
Männermode?
EMRE CAN:In den vergangenen Jahren
haben Männer Skinny-Jeans getragen.
Jetzt geht es eher wieder hin zu lockere-
ren und kürzeren Hosen. Diesen Trend
erlebe ich auch in Italien. Ich mache ihn
gern mit, das sieht cool aus.

Sind Sie in der Juventus-Kabine der
Trendsetter – oder kommen Sie in Sa-
chen Style nicht an Superstar Cristia-
no Ronaldo ran?
(((lacht)lacht)Cristiano hat seinen eigenen Stil.
Generell gibt es einige bei uns, die einen
sehr guten Style haben. Sagen wir mal so:
Ich gebe mein Bestes.

WWWären Sie nicht Fußballspieler gewor-ären Sie nicht Fußballspieler gewor-
den – wären Sie dann heute in der Mo-
debranche tätig?
Mode hat mich tatsächlich schon immer
sehr interessiert. Aber für mich gab es im-
mer nur Plan A: Fußballprofi werden.
Dieses Ziel war für mich schon sehr früh
klar. Und ehrlich gesagt: Wenn ich heute
Fotos von früher sehe, denke ich mir
manchmal, dass ich da noch nicht viel Ah-
nung von stilvoller Kleidung hatte
(lacht).

WWWas war Ihre größte Modesünde?as war Ihre größte Modesünde?
Viele leider. Viel zu breite Jogginghosen
zum Beispiel. Und einen Vokuhila-
Haarschnitt.

Sie sind in der Frankfurter Nordwest-
stadt aufgewachsen. Ein hartes Pflas-
ter. Wie schwierig war es für Sie dort,
immer an Ihren Profitraum zu glau-
ben?
Man lernt dort viel fürs Leben, die Erfah-
rungen prägen, einiges war schon hart.
Da entwickelt man Ellenbogen. Ich hatte
aaaber eine wunderschöne Jugend. Undber eine wunderschöne Jugend. Und
zum Glück immer ein gutes Umfeld.
Meine Freunde und ich hatten nie mit
Drogen oder Kriminalität zu tun. Die
Jungs von damals sind bis heute meine
engsten und besten Freunde. Ich bin mit
der Nordweststadt sehr verbunden.
WWWann immer ich zwei Tage frei habe, binann immer ich zwei Tage frei habe, bin
ich dort.

Haben Sie in der Nordweststadt als
Kind wie die Brüder Jerome und Kevin
Boateng in Berlin in einem „Käfig“ das
Fußballspielen gelernt?
Bei uns war es ein Gummiplatz, „den
Gummi“ haben wir ihn genannt, er war
nur fünf Minuten von meinem Zuhause
entfernt. In den Ferien haben wir dort
von morgens bis abends gekickt. Mit
sechs Jahren bin ich dann in den Verein
gekommen. Kürzlich war ich zu Besuch

bei meiner ehemaligen Schule. Ich woll-
te den Kindern und Jugendlichen dort
mit auf den Weg geben, dass man mit
harter Arbeit vieles schaffen kann und
an sich glauben sollte. Es fühlt sich gut
an, von ihnen dort als Vorbild gesehen
zu werden.

WWWas ist für Sie der größte Luxus?as ist für Sie der größte Luxus?
Dass ich Fußball spielen darf. Dass ich
mein Hobby zu meinem Beruf machen
konnte. Es gibt nichts Schöneres, als Pro-
fffi zu sein. Ich bin dankbar dafür, dass ichi zu sein. Ich bin dankbar dafür, dass ich
viel Talent mitbekommen habe, ich habe
aaaber immer hart dafür gearbeitet. Undber immer hart dafür gearbeitet. Und
aaauf viel verzichtet. Es hat sich gelohnt.uf viel verzichtet. Es hat sich gelohnt.
Ich habe bislang einen sehr guten Weg
hinter mich bringen können, der aber
noch lange nicht zu Ende ist. Ganz im Ge-

genteil. Ich will immer weiter nach oben,
ich will hart arbeiten und den einen oder
anderen Titel gewinnen.

