Die Welt - 14.10.2019

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14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


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6 POLITIK **DIE WELT MONTAG,14.OKTOBER


A


m Ende steht eine Erkenntnis:
Gegen Saudi-Arabien ist die
Bundesrepublik Deutschland
konsequenter. Denn der jetzt von Bun-
desaußenminister Heiko Maas (SPD)
angekündigte Rüstungsexportstopp für
deutsche Waffen in die Türkei betrifft
nur künftige, neue Genehmigungen,
aber nicht bereits erlaubte Lieferungen.
Daher dürfte die politische Reaktion auf
die türkische Militäroffensive in Nord-
ostsyrien unmittelbar wenig an den
Rüstungsexporten ändern.

VON GERHARD HEGMANN

Somit kann auch kein deutsches
Rüstungsunternehmen klagen, denn
vereinbarte Lieferungen werden nicht
plötzlich blockiert. Damit handelt es
sich um ein anderes Vorgehen als bei
dem jüngst bis März 2020 verlänger-
ten Lieferstopp an Saudi-Arabien.
Hier ist beispielsweise die Airbus-Rüs-
tungssparte unmittelbar blockiert und
kann keine Grenzsicherungselektro-
nik mehr ausführen. Zudem ruhen die
Arbeiten an Patrouillenbooten der
Lürssen-Werftengruppe für den Wüs-
tenstaat.

Für die deutsche Rüstungswirtschaft
hat sich die Türkei als Nato-Mitglied be-
reits vom engen zum schwierigen Part-
ner gewandelt. Vorbei sind die Zeiten,
als die Bundesrepublik vor fünf Jahr-
zehnten der Türkei eine Lizenz zum
Bau des von Heckler & Koch entwickel-
ten Sturmgewehrs G3 erteilte, über 350
Leopard-Panzer aus Beständen der
Bundeswehr an die Türkei lieferte oder
Rheinmetall sich Hoffnung auf eine
Panzerproduktion mit Beteiligung am
neuen Modell Altay machte.
Einer der Höhepunkte war die 2009
erteilte Herstellungsgenehmigung für
sechs moderne U-Boote der Klasse 214
an ThyssenKrupp, samt der im Juni 2011
erteilten Exportgarantien über 2,49 Mil-
liarden Euro für U-Boot-Materialpake-
te. Auf türkischer Seite ist das Rüs-
tungsunternehmen STM Defense Tech-
nologies am Bau beteiligt. Das schlägt
sich bis heute in der deutschen Rüs-
tungsexportbilanz durch, weil noch im-
mer die genehmigte Ausrüstung gelie-
fert wird.
Allerdings hat sich das Blatt bereits
gewendet. Seit dem Putschversuch 2016
in der Türkei mit den Massenverhaftun-
gen hat die Bundesregierung keine Rüs-

tungsgüter mehr mit Exportgarantien
abgesichert. Das Verhältnis kühlt ab.
Die Türkei als Nato-Mitglied stand
bei den kommerziellen deutschen Rüs-
tungsexporten 2018 zwar mit rund 243
Millionen Euro an vorderer Stelle, wo-
bei insgesamt Rüstungsgüter über 4,
Milliarden Euro von Deutschland an di-
verse Staaten ausgeführt wurden. Im
Verhältnis zum türkischen Verteidi-
gungshaushalt, den das schwedische
Friedensforschungsinstitut Sipri für
2018 mit rund 19 Milliarden Dollar ver-
anschlagt, ist der deutsche Beitrag je-
doch vergleichsweise gering. Die res-
triktiver gehandhabten und künftig ge-
stoppten Exportgenehmigungendürf-
ten das Volumen mittelfristig absinken
lassen, heißt es in der Branche.
Aus Sicht der Türkei sind ohnehin die
USA und Russland die Hauptimporteu-
re ihrer Waffen. Hier geht es um Multi-
milliardensummen – und nicht um ein
paar Hundert Millionen Euro wie beim
Geschäft mit Deutschland. Allerdings
gehen auch die Amerikaner zunehmend
auf Distanz.
Sie verkündeten im Juli, die Türkei
aus ihrer Beteiligung am Bau des Lock-
heed-Kampfjets F-35 auszuschließen

