Frankfurter Allgemeine Zeitung - 18.10.2019

(avery) #1

SEITE 18·FREITAG, 18. OKTOBER 2019·NR. 242 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


tp.ROM, 17. Oktober. Die Rettung der
siechen italienischen Fluggesellschaft
Alitalia verzögert sich weiter. Bis zum


  1. Oktober sollte das Konsortium künf-
    tiger Aktionäre eine bindende Erklä-
    rung vorlegen, doch die ist offenbar
    nicht eingetroffen. Die vorgesehenen
    Aktionäre, die staatliche Eisenbahn, der
    Autobahn- und Flughafenbetreiber At-
    lantia und die amerikanische Fluglinie
    Delta, zweifeln angeblich noch. Doch
    nun wird das Geld knapp, denn die Mit-
    tel aus den staatlichen Krediten von 900
    Millionen Euro reichen bis Jahresende.
    Nun wird darüber berichtet, dass Ita-
    liens Regierung schon eine neue Kredit-
    tranche von 250 bis 350 Millionen Euro
    vorbereitet. Die im Jahr 2017 eingesetz-
    ten Staatskommissare überlegen Berich-
    ten zufolge, ob das Unternehmen nicht
    aus rechtlichen Gründen liquidiert wer-
    den muss. Dagegen wünschen manche
    Politiker eine Beteiligung der Deut-
    schen Lufthansa. Die hat aber nur ein
    kommerzielles Bündnis angeboten und
    will nicht Minderheitsaktionär neben
    Staatsbeteiligungen sein. Lufthansa hat-
    te sich früher dafür interessiert, 90 Flug-
    zeuge mit Personal zu übernehmen.


SCHKOPAU, 17. Oktober (dpa). Ge-
schäftsanteile der Dow-Chemical-Che-
miewerke in Sachsen-Anhalt und Sach-
sen sind gepfändet worden. Der entspre-
chende Beschluss sei schon am 1. Okto-
ber erlassen worden, sagte ein Sprecher
des Amtsgerichts Merseburg am Don-
nerstag. Dow bestätigte, dass die Pfän-
dung in der vergangenen Woche vorge-
nommen wurde. Hintergrund ist ein in
Nicaragua ergangenes Urteil gegen das
amerikanische Unternehmen. Landar-
beiter verlangen Schadensersatz, weil
sie die Arbeit mit Pestiziden gesundheit-
lich geschädigt haben soll. Gepfändet
wurden nun die Anteile an der Tochter-
firma Dow Olefinverbund GmbH. Ihr ge-
hört unter anderem das Werk in Schko-
pau, wo das Tochterunternehmen sei-
nen Sitz hat. Deswegen verwies ein fran-
zösisches Gericht den Fall nach Merse-
burg. Am Amtsgericht seien aber nur
die Formalitäten geprüft worden, beton-
te ein Sprecher. Die Muttergesellschaft
sprach in einer Stellungnahme von ei-
nem rechtswidrigen Beschluss. Dow sei-
en „grundlegende Rechte in Bezug auf
ein ordentliches Gerichtsverfahren in
Nicaragua verweigert worden“.

che.SINGAPUR, 17. Oktober. Sie wol-
len mit Thomas Cook verreisen? Viel-
leicht im nächsten Jahr nach Australien,
an die Gold Coast und nach Sydney?
Oder nach Ägypten, auf eine „Extrava-
ganza mit Nil-Kreuzfahrt“? Alles kein
Problem. Einfach auf die Website ge-
hen, ein paar Klicks, die Kreditkarte nut-
zen und dann kann es bald schon losge-
hen.
Und das, obwohl die ersten Heimkeh-
rer des zusammengebrochenen Touris-
muskonzerns damit ringen, ihre von den
Urlaubshotels in Thailand erpressten
Übernachtungsgebühren einzuklagen.
Obwohl andere immer noch darunter lei-
den, dass der Reisekonzern sie einfach
hat sitzenlassen an irgendeinem ande-
ren Ende der Welt. Und wieder andere
einfach nur enttäuscht sind, dass das
Missmanagement des britischen Unter-
nehmens sie um ihren wohlverdienten
Urlaub geprellt hat.
Doch gibt es ein Leben nach dem Tod


