Die Welt - 14.10.2019

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Ü-��-Gruppe ist kräftig gewachsen

Quelle: Statistisches Bundesamt

Jährliche Veränderungen der Erwerbstätigen
Differenz zwischen ��- und ��-Jährigen, in Tausend




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Wert ����
Zuwachs zw.
���� und ����

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Verhältnis von Jung zu Alt dreht sich

Quelle: Statistisches Bundesamt

Jährliche Veränderungen der Erwerbstätigen
Differenz zwischen ��- und ��-Jährigen, in Tausend


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Prognose

Mit Frauen und Älteren lässt sich Lücke schließen

Quelle: Statistisches Bundesamt

Geleistete Arbeitsstunden pro Woche (in Mrd. Stunden) in ���� und ����
sowie für verschiedene Szenarien in ����

Szenario �

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BasisszenarioSzenario �
Höhere Erwerbs-
beteiligung von
Frauen

Höhere Erwerbs-
beteiligung von
Älteren

Höhere Erwerbs-
beteiligung von
Frauen und Älteren

Szenario �

D


er Fachkräftemangel
zählt schon heute zu den
größten Sorgen der Un-
ternehmen in Deutsch-
land. Nicht nur Hoch-
qualifizierte werden händeringend ge-
sucht, sondern auch Personen mit
mittleren Berufsabschlüssen. Selbst
Ungelernte sind inzwischen vielerorts
knapp. Dabei steht die große demogra-
fische Herausforderung dem Land erst
noch bevor. Denn in den nächsten Jah-
ren gehen die 20 Millionen in den
Fünfziger- und Sechzigerjahren gebo-
renen Babyboomer nach und nach in
den Ruhestand. Ab 2025 wird dieser Ef-
fekt den Arbeitsmarkt mit voller
Wucht erreichen.

VON DOROTHEA SIEMS

Allein im Jahr 2030 gehen dann fast
eine halbe Million Menschen mehr in
Rente, als auf der anderen Seite ins Er-
werbsleben starten. Arbeitsmarktex-
perten warnen, dass infolge des Ren-
teneinstiegs der geburtenstärksten Ge-
neration, die Deutschland jemals her-
vorgebracht hat, sechs Millionen Ar-
beitskräfte fehlen werden.
Diesem düsteren Szenario stellt das
Bundesinstitut für Bevölkerungsfor-
schung (BiB) nun eine Studie mit neu-
en Berechnungengegenüber, die das
riesige Problem erheblich schrumpfen
lassen – und zwar ohne dabei auf ver-
stärkte Zuwanderung zu setzen. „Vor-
hersagen, dass der demografische
Wandel den Wirtschaftsstandort be-
droht, weil er zwangsläufig zu ver-
schärftem Fachkräftemangel, einem

Produktionsrückgang und abgehäng-
ten Regionen führt – solche düsteren
Szenarien werden so dramatisch nicht
eintreten“, ist der Direktor des Insti-
tuts, Norbert Schneider, überzeugt.
Zwar stellt der Bevölkerungsfor-
scher die gängigen Prognosen zur ra-
santen Alterung der Gesellschaft nicht
infrage. Danach steigt der Bevölke-
rungsanteil der Senioren in den nächs-
ten Jahren und Jahrzehnten kontinu-
ierlich an, während die Zahl der Men-
schen im Erwerbstätigenalter sinkt.
„Doch auf dem Arbeitsmarkt zählt
nicht allein die Anzahl der Köpfe, son-
dern auch das Erwerbsverhalten der
Menschen“, betont Schneider. Es sei
möglich, das Gesamtarbeitsvolumen in
Deutschland auch 2030 auf dem heuti-
gen Stand zu halten.
Wie die Studie aufzeigt, braucht es
dazu keine verstärkte Zuwanderung
von Arbeitsmigranten, wie sie von der
Wirtschaft häufig gefordert wird. Es
reicht laut den Berechnungen der BiB-
Experten, die in Deutschland vorhan-
denen Erwerbspotenziale stärker als
bisher auszuschöpfen und ansonsten
auf eine „moderate Zuwanderung“ von
200.000 Migranten pro Jahr zu setzen.
Diese Größenordnung entspricht et-
wa den durchschnittlichen Werten, die
zwischen 1975 und 2015 verzeichnet
wurden. Denn bei der Erwerbsbeteili-
gung von Frauen und Älteren existie-
ren nach Einschätzung des Instituts
noch große Steigerungsmöglichkeiten,
die ausreichten, die Babyboomer-Lü-
cke nahezu auszugleichen.
Rund 45 Millionen Erwerbstätige ar-
beiten derzeit in Deutschland. An die-