und die Lieferung von 100 Kampfjets zu
stoppen. Der Grund: Ankara hatte bei
den Russen deren Luftverteidigungs-
system S-400 bestellt. Angeblich, prog-
nostizierten die Amerikaner, würden
der türkischen Rüstungsindustrie damit
in den nächsten Jahren Umsätze über
zehn Milliarden Dollar entgehen.
Trotz des Stopps der Exportgaran-
tien verfolgt die deutsche Rüstungsin-
dustrie aber nach wie vor mit großem
Interesse, was in der Türkei passiert.
Anfang 2017 nagten Bilder von zerstör-
ten Leopard-Panzervom Typ 2A4 am
Unverwundbarkeits-Image der Fahr-
zeuge, weil bei Gefechten in Syrien
Kämpfer der Terrormiliz Islamischer
Staat (IS) eine Schwachstelle am Panzer
nutzten. Rheinmetall wollte daraufhin
türkische Panzer mit einer sogenannten
Reaktiv-Panzerung nachrüsten, doch
das Geschäft scheiterte. Auch die einst
geplante Beteiligung am Altay-Panzer-
bau in einem Gemeinschaftsunterneh-
men kam nicht zustande.
Womöglich lieferte aber der zur
Volkswagen-Gruppe gehörende Getrie-
bespezialist Renk zumindest für die Al-
tay-Prototypen das Getriebe. Hierzu
will das Unternehmen aber keine De-

tails nennen. Der Motorenlieferant
MTU Friedrichshafen (Rolls-Royce
Power Systems) hat zumindest „eine
einstellige Anzahl an Antriebsmotoren“
geliefert. Weitere Einzelheiten werden
nicht genannt. Generell gilt aber, dass
ohne Planungssicherheit oder Export-
Bürgschaften keine Geschäfte mehr
möglich sind.
Wie lange deutsche Rüstungsexpor-
te in die Türkei selbst bei besseren
Rahmenbedingungen ein stabiles Ge-
schäftsmodell blieben, ist offen. Denn
schon 2018 hieß es auf eine Anfrage
der Bundestagsfraktion der Linken zu
den U-Boot-Lieferungen in die Türkei
unumwunden: „Nach Kenntnis der
Bundesregierung strebt die Türkei
langfristig rüstungstechnische Auto-
nomie an. Seit Jahrzehnten gehört es
zur türkischen Wirtschaftsstrategie
bei sämtlichen internationalen Ko-
operationen, insbesondere bei wehr-
technischen Hightech-Projekten, ei-
nen größtmöglichen Technologie-
transferzu erreichen.“ Und ganz kon-
kret heißt das: Längst plant, baut oder
testet die Türkei nicht nur eigene
Panzer und Hubschrauber, sondern
auch Kampfjets.

Exportstopp für Rüstungsgüter trifft Türkei kaum


Die Bundesregierung will keine neuen Waffen-Ausfuhren in das Land genehmigen. Laufende Projekte dürfen aber weitergeführt werden


A


m fünften Tag der türki-
schen Militäroffensive ge-
gen die Kurden im Nordos-
ten Syriens wachsen der in-
ternationale Widerstand
und das Unverständnis gegen Ankaras
Vorgehen. Neben Politikern aus den
USA und der Arabischen Liga kritisieren
auch deutsche Stimmen den Feldzug
deutlich. Angela Merkel forderte den
türkischen Präsidenten Recep Tayyip
Erdogan zum Stopp der Militäroffensi-
ve auf. Die Bundeskanzlerin habe sich
am Sonntag in einem Telefonat mit Er-
dogan für eine „umgehende Beendigung
der Militäroperation“ ausgesprochen,
teilte eine Regierungssprecherin mit.

