Die Welt - 14.10.2019

(nextflipdebug5) #1

E


in früher Abend in einem
Café am Landwehrkanal in
Berlin-Neukölln. Als einzi-
ger Gast sitzt direkt am
Nachbartisch eine Frau, die
Selbstgespräche führt. Peter Wittkamp
kennt sie vom Sehen. Die Situation ist
bezeichnend für unser Gespräch, wis-
sen wir doch bei den wenigsten unserer
Mitmenschen, was gerade in ihrem
Kopf passiert – geschweige denn, wel-
che inneren Kämpfe sie austragen. Auch
Peter Wittkamp kämpft schon sein hal-
bes Leben gegen Zwangsstörungen.
Nun ist er 38, seit anderthalb Jahren Va-
ter eines Sohns und hat nach vielen lu-
stigen Büchern – er ist eigentlich Gag-
Autor – ein sehr ernstes und sehr per-
sönliches Buch (“Für mich soll es Neu-
rosen regnen“) geschrieben.

VON CLARA OTT

WELT: WWWohl jeder kennt Gedanken-ohl jeder kennt Gedanken-
spiele wie, „Wenn ich die grüne Ampel
schaffe, bekomme ich den Job“. Wann
sind solche Gedanken lustiger Blöd-
sinn und wann ist dieses magische
Denken ein psychisches Problem?
PETER WITTKAMP:Magisches Denken
ist eine Unterart der Zwangskrankheit.
Es schleicht sich in den Alltag ein und
wird dann schwierig, wenn es den Alltag
bestimmt. Ich habe ein Beispiel, wie
leicht so etwas entstehen kann, obwohl
ich das Ritual jetzt nicht zum Nachah-
men empfehlen möchte. Angenommen,
man stellt 30 Tage in Folge täglich eine
Flasche an eine bestimmte Stelle auf
der Spüle und denkt dabei an etwas
Schlimmes, was man dadurch verhin-
dern will – etwas wie „Dann passiert
meinem Partner nichts!“ –, dann wer-
den einige Menschen am 31. Tag arge
Probleme haben, das nicht ab jetzt nicht
mehr zu tun. Zwar werden sie denken:
„Ich weiß ja, dass das Quatsch ist“, aber
sie werden es vermutlich trotzdem wei-
ter tun. Es entwickelt sich ein Drang,
und oft schleichen sich neue Zwänge
und Verknüpfungen zu anderen Gedan-
ken ein. Es wird immer mehr, wie ein
Virus, der den Kopf befällt. Dann wird
es problematisch.

Laut Statistik sind rund zwei Prozent
der Deutschen von Zwangsstörungen
betroffen, darunter fallen Angststö-

rungen und Kontrollzwänge. Das
Tückische ist, dass man in den Kopf
der Mitmenschen nicht hineinschau-
en kann. Können Sie versuchen, die-
sen inneren Terror zu beschreiben?
Grundsätzlich muss man wissen, dass
aufdringliche Gedanken sehr verbreitet
sind. Dabei handelt es sich um Gedan-
ken, die uns Angst machen oder er-
schrecken. Denken Sie nur mal an die
Notbremse im Zug, wo viele Menschen
den Impuls haben, daran zu ziehen. Ein-
fach, weil es geht. Ich persönlich denke
oft, wenn ich einen Polizisten sehe, wie
leicht ich ihm die Pistole aus dem Half-
ter ziehen könnte. Nicht, dass ich es
wirklich machen will. Es ist nur ein Ge-
danke. Bei zwangskranken Menschen
laufen manche solcher Gedanken aber
aus dem Ruder: Sie beginnen, Angst zu
haben, dass sie so etwas wirklich ma-
chen. Sie beginnen deshalb, Polizisten
zu meiden. Eine Zeitlang mag das klap-
pen, aber womöglich geht man dann auf
ein Festival oder zu einem Fußballspiel,
wo eben Polizisten rumlaufen. Also be-
ginnt man, künftig auch solche Groß-
veranstaltungen zu vermeiden – oder
bleibt einfach immer zu Hause. Und so
entsteht aus einem kleinen, aufdringli-
chen Gedanken eine ernsthafte psychi-
sche Krankheit.