sem Beschäftigungsrekord hat die seit
Jahren steigende Erwerbsbeteiligung
von Älteren und Frauen einen erhebli-
chen Anteil. Während heutzutage 73
Prozent der Frauen berufstätig sind,
lag diese Quote 2004 erst bei 59 Pro-
zent. Und die Erwerbsbeteiligung der
60- bis 64-Jährigen erreicht mittlerwei-
le mit 58 Prozent einen EU-Spitzen-
wert, der nur noch von Schweden mit
68 Prozent übertroffen wird.
Deutlich gestiegen ist zudem nicht
nur die Quote der erwerbstätigen Älte-
ren. Auch die Arbeitszeit pro Kopf hat
in dieser Gruppe seit 2004 deutlicher
zugenommen als in allen anderen Al-
tersklassen. So hat sich die Zahl der ge-
leisteten Wochenstunden bei den 60-
bis 64-Jährigen nahezu verdoppelt. Um
die Babyboomer-Lücke zu schließen, ist
nach Berechnung der BiB-Forscher des-
halb keine Revolution nötig, sondern
lediglich eine Fortschreibung des posi-
tiven Trends der vergangenen Jahre.
2 017 wurden in Deutschland insge-
samt 1,45 Milliarden Arbeitsstunden
geleistet. Ohne einen weiteren Anstieg
der Erwerbsbeteiligung der Älteren so-
wie der Frauen ergibt sich für 2030 ei-
ne Schrumpfung auf 1,35 Milliarden Ar-
beitsstunden. Würden jedoch alle
Frauen deutschlandweit ihre Arbeits-
zeit auf das Niveau ausweiten, das
schon heute in Ostdeutschland er-
reicht wird, ergäben sich für 2030 dann
1 ,38 Milliarden Stunden. Momentan ar-
beiten westdeutsche Frauen 30 Stun-
den im Durchschnitt, während ost-
deutsche auf 35 Stunden kommen.
Ein Anstieg auf 1,41 Milliarden Stun-
den ließe sich laut BiB erreichen, wenn

sich die Erwerbsbeteiligung der Älte-
ren weiter erhöht: bei den 55- bis 59-
Jährigen um eine Wochenstunde pro
Kopf auf 30 Wochenstunden, bei den
6 0-bis 64-Jährigen um vier Stunden
auf 25,6 Stunden, bei den 65- bis 69
ebenfalls um vier Stunden auf 8,
Stunden und bei den 70- bis 74-Jähri-
gen um eine Stunde auf 2,5 Wochen-
stunden.
Addiert man beide Effekte, würde
nach den Berechnungen der Forscher
mit einem Gesamtvolumen von 1,
Milliarden Stunden im Jahr 2030 in
Deutschland nahezu genauso viel gear-
beitet wie 2017.
BiB-Chef Schneider geht allerdings
nicht davon aus, dass sich die Erwerbs-
beteiligung von Frauen und Älteren au-
tomatisch so dynamisch entwickelt:
„Dazu müssen Gesellschaft und Politik
heute die Weichen entsprechend stel-
len.“ Lebenslanges Lernen und die
Qualifizierung von Zuwanderern seien
dabei ebenso wichtige Aspekte wie wei-
tere Verbesserungen bei der Vereinbar-
keit von Beruf und Kindererziehung
oder Pflege von Angehörigen. Auch
brauche es altersgerechte Arbeitsplät-
ze und Gesundheitsprävention, damit
die Beschäftigten überhaupt in der La-
ge seien, länger zu arbeiten.
Welche große Bedeutung dem Ar-
beitsmarkt bei der Bewältigung des de-
mografischen Wandels zukommt, zeigt
auch eine Analyse des Sozialexperten
Martin Werding von der Ruhruniversi-
tät Bochum zur langfristigen Entwick-
lung der sozialen Sicherung und der öf-
fentlichen Finanzen. Ein weiterer An-
stieg der Erwerbsbeteiligung hilft
schließlich nicht nur den Unterneh-
men, die Stellen zu besetzen. Auch das
Steueraufkommen und die Finanzie-
rung der Sozialversicherungen hängen
stark von der Beschäftigungsentwick-
lung ab. Um die Herausforderungen
bewältigen zu können, sei es deshalb
wichtig, „den Arbeitsmarkt dynamisch
und flexibel zu halten“, mahnt der
Ökonom.
Das Problem: Infolge der Alterung
drohen die Sozialabgaben in den
nächsten Jahrzehnten stark anzustei-
gen, und dies hätte wiederum zwangs-
läufig negative Effekte auf die Beschäf-
tigung. Nur mit nachhaltigen Sozialre-
formen wie etwa einer Koppelung des
gesetzlichen Renteneintrittsalters an
die steigende Lebenserwartung und ei-
ner Stärkung privater kapitalgedeckter
Altersvorsorge lässt sich der Beitrags-
druck mindern. Doch derzeit stehen
solche Reformen nicht auf der politi-
schen Agenda.
Mit Blick auf die in der BiB-Studie
angepeilte Verlängerung der Arbeits-
zeit von Frauen stellt sich die Frage, ob
ein Großteil der Betroffenen dies über-
haupt anstrebt. Zwar ist Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ein populäres
Thema. Doch laut einer Studie des In-
stituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-
forschung (IAB) würden 40 Prozent
der Frauen ihre Arbeitszeit gerne um
mindestens 2,5 Stunden verkürzen; le-
diglich 17 Prozent streben eine ent-
sprechende Verlängerung an. Die idea-
le Arbeitszeit liegt für das Gros der
Frauen bei 30 Wochenstunden – also
dem in Westdeutschland üblichen
Niveau.