Sie leben seit gut einem Jahr in Italien.
WWWie ist das tägliche Leben dort?ie ist das tägliche Leben dort?
Schön. Der Alltag spielt sich draußen ab,
die Menschen sitzen gern in Cafés und
Restaurants, das Wetter ist gut. Mir ge-
fffällt es sehr.ällt es sehr.

Sprechen Sie bereits italienisch?
Ich verstehe das meiste. Selbst sprechen
traue ich mich oft noch nicht (lacht). Aber
ich lerne.

Inwiefern unterscheidet sich die Serie
Avon der Bundesliga?
Es ist eine sehr taktisch geprägte Liga mit

sehr guten Mannschaften. Tore zu erzie-
len ist sehr schwierig. Mehrere Teams
spielen um die Meisterschaft, für uns
wird es alles andere als einfach.

WWWie sehen die Italiener den deutschenie sehen die Italiener den deutschen
Fußball?
Sie haben großen Respekt vor der Bun-
desliga und unserer Nationalmannschaft.
VVVor allem unsere Disziplin schätzen sie.or allem unsere Disziplin schätzen sie.

WWWas ist Ihr Traum?as ist Ihr Traum?
Ich träume davon, Weltmeister zu wer-
den. Ich brauche die höchsten Ziele und
will alles dafür tun, sie zu erreichen. Mit
Deutschland haben wir großes Potenzi-
al. Unsere Mannschaft ist sehr jung und
hungrig, es kann sich etwas Großes ent-
wickeln. Ich habe bislang noch an keiner

WM teilnehmen dürfen, 2018 habe ich
mich kurz vor dem Turnier verletzt.
Umso größer ist mein Hunger. Bei der
EM 2016 war ich dabei, und auch beim
Confed-Cup-Sieg 2017. Im Turnier im
nächsten Jahr möchte ich eine wichtige
Rolle spielen.

Im heutigen Fußball sind viele Mittel-
fffeldspieler eher „Achter“, Sie könneneldspieler eher „Achter“, Sie können
noch klassischer „Sechser“ sein. Beim
2 :2 gegen Argentinien setzte Bundes-
trainer Joachim Löw Sie in der Dreier-
aaabwehrkette ein. Sind Sie nun Vertei-bwehrkette ein. Sind Sie nun Vertei-
diger?
Am liebsten spiele ich im Zentrum, ob
nun in der Abwehr oder im Mittelfeld. In
der Dreierkette fühle ich mich wohl. Mit
der Position als Rechtsverteidiger tue ich
mich etwas schwer. Gegen Argentinien
hat man gesehen, was unsere Mannschaft
kann. Ich will künftig meinen Beitrag leis-
ten. Wo genau, entscheidet der Trainer.

Gegen Argentinien reichte es trotz 2:
Führung nicht zum Sieg. Fehlt der
Mannschaft noch Erfahrung?
Etwas vielleicht. Das Spiel hätten wir ge-
winnen müssen. Wir müssen daraus ler-
nen. Unsere Mannschaft hat enormes
Entwicklungspotenzial.

Maurizio Sarri, Ihr Trainer bei Juven-
tus, hat Sie nicht für seinen Kader in
der Champions League nominiert.
WWWollen Sie Turin im Winter verlassen?ollen Sie Turin im Winter verlassen?
Im Fußball weiß man nie, was passiert.
Dieses Jahr hat für mich gut begonnen, in
der Rückrunde der Vorsaison habe ich
vvviele Spiele absolviert und gut gespielt.iele Spiele absolviert und gut gespielt.
Im Sport ist es eben so, dass sich durch ei-
nen Trainerwechsel manches ändert. Ich
will das, was passiert ist, hinter mir las-
sen. Ich blicke nach vorn und glaube da-
ran, dass wieder bessere Zeiten kommen
werden. In den vergangenen zwei Spielen
mit Juve bin ich eingewechselt worden
und habe überzeugt, dazu gegen Argenti-
nien 90 Minuten gespielt. Ich konzentrie-
re mich voll und ganz auf Juventus und
kämpfe dafür, dass ich wieder mehr spie-
le. Stand heute bleibe ich in Turin.

Thomas Müller ist unzufrieden beim
FC Bayern, sogar ein Wechsel scheint
nicht mehr ausgeschlossen. Machen
Sie sich Hoffnungen, dass Sie bald mit
ihm bei Juventus zusammenspielen?
Das ist ja nicht meine Entscheidung, und
ich kenne auch keine Details. Fest steht
aaaber für mich, dass Thomas ein riesigerber für mich, dass Thomas ein riesiger
Spieler ist, das hat er immer bewiesen. Er
kann jede Mannschaft bereichern.

WWWer ist für Sie der Favorit auf den Ge-er ist für Sie der Favorit auf den Ge-
wwwinn der Champions League?inn der Champions League?
Liverpool hat wieder eine sehr gute
Mannschaft. Auch wir, Real Madrid, der
FC Barcelona und Bayern können den
Wettbewerb immer gewinnen. Es ist in
den vergangenen Jahren schwieriger
geworden, den einen Favoriten zu
benennen.

Herr Can, was ist abseits des Sportli-
chen Ihr Traum?
Eines Tages möchte ich eine Familie
gründen. Noch bin ich Single, ich bin
glücklich, es hat keine Eile. Aber irgend-
wann möchte ich diesen Schritt auf jeden
Fall gehen. Weil auch ich aus einer glück-
lichen Familie komme.

DFB | PHILIPP REINHARD

F


arukHadzibegic ist Bosniake. Das
ist erwähnenswert, denn so wird
Montenegros neuer Nationaltrai-
ner am Montag wohl auf der Bank sitzen,
wenn seine Mannschaft zur Europameis-
terschaftsqualifikation im Kosovo an-
tritt. Bei Vorgänger Ljubisa Tumbakovic,
einem Serben, war das anders. Wie auch
zwei seiner Profis boykottierte er aus
politischen Gründen das Hinspiel und
wurde dafür umgehend gefeuert.

VON FLORIAN HAUPT

Die junge Mannschaft des Kosovo um
den Bremer Stürmer Milot Rashica
nimmt erst zum zweiten Mal an der
Ausscheidung für ein großes Turnier
teil. Nachdem das Kosovo im Mai 2016
mit 28 zu 24 Stimmen die Aufnahme in
den Kontinentalverband Uefa geschafft
hatte, wurde eine Sonderregelung ver-
einbart: Spieler mit kosovarischen Vor-
fahren durften auch dann noch zum
neuen Nationalverband wechseln, wenn
sie bereits Pflichtspiele für ein anderes
Land bestritten hatten. Nur Turnierpar-
tien galten als Ausschlusskriterium.
Sonst würden jetzt sogar die Schweizer
Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri für
die Mannschaft der ehemaligen Autono-
men Provinz Jugoslawiensauflaufen
können, die Ende des 20. Jahrhunderts
vom serbischen Diktator Slobodan Mi-

losevic in den Krieg gestürzt wurde.
AAAuch ohne die beiden Stars hat sich ausuch ohne die beiden Stars hat sich aus
1 ,9 Millionen Einwohnern und mehreren
Hunderttausend Exilkosovaren aber mär-
chenhaft schnell eine harmonische
Mannschaft zusammengefunden. Der
fffeurige Patriotismus der neuen Nationeurige Patriotismus der neuen Nation
mischt sich mit dem Gefühl, dem Leiden
der Vergangenheit einen Sinn und der Zu-
kunft eine Bühne zu geben. „Ich, meine
Mitspieler und alle Betreuer sind bereit,
aaauf dem Platz zu sterben“: So martialischuf dem Platz zu sterben“: So martialisch
ffformulierte es Vedat Muriqi, Angriffs-ormulierte es Vedat Muriqi, Angriffs-
partner von Werder Bremens Milot Ras-
hica, bevor im September ein überra-
schender Sieg über Tschechien gelang.
Bei acht Punkten aus fünf Spielen
würde das Kosovo mit einem Erfolg ge-
gen Montenegro weiter mit England
(fünf Spiele, 12 Punkte) und Tschechien
(sechs Spiele, 12 Punkte) um die beiden
EM-Tickets in Gruppe A streiten. Weil
man voriges Jahr seine Nations-League-
Gruppe gewann, steht für 2020 zudem
die Hintertür eines der vier Play-off-
Turniere offen. Das Team des Schweizer
Trainers Bernard Challandes mit Spie-
lern aus 16 verschiedenen Ligen steht al-
so kurz davor, Geschichte zu schreiben –
was die Uefa vor massive diplomatische
Herausforderungen stellen könnte.
2008 proklamierte das Kosovo einsei-
tig seine Unabhängigkeit von Serbien,
derzeit wird es von gut der Hälfte der

UN-Mitglieder anerkannt. Eine eigene
Aufnahme in die Weltorganisation ist
bis auf Weiteres illusorisch: Die mit Ve-
torecht ausgestatteten Sicherheitsrats-
mitglieder Russland und China stehen
fest an der Seite Serbiens, das aktiv ge-
gen die Anerkennung lobbyiert und bei
einem Dutzend Staaten schon deren
Rücknahme erreicht hat. Seit voriges
Jahr ein auf Druck der EU begonnener
Dialog kollabierte, ist die Lage wieder
besonders angespannt. Auch die Wahlen
im Kosovo am vorigen Sonntag stellten
die Zeichen nicht auf Annäherung. Sie-
ger Albin Kurti gilt vielmehr als Befür-
worter einer engen Anbindung an das
vermeintliche Mutterland Albanien.
Erst am Mittwoch verbot die Polizei
dem Belgrader Klub Roter Stern die Ein-
reise zu einem Spiel bei einer Mann-
schaft der serbischen Minderheit im
Nordkosovo.
In Europa erkennen die meisten Staa-
ten das Kosovo an, doch die Ausnahmen
sind erwähnenswert und führen im
Sport immer wieder zu Komplikationen.
Die Ukraine richtete ein WM-Qualifika-
tionsspiel 2016 in Krakau (Polen) aus,
weil sie kein Visum für kosovarische
Bürger ausgibt. Spanien wiederum, das
sich wegen des Konflikts in Katalonien
schwertut, anderswo Unabhängigkeits-
bestrebungen anzuerkennen, verbietet
offizielle Symbole des Kosovo wie Flag-

ge oder Hymne und verweigerte im
März daher die Ausrichtung einer U17-
EM-Qualifikationsgruppe. Da die ande-
ren Teilnehmer Ukraine und Griechen-
land das Kosovo ebenso wenig anerken-
nen, musste am Uefa-Sitz in Nyon
(Schweiz) gespielt werden. Womöglich
eine Blaupause für das Szenario, das
schon im EM-Play-off drohen könnte,
sollte sich das Kosovo nicht direkt quali-
fizieren: Von den Gegnern Nordmaze-
donien, Georgien und Weißrussland ak-
zeptiert nur der erste das Kosovo.
Auch bei der WM 2018 in Russland ge-
hörte die Fahne des – nicht qualifizier-
ten – Kosovo zu den verbotenen Gegen-
ständen im Stadion. Zuletzt wurde das
für vorvergangenen Freitag in Pristina
angesetzte Qualifikationsspiel zur Frau-
en-EM 2021 zwischen Kosovo und Russ-
land von der Uefa aus Sicherheitsgrün-
den abgesagt und auf unbestimmte Zeit
verschoben. Das Rückspiel ist für den 9.
Juni 2020 in Russland angesetzt.
Drei Tage später wird die multinatio-
nale Fußball-EM beginnen. Mit Spanien
(Bilbao), Russland (St. Petersburg), Ru-
mänien (Bukarest) und Aserbaidschan
(Baku) erkennen vier Ausrichterstaaten
das Kosovo nicht an. Während Aserbaid-
schan den Gegner immerhin schon in
der Nations League empfing und Rumä-
nien in der Basketball-EM-Qualifikati-
on, haben Spanien wegen seines Kon-

flikts in Katalonien und die traditionelle
serbische Schutzmacht Russland als
Hardliner zu gelten. Ein Jahr nachdem
ihr Europa-League-Finale zwischen die
Fronten der Bergkarabach-Fehde geriet
(der armenische Arsenal-Profi Henrikh
Mkhitaryan verzichtete aus Angst um
seine Sicherheit auf die Reise nach Aser-
baidschan), drohen der Uefa also noch
brisantere Verwerfungen – oder die
wohl unmögliche Knobelaufgabe, durch
Setzregeln bei der Auslosung jeden pro-
blematischen Spielort für das Kosovo
auszuschließen.
Ruhige Gemüter kann sowieso nie-
mand garantieren. Die Partie zwischen
Serbien und Albanien musste 2014 unter
Tumulten abgebrochen werden, nach-
dem eine Drohne mit großalbanischer
Flagge über das Stadion in Belgrad ge-
flogen war. Und sogar das WM-Match
Serbien gegen die Schweiz avancierte
bei der WM 2018 zum Politikum, als
Shaqiri und Xhaka ihren Siegtreffer mit
der „Doppeladler“-Geste (albanisches
Wappentier) bejubelten. Thema dabei
immer auch: das Kosovo. An ein Duell
zwischen diesem und Serbien ist gar
nicht erst zu denken, die Uefa untersagt
es grundsätzlich.
Insofern sitzt Montenegros Ex-Natio-
naltrainer Tumbakovic also mittlerweile
sicher im Sattel. Er trainiert nämlich
jetzt die Serben.

Schatten über dem Märchen


Das Kosovo ist drauf und dran, sich erstmals für ein großes Fußballturnier zu qualifizieren. Das stellt die Uefa vor erhebliche Probleme


Für Vorstandschef Karl-Heinz Rum-
menigge ist ein vorzeitiger Abschied
Thomas Müllers vom deutschen Fuß-
ball-Rekordmeister Bayern München
im Winter kein Thema.„Er ist kein
Notnagel“, sagte Rummenigge im
Interview mit WELT AM SONNTAG.
Er könne sich auch „beim besten
Willen nicht vorstellen“, dass Müller
bei weiteren Spielen auf der Bank um
die Freigabe aus seinem noch bis
2 021 laufenden Vertrag bitten könn-

te, sagte der 64-Jährige: „Das Ver-
hältnis zwischen Thomas und dem
FC Bayern ist total intakt.Er wird
ein wichtiger Bestandteil unseres
Klubs bleiben.“
Trainer Niko Kovac hatte erklärt, der
Ex-Weltmeister werde Startelfein-
sätze bekommen, wenn „Not am
Mann“ sei. Müller hatte zuletzt bei
fünf Spielen in der Bundesliga und
der Champions League zu Beginn auf
der Bankgesessen. „Niko und Tho-

mas haben sich am vergangenen
Sonntag ausgesprochen“, sagte
Rummenigge. „Seine Aussage war
nicht glücklich. Ich glaube, Thomas ist
nicht nachtragend, und natürlich ist
er kein Notnagel.“
Müllers Ärger aber kann Rummenig-
ge verstehen. „Wenn Thomas zu-
frieden auf der Bank sitzen würde,
wäre er im falschen Verein.Er muss
mit der Situation seriös umgehen.
Das tut er vorbildlich.“

Rummenigge: Müller wird ein wichtiger Bestandteil des FC Bayern bleiben

KKKann in der Abwehr und im Mittelfeld der Nationalmannschaft eingesetzt werden: Emre Can von Juventus Turinann in der Abwehr und im Mittelfeld der Nationalmannschaft eingesetzt werden: Emre Can von Juventus Turin

