Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

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ENCORE


„All das Große, das Schöne“: Über zehn Jahre lang ist Frieda Fischer im fernen Osten auf Reisen


und trägt eine Sammlung von internationalem Rang zusammen


FIRST


LADIES


Wenn es Künstlerinnen Wenn es Künstlerinnen


schon schwer hatten, schon schwer hatten,


dann erging es den Frauen dann erging es den Frauen


in Museen kaum besser. in Museen kaum besser.


Doch wer kennt schon Doch wer kennt schon


ihre Geschichte?


Wie vier Direktorinnen Wie vier Direktorinnen


schon früh die großen schon früh die großen


Häuser in Deutschland Häuser in Deutschland


prägten, wird hier


zum ersten Mal erzähltzum ersten Mal erzählt


S


o galt es mir, mich zu bewähren“, galt es mir, mich zu bewähren“,


fasst Frieda Fischer die Sache später fasst Frieda Fischer die Sache später


nüchtern zusammen. Dabei hatte


sich ja Historisches zugetragen: Plötzlich, imja Historisches zugetragen: Plötzlich, im


Frühjahr 1914, stand zum ersten Mal eine Frühjahr 1914, stand zum ersten Mal eine


weibliche Direktorin an der Spitze eines deutweibliche Direktorin an der Spitze eines deut--


schen Kunstmuseums. Es bedurfte dazu


keiner Kampfschriften und Petitionen, auch


keiner Massen auf den Straßen. Allein der


Stifter des Kölner Museums für Ostasiatische


Kunst hatte mit seinem unerwarteten Ab-


leben ein wenig Platz machen müssen für


seine Frau, die ihm über Nacht auf den Di-


rektorensessel folgte, wie es der Stiftungs-


vertrag wollte.


Mit Frieda Fischer beginnt eine Ge-


schichte, die noch viel zu sehr im Schatten


steht. Obwohl in den letzten Jahren mehr


über Künstlerinnen und deren beschwerli-


chen Weg in die Mitte der Kunstwelt zu


ENCORE


— DIE ERSTEN DIREKTORINNEN



WERTSACHEN


— AUKTIONEN


— BLAU K ALENDER


— DER AUGENBLICK


hören war, blieb die Frage von weiblichen


Spitzenpositionen an großen Häusern doch


eher eine Randnotiz. Da verwundert eseher eine Randnotiz. Da verwundert es


nicht, dass über die Vorgängerinnen der


heutigen Museumshüterinnen kaum etwas


bekannt ist, dass sie nicht etwa wie Ange-


lika Kauffmann, Paula Modersohn-Becker


oder Anita Rée zu Galionsfiguren einer


ganzen Bewegung aufgerichtet worden sind.


Eine Direktorin allein macht noch


keine Zeitenwende, und so lässt sich Frieda


Fischers Aufstieg nicht erzählen, ohne


nicht auch drei weiteren Frauen das Wort zu


geben: Louise Straus, Lilli Fischel und


Hanna Stirnemann. Sie alle gelangen auf un-


terschiedlichen Wegen ans Ziel – mal sind


sie testamentarisch bestimmt, mal nur ge-


duldet, dann wieder kommissarisch bestellt.


Aber Direktorin ist Direktorin. Vier Lebens-


skizzen eines Aufbruchs.skizzen eines Aufbruchs.


FRIEDA


FISCHER


MUSEUM FÜR OSTASIATISCHE KUNST


KÖLN


„Ich wusste damals von der Kunst nicht


mehr, als eine höhere Töchterschule zu ge-


ben vermocht hätte.“ Als Frieda Bartdorff


den 18 Jahre älteren Adolf Fischer 1897


heiratet, ist sie Anfang 20. Für viele Frauen


dieser Zeit ist die Ehe die unfreiwillig frü-


he Endstation, ein ständiger Dienst an Heim,


Herd und Mann. Nicht für sie: Schnell er-


fasst Adolf Fischers Begeisterung für die


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