  • zumindest in Indien. Denn auch dort
    existiert Thomas Cook. Und dort er-
    freut sich das Reiseunternehmen bester
    Gesundheit – zumindest, soweit man
    weiß. Allerdings sieht es sich seit der Ka-
    tastrophe seines großen Namensvetters
    gezwungen, auf seiner Website ein Ban-
    ner einzublenden. Darauf heißt es: „Mit
    den jüngsten Entwicklungen im Zusam-
    menhang mit dem wohlbekannten briti-
    schen Reiseunternehmen Thomas Cook
    plc, über die in den Medien berichtet
    wurde, ist es notwendig zu betonen,
    dass die Thomas Cook India Group seit
    August 2012 ein vollständig anderes Un-
    ternehmen ist.“ Denn damals übernahm
    die kanadische Fairfax Financial Hol-
    dings für 150 Millionen Dollar, und da-
    mit einem Nachlass von 18 Prozent auf


den damaligen Aktienkurs, 77 Prozent
an dem indischen Zweig. Die Mehrheit
halten die Kanadier bis heute – wenn
auch, in Indien alles andere als unüblich


  • über eine weitere Niederlassung na-
    mens Fairbridge Capital auf Mauritius.
    Mit Prem Watsa steht ein gebürtiger In-
    der hinter Fairfax Financial und damit
    auch Thomas Cook India.
    Was bislang ein Vorteil der Inder war,
    ist über Nacht zum Nachteil geworden:
    Denn ihr Logo gleicht dem der zusam-
    mengebrochenen britischen Gruppe
    wie ein Ei dem anderen. Und so taucht
    „Thomas Cook“ auch immer noch auf
    dem nun eingeblendeten Banner auf –
    so wie Desert Adventures, Sita oder Asi-
    an Trails.
    Die Geschichte reicht lang zurück:
    1881 hatte Thomas Cook sein erstes
    Büro in Bombay eröffnet. Später weitete
    das Unternehmen sein Netz auf 94 Städ-
    te im Süden Asiens aus. Madhavan Me-
    non, schon vor dem Verkauf 2012 und
    bis heute Chef von Thomas Cook India,
    war schockiert von der Pleite des großen
    Bruders. Also dachte er darüber nach,
    sein Haus umzubenennen, um die „nega-
    tive Wahrnehmung durch den Zusam-
    menbruch“ zu vermeiden. Zugleich be-
    tonte er, das kanadisch-indische Unter-
    nehmen sei schuldenfrei. Und vielleicht,
    so sinnierte er später, werde er auch die
    Gunst der Stunde nutzen: Bis 2024 ver-
    fügt er nur über eine Lizenz, den Namen
    der bis vor kurzem noch großen Briten
    nutzen zu dürfen. Nach deren Pleite
    könnte die Chance kommen, den altein-
    gesessenen Markennamen für den Sub-
    kontinent kaufen zu können. Im hinduis-
    tischen Indien gibt es eben immer ein
    nächstes Leben – selbst für gescheiterte
    Weltmarken.


IBM enttäuscht Anleger
Der Technologie-Tradtionskonzern IBM
hat angesichts des anhaltend schwachen
Kerngeschäfts abermals Geschäftseinbu-
ßen vermeldet. Im dritten Quartal sank
der Umsatz im Jahresvergleich um vier
Prozent auf 18 Milliarden Dollar, wie
das Unternehmen am Mittwoch mitteil-
te. Der Nettogewinn aus dem fortgeführ-
ten Geschäft brach um 38 Prozent auf
1,7 Milliarden Dollar ein. Anleger rea-
gierten enttäuscht und ließen die Aktie
nachbörslich zeitweise um rund 6 Pro-


zent fallen, obwohl die Prognosen beim
Gewinn sogar noch übertroffen wurden.
Seit Jahresbeginn stieg der Kurs aller-
dings auch schon um 25 Prozent. IBM
steckt schon länger in einem tiefgreifen-
den Konzernwandel, der bislang noch
nicht die erhofften Erfolge brachte. Das
IT-Urgestein setzt auf neue Geschäfts-
bereiche wie Cloud-Dienste, Datenana-
lyse und Künstliche Intelligenz und ver-
bucht dort teilweise auch starkes Wachs-
tum. Das reicht jedoch nicht, um die
Probleme in der klassischen Hardware-