VON PHILIP KUHN

Politiker von Union und SPD, aber
auch von Grünen und FDP fordern
deutliche Zeichen an den türkischen
Staatschef. „Die Bundesregierung sollte
dem Beispiel Frankreichs folgen und
den türkischen Botschafter einbestel-
len“, forderte FDP-Fraktionsvize Ale-
xander Graf Lambsdorff im Gespräch
mit WELT. Zudem müsse die Vertiefung
der Zollunion oder die von der Türkei
erhoffte Visaliberalisierung bis auf Wei-
teres eingefroren werden.
Noch einen Schritt weiter geht die
kurdischstämmige Grünen-Politikerin
Berivan Aymaz. Zukünftige Rüstungsex-
porte in die Türkei zu beschränken, sei
zu wenig. „Wir brauchen die umgehen-
de Aufhebung der bereits erteilten Ge-
nehmigungen“, sagte die Abgeordnete
im Düsseldorfer Landtag auf Nachfrage
von WELT. „Darüber hinaus muss
Deutschland eine führende Rolle für
EU-weite Sanktionen einnehmen, dazu
gehören auch gezielte Wirtschaftssank-
tionen gegen Einzelpersonen“, sagte
Aymaz.
Der außenpolitische Sprecher der
SPD, Nils Schmid, regte zudem ein eu-
ropaweites Einreiseverbot für jene Ver-
antwortlichen an, die mit der Militärin-
vasion Erdogans in Verbindung stehen.
„Bereits jetzt ist die Türkei völlig iso-
liert“, sagte Schmid WELT. „Um dies
deutlich zu machen, wäre eine außeror-
dentliche Sitzung des Nato-Militäraus-
schusses sinnvoll“. Warum US-Präsi-
dent Donald Trump sich überhaupt mit
Erdogan in einem Telefonat auf den
Truppenrückzug der US-Amerikaner an
der türkisch-syrischen Grenze eingelas-
sen habe, wisse er nicht, sagte Schmid.
„Es ist eine ebenso sachfremde wie per-
sönliche Entscheidung. Es ist wahr-
scheinlich, dass wirtschaftliche Interes-
sen dahinterstecken“, sagte der SPD-
Politiker mit Verweis auf Trumps Im-
mobiliengeschäfte in Istanbul.
„Der Kampf gegen kurdischen Terro-
rismus ist für Präsident Erdogan zum
Kitt geworden, der wichtige Teile sei-
nes politischen Lagers zusammenhält.
Dabei geraten alle Kurden inner- und
außerhalb der Türkei ungerechtfertigt
in Generalverdacht“, sagte der außen-
politische Sprecher der Unionsfraktion
Jürgen Hardt WELT. Die laufende Mili-
täroperation gehe weit über die not-
wendige Bekämpfung einzelner Terror-
zellen hinaus und schaffe der Türkei
immer mehr Feinde. Die Operation
könnte sogar scheitern, wenn die Tür-
kei ihre militärischen Fähigkeiten über-
schätze. Hardt fordert ein Ende der In-
tervention und unterstützt die Ent-
scheidung der Bundesregierung, vor-
erst keine Waffen mehr an die Türkei

zu liefern, die in Nordsyrien eingesetzt
werden können.
Der ehemalige US-Verteidigungsmi-
nister und General James Mattis hat an-
gesichts der Syrien-Offensive vor einem
Wiedererstarken der Terrormiliz Isla-
mischer Staat (IS) gewarnt. Die USA
müssten den Druck auf den IS aufrecht-
erhalten, damit er nicht wieder auflebe,
sagte Mattis dem US-Sender NBC in ei-
nem Interview. Der IS sei nicht besiegt


  • man müsse sehen, ob die Kurden trotz
    des türkischen Militäreinsatzes in der
    Lage sein werden, den Kampf gegen die
    Terrormiliz aufrechtzuerhalten.
    Es sei „völlig klar“, dass die Terroris-
    ten zurückkommen würden, sagte Mat-
    tis. Mit dieser Prognose sollte er recht
    behalten. Nur kurze Zeit später gelang
    800 Angehörigen von IS-Terroristen die
    Flucht aus einem Gefangenenlager in
    Nordsyrien. Mattis hatte Ende des ver-
    gangenen Jahres wegen inhaltlicher
    Meinungsverschiedenheiten mit Trump
    seinen Rückzug als Verteidigungsminis-
    ter angekündigt.
    Ebenso wie viele europäische Staaten
    und Politiker in den USA verurteilte
    auch die Arabische Liga das türkische
    Vorgehen scharf. Die Angriffe seien eine
    „Invasion in das Land eines arabischen
    Staates und ein Angriff auf seine Souve-


