Süddeutsche Zeitung - 15.10.2019

(Chris Devlin) #1

Woche von 15. bis 21. Ok tober 2019^3


REPORTAGE | MONTAG, 22.45UHR, ARD– Mehr
als 380.000Menschen in Deutschland
haben einen Jagdschein – so viele wie nie
zuvor. Und das Jagen in freier Wildbahn
gewinntweitereAnhänger.NachAngaben
unter anderemdesDeutschen Jagdver-
bandes(DJV) würdensich die Jägerinn en
und Jäger vor allemfür denArten- und
Naturschutz engagieren. Und das ehren-
amtlich.JägerbetriebenBiot oppflegeund
lieferten ein wertvolles regionales Le-
bensmittel. Der Schussvom Hochsitzhin-
gegen sei nur ein Teildes Waidwerks. Die-
se schöneBeschreibung eines vermeintli-

chen Hobbys mit Knalleffekt kommtKri-
tikernander Jagd wie Hohnvor. Einer von
ihnen ist Richard David Precht. Im Film
„Auf der Jagd“ von Katja Döhne, der nun
im Rahmen der Reportage-Reihe „Rabi-
at!“ im Ersten zu sehen ist, ko mmt er zu
Wort. Der Philosoph kritisiert unter an-
deremdie geläufige Argumentation, der
Mensch habe nun mal „einen Jagdtrieb“,
als eine längst überholt e Meinung. Er fin-
det es moralisch bedenklich, ein Tier als
Freizeit-Jäger freudig erregt zu beobach-
ten,umes dannaus demHinterhalt abzu-
schießen. tt l

REPORTAGE | DIENSTAG,22.15UHR, ZDF– Die


Jugendlichen der sogenannten „Genera-


tion Greta“ sind engagiert und oft inter-


national vernetzt. Sie stellen viele unan-


genehme Fragen – und forder n Wahrhaf-


tigk eit ein. „Diese Fragen sind berechti gt,


aberanstrengend“, sagteineMutterinder


ZDF-Reportage aus derReihe „37°“. Der


Beitrag thematisiert auch eine paradoxe


Situation: In vielen Familien, in denen die


Kinderauf Freitagsdemonstra tionen für


Klimaschutz streiten, wird daheim die


klassisc he Erziehungshierarchie auf de n


Kopf gestel lt. som


MakabereTrophäe: Im mer mehr Menschen
begeisternsichfürdieJagd.Naturgemäßein
streitbares Hobby. FOTO: RADIOBREMEN

DOKUDRAMA| MONTAG,20.15UHR,ARD– Es


war eine Schifffahrt, die voller Hoffnung


startete– und im Grauen endete. 1939


durften mit einer Sondererlaubnis der


Nazis 937 jüdische Flüchtlinge an Bord


der„St.Louis“ denHamburger Hafen


verlassen. Ihre Zuversicht : Jenseits des


Atlantiks würden sie in Sicherheitein


neues Lebenbeginnenkönnen.Einfataler


Trugschluss, wie das aufwendig produ-


zierte Dokudrama „Die Ungewollten“ im


Ersten lehrt.


Gesteuert hat das große Flüchtlingsschif f


einst der Hamburger Kapitän Gustav


Schröder. In dessen Hinterlassenschaft


machte das Autorenteam rund umSu-


sanne Beck und Thomas Eifler wichti ge


Entdeckungen, auf de nen ihr Film fußt.