Ältere und


Frauen müssen


es richten


Mit dem


Renteneintritt der


geburtenstarken


Jahrgänge fehlen


Deutschland bald


sieben Millionen


Arbeitskräfte.


Neue Berechnungen


zeigen einen


Ausweg: Frauen im


Westen müssten


fünf Stunden pro


Woche zusätzlich


arbeiten, 70-Jährige


eine Stunde


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14.10.19 Montag, 14. Oktober 2019DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,14.OKTOBER2019 SEITE 9 *

WIRTSCHAFT


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auch in China erfolgreich Seite 12


Erotikhandel


GRÜNER STROM

Bahn startet
Ausschreibung

Die Deutsche Bahn will mit einer
europaweiten Ausschreibung bei
dem geplanten Umstieg auf er-
neuerbare Energien vorankommen.
Die Energieversorger-Tochter DB
Energie suche nach Anbietern für
insgesamt 500 Gigawattstunden
(GWh) Leistung über einen Zeit-
raum von acht Jahren, teilte das
Unternehmen am Sonntag mit. Die
Bieterfrist läuft bis zum 18. Novem-
ber. „Auslaufende Kraftwerksver-
träge ersetzen wir konsequent
durch erneuerbare Energien“, sagte
DB-Energie-Chef Torsten Schein.
Ab 2038 will die Deutsche Bahn mit
100 Prozent Ökostrom unterwegs
sein. Der gesamte jährliche Strom-
bedarf der Deutschen Bahn liegt
nach Konzernangaben bei 10.
Gigawattstunden – das entspricht
fast dem Stromverbrauch einer
Stadt wie Hamburg. Aktuell deckt
das Unternehmen nach eigenen
Angaben mehr als 57 Prozent seines
Energiebedarfs mit Strom aus er-
neuerbaren Energien.

DIGITALWÄHRUNG LIBRA

Facebook verliert
wichtige Partner

Facebooks Allianz für die umstritte-
ne Digitalwährung Libra bröckelt
mit dem Ausstieg großer Finanz-
dienste wie Mastercard und Visa.
Auch die Handelsplattform Ebay
und der Bezahl-Dienstleister Stripe
gingen dem Netzwerk am Freitag
von der Stange. Vor einer Woche
hatte bereits Paypal seine Teilnah-
me an dem Projekt abgesagt. US-
Medien zufolge löste der massive
regulatorische Widerstand Beden-
ken im Kreis der Libra-Partner aus.
Für Montag ist eine wichtige Sit-
zung zur weiteren Zusammenarbeit
in der Libra Association mit Sitz in
der Schweiz geplant, die die Digital-
währung verwalten soll. Die Aus-
steiger könnten damit am Freitag
die letzte Chance für den Abgang
vor einer förmlichen Mitgliedschaft
genutzt haben. Facebook hatte bei
der Vorstellung im Sommer gut
zwei Dutzend namhafte Firmen als
„Gründungspartner“ von Libra
präsentiert. Von den damals ge-
nannten Zahlungsdienstleistern ist
in der aktuellen Liste der Partner
nur noch PayU übrig geblieben.

