PAYSAGE ROUX
(
Rote Landschaft
),
circa 1890,
Monotypie auf Papier, 30
×
40
cm
D
egas war ein Einzelgänger. Hatte sich
immer allein gefühlt. Allein wegen
seines Charakters, wegen seiner un
beugsamen Prinzipien, allein wegen seiner
strengen Urteile. Seine Vorliebe für ein klös
terliches Leben trieb er bis an die Grenze
zur Absurdität. Absurd die Reaktion auf die
Laudatio eines respektierten und einfluss
reichen Kritikers: „Macht man Bilder, um sie
auszustellen? Man malt für zwei oder drei
lebende Freunde und für andere, die man nie
getroffen hat oder die tot sind. Was geht
es einen Journalisten an, ob ich male, Stiefel
mache oder Hausschuhe nähe? Das ist meine
Angelegenheit.“
Der Maler stellte mit den Impressionisten aus,
aber er sah sich selbst nie als Mitglied der
Gruppe – vor allem, weil er es vehement ab
lehnte, im Freien zu malen. „Wenn ich die
Regierung wäre, hätte ich eine spezielle Bri
gade der Gendarmerie, die ein Auge auf
Menschen werfen, die Landschaften direkt
von der Natur abmalen.“ Im Scherz ver
steckt sich eine tiefe Überzeugung. „Ein Bild
ist vor allen Dingen ein Produkt der Vor
stellung des Künstlers, es sollte nie eine Kopie
sein. Die Luft, die wir in dem Bild eines
Meisters sehen, ist niemals Luft, die geatmet
werden kann“, schrieb er an seinen Freund,
den Künstler PierreGeorges Jeanniot – und
beendete den Brief mit einem Satz, der von
Proust stammen könnte. „Es ist schön und
gut zu kopieren, was man sieht, aber es ist
viel besser, das zu zeichnen, was man nur in
der Erinnerung sehen kann. Es ist eine
Transformation, in der die eigene Geniali
tät Hand in Hand geht mit der Erinne
rung. Du reproduzierst nichts außer den
Dingen, die einen Eindruck auf dich ge
macht haben, will heißen, das Notwendige.
Hier sind deine Erinnerungen und deine
Vorstellungskraft befreit von der Tyrannei
der Natur.“
Um die ganze Tragweite zu
verstehen, mit der er sich
neue Techniken aneignete,
müssen wir uns seine Mono-
typien anschauen
PAYSAGE ROUX
(
Rote Landschaft
)
Monotypie auf Papier, 30
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