Bild - 14.10.2019

Istanbul –Hundert-

tausend Zivilisten

fliehen in Nordsyfliehen in Nordsyfliehen in Nordsyfliehen in Nordsy--

rien vor den türki-

schen Militär-An-

griffen, gestern griffen, gestern

wurde ein ziviler

Konvoi beschos-

sen: vermutlich

zehn Tote.

Aber National-

spieler Ilkay Gün-

dogan (28) „likte“

(drückte Zustim-

mung aus) bei In-

stagram ein heftig

umstrittenes Foto,

das türkische Na-

tionalspieler beim

militärischen Gruß

zeigt.

Es entstand nach

dem 1:0-Siegtor der

Türkei gegen Alba-

nien und ist eine

Verneigung vor den

militärischen Angrif-

fen des türkischen

Präsidenten Recep

Tayyip Erdogan (65)

gegen die Kurden

in Nordsyrien.

Gündogan zog Gündogan zog

sein „Like“ für das sein „Like“ für das

Foto später wieFoto später wie-

der zurück. Ebenso

DFB-Mitspieler Emre DFB-Mitspieler Emre

Can (25).Can (25). Can: „Ich

bin ein absoluter

Pazifist und gegen

jede Art von Krieg.“

Das Instagram-

Foto kam vom Sieg-

tor-Schützen Cenk

Tosun (28). Dazu

schrieb er: „Für un-

sere Nation, vor al-

lem für jene, die für

unser Land ihr Le-

ben riskieren.“

Gündogan er-

klärt: „Ich habe

das ,Like’ bewusst

zurückgenommen,

als ich gesehen

habe, dass es po-

litisch gewertet wurlitisch gewertet wurlitisch gewertet wur--

de.“

Hintergrund: Ein

Foto mit Gündo-

gan, Mesut Özil

und Erdogan hatte

vor der WM 2018

für einen Skandal

gesorgt.

Manche lernen es nie – oder immer
erst zu spät!

2018 ließen sich die deutschen Na-

tionalspieler Mesut Özil und Il-
kay Gündogan mit dem türkischen
Herrscher Erdogan fotografieren.
Gündogan schrieb dazu: „Für mei-
nen Präsidenten, hochachtungs-
voll“.
Özil nahm den Bruch mit Deutsch-

land in Kauf, Gündogan distan-

zierte sich und spielt weiter für un-

sere Elf.

Ich dachte: Gut so, er hat verstan-
den. Daran muss man nun leider
zweifeln.

Gündogan zeigte gestern im Internet
Sympathie für ein Foto, auf dem
türkische Fußballer für Erdogans
Angriffskrieg in Syrien salutieren.
Er nahm sein „Gefällt mir“-Sym-
bol dann zurück.
Nur eine Klick-Panne? Dann sollte

er die Finger vom Internet lassen.

Oder unterstützt er wirklich Kriegs-
treiber Erdogan? Gündogan be-
streitet das. Sonst könnte er auch
nicht mehr in der deutschen Nati-
onalmannschaft spielen.

Nichts

gelernt!

Von

WALTER M. STRATEN

KOMMENTAR

Lieber

Innenminister Seehofer,

nach dem Morden in Halle brauchen wir
einen neuen Polizisten. Ich kenne ihn:
Es ist der Internet-Detektiv. Kommis-
sar Cyber. Die Fragen des klassischen
Tatort-Kommissars sind kriminologisch
Mittelalter: „Wo waren Sie zwischen 2
und 3 Uhr morgens?“ Oder: „Hatte Ihr
Mann Feinde?“
Ein Cyber-Kommissar stellt andere Fra-
gen. Er liest digitale Spuren. Er fasst
den Mörder vor der Tat. Der Mörder von
Halle hätte unschädlich gemacht wer-
den können. Von Cyber-Polizisten.
Seine hasserfüllten Worte haben Spu-
ren im Netz hinterlassen. Dieses Netz ist
dunkler als die Nacht.
In dieses Netz muss unser neuer Kom-
missar eindringen. Er muss die Hass-
Sprache im Netz verstehen und deuten
können.
Lieber Innenminister Seehofer, wir brau-
chen eine andere Polizei! Die Tatort-
Kommissare waren nett. Jetzt brauchen
wir Kommissar Cyber!