Sparte mit Servern und Großrechnern
zu kompensieren. Es ist das fünfte Vier-
teljahr in Folge mit einem Umsatz-
minus. dpa

Morgan Stanley überrascht
Die amerikanische Investmentbank Mor-
gan Stanley konnte trotz der jüngsten
Zinssenkungen der Federal Reserve ihre
Einnahmen aus dem Zinsgeschäft im
dritten Quartal deutlich steigern. Der
Zinsüberschuss stieg im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf
1,2 Milliarden Dollar. Den Nettogewinn
zwischen Juli und September konnte die
Bank von 2,11 Milliarden Dollar auf
2,17 Milliarden Dollar (1,95 Milliarden
Euro) erhöhen. Analysten waren zuvor
von einem Rückgang ausgegangen. Die
Aktie stieg im Handelsverlauf um 3,
Prozent und war der stärkste Einzelwert
im Bankenindex des S&P 500. „Wir ha-
ben trotz der typischen Delle im
Sommer und der volatilen Märkte ein
starkes Quartalsergebnis erzielt“, sagte
Vorstandschef James Gorman. Auch mit
der Beratung zu Fusionen und Übernah-
men konnte die Bank mehr Geld ver-
dienen. Die Gesamteinnahmen stiegen
auf von 9,9 Milliarden auf 10 Milliarden
Dollar. kann.

Zulieferer Norma senkt Prognose
Der Autozulieferer Norma senkt zum
zweiten Mal seine Umsatzerwartungen
an das Gesamtjahr. Organisch würden die
Erlöse 2019 um 2 bis 4 Prozent schrump-
fen, kündigte der Schraubenhersteller aus
dem hessischen Maintal an. Das Unter-
nehmen, das seit längerem mit der schwa-
chen Autokonjunktur kämpft, verwies
nun zur Begründung auf Streiks bei Ab-
nehmern in Amerika. Im dritten Quartal
stagnierte der Umsatz organisch und leg-
te nur dank positiver Wechselkurseffekte
um gut zwei Prozent auf 274 Millionen
Euro zu. Die operative Umsatzrendite
schrumpfte auf 14,1 Prozent von 16 Pro-
zent vor einem Jahr. Norma hatte sein ur-
sprüngliches Umsatzziel im Sommer kas-
siert. Nachdem die Hessen zunächst da-
mit gerechnet hatten, dass der Jahresum-
satz ohne Berücksichtigung von Zukäu-
fen und Währungseffekten um ein bis
drei Prozent steigt, waren sie im Juli von
stagnierenden Erlösen ausgegangen. Mit
der Prognosekorrektur vom Juli hatte sich
Norma auch von seinem Chef getrennt.
Norma stellt Schläuche, Verschraubun-
gen, Rohre und Befestigungen her. Zum
Angebot gehören auch Leitungen und
Steckverbindungen für Batteriekühlsyste-
me von Elektroautos. Reuters

lid. NEW YORK, 17. Oktober. DieDeut-
sche Telekomist ihrem Ziel, ihre amerika-
nische TochtergesellschaftT-Mobile US
mit dem WettbewerberSprintzu fusionie-
ren, nähergekommen. Die amerikanische
Telekommunikationsbehörde FCC hat
dem Vorhaben jetzt zugestimmt. Dies
kommt nicht überraschend, schon im
Frühjahr hatte die Behörde das signali-
siert. T-Mobile US und Sprint haben da-
mit die zweite entscheidende Behörde of-
fiziell auf ihre Seite gebracht, nachdem
im Juli schon das Justizministerium die
kartellrechtliche Genehmigung erteilt
hatte. Ganz am Ziel sind die Unterneh-
men aber noch nicht. Mehr als ein Dut-
zend amerikanischer Bundesstaaten ha-
ben eine Kartellklage eingereicht, um
den Zusammenschluss zu blockieren, im
Dezember soll ein Prozess beginnen. Die
Fusion von T-Mobile US und Sprint wur-
de schon im April 2018 vereinbart. Die
Deutsche Telekom hält heute 63 Prozent
an T-Mobile US. Nach einem Zusammen-
schluss soll ihr Anteil am kombinierten
Konzern bei 42 Prozent liegen.


