Die Welt Kompakt - 15.10.2019

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E

s ist noch gar nicht so
lange her, da bekamen
Manager bei MAN
und Daimler Schweiß-
ausbrüche, wenn sie an Brasi-
lien dachten. Als große Hoff-
nung gestartet, wuchs das süd-
amerikanische Land erst
schnell zu einem der wichtigs-
ten Absatzmärkte für ihre Last-
wagen heran – und brach dann
völlig in sich zusammen.


VON PHILIPP VETTER

Die zahlreichen politischen
Skandale, die mit einer tiefen
Wirtschaftskrise des Landes
einhergingen, ließen die Ver-
kaufszahlen einbrechen. Doch
nun ist wieder Goldgräber-
stimmung angesagt im Land
des Amazonas. Vor allem auf
den neuen Präsidenten Jair
Bolsonaro baut man nun beim
Nutzfahrzeugbauer Daimler
Trucks. „Präsident Bolsonaro
geht die nötigen Reformen in
Brasilien nun an, wenn ein Teil
der Veränderungen umgesetzt
wird, sehe ich Chancen für ei-
ne Stabilisierung des Landes“,
sagt der Chef von Mercedes
Benz Trucks, Stefan Buchner,
im Gespräch mit WELT. „Bra-
silien hat für uns als Markt
auch in Zukunft große Bedeu-
tung.“
Die Stuttgarter gehen mit
hohem Einsatz in das Geschäft
in Südamerika. 600 Millionen
Euro will der Konzern bis 2022
investieren. Derzeit zeigt Mer-
cedes Benz erstmals eine eige-
ne Brasilien-Version seines
Actros-Lastwagens. Der basiert
zwar auf dem auch in Europa
verkauften Modell, wurde aber
auf die besonderen Bedürfnisse
in dem südamerikanischen
Land angepasst. „Brasilien ist
ein hart umkämpfter Markt,
den man verstehen muss“, sagt
Buchner. „Brasilianer kaufen
beispielsweise wegen des Zu-
standes vieler Straßen dort kei-


ne Lkw mit Scheibenbremsen.“
Schon vor einigen Jahren hat
man deshalb bei Mercedes be-
gonnen Trommelbremsen ein-
zubauen, die wiederum in Eu-
ropa wohl niemand mehr kauf-
en würde.
Der Aufwand ist durchaus
gerechtfertigt. In guten Jahren
vor Beginn der Krise wurden
allein Brasilien rund 140.
Lkw pro Jahr verkauft – knapp

doppelt so viele wie in
Deutschland. Allerdings brach
der Absatz vor zwei Jahren
dann auch wieder auf einen
Tiefstwert von 47.000 Fahrzeu-
gen ein. Umso größer scheinen
nun die Potenziale, schließlich
wwwurden die Lastwagen durchurden die Lastwagen durch
die geringere Zahl von Neukäu-
fffen durchschnittlich älter, vieleen durchschnittlich älter, viele
Trucks werden in den nächsten
Jahren ersetzt werden müssen.

Allerdings muss dafür zunächst
das Vertrauen der Wirtschaft
zurückkehren, dass es dauer-
haft wieder aufwärts geht. „Ich
wwwünsche mir mehr Stabilität inünsche mir mehr Stabilität in
Brasilien“, sagt Buchner.
Es ist nicht die einzige For-
derung des Daimler-Managers
an die Bolsonaro-Regierung.
„Ich wünsche mir von der bra-
silianischen Regierung, dass
die hohen Importzölle auf

Fahrzeuge und Fahrzeugteile
gesenkt oder am besten ganz
abgeschafft werden“, sagt er.
Denn Brasilien hat es mit Ab-
gaben von mehr als 30 Prozent
auf Pkw und 18 Prozent auf
Lastwagen erreicht, dass aus-
ländische Fahrzeuge, die im-
portiert werden, so teuer sind,
dass sich eigentlich nur eine
Produktion in dem Land selbst
lohnt.
Doch damit trifft natürlich
auch ein Absatzflaute die dorti-
gen Mitarbeiter besonders
hart. „Wir haben in den vergan-
genen Jahren unsere Kosten
stark reduziert und knapp
7 000 Stellen abgebaut“, sagt
Buchner. Trotzdem dominiert
derzeit vor allem die Hoffnung
auf noch bessere Zeiten. Zwar
konnte Daimler in den Krisen-
jahren immerhin Marktanteile
hinzu gewinnen und liegt nach
eigenen Angaben nun bei 30
Prozent – vor dem Einbruch
waren es lediglich 24 Prozent.
AAAber profitabel ist das Ge-ber profitabel ist das Ge-
schäft bislang nicht. „Das Re-
strukturierungsprogramm der
vergangenen Jahre hat Geld ge-
kostet“, sagt Buchner. „Unser
Ziel ist es in der neuen Dekade
einen positiven Ergebnisbei-
trag aus Brasilien zu erzielen.“
Dazu soll auch der Export
von Lastwagen von Brasilien in
den Rest der Welt beitragen.
„„„Wir glauben, dass die brasilia-Wir glauben, dass die brasilia-
nische Version des Actros ex-
portfähig sein wird – nicht nur
in andere südamerikanische
Länder“, sagt Buchner. Das
dürfte allerdings nicht nur po-
sitiv bei den Mitarbeitern in
Deutschland ankommen, die
ihre Lastwagen ebenfalls für
den Weltmarkt produzieren.
„Unsere Werke im rheinland-
pfälzischen Wörth und in der
Türkei sind an der Kapazitäts-
grenze, sie müssen die Konkur-
renz der in Brasilien gebauten
Lkw nicht fürchten“, be-
schwichtigt Buchner.

Daimlers Hoffnung


heißt Bolsonaro


Brasilien gilt als wichtigster Lkw-Markt der Welt.


Die Stuttgarter bauen jetzt auf ein Comeback


durch den brasilianischen Präsidenten


Die Brasilianer haben hohe Anforderungen an ihre Lastwagen – zum Beispiel spezielle Bremsen

GETTY IMAGES

/ IMAGE BY RAMESH THADANI
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