Mit 16 Jahren litten Sie an einem
Waschzwang, heute sind Sie 38 Jahre
alt. Das passt in die Statistiken, nach
denen das durchschnittliche Alter
einer ersten Erkrankung 15 Jahre be-
trägt. Bis zur Diagnose braucht es
meistens 15 Jahre. Sie waren Anfang
30, als Ihnen Ihre Erkrankung klar
wurde. Wie ist es möglich, sein halbes
Leben lang Zwänge zu verheimlichen?
Oh, ich glaube, ganz viele Menschen
verheimlichen das. Man kann Zwänge
perfekt verstecken. Mein Waschzwang
dauert vielleicht ein Jahr meines Le-
bens, es war also eher eine Episode.
Niemand fragte damals, wieso ich so
lange oder so oft zur Toilette gehe. Und
wenn, dann nimmt man Händewaschen
höchstens als kleinen Tick war – und es
ist ja im Grunde auch etwas Gutes.

Bei einem Waschzwang folgen Betrof-
fene meistens einem bestimmten Ri-
tual, das penibel eingehalten wird, um
die unangenehmen Gedanken zu kon-

trollieren. Wie oft haben Sie sich un-
gefähr pro Tag die Hände gewaschen?
Bis zu 50 Mal vielleicht. Man hätte die
rissige, blutige Haut an meinen Hän-
den bemerken können, obwohl ich sie
oft eingecremt habe. Hinzu kam, dass
ich im Volleyballverein war, wodurch
die Haut noch mehr aufriss. Ich hätte
damals entscheiden können, mit dem
Sport aufzuhören, aber das wollte ich
nicht. Viele Betroffene brechen in sol-
chen Fällen den Kontakt zu ihrem so-
zialen Umfeld ab. „So bescheuert will
ich nicht werden!“, habe ich gedacht.
Dadurch besserte sich der Wasch-
zwang irgendwie, auch wenn ich da-
mals noch nicht realisierte, dass ich
einen habe.

Sie arbeiten als Autor und Gag-
Schreiber, unter anderem für Jan
Böhmermann. In Ihrem Kopf rattert
es unentwegt und Sie sind mit einem
Teil Ihrer Gedanken beruflich sehr er-
folgreich. In Ihrem Buch schreiben
Sie, dass Ihre Kreativität eine Art Be-
lohnung dafür sei, dass Sie mit den
anderen Gedanken gestraft sind.
Es gibt natürlich viele Komiker oder
kreative Menschen, die ohne psychische
Störung oder ohne Depressionen aus-
kommen. Für mich habe ich irgend-
wann eingesehen, dass beides Teil mei-
ner Persönlichkeit ist. Ein doofer Teil
der Persönlichkeit!

Mit Anfang 30 wurde Ihnen bewusst,
dass Sie ein Problem haben. Gab es
einen konkreten Auslöser?
Nicht wirklich. Damals hatte ich viel
Zeit, nachzudenken und spleenigzu wer-
den. Eine WG ist zum Beispiel vermut-
lich besser für Betroffene, weil man
nicht alles ausleben kann. Zwänge füh-
len sich sehr wohl, wenn man allein
lebt. Meine Zwänge wurden damals im-
mer mehr und mir wurde klar, dass ich
offenbar ein Problem habe, nur konnte
ich es nicht genau benennen. Also las
ich viel und zählte eins und eins zusam-
men, mein früherer Waschzwang, mei-
ne Obsession für Autoreifen, das über-
triebene Kontrollieren vom Herd, das
Verknüpfen von Dingen, die eigentlich
keinen Sinn ergeben...