Kommissare waren nett. Jetzt brauchen
wir Kommissar Cyber!
Herzlichst

Sie können Franz Josef Wagner

auch eine E-Mail schreiben:

[email protected]

POST VON WAGNER

Berlin – Monatelang lagen die Monatelang lagen die

Grundrenten-Pläne von Arbeitsmi-

nister Hubertus Heil (46, SPD) auf nister Hubertus Heil (46, SPD) auf

Eis. Seit Kurzem beraten CDU/CSU

und SPD wieder – bisher ohne Ei-

nigung. Das Zoff-Potenzial ist groß!

Denn: Der jüngste Entwurf (liegt Denn: Der jüngste Entwurf (liegt

BILD vor) sieht weiterhin KEINE BeBILD vor) sieht weiterhin KEINE Be-

dürftigkeitsprüfung vor.dürftigkeitsprüfung vor. CDU/CSU

bestehen aber darauf, dass in den

Genuss der Aufstockung der ge-

setzlichen Rente nur kommt, wer

sonst keine nennenswerten Ein-

künfte hat.

SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil

hingegen will den Renten-Zuschlag

ab 2021 JEDEM zahlen, der mindes-

tens 35 Jahre lang in die Renten

eingezahlt hat und trotzdem kaum

mehr hat als die Grundsicherung

(Hartz IV für Rentner). Betroffen:

knapp drei Millionen Senioren.

Kosten: rund drei Milliarden Eu-

ro pro Jahr.

Berechnungen des Prognos-Ins-

tituts (für die arbeitgebernahe In-

itiative Neue Soziale Marktwirt-

schaft) zeigen, was diese Pläne

aber auch bedeuten:

b Rentner/in A mit 35 Arbeitsjah-

ren (93 200 € Gesamt-Rentenbei-

trag, 463€ Rente/Monat) käme mit

der maximalen Grundrenten-Auf-

stockung (aktuell 405€) auf 868€

Rente/Monat.

b Rentner/in B hat 33 Jahre geRentner/in B hat 33 Jahre ge-

arbeitet, kriegt auch 463€ Rente,

scheitert aber knapp an der 35-Jah-

res-Grenze. Sie profitiert nicht von

der Aufstockung und geht leer aus.

Sogar dann, wenn sie mit 93 900

Euro etwas mehr in die Rentenkas-

se einbezahlt hat als Rentner/in A!

b Noch krasser ist der Unterschied

zu Rentner C: In 35 Arbeitsjahren

hat er doppelt so viele Beiträge

(186400 €) eingezahlt wie Rentner

A. Doch wegen seines höheren A. Doch wegen seines höheren

Verdienstes greift die Grundrente

nicht. Folge: Er hat mit 925€ Ren-

te nur geringfügig mehr als Rent-

ner A – trotz deutlich mehr geleis-

teter Beiträge.

FAZIT: Die Grundrente ver-

schiebt das Verhältnis von Bei-

tragsein- und Rentenauszahlung

laut Prognose teils massiv. Exper-

ten sprechen von einer „Ungleich-

behandlung“, die das Grundge-

setz verletze. (ess)(ess)

Saarbrücken – Friedrich

Merz war am Wochenen-

de klar der JU-Liebling! de klar der JU-Liebling!

Doch nutzt er den Ju-

bel von Saarbrücken jetzt

wirklich zum Griff nach der

Macht in der Partei und

als Kanzlerkandidat?

Fakt ist: Er selbst hat sich

offiziell noch nicht geäuoffiziell noch nicht geäu-

ßert. Seine Unterstützer geßert. Seine Unterstützer ge-

hen aber davon aus, dass hen aber davon aus, dass

er auf jeden Fall im Rener auf jeden Fall im Ren-

nen ist und mit einem neu

formierten Team auf eine

Kandidatur hinarbeitet.

Als Vize-Präsident des

CDU-Wirtschaftsrates ab-

solviert er regelmäßig Versolviert er regelmäßig Versolviert er regelmäßig Ver--

anstaltungen überall im

Land und hat Mittelständ-

ler und große Teile des

Wirtschaftsflügels der Uni-

on hinter sich.

Fakt ist aber auch, dass

die „Operation Armin“ von

NRW-Ministerpräsident ArNRW-Ministerpräsident ArNRW-Ministerpräsident Ar--

min Laschet (58, CDU) hin-

ter den Kulissen ebenfalls

angelaufen ist.

So ungerecht wird die geplante „Grundrente“

Gündogan und Can

Nationalspielern

gefiel türkischer

Kriegs-Gruß

SPD geht auf

die Zielgerade

Berlin – Nach 38
Tagen, 8073 Bahn-
Kilometern und 23
Regio-Konferenzen
(20 000 Zuschauer)
endete die Kandi-
daten-Tournee der
SPD Samstag in
München.
Ab heute (bis 25.
Oktober) bestim-
men die SPD-Mit-
glieder (430000)
in einer Urwahl
den Sieger unter
den verbliebenen
sechs Duos. Vom

19. bis 29. Novem-
    ber folgt eine Stich-
    wahl. Das letzte
    Wort hat ein ParWort hat ein ParWort hat ein Par--
    teitag (6. 12., Berlin)
    Spannendste
    Frage: Schafft es
    das Team von Fi-
    nanzminister und
    GroKo-Vize Olaf
    Scholz (61)?Scholz (61)? Und
    setzt sich als zwei-
    tes ein linkes Duo
    durch, z.B. das von
    Ex-NRW-Finanzmi-
    nister Walter-Bornister Walter-Bornister Walter-Bor--
    jans (67)?

BILD macht den Kandidaten-Check

Von FILIPP PIATOV

und RALF SCHULER

Schaulaufen der inoffizi-

ellen Kanzler-Kandidaten

von CDU und CSU beim

Deutschlandtag der Jun-

gen Union (JU) am Wo-

chenende in Saarbrü-

cken: Klarer Sieger nach

Jubel-Punkten war Fried-

rich Merz. Doch was will

und vor allem, was macht

er aus dem Rückenwind?

Der BILD-Kandidaten-

Check.

ARMIN LASCHET (58)

Der mächtige NRW-Chef blieb va-

ge. Zentraler Satz: „Wir müssen

erreichen, dass ohne die CDU

nicht regiert werden kann.“ Wer

würde ihm bei der JU da wider-

sprechen? Laschet will sich mög-

lichst lange in der K-Frage bedeckt

halten: Er sieht ja an AKK, wie es

Landespolitikern in Berlin ergehen

kann. Die „Armin, Armin“-Rufe in

Saarbrücken kamen übrigens von

NRW-Delegierten. Stimmung: ehr-

fürchtig, ohne große Gefühle.

MARKUS SÖDER (52)

Der Bayern-Chef spielt im Saal

souverän mit Ironie und aggres-

siven Tönen. Er weiß: Noch ist er

„nur“ Geheimtipp bei der Kanzler-

kandidatur, kann also locker auf-

spielen. Stärkste Sätze: „Die Grü-

nen haben mehr Moral als wir.

Sie haben Doppelmoral!“ Die

AfD sei dabei, „die wahre NPD

in Deutschland zu werden“. Sei-

ne Kanzler-Ambitionen? Da wich

Söder aus. Stimmung: Wie im

schönsten Bierzelt.

JENS SPAHN (39)

Bei der Jungen Union ist für den

Gesundheitsminister immer Heim-

spiel. Umso bemerkenswerter,

dass Spahn auf deftige Sprüche

(und damit Jubelstürme) verzichte-

te – stattdessen den Staatsmann

gab. Stärkster Satz der Rede war

der Angriff auf radikale Klima-

schützer. „Sie wollen nach zwei

Diktaturen auf deutschem Boden

einen Sozialismus mit grünem An-

spruch ausprobieren.“

Stimmung: „Den Jens“ lieben

bei der JU sowieso alle ...

ANNEGRET KRAMP-

KARRENBAUER (57)

AKK stellt sich frech vor das Pult, sig-

nalisiert sofort: Hier spricht die Chefin.

Allen ist klar, AKK sucht den Befrei-

ungsschlag. Dann folgen: klare Kan-

te gegen Erdogan und Putin, Scher-

ze über die Frisur von Grünen-Chef

Robert Habeck (50). Bei der AfD an-

gekommen, dreht AKK richtig auf:

„Die AfD ist der politische Arm des

Rechtsradikalismus in Deutschland!“

Stimmung: Erwartungen übertroffen,

doch Skepsis bleibt.