Schröder steuerte den Dampfer zunächst


voller Zuversichtübe r das Weltmeerund
musste schon bald eine herbe Ernüchte-
rung an seine Passagiere weitergeben.
Amersten Hafen in Havanna auf Kuba
wurde denFlüchtlingen, deren Leben in
Nazi-Deutschland akut bedroht war, die
Einreise verwehrt.
Schröder nahmKurs gen Norden und
steuerte zunächst Washington an. Doch
auch dort durfte das Boot an keinem si-
cherenHafen anlegen. Ähnlich trostlos
war die Lage wenig späterin Kanada, wo

den deutschen Judenebenfalls die Auf-
nahme verweigert wurde. An Bord ereig-
neten sich fürchterliche Szenen. Einige
nahmen sich das Leben, andere planten
eine Meuterei. Schließlich musste die „St.
Louis“ wieder in Europa, im Hafen von
Antwerpen,festmachen. Nahezuein Drit-
tel derPassagiere wurde in den Folgejah-
ren von de n Nazis ermordet.
Illustriert du rch viel Archivmaterial und
starke Schauspielerleistungen unter
anderemvon Ulrich Noethen und Brit-

ta Hammelst ein weckt das sehenswerte
Dokudrama nicht nur verdrängteErinne-
rungen an ein besonders düsteres Kapitel
derNS-Jahre. Angesichts des täglichen
Ertrinkens von „ungewollten“ Flüchten-
den im Mittelmeer hat derFilm eine bri-
sante Aktualität.
Das geschichtliche Versagen der US-Be-
hördenund der Kanadier, die die welt-
politische Brisanz derIrrfahrtder St.
Louis völlig verkannten, hat zuletzt weite
Kreisegezogen. Kanadas Premier Jus-
tin Trudeau entschuldigte sich jün gst bei
den Familien der jüdischen Flüchtlinge,
die Kanada einst abwies. Kapitän Gustav
Schröder wurde de rweil in der zentralen
jüdischen Holocaust-Gedenkstätte in Jad
Vashem als „Gerechter unter den Völ-
kern“ geehrt. som

KeinrettenderHafen


Die Ungewollten– Die Irrfahrtder St. Louis | Der Filmschlägt ein dü steres
Kapitel der NS-Geschichteauf, das Bezüge zur Gegenwart erkennen lässt

Kapitän GustavSchröder(Ulrich Noethen)
setz t sichstark für seine Passagiere ein.
Erfolg hat erjedochnicht.
FOTO: NDR/ ARD DEGETO/ DAVID DOLLMANN

UNTERHALTUNG | SAMSTAG, 22.00 UHR,
BR– Es ist die bew ährte Tür-auf-
Tür-zu-Dramatik, gepaart mit dem
im Freistaat gern mal als „hinter-
fotzig“ bezeichneten Humor, die
den ungebrochenen Charme der
„Komödienstadel“-Reihe ausmacht.
Was Fans besonders lieben: Hier
glänzten schon immer die kernigen
Typen aus dervielgestaltigen weiß-
blauen Schauspielerszene. In der BR-
Festprogrammierung zum Jubiläum
„60 Jahre Komödienstad el“ darf man
sich auf ein Wiederse hen mit vielen
Volksschauspiel-Idolen freuen, darun-
ter Gustl Bayrhammer, Liesl Karlstadt,

Erni Singerl sowie Karl Tischlinger (l.,
Bild: BR / Foto Sessner) Beppo Brehm
(M.) und Fritz Straßner (r.). In der gro-
ßen „Jubiläumsnacht“ zeigt das Bay-
erische Fernsehen fünf ausgewähl-
te „Komödienstadel“-Klassiker am
Stück. Den Anfang macht um22.05
Uhr die Aufzeichnung von „Odel ver-
pflichet“ aus demJahr 2018 – mit Die-
ter Fischer, Heide Ackermann, Maria
Peschek und anderen. Auch „Der zer-
brocheneKruag“(1.15 Uhr), deraller-
erste „Komödienstadl“ von 1959, ist im
Programm. Der „Dahoam is dahoam“-
Darsteller Tommy Schwimmer führt
durch die lange Nacht. som

Legenden derMundart


60 Jahre Komödienstadel: Die Jubiläums-Nacht | Zum runden Geburtstag
erinnertder BR anGlanzstücke der beliebten Volkstheater-Reihe

37°: Nurdieeine Welt!Rabiat– AufderJagd

Free download pdf