ränität“, sagte Generalsekretär Ahmed
Abul Gheit am Samstag. Der irakische
Außenminister Mohamed Ali Alhakim,
amtierender Präsident der Arabischen
Liga, sagte bei einem von Ägypten einbe-
rufenen Krisentreffen der Staatenalli-
anz, die Militäraktion werde die humani-
täre Krise und das Leiden der syrischen
Bevölkerung verschärfen. Zusammen
mit dem libanesischen Außenminister
Gebran Bassil forderte er, Syrien wieder
als Mitglied in die Arabische Liga aufzu-
nehmen. Im Zuge des 2011 ausgebroche-
nen Bürgerkrieges in Syrien wurde die
Mitgliedschaft des Landes suspendiert.
WWWährend Politiker Forderungen an dieährend Politiker Forderungen an die
Türkei stellen, schafft Erdogan in Nord-
syrien längst Fakten. Nach schweren Ge-
fffechten mit der Kurdenmiliz YPG erziel-echten mit der Kurdenmiliz YPG erziel-
ten die türkische Armee und ihre ver-
bündeten islamistischen Söldner am
Sonntag einen wichtigen strategischen
Erfolg. Die Grenzstadt Tal Abjad soll
vollständig unter Kontrolle der Türkei
sein, erklärte die Syrische Beobachtungs-
stelle für Menschenrechte am Sonntag.
Die staatliche türkische Nachrichten-
agentur Anadolu meldete die Einnahme
des Stadtzentrums. Noch umkämpft ist
die ebenso bedeutende Grenzstadt Ras
al-Ain. Von dort werden schwere Gefech-
te gemeldet. mit dpa/Reuters

TTTürkische Truppen undürkische Truppen und
ihre syrischen Verbündeten
nahe der umkämpften
Grenzstadt Ras al-Ain

AFP

/ NAZEER AL-KHATIB

Türkische Militäroffensive

Quelle: ISW, dpa

Anti-Assad-Milizen
(islamistisch dominiert)

Türkei/Anti-Assad-Milizen

��� km

Syrische Regierung
unterstützt durch
IS-Gefangenenlager Russland und Iran

Angriffspunkte der
türkischen Militärschläge

al-Haul

IRAK
SYRIEN

TÜRKEI

LIBA�
NON

MittelmeerHoms

Idlib

Tal
Abjad

Kobane

Euphrat

Ras
al-Ain

Aleppo
Rakka

Ain Issa

al-Kathaniaya

Kamischli

SDF unter Führung der
Kurden, zunächst unter-
stützt durch US-Truppen

Von der Türkei gefor-
derte Sicherheitszone“

Türkischer Beschuss
auf US-Truppen

„Bundesregierung sollte türkischen


Botschafter einbestellen“


Präsident Recep Tayyip Erdogan ist mit seinem Angriffskrieg in Nordsyrien zunehmend isoliert.


Aus Deutschland mehren sich die Forderungen nach Sanktionen gegen Ankara


D


ie Szenen, die sich in Nordsy-
rien abspielen, sind bestialisch.
Die Türkei hat offenbar keiner-
lei Kontrolle über die Milizen, die sie in
Nordsyrien als Bodentruppen gegen das
von der Kurdenmiliz YPG angeführte
Militärbündnis der Demokratischen
Kräfte Syriens (SDF) einsetzt. Ein Vi-
deo, das im Internet kursiert, soll das
brutale Vorgehen der türkischen Ver-
bündeten in Nordsyrien zeigen. Die
meisten dieser Rebellengruppen, die
seit Jahren auf den Soldlisten der Tür-
kei stehen, sind radikale Islamisten.