Ex-Unionsfraktionschef

FRIEDRICH MERZ (63)

Wichtigster Satz: „Wenn Sie wol-

len, dass ich dabei bin, dann bin

ich dabei!“

Für viele im Saal ein klares Signal,

dass Merz im Rennen um die Spit-

zenkandidatur mitmischen will.

Stimmung: Beifallsstürme zur Be-

grüßung, knapp fünf Minuten Ap-

plaus im Stehen nach der Rede,

regelrechte Fan-Gesänge („Ohhh,

wie ist das schön“).

Will Merz zurück

an die Macht?

Experten

warnen

CDU/CSU Das große

Kanzler-Karussell

Berlin –Kommen die is-

lamistischen ISIS-Kämplamistischen ISIS-Kämp-

fer und -Schergen jetzt fer und -Schergen jetzt

zu Hunderten frei und

zurück auch bis nach

Deutschland?

Fakt ist: Seit Beginn

der türkischen Angrif-

fe herrscht in Nordsyri-

en Chaos – da, wo die

ISIS-Terroristen und ihre

Familien in Lagern und

Gefängnissen unter Kon-

trolle waren. BISLANG!

Nordsyrien wird von

der kurdischen YPG-Mi-

liz gehalten, die die Türliz gehalten, die die Türliz gehalten, die die Tür--

kei als Ableger der Terkei als Ableger der Terkei als Ableger der Ter--

rortruppe PKK sieht. Die

YPG hat bei den Syrian

Democratic Forces (SDF,

Anti-Assad) gegen die

ISIS-Islamisten gekämpft.

Mehrere Tausend

SDF-Kämpfer star-

ben seit 2015. Und:

Die SDF bewachen in

Camps und Gefängnis-

sen 12000 gefangene

ISIS-Mitglieder, darunter

mehr als 100 Deutsche

und ihre Kinder. Das

könnten sie nun nicht

mehr leisten, erklärten

SDF-Sprecher. Mehre-

re Hundert Gefangene

sind allein gestern ge-

flohen.

In den Camps al-Hawl

und Roj befinden sich

auch Dutzende deutsche

Frauen. Mehrere erklärFrauen. Mehrere erklärFrauen. Mehrere erklär--

ten BILD, sie wollten nun

nach Deutschland zurücknach Deutschland zurücknach Deutschland zurück--

kehren.

PS: Kanzlerin Angela

Merkel (65, CDU) hat am

Sonntag per Telefon den

türkischen Präsidenten

Recep Tayyip Erdogan

(65) zur „umgehenden

Beendigung der Militär-

operation“ in Syrien auf-

gefordert. (bst)

NORD-SYRIEN

HUNDERTE ISIS-KÄMPFER KÖNNEN

WEGEN ERDOGAN-ANGRIFF FLÜCHTEN

Vorsitz-Wahl

Fotos: HARALD TITTEL/DPA

So militärisch jubelten die türkischen Spie-

ler, und dem deutschen Nationalspieler

Gündogan „gefällt“ das auch noch

NORD-SYRIEN

Über der syrischen GrenzÜber der syrischen Grenz-

stadt Ras al-Ain steigt

Rauch auf. Gestern

war der fünfte

Tag der türki-

schen Offensive

in Nord-

syrien

Foto

: IMAGO IMAGES/MORITZ MÜLLER; QUELLE: CENKTOSUN14/TWITTER

Foto: AFP

National-

spieler

Ilkay

Gündogan

(28)

Regierungspartei

bleibt die stärkste Kraft

Warschau – In Polen bleibt die

nationalkonservative Regierungs-

partei Recht und Gerechtigkeit (PiS)

stärkste politische Kraft. Bei der Par-

lamentswahl stimmten Prognosen

zufolge 43,6 % der Wähler für die

Partei, deren Chef Jaroslaw Ka-

czynski (70) ist. Das größte Oppositi-

onsbündnis, die liberalkonservative

Bürgerkoalition (KO), kam auf 27,4 %.

Polen-Wahl

SEITE 2 BILD DEUTSCHLAND • 14. OKTOBER 2019