Retter von Alitalia


zweifeln noch


Dow-Chemical-Werke in


Deutschland gepfändet


csc. DÜSSELDORF, 17. Oktober. Zwar
hat er Donald Trump schon einmal auf ei-
ner Hochzeitsfeier getroffen. Damals hei-
ratete dessen frühere Frau Ivana auf
Trumps Anwesen in Florida einen Italie-
ner. Doch die flüchtige Begegnung ist vie-
le Jahre her, wie Lambertz-Inhaber Her-
mann Bühlbecker am Rande der jährli-
chen Pressekonferenz erzählt, bei der er
gern Fotos von sich mit Prominenten wie
Bill Clinton zeigt. Derzeit bereitet der ak-
tuelle Amtsinhaber dem Aachener Prin-
ten- und Gebäckhersteller große Sorgen.
Bühlbecker sieht seine Gruppe, zu der ne-
benLambertzauch weitere Marken wie
Kinkartz, Weiss-Lebkuchen, Haeberlein-
Metzger und Dr. Quendt gehören, von ei-
ner der jüngsten Maßnahmen Trumps
hart getroffen. Von diesem Freitag an
wollen die Vereinigten Staaten auf Ge-
bäck aus Deutschland Strafzölle von 25
Prozent erheben.
„Das ist unschön und trifft uns“, sagte
Bühlbecker. Es gebe feste Verträge mit
den amerikanischen Abnehmern, kurz-

fristige Preisanpassungen seien nicht
möglich. Das Unternehmen werde zu-
nächst auf den zusätzlichen Kosten sit-
zenbleiben. Erst im kommenden Jahr
hält Bühlbecker Preiserhöhungen für
möglich – verbunden mit möglichen ne-
gativen Folgen für den Absatz. In den Ver-
einigten Staaten beliefert Lambertz gro-
ße Supermarktketten wie Walmart, aber
auch die Filialen deutscher Discounter.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2017/
(30. Juni) belief sich der dortige Umsatz
auf 28 Millionen Euro. Gedanken macht
sich der 69 Jahre alte Unternehmer auch
wegen des bevorstehenden Brexits. Die
drohenden Zölle könnten zu Umsatzein-
bußen von 10 bis 20 Prozent führen,
schätzt er. Mehrere britische Handelsket-
ten haben schon Aufträge vorgezogen,
um die Ware für das Herbst- und Weih-
nachtsgeschäft bis Ende Oktober vollstän-
dig in ihren Lägern zu haben.
Knapp ein Viertel ihres Umsatzes er-
zielt die Lambertz-Gruppe im Ausland.
Mit 45,5 Millionen Euro wichtigster

Markt ist Polen, wo Lebkuchen – anders
als hierzulande – das ganze Jahr über
zum Sortiment in den Supermärkten ge-
hören. Von den Werken bei Kattowitz
und Krakau wird unter anderem auch
Russland beliefert. Während Bühlbecker
im Auslandsgeschäft noch Wachstums-
chancen sieht, gehe es auf dem Heimat-
markt vor allem darum, das bestehende
Geschäft zu verteidigen.
Mit dem Start in das hiesige Saisonge-
schäft zeigt er sich angesichts des regneri-
schen Wetters aber zufrieden. Schon seit
Ende August sind täglich 150 Lastwagen
unterwegs, um Lebkuchen, Dominostei-
ne, Zimtsterne und Stollen auszuliefern.
Das Herbst- und Weihnachtsgebäck
macht rund 40 Prozent des Umsatzes
aus. Der größere Teil entfällt auf Ganz-
jahresartikel wie Kekse. Für das laufende
Geschäftsjahr erhofft sich der Eigentü-
mer ein Umsatzplus. Im vergangenen Ge-
schäftsjahr dagegen stagnierte der Net-
toumsatz den Angaben zufolge bei 626
Millionen Euro.

guth.FRANKFURT, 17. Oktober. Apple,
Google, Amazon, Microsoft – das sind die
vier wertvollsten Marken der Welt, in
Deutschland ist Mercedes-Benz führend,
insgesamt schwächeln deutsche Autoher-
steller jedoch. Das ist das Ergebnis der
am Donnerstag veröffentlichten Studie
„Best Global Brands“ von Interbrand, ei-
ner Markenberatung, das dem Branchen-
riesen Omnicom gehört.
Demnach ist die Marke Apple 234 Milli-
arden Dollar wert. Google mit knapp 170,
Amazon mit 125 und Microsoft mit
knapp 110 Milliarden Dollar folgen mit ei-
nigem Abstand. Amazon und Microsoft
holen dabei auf: Während der Wert von
Apple und Google um weniger als 10 Pro-
zent wächst, legt Microsoft im Vergleich
zum Vorjahr um ein Sechstel zu. Amazon
gewinnt sogar ein Viertel, einer der größ-
ten Gewinner im Ranking. Die amerikani-
schen Digitalkonzerne trotzen damit der
Studie zufolge dem schwieriger werden-
den Marktumfeld: Der Handelskonflikt

und Rufe nach Regulierung oder Zerschla-
gung in Washington und Brüssel belasten
die Geschäfte. Nur einer der Tech-Konzer-
ne lässt Federn: Facebook ist unter den
Top 10 des Vorjahres der größte Verlierer.
Unter anderem belasten Datenschutz-
Skandale und die Debatte um Fake News
das Unternehmen. Es büßt in dem Ran-
king 12 Prozent an Wert ein und landet
nur noch auf Rang 14.
Benjamin Minack, Präsident des Ver-
bands GWA, der die Werbebranche ver-
tritt, hält die Ergebnisse des Rankings für
plausibel. Die führenden Unternehmen
hätten „Marken mit hoher Sichtbarkeit
und Relevanz“. Für Facebook sieht er
eine „kritischere Wahrnehmung“. Inter-
brand-Manager Simon Thun findet:
„Mehr denn je werden Marken heute da-
nach beurteilt, was sie tun und nicht nur
danach, was sie sagen.“
Aus Deutschland schaffen es elf Mar-
ken in das Ranking. Diese können sich
laut Interbrand „über ein insgesamt gutes
Wachstum freuen“.SAP, AllianzundAdi-
dasgewinnen mehr als 10 Prozent. Dage-
gen „schwächeln die deutschen Ikonen
aus der Automobilindustrie jedoch be-
denklich“, findet Interbrand. „Das ist we-
nig überraschend“, kommentiert Minack
und verweist auf die Kritik an den Herstel-
lern. Schließlich werde die „Zukunftsfähig-

keit der Branche und die Nachhaltigkeit
der Produkte intensiv und nicht immer po-
sitiv diskutiert“. Auch Standortentschei-
dungen, er spielt auf das geplante türki-
sche VW-Werk an, könnten das Image be-
einflussen. Thun fordert deshalb „einen
mutigen Schritt von einer oder mehreren
der großen Marken, um die Zukunft der
Branche neu zu gestalten“.
Neben Interbrand erstellen einige wei-
tere Unternehmen ähnliche Rankings,
nutzen dafür jedoch andere Methoden
und kommen deshalb zu häufig deutlich
abweichenden Ergebnissen. So erstellt
Kantar, die Marktforschungseinheit des
Omnicom-Konkurrenten WPP, einmal im
Jahr den „BrandZ-Report“, der Amazon
sogar knapp vor Apple, Google und Mi-
crosoft an der Spitze und in Deutschland
SAP vor der Telekom, BMW und Merce-
des ganz vorn sieht. Die deutsche Ranglis-
te „Best Brands“ führt dagegen Adidas
vor BMW und Porsche an. Mercedes
schafft es nicht einmal in die Top 10.
Das Interbrand-Ranking, das nach Un-
ternehmensangaben seit dem Jahr 1999
erstellt wird, hat drei Bestandteile: Neben
dem Wert der eigentlichen Marke – der
Wahrnehmung der Kunden also – fließt
auch ein, wie gut es dem Unternehmen
wirtschaftlich und im Vergleich zur Kon-
kurrenz geht.

lid. NEW YORK, 17. Oktober. Netflix
steht vor ereignisreichen Wochen. Der
Online-Videodienst wird in Kürze zwei
prominente und finanzkräftige neue
Wettbewerber bekommen. Am 1. No-
vember will der Elektronikkonzern App-
le seinen Videodienst „Apple TV+“ star-
ten, am 12. November folgt der Unterhal-
tungsgigant Walt Disney mit „Disney+“.
Beide Angebote werden mit Kampfprei-
sen an den Start gehen. Sie werden zu-
sammen in etwa so viel kosten wie der
Standardplan von Netflix. Bei der Vorla-
ge von Quartalszahlen gab Netflix jetzt
zu, dass der neue Wettbewerb Spuren im
Geschäft hinterlassen könnte, aller-
dings sieht das Unternehmen nur einen
kurzfristigen Effekt. In einer Mitteilung
hieß es, die konkurrierenden Dienste
könnten in naher Zukunft das Wachs-
tum etwas bremsen, und dies wurde als
eine Erklärung für eine eher zurückhal-
tende Prognose für das Schlussquartal
genannt. Netflix rechnet dann mit 7,
Millionen zusätzlichen Abonnenten,
Analysten hatten mehr als 9 Millionen
erwartet.
Jenseits dieser als vorübergehend be-
schriebenen Wachstumsdelle zeigte sich
Netflix aber von der Aussicht auf neue
Konkurrenz nicht allzu beunruhigt und
versuchte, Optimismus zu verbreiten.
Vorstandsvorsitzender Reed Hastings
sagte in einer Telefonkonferenz, nach
seinem Dafürhalten werde Disney zwar
„ein großartiger Konkurrent“ sein, und
Apple werde „wahrscheinlich auch man-
che großartigen Shows haben“. Aber kei-
ner der neuen Wettbewerber habe eine
ähnliche Vielfalt und Qualität in seinem
Programm, gerade was neue und exklusi-
ve Inhalte betreffe. Und die zusätzlichen
Anbieter würden die Verlagerung des
Fernsehkonsums hin zu sogenannten
Streaming-Diensten beschleunigen, was
eine Chance für alle Wettbewerber sei.
Netflix sehe sich schon heute einer
Reihe konkurrierender Online-Angebo-
te wie Prime Video von Amazon, You-
tube oder Hulu gegenüber, und auf die

„neue Welle“ von Wettbewerbern habe
sich das Unternehmen lange vorberei-
tet. „Das ist jetzt keine große Verände-
rung.“ Im Schlussquartal will sich Net-
flix unter anderem mit seinem Angebot
an Filmen differenzieren. Das Unterneh-
men wird einige aufwendige Produktio-
nen herausbringen, darunter „The
Irishman“, den neuen Film des Regis-
seurs Martin Scorsese. Netflix unter-
nimmt auch große Anstrengungen, den
Abonnenten außerhalb englischsprachi-
ger Länder maßgeschneiderte Inhalte zu
liefern. Das Unternehmen hat bislang
nach eigenen Angaben 100 Staffeln von
Fernsehserien in anderen Sprachen als
Englisch veröffentlicht. Vor wenigen
Wochen kam die in Frankfurt spielende
deutsche Serie „Skylines“ heraus.
Die Zahlen für das dritte Quartal ha-
ben nicht auf der ganzen Linie über-
zeugt. Netflix hat 6,8 Millionen neue
Kunden gewonnen und lag damit leicht
unter seiner eigenen Prognose von 7,
Millionen. Schlechter als erwartet hat
das Unternehmen auf seinem Heimat-
markt abgeschnitten, wo knapp 520 000
statt der vorhergesagten 800 000 Abon-
nenten hinzukamen. Nach Angaben des
Unternehmens wirken sich hier noch im-
mer die in diesem Jahr vorgenommenen
Preiserhöhungen negativ aus. Aller-
dings schnitt Netflix damit noch immer
besser ab als im zweiten Quartal, als die
Kundenzahlen in Amerika erstmals seit
2011 schrumpften.
Im Ausland hat das Unternehmen in
den vergangenen drei Monaten 6,3 Mil-
lionen Abonnenten gewonnen und da-
mit etwas mehr als erwartet. Auf der
ganzen Welt hatte Netflix zum Ende des
Quartals 158 Millionen Abonnenten.
Obwohl die Zahlen durchwachsen wa-
ren, stieg der Aktienkurs am Donners-
tag zeitweise um fast acht Prozent. Mög-
licherweise kam darin Erleichterung
zum Ausdruck, dass es keine ähnlich gro-
ße Enttäuschung gab wie im zweiten
Quartal. Seit Veröffentlichung der dama-
ligen Zahlen hatte die Netflix-Aktie
mehr als zwanzig Prozent verloren.