Sie hatten den Zwang, Autoreifen zu
überprüfen, weil ein Nagel darin stec-

ken könnte, der wiederum einen töd-
lichen Unfall auslösen könnte.
Ja, das stimmt. Ich habe sogar Freunden
Emails geschrieben, wenn sie in sozia-
len Medien ihr Auto samt Reifen gepo-
stet haben und ich etwas Verdächtiges
entdeckt habe. Obwohl mir das sehr
peinlich war. Ich habe mir einfach Sor-
gen gemacht. Das Merkwürdige ist: Bei
mir selbst habe ich diese Angst nicht,
trotzdem habe ich kein Auto. Am lieb-
sten fahre ich Taxi, Bus oder Bahn, da
muss ich nicht auf den Weg achten. Je

weniger ich von der Umwelt mitbekom-
me, desto weniger kann ich darüber
nachdenken, ob ich Gefahren sehe. Rad-
fahren ist leider auch schwierig, weil ich
mich ständig zwingen muss, nicht anzu-
halten, weil ich etwas gesehen habe.
Und man sieht in Berlin ja wirklich viel
auf der Straße!

Sie haben einmal fast 150 Euro ausge-
ben, um einen öffentlichen Gehweg
zu reparieren. Was war da los?
Nun ja, es gibt viele Löcher in Berlin,
aaaber das war ein großes Loch, was manber das war ein großes Loch, was man
nicht nur mit Blättern auffüllen konnte,
was ich als erstes getan habe. Nachdem
ich das Loch entdeckt hatte, konnte ich
eine Woche lang nur an das Loch denken.
Die Gedanken entglitten mir, ich dachte
ständig darüber nach, dass jemand im
Dunkeln stürzen könnte und sich das Ge-
nick bricht – und ich daran schuld bin!
Ich hatte nur noch „Genickbruch“ und
„Schuld“ im Kopf. Also schaltete ich eine
Anzeige im Internet in einem Portal für
Handwerker. Ich wurde richtig kreativ!
Ich musste mir ja eine gute Ausrede über-
legen, wieso ich ihn beauftrage. Also er-
fffand ich einen Verein, der in Kreuzbergand ich einen Verein, der in Kreuzberg
am Kanal für Ordnung sorgt.

Und damit kamen Sie durch?
Ja, der Handwerker hat nicht nachge-
fragt, sondern den Auftrag einfach aus-
geführt. Ich hätte ihm damals auch 1000
Euro dafür bezahlt. Wenn ich heute so
ein Loch entdecke, melde ich es via
Ordnungsamt-App. Da bin ich quasi
heavy user (lacht).Und das Einsenden
des Fotos genügt mir dann. Aber die Ge-
schichte vom Loch zeigt, dass man als
Zwängler wirklich sehr kreativ wird, um
so einen Gedanken loszuwerden.
Manchmal wünschte ich mir, ich wäre
bei allen Problemen im Leben derart
engagiert und einfallsreich!

Immerhin haben Sie jetzt ein Buch
darüber geschrieben. Bis zur Veröf-
fentlichung wusste nur Ihr enges Um-
feld davon, nun führt es sicher auch
dazu, dass Ihnen Bekannte oder
Fremde deren Zwänge anvertrauen,
oder?
Ja, tatsächlich. Neulich schrieb mir ein
Bekannter, dass er sich den neuen Ta-
rantino-Film versaut hat, weil er an sei-
nen Herd denken musste. Es ging so
weit, dass er im Kinosaal seine Straße
auf Twitter eingegeben hat, um nachzu-
sehen, ob ein Brand in der Straße gerade
trendet.

Was hätten Sie ihm geraten, wenn er
im Kino neben Ihnen gesessen hätte?
Man weiß ja, dass man den Herd sicher
ausgeschaltet hat und extra zweimal
nachgeschaut hat. Ein Therapeut wurde
raten, dass man den Gedanken „Der
könnte doch vielleicht noch an sein“
einfach mal zulassen soll. Man darf den
Zwängen keine Macht geben. Man muss
sie bei der Wurzel packen, um sie zu
schwächen. Es wird nicht brennen und
die Nachbarn würden einen nicht wie
bei „Game of Thrones“ auf die Straße
zerren und „Schuld! Schuld!“ rufen.
Und wenn es tatsächlich brennt, geht
der Rauchmelder an, die Feuerwehr
kommt und wahrscheinlich wird nie-
mand ums Leben kommen.

