Blickpunkt Film Magazin - 21.10.2019

(C. Jardin) #1

Herr Holderied, das Programm von
Servus TV ist bislang sehr stark von
Sportsendungen, Natur- und anderen
Dokumentationen, Shows und Live-
Events geprägt. Wie groß ist das
Verlangen des Servus-TV-Publikums
nach fiktionalen Formaten?
Da muss man deutlich zwischen
Deutschland und Österreich unterschei-
den. In Deutschland spielt Fiction eine
größere Rolle als in Österreich. Dort ha-
ben wir zwar auch Fiction-Slots mit
US-Lizenzware, mit Klassikern und unse-
ren Eigenproduktionen, aber nicht so
viele wie in Deutschland. Das Programm-
schema weicht leicht vom österreichi-
schen ab. Wir haben Programminhalte
mit extrem starkem Österreichbezug in
die Randzonen geschoben und durch in-
ternationale Dokus und Spielfilme er-
setzt. Fiction ist daher ein wesentlicher
Bestandteil von Servus TV Deutschland.


Sind in Österreich die fiktionalen
Stoffe ein Schlüssel dafür, Servus TV
neues Publikum zuzuführen?
Ganz eindeutig. Auf dem Slot dienstags
um 20.15 Uhr, auf dem wir unsere eigene
Serie Meiberger – Im Kopf des Täters ge-


zeigt haben, lief außerdem auch Hubert
und Staller. Durch die beiden Formate
konnten wir neues Publikum zu uns zie-
hen.

Lässt sich aus diesen Beobachtungen
eine Fiction-Strategie von Servus TV
ableiten?
Fiktionale Eigenproduktionen sind ein
notwendiger Treiber, wenn man sich
weiter nach vorne entwickeln möchte.
Gerade in Zeiten eines Überangebots an
Pay- und VoD-Channels, die alle mit seri-
eller Fiction punkten. Meistens mit ame-
rikanischer. Um dem etwas entgegenset-
zen zu können, muss man auf sich
deutlich abgrenzende regionale Inhalte
setzen. Eine andere Strategie wäre es,
komplett auf diesen Bereich zu verzich-
ten, aber das ist nicht unser Weg.

Meiberger – Im Kopf des Täters lief vor
einem Jahr, jetzt haben Sie gerade die
zweite Staffel gedreht. Man kann also da-
von ausgehen, dass Sie mit dem bisheri-
gen Abschneiden zufrieden waren.

Absolut. In Österreich wurden unsere Er-
wartungen sogar übertroffen. Deshalb
haben wir uns sehr schnell für eine
zweite Staffel entschieden. In Deutsch-
land ist es uns mit der ersten Staffel noch
nicht wirklich gelungen, den Markt zu
durchdringen, aber wir sind überzeugt,
dass die Serie auch dort ihre Zielgruppe
finden wird. Aktuell zeigen wir die kom-
plette erste Staffel noch einmal mit Hu-
bert und Staller als Lead-in. Und wir mer-
ken jetzt schon, dass es bergauf geht.

Was haben Sie aus der ersten Staffel an
Erkenntnissen mitgenommen, die sich
nun auf die zweite anwenden ließen?
Gibt es Unterschiede?
Es gibt auf jeden Fall Learnings aus der
ersten Staffel, die wir nun angewendet
haben. Beruhigend war, dass die Folgen,
mit denen wir zu einhundert Prozent zu-
frieden waren, auch vom Publikum ent-
sprechend angenommen wurden. Die
Folgen, bei denen wir selbst das Gefühl
hatten, dass wir noch nicht am Optimum
waren, hatten auch geringere Marktan-
teilswerte. Daraus haben wir Konsequen-
zen gezogen. Wir haben darauf geachtet,
dass wir den USP von Meiberger, dass er

»Es bleibt ein

Mysterium«

Seit knapp zwei Jahren setzt Servus TV auf eigenproduzierte Serien.


Programmchef Frank Holderied spricht über Unterschiede zwischen


Österreich und Deutschland und die Perspektiven in Deutschland.


TV

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