DIESEL-RÜCKRUF

Verkehrsminister


greift Daimler an


Bundesverkehrsminister Andreas
Scheuer (CSU) hat Daimler nach
der Anordnung eines Diesel-Rück-
rufs deutlich kritisiert. „Der neue
Daimler-Vorstandsvorsitzende Ola
Källenius hat mir vor Monaten ver-
sichert, dass er bei unzulässigen
Abgastechniken reinen Tisch ma-
chen wird“, sagte Scheuer der Bild
am Sonntag. „Leider ist das Gegen-
teil der Fall.“ Der Minister kritisier-
te die Haltung des Autobauers, die
dem Motto folge: „Wir haben mani-
puliert, aber Behörden sucht mal
schön den Fehler selbst.“ Er sprach
von „Trickserei“ und „Salamitaktik“.
Ein Daimler-Sprecher wollte die
Aussagen nicht kommentieren.
Daimler hatte am Freitagabend
mitgeteilt, dass das Kraftfahrt-Bun-
desamt (KBA) einen Rückrufbe-
scheid zu Hunderttausenden Diesel-
Fahrzeugen wegen einer unzulässi-
gen Abgastechnik erlassen habe. Die
Rede war von einer mittleren sechs-
stelligen Anzahl Mercedes-Benz-
Fahrzeugen in Europa, die mit dem
etwas älteren Euro-5-Dieselmotor
mit der Bezeichnung OM651 unter-
wegs sind. Genauere Angaben
machte Daimler nicht. Zu den be-
troffenen Fahrzeugen gehören auch
rund 260.000 Transporter des Mo-
dells Sprinter. Dass das KBA diese
im Visier hat, war am vergangenen
Wochenende bekannt geworden.
Das KBA hatte dem Autobauer
schon 2018 auferlegt, gut 680.
Diesel-Fahrzeuge zurückzurufen.

KOMPAKT


I


n dem seit mehr als einem Jahr an-
dauernden Handelskrieg mit China
hat US-Präsident Donald Trump die
Einigung auf ein Teilabkommen mit
China verkündet. Diese „Phase eins“ ei-
nes umfassenderen Abkommens bein-
halte unter anderem die Themen
Schutz geistigen Eigentums, Finanz-
dienstleistungen, Währungsfragen und
Agrarprodukte, sagte Trump am Freitag
bei einem Treffen mit dem chinesischen
Vize-Ministerpräsidenten und Chefun-
terhändler Liu He im Weißen Haus. Die
restlichen Streitpunkte sollten dann in
einer zweiten und womöglich dritten
Phase geklärt werden.
China sprach in einer ersten Reaktion
etwas zurückhaltender von „substan-
ziellen Fortschritten“ in den Verhand-
lungen. Wie die staatliche Nachrichten-
agentur Xinhua am Wochenende be-
richtete, erörterten beide Seiten dem-
nach auch Vorbereitungen für künftige
Konsultationen und einigten sich da-
rauf, gemeinsame Anstrengungen zu
unternehmen, um schließlich eine Eini-
gung zu erzielen.

Die USA wollen nun auf die für
Dienstag angekündigte Anhebung von
Strafzöllen von 25 auf 30 Prozent für
chinesische Importe im Wert von 250
Milliarden US-Dollar verzichten, wie
Finanzminister Steven Mnuchin sag-
te. Der US-Handelsbeauftragte Robert
Lighthizer sagte aber, es gebe noch
keine Entscheidung über die geplan-
ten zusätzlichen Strafzölle, die Trump
fffür Mitte Dezember angekündigt hat.ür Mitte Dezember angekündigt hat.
Dann sollen Strafzölle von 15 Prozent
auf Konsumgüter aus China im Wert
von rund 160 Milliarden US-Dollar in
Kraft treten.
In Deutschland reagierte der Bun-
desverband Großhandel, Außenhan-
del, Dienstleistungen (BGA) mit Skep-
sis. „Nach den zahlreichen Kapriolen
des US-Präsidenten vor und zurück
bleibt erst einmal ein gesundes Stück
Skepsis, was diese Teileinigung wert
ist“, sagte BGA-Präsident Holger
Bingmann.
Trump äußerte seine Hoffnung,
dass das Teilabkommen in den nächs-
ten drei bis fünf Wochen finalisiert