Apropos Tod: Sie können nicht so gut
ertragen, wenn Sie morbide Worte
wie „Tod“ in Gesprächen mit anhö-
ren. Wann haben Sie das zuletzt er-
lebt?
Gerade erst vergangenen Freitag: Ich
stand gerade an der Kasse, um T-Shirts
zu bezahlen. In dem Moment fiel mir
auf, dass im Hintergrund des Ladens
der Song „Murder On The Dancefloor“
läuft. Schrecklich, ich wollte nicht, dass
mein Einkauf von diesem Lied negativ
beeinflusst wird. Wieder ein Beispiel für
magisches Denken! Klingt in dieser Sto-
ry sehr unterhaltsam, kann aber der pu-
re Horror werden.

Wie haben Sie reagiert?
Ich habe mich gegen den Impuls ge-
wehrt, die T-Shirts sofort umzutau-
schen, weil sie jetzt Unglück bringen.
Stattdessen habe ich mir gesagt: „Du
bist jetzt etwas ängstlich, wir verschie-
ben das auf morgen. Wenn du sie dann
immer noch schrecklich findest, bringst
du sie zurück.“ Am nächsten Tag war
ich tatsächlich entspannter – und habe
einfach eins der T-Shirts angezogen.
Zwänge basieren auch auf Stress, und
dieses Gefühl zu verschieben, um eine
Stunde oder einen Tag, hilft oft sehr
und löst den Zwang auf. Das ist ein
ziemlich guter Trick, natürlich neben
dem Motto „Mach den ganzen Quatsch
einfach nicht!“. Aber das ist leider nicht
so einfach.

„Zwänge sind wie ein Virus“


Ist der Herd noch an? Zwangsgedanken belasten den Alltag oft extrem. Ein Betroffener erzählt, wie


man die Kontrolle über den Kopf zurückgewinnt und wieso er einmal viel Geld für ein Loch bezahlt hat


GETTY IMAGES

/ JOHN SEATON CALLAHAN

20


14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
14.10.1914.10.1914.10.19/1/1/1/1/Wis1/Wis1AHEIDRIC 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT MONTAG,14.OKTOBER2019 SEITE 20

WISSEN


WISSENSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 719 50|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WISSENSCHAFT

TIERE

Was die Warzen des
Oktopus verraten

Die Haut eines Tiefsee-Oktopus gibt
offenbar Aufschluss über seinen
Lebensraum. Einer Studie zufolge
sind die Vertreter der Art Granele-
done pacifica umso warziger, je
tiefer im Meer sie leben. Das be-
richten Forscher um Janet Voight
vom Field Museum in Chicago im
„Bulletin of Marine Science“. Das
Team untersuchte 50 Tiefsee-Okto-
pusse aus dem Nordpazifik auf ihre
Warzen, ihre Saugnäpfe und auf ihre
Größe. Die Tiere stammten entwe-
der aus Aquarien und Sammlungen
oder waren mithilfe bemannter
U-Boote nahe der US-Küste in Tie-
fen von 1116 bis 2850 Metern ge-
fangen worden. Zusätzlich prüften
die Forscher anhand des Erbguts, ob
es sich um eine oder verschiedene
Arten handelte. „Bei Tieren, die
sehr unterschiedlich aussehen, wür-
de ich von verschiedenen Arten
ausgehen“, wird Voight in einer
Mitteilung des Museums zitiert.