smo./dek. FRANKFURT, 17. Oktober.
Im Ringen um den Lichtkonzern Osram
weist der größte AMS-Aktionär und singa-
purische Staatsfonds Temasek Forderun-
gen der Arbeitnehmer zurück, sich gegen
eine Übernahme durch AMS zu stellen.
„Wir haben zwar eine kleine Minderheits-
beteiligung an AMS, verfolgen aber konse-
quent die Position unserer Corporate Go-
vernance, nicht in die geschäftlichen Ent-
scheidungen oder Aktivitäten des Unter-
nehmens einzugreifen“, teilte das Unter-
nehmen der F.A.Z. mit.
Der Fonds hält nach Bloomberg-Daten
5,4 Prozent an dem österreichischen Chip-
hersteller und ist damit größter Anteils-
eigner. AMS hatte Osram übernehmen
wollen, verfehlte aber die Mindestannah-
meschwelle. Die österreichische Gesell-
schaft ist inzwischen mit einem Fünftel
am Münchner Lichtkonzern beteiligt. Sie
könnte ihren Anteil mit Käufen an der
Börse aufstocken, wobei ab 30 Prozent
Anteil ein Pflichtangebot fällig wäre.
Die Gewerkschaft IG Metall hatte sich
in einem ungewöhnlichen Schritt kürz-
lich direkt an Temasek gewandt, der ent-
sprechende Brief liegt der F.A.Z. vor.
Klaus Abel, Osram-Aufsichtsrat und Ge-
werkschaftssekretär im IG-Metall-Vor-
stand, schreibt darin der Temasek-Vor-
standsvorsitzenden Ho Ching, eine Über-
nahme Osrams durch AMS wäre mit exis-
tenzgefährdender Verschuldung verbun-
den. Das feindliche Vorgehen von AMS
sei nicht mit guter Unternehmensverant-
wortung in Einklang zu bringen, „es kann
auch nicht mit dem bislang guten Ruf von
Temasek in Deutschland in Einklang ge-
bracht werden“. Temasek will sich erklär-
termaßen verstärkt als langfristiger Inves-
tor in Deutschland engagieren und hält
zum Beispiel ein Aktienpaket am Dax-
Konzern Bayer. Abel bat Temasek ein-
dringlich, der „Verantwortung als Lead-
Investor von AMS gerecht zu werden und
sich konstruktiv in diese Situation einzu-
bringen und darauf hinzuwirken, dass
AMS im Sinne aller Parteien das feindli-
che Vorgehen einstellt“.
Osram hat AMS angeboten, sich über
eine Kooperation auszutauschen. Dazu
gab es inzwischen erste Gespräche: Per-
sönliche Treffen mit dem AMS-Vorstands-
vorsitzenden Alexander Everke hätten
stattgefunden, sagte Osram-Chef Olaf
Berlien vergangene Woche auf einer Ana-
lystenkonferenz. Um Osram bemühen
sich auch die Finanzinvestoren Bain und
Advent. Nach dem Scheitern der AMS-Of-
ferte seien noch große Teams der beiden
Private-Equity-Häuser im Datenraum ge-
wesen und hätten dort viele Stunden lang
die Osram-Bücher geprüft, sagte Berlien.
Er gehe davon aus, dass es die Beteili-
gungsfirmen mit der vor Wochen ange-
kündigten neuen Offerte ernst meinten.
„Ich hoffe, das war kein Witz.“


Thomas Cook lebt in Indien weiter


Anderer Reiseveranstalter agiert dort mit gleichem Namen


Kurze Meldungen


T-Mobile und Sprint


nehmen weitere Hürde


Trump knöpft sich Aachener Lebkuchen vor


Dem Gebäckhersteller Lambertz drohen drastische Strafzölle für Amerika


Die wertvollste Marke der Welt


Netflix fürchtet neue


Konkurrenz nicht


Apple und Disney werden bald billigere Dienste starten


Temasek lehnt


Eingreifen in


Sachen Osram ab


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Tech-Konzernen. Die deutsche
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Apple-Chef Tim Cook
bei einer Präsentation in Kalifornien

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108,

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41 , 4

39 , 9

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