werden könne. Er und Chinas Staats-
und Parteichef Xi Jinping könnten es
dann womöglich am Rande des Gipfels
der Asiatisch-Pazifischen Wirtschafts-
gemeinschaft (Apec) Mitte November
in Santiago de Chile unterzeichnen.
Die Verhandlungen zum Ausräumen
verbliebener Streitpunkte sollten un-
mittelbar nach Abschluss des ersten
Teilabkommens beginnen.
Mit der Teileinigung kommt Ent-
spannung in den Handelskrieg, der in
beiden Ländern zu einer Verlangsa-
mung des Wirtschaftswachstums ge-
führt hat und die Weltkonjunktur
bremst. Die beiden größten Volkswirt-
schaften der Welt haben einander
schrittweise mit immer neuen Straf-
zöllen überzogen. Auch an den Aktien-
märkten schlug sich das Tauziehen der
politischen und wirtschaftlichen
Schwergewichte nieder, immer wieder
bekamen Anleger neuerliche Eskalatio-
nen zwischen den Rivalen über sinken-
de Kurse ihrer Wertpapiere zu spüren.
Die Verkündung eines Teilabkom-
mens kam nun überraschend: Trump

hatte immer wieder betont, seine
Priorität sei ein umfassendes Han-
delsabkommen. Zur Idee eines partiel-
len Deals sagte Trump noch am Mon-
tag im Weißen Haus: „Ich denke, das
ist überhaupt nicht das, was wir bevor-
zugen.“ Er wolle „einen großen Deal“.
Am Freitag sagte er dann: „Ich denke,
dass es besser ist, es in Abschnitten
und Phasen zu machen, weil es so ein
großer Deal ist und so viel umfasst.“
Trump sagte, China habe sich zum
Kauf von US-Agrarprodukten im Wert
von 40 bis 50 Milliarden Dollar bereit-
erklärt. Das sei ein Vielfaches des der-
zeitigen Wertes. Der Deal sei der
„großartigste und größte“, der je für
die amerikanischen Bauern in der Ge-
schichte des Landes gemacht wurde,
twitterte Trump am Samstag. Land-
wirte – die eine wichtige Wähler-
schicht Trumps sind – haben wegen
des Handelskriegs erhebliche Einbu-
ßen erlitten.
Lighthizer sagte, das Teilabkommen
befasse sich nicht mit dem chinesi-
schen Telekommunikationskonzern

Huawei. „Das ist ein separater Pro-
zess.“ Huawei war von der US-Regie-
rung im Mai unter Hinweis auf Sicher-
heitsbedenken auf eine schwarze Liste
von Unternehmen gesetzt worden,
mit denen US-Firmen nur mit Erlaub-
nis der Behörden Geschäfte machen
dürfen. Zuvor war Huawei in den USA
unter anderem Industriespionage und
die Verletzung von Sanktionsauflagen
vorgeworfen worden. Der Konzern
weist die Anschuldigungen zurück.
Trump zeigte sich optimistisch, dass
das Teilabkommen tatsächlich unter-
zeichnet wird. „Wir sind uns im Prinzip
einig.“ Es gebe zwar immer die Mög-
lichkeit, dass etwas schief laufe, er gehe
davon aber nicht aus. China wolle drin-
gend ein Abkommen, die USA wollten
ebenfalls eines. Im Frühjahr hatten die
Verhandlungen zwischen den USA und
China nach Trumps Angaben bereits
kurz vor einem Durchbruch gestanden.
Dann warf Trump China vor, bereits
getätigte Zusagen wieder zurückge-
nommen zu haben – der Konflikt eska-
lierte erneut. dpa

USA verkünden Einigung auf Teilabkommen im Handelskrieg


Donald Trump wollte einen großen Deal mit China, jetzt gibt er sich erst einmal auch mit einem kleinen zufrieden. Doch die Skepsis bleibt


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