„Ich träume vom


WM-TITEL“


Nationalspieler Emre Can über


sportliche Ziele, Mode, das Leben


in Italien und seinen Wunsch,


Familienvater zu werden


D


as 1:0 (0:0) gegen Albanien hielt
die Hoffnungen der türkischen
Fußball-Nationalmannschaft
auf die Qualifikation für die Europa-
meisterschaft 2020 am Leben. Doch
Siegtorschütze Cenk Tosun hatte ganz
andere Ereignisse im Sinn. Gemeinsam
mit seinen Nationalmannschaftskolle-
gen Merih Demiral (Juventus Turin)
und Yusuf Yazici (OSC Lille) salutierte
der Angreifer des FC Everton in die Ka-
mera – und zeigte damit seine Solidari-
tät für die türkische Armee, die gerade
eine Militäroffensive gegen die Kurden-
miliz YPG in Nordsyrien vornimmt.
Das entsprechende Bild postete To-
sun, der im Sommer 2018 zusammen mit
Mesut Özil und Ilkay Gündogan auf Fo-
tos mit dem türkischen Staatspräsiden-
ten Recep Tayyip Erdogan posiert hatte,
bei Instagram. „Für unsere Nation, vor
allem für jene, die für unser Land ihr Le-
ben riskieren“, schrieb der in Deutsch-
land geborene Tosun dazu als Widmung.
Bis Sonntagnachmittag likten das über
175.000 Menschen – darunter auch der
deutsche Nationalspieler Ilkay Gündo-
gan, der diese Bekundung aber im weite-
ren Tagesverlauf und nach aufkommen-
der Kritik wieder entfernte.
Die Sympathiebekundung der Türken
für die Armeeoffensive hat nun den eu-
ropäischen Fußballverband Uefa auf
den Plan gerufen. „Politische Äußerun-
gen sind in den Regularien verboten.
Deshalb werden wir dem Verdacht defi-
nitiv nachgehen“, sagte der Uefa-Pres-
sechef Philip Townsend. Der türkische
Fußballverband postete sogar ein Foto,
auf dem die gesamte Nationalmann-
schaft den Militärgruß in der Kabine
vollzieht – „gewidmet den tapferen Sol-
daten und Märtyrern“, wie unter dem
Bild steht. Die Türkei sieht in der YPG
einen Ableger der verbotenen Kurdi-
schen Arbeiterpartei (PKK) und damit
eine Terrororganisation – kooperiert
bei ihrer Offensive aber selbst mit eins-
tigen Al-Qaida-Dschihadisten und Isla-
misten der „Freien Syrischen Armee“.
Die Türkei hat sie bereits bei der In-
vasion der kurdischen Region Afrin im
Nordwesten Syriens eingesetzt. Laut
Berichten der UN und von Menschen-
rechtsorganisationen sind die Rebellen

dort für Kriegsverbrechen verantwort-
lich. Sie haben systematisch geplündert,
Menschen gefoltert und ermordet so-
wie Kultstätten religiöser Minderheiten
zerstört. Das gleiche Szenario droht
nun in Nordsyrien. Seit Beginn der Of-
fensive am Mittwoch sind Zehntausen-
de Menschen aus ihrer Heimat geflo-
hen, darunter auch Christen.
In mehreren Städten Europas gingen
am Wochenende aus Protest gegen den
türkischen Einmarsch Zehntausende
Menschen auf die Straße. Allein in Köln
schlossen sich Schätzungen zufolge am
Samstag mehr als 10.000 Menschen ei-
nem Protestmarsch an. Rund 4000 waren
es in Frankfurt am Main, jeweils etwa
3 000 in Hamburg und Hannover. In Paris
demonstrierten ebenfalls Menschen ge-
gen den türkischen Militäreinsatz – dort
tritt die türkische Mannschaft heute ge-
gen Weltmeister Frankreich an. DW

Sympathie für


türkische Armee


alarmiert Uefa


Auch Ilkay Gündogan
mischt sich ein

Ilkay Gündogan, der deutsche National-
ssspieler, posiert 2018 mit Recep Tayyippieler, posiert 2018 mit Recep Tayyip
Erdogan, dem türkischen Machthaber

PICTURE ALLIANCE / AA

/KAYHAN OZER

Solidarität mit Erdogan: die Fußball-
mannschaft der Türkei salutiert nach
dem Sieg über Albanien

PA/DPA/ZUMAPRESS.COM

/MAHMUT BURAK BURKUK - DEPO

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