2 2.000 Sumpfkrebse
eingefangen

Im zweiten Bekämpfungsjahr ist die
Zahl der in Berlin gefangenen Roten
Amerikanischen Sumpfkrebse deut-
lich zurückgegangen. Vom Saison-
beginn im April bis Ende September
seien rund 22.000 Exemplare ins
Netz gegangen, sagte Derk Ehlert
von der Senatsverwaltung für Um-
welt, Verkehr und Klimaschutz auf
dpa-Anfrage. „Das ist knapp die
Hälfte der Vorjahresmenge.“ Größ-
tenteils stammen die Fänge aus den
Gewässern im Tiergarten in Mitte
(9000) und dem Britzer Garten in
Neukölln (13.000). Weil die Allesfres-
ser als Gefahr für heimische Arten
und Ökosysteme gesehen werden, ist
die Eindämmung EU-weit geboten.

PILZ DES JAHRES 2020

„Unzüchtiger Penis“ -
Stinkmorchel gekürt

Geruch und Aussehen haben der
Gemeinen Stinkmorchel unschöne
Vergleiche eingebracht. Nun hat ihr
die Deutsche Gesellschaft für Myko-
logie (DGfM) den Titel des „Pilz des
Jahres 2020“ verliehen. „Neben dem
Aasgeruch sind vor allem die einem
männlichen Begattungsorgan äh-
nelnden Fruchtkörper auffällig“,
teilte die DGfM mit. Zu Beginn
seiner Wachstumsphase bilde der
Pilz zunächst eine Hexenei genann-
te Knolle. Der eigentliche Frucht-
körper wächst schnell heran – bis zu
zwei Millimeter pro Minute. Am
Ende ragt ein bis zu 20 Zentimeter
langer und 4,5 Zentimeter breiter
Pilz aus der Erde. Der Fruchtkörper
bescherte der Morchel ihren lateini-
schen Namen„Phallus impudicus“,
was so viel wie „unzüchtiger Penis“
bedeutet. Der typische Aasgeruch
geht auf die Sporenmasse zurück,
die an der Pilzspitze verschleimt.
Von Bedeutung ist die Morchel vor
allem als Nahrung für Insekten.

GESUNDHEIT

Kalifornien verbietet


Rauchen an Stränden


In dem US-Westküstenstaat ist der
Konsum von Zigaretten künftig am
Strand untersagt. Auch E-Zigaretten
und Joints seien davon betroffen,
berichtete die kalifornische Zeitung
„Sacramento Bee“. Auf Parkplätzen
und Zufahrtsstraßen sei Rauchen
weiter erlaubt. Die Behörden wollen
5600 Warnschilder aufstellen. Bei
Verstößen droht eine Strafe in Höhe
von 25 Dollar. Das Gesetz soll für
eine sauberere und gesündere Um-
welt sorgen und sei auch eine Maß-
nahme zum Brandschutz, den viele
Waldbrände seien durch weggewor-
fene Zigaretten ausgelöst worden.
Der Staat folgt dem Beispiel kleine-
rer Kommunen, die schon vor Jah-
ren Rauchverbote verhängt hatten,
darunter befinden sich Malibu, Los
Angeles und Santa Monica.

KOMPAKT


Die Zwangsstörung oder
Zwangserkrankung (englisch
obsessive-compulsive disorder
bzw. OCD) gehört zu den psychi-
schen Störungen. In Deutschland
leben ein bis zwei Millionen Men-
schendamit. Am verbreitetsten
sind Wasch-, Kontroll-, und
Ordnungszwänge.Die Betroffe-
nen wissen oft nicht, dass es sich
bei ihren seltsamen Verhaltens-
weisen um eine manifeste chro-
nische Erkrankung handelt. Im
Schnitt leiden sie sieben bis zehn
Jahre, bis sie therapeutische
Hilfe erhalten. Erst seit 30 Jah-
ren gelten Zwangserkrankungen
als behandelbar. Die Psycho-
therapiegilt heute als probates
Mittel, neben Psychopharmaka.

WIE VIELE MENSCHEN LEIDEN
AN DER ERKRANKUNG?

Peter Wittkamp
iiist Buchautorst Buchautor
und lebt mit
seiner Familie
in Berlin
PETER VON FELBERT

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-10-14-ab-22 f15286cb505d0a706b180da170a46c3d

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf