Blickpunkt Film Magazin - 21.10.2019

(C. Jardin) #1

FOTOS


INTERNATIONALE HOFER FILMTAGE /ANDREAS RAU, HENDRIK ERTEL


THORSTEN SCHAUMANN
Künstlerischer Leiter, Sichter Langfilme

HoF ist ein Gefühl,
das sich vor Ort am
besten erlebt.

Vom 22. bis 27. Oktober kommen wir
wieder nach Hause nach HoF, zum Home
of Films. Mit seiner beeindruckenden
Liste von Filmemacher*innen, die ihre
Karriere aus dem Festival heraus gestar-
tet haben, sind die Filmtage eine einzig-
arte Talentschmiede mit Wohlfühlfaktor.
Dabei freue ich mich auch dieses Jahr
wieder auf sechs knackige Tage, in
denen wir ununterbrochen Filmema-
cher*innen-Werke vorstellen und wir das
Kino hochleben lassen. Das sind dieses
Jahr 60 kurze und 81 lange Spiel- sowie
Dokumentarfilme, national als auch
internationaler Herkunft.

Einzigartig ist dabei der Ort Hof an
sich: zwei Kinos, acht Leinwände, kurze
Wege, keine Ablenkung und damit
maximale Konzentration auf Film. Der
Gast geht entspannt von Saal zu Saal, um
möglichst viele Filme zu sichten. Dabei
kommen mir die Filmtage fast wie ein
Kino-6-Tage-Binge-Viewing vor. Gleich-
zeitig läuft jeder jedem immer wieder
über den Weg und kann jeden anspre-
chen. Ganz barrierefrei und generations-
übergreifend. Das geht natürlich am
besten an »unserem roten Teppich«, dem
Bratwurststand oder gern zur späteren
Stunde im Galeriehaus. Dort wurde
schon das ein oder andere wegweisende
Branchengespräch geführt. Dieses Jahr
werden wir tagsüber mit der Location
Weiße Wand zum ersten Mal einen fes-
ten Treffpunkt für Festivalgäste haben,
wenn sie mal nicht im Kino sind. All das
garantiert effizientes Arbeiten und fühlt
sich dabei nicht immer wie Arbeit an!
Spannend ist in unserer Festival-
arbeit, dass wir immer stärker in eine
direkte Kommunikation gehen werden.
HoF ist ein Gefühl, dass sich vor Ort am
besten erlebt. Durch die sozialen Medien
werden wir dieses Gefühl verstärkt über
Facebook, Instagram sowie die Live-
Schalte im Netz von Veranstaltungen,
etc. vermitteln. Darum ist es uns auch
sehr wichtig, die Filmemacher*innen
einzuladen, um das HoF-Erlebnis mit
uns zu teilen.
Die Digitalisierung schafft da ganz
neue Möglichkeiten des Austausches im
Rahmen von B2B und B2C. Beispiels-
weise als ich dieses Jahr über ein neues
Kurzfilmprojekt erfahren habe und den
Regisseur direkt kontaktete, geschah
dies ausschließlich über Instagram. Jetzt
läuft der Film bei uns. Da werden die
Filmtage noch viel interaktiver und
erweitern die Kommunikation auf eine
Zielgruppe, die sich auch nicht mehr
wirklich analog informiert.
Digital war in Teilen auch die Projekt-
ausschreibung zum 7 MINUTEN Pitch,
den wir erstmalig innerhalb des Rah-
menprogramms HoF PLUS veranstalten.
7 Minuten haben fünf ausgewählte
Filmemacher*innen, die noch am
Anfang ihrer Karriere stehen, Zeit, ihre
neuen Filmideen fünf hochkarätigen
Branchenvertreter*innen vorzustellen.

Dann bekommen sie 7 Minuten Feed-
back. Gerade, wenn ich noch nicht so
gut vernetzt bin in der Branche, haben
die neuen Talente die Möglichkeit, mit
den Menschen zu sprechen, die sie
sonst nicht zwingend erreichen.
Der Pitch findet im Einzelgespräch als
geschlossene Veranstaltung statt, fast
wie ein klassischer Termin. Und genau
hier können die Filmemacher*innen
tolle Komplizen finden.
Bei dem Panel (ÜBERLEBENS-)MO-
DELLE zum zwanzigjährigen Jubiläum
von FIRST STEPS geht es um das Leben
nach der Filmhochschule. In einer weite-
ren Veranstaltung schauen wir uns an,
was filmisch in der Region passiert: Film-
schaffende aus Franken reden über ihre
Chancen und Herausforderungen des
Arbeitens abseits der Mediengroßstädte.
In COUCH ODER KINOSESSEL fokus-
sieren wir uns auf die Filmauswertung
im Streamingzeitalter. Vor dem Hinter-
grund sinkender Zuschauerzahlen und
dem Kinosterben reden wir konkret,
denn ich möchte, dass wir uns zukunfts-
und vor allem lösungsorientiert mit die-
sem Thema auseinandersetzen. Dafür
sprechen wir mit Kinobetreiber*innen
auch über ein Modell aus den Niederlan-
den, wo mehrere Kinos die Abrufplatt-
form Picl betreiben.
Des Weiteren widmen wir uns
zunehmend intensiver, Talente über das
Festival hinaus zu fördern. Unter ande-
rem machen wir das durch die sogenann-
ten HoF Filmtage Rendezvous. Das sind
Filmvorführungen, die unterjährig in Hof
und seit diesem Jahr auch im hannover-
schen Lodderbast Kino stattfinden. Hier-
für laden wir Film und Regie ein. Diese
Vorführungen kommunizieren wir in der
Presse und digital. Dadurch geben wir
den Filmschaffenden auch nach dem
Festival eine Promotion Plattform. Die

»Einzigartig ist


schon der Ort


Hof an sich.«


THORSTEN SCHAUMANN
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