VON ALFRED HACKENSBERGER

„Nimm mein Handy und filme mich“,
ruft ein Soldat mit Schlapphut voll Be-
geisterung. „Ich erschieße ihn jetzt mit
dem Scharfschützengewehr.“ Dann feu-
ert er mehrere Schüsse auf einen am
Straßenrand kauernden Mann. Andere
Soldaten feuern mit ihren Kalaschni-
kows auf weitere am Boden liegende
wehrlose Männer. „Kurdische Schwei-
ne!“, ruft einer der Soldaten immer wie-
der. Die Aufnahme soll die M4-Straße
nahe der umkämpften Grenzstadt Ras
al-Ain zeigen. Unabhängig bestätigt
wurde die Echtheit des Videos nicht.
Die syrischen Rebellen haben an der
Hauptstraße einen Checkpoint errich-
tet. Eine kurdische Politikerin soll dort
ebenfalls angehalten worden sein, die
35-jährige Hevrin Khalaf und ihr Fahrer
wurden Berichten zufolge von den Hilfs-
truppen der Türkei erschossen.Das Mi-
litärbündnis SDF bestätigte den Tod der
Generalsekretärin der Partei Zukunft
Syriens und machte die Türkei und ihre
Verbündeten verantwortlich. „Dies
zeigt, dass der türkische Einmarsch
nicht zwischen einem Soldaten, einem
Zivilisten oder einem Politiker unter-
scheidet“, hieß es in einer SDF-Mittei-
lung. In einem Internetvideo ist ein lee-
res Fahrzeug mit zerschossenen Schei-
ben zu sehen, das bewaffnete Männer
durchsuchen. „,Nationale Armee‘ und
Sultan Murat“, sagt einer von ihnen.
Sultan Murat ist eine der syrischen Mi-
lizen, die in der von der Türkei gegründe-
ten und finanzierten „Nationalen Armee“
kämpft. Dazu gehören überwiegend isla-
mistische Gruppen, die für ihre Brutalität
bekannt sind. Schon bei der Eroberung
der kurdischen Region Afrin im Nordwes-
ten Syriens 2018 setzte Ankara die Mili-
zen ein. Die Vereinten Nationen und
Menschenrechtsorganisationen machen
die Rebellen für Kriegsverbrechen verant-
wortlich. Auch untereinander bekämpfen
sich die Gruppen immer wieder.
Besonders berüchtigt ist Ahrar al-
Scharkija, die 2016 von ehemaligen Mit-
gliedern al-Qaida-naher Milizen ge-
gründet wurde. Seit Dezember warten
sie bereits an der türkischen Grenze auf
ihren Einsatz. In einer Erklärung hatten
sie moniert, dass man sie nicht angrei-
fen lasse. Die Türkei hatte wohl Beden-
ken, die extremistische Miliz loszulas-
sen. Aber jetzt sind sie doch im Einsatz
und sollen für die Exekutionen von bis
zu neun Menschen auf der M4-Straße,
die Nordostsyrien durchquert, verant-
wortlich sein. Am Sonntag vermeldete
das türkische Außenministerium, man
habe die Fernstraße erobert.
Andere Gruppen, wie die Hamasa-Di-
vision, die eine führende Rolle bei der
türkischen Invasion spielt, gelten als
moderater. „Sie sind nicht so islamis-
tisch, aber nicht weniger verbreche-
risch“, sagte Mahmud am Telefon, ein
unabhängiger Journalist in Idlib, der
seinen richtigen Namen aus Sicher-
heitsgründen nicht nennen möchte.
„Sie plündern, erpressen und morden
genauso wie die anderen.“ Er habe das
in Afrin 2018 beobachtet.
Oberbefehlshaber der syrischen Rebel-
len ist Salim Idris, ein ehemaliger General
der syrischen Armee. „Kurden sind gemei-
ne Verbrecher und Terroristen“, sagte er
bereits vor sechs Jahren in einem WELT-
Interview. Schon Monate vor Beginn der
Offensive gab es eine regelrechte Kampa-
gne gegen die von den Kurden angeführte
SDF. Syrische Rebellen und ihre Sympa-
thisanten produzierten zahllose Videos,
in denen vermeintliche SDF-Soldaten zu
sehen sind, die foltern und exekutieren.
AAAber viele der Videos sind so schlecht ge-ber viele der Videos sind so schlecht ge-
macht, dass man sie als Fälschung er-
kennt. Der Hass und die Abscheu gegen
die Kurden und alle ihre Verbündeten ist
aaabgrundtief. bgrundtief. Umgekehrt gab es auch in
den Reihen der SDF vereinzelt Propagan-
da, die die syrischen Rebellen als bösarti-
ge und unmenschliche Dschihadisten dä-
monisierte. Dieses Image scheint sich nun
jedoch erneut zu bewahrheiten.

Erdogans


gefährliche


VVVerbündeteerbündete


Rebellen sollen mehrere
Menschen exekutiert haben

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