Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

B


is zu 2000 neue Jobs, Kunden
von BMWbis Volvo, Investitio-
nen von 1,8 Milliarden Euro: Der
chinesische Hersteller von Lithium-Io-
nen-Akkus CATL klotzt bei seinem ers-
ten Produktionsausflug nach Europa.
Am Freitag begannen bei Arnstadt in
Thüringen die Bauarbeiten für Fabri-
ken, aus denen von 2022 an massenhaft
Zellen für die Batterien von Elektroau-
tos in Europa kommen sollen. Die deut-
sche Autoindustrie, die sich bei Zellen
bisher weitgehend auf Lieferungen von
Anbietern aus Korea, China und Japan
verlässt, hat ein Auge auf das Projekt.

VON SIMONE ROTHE

Ist CATL mit einer Produktion in
Thüringen erfolgreich, dann wachse der
Druck, dass auch die deutschen Herstel-
ler in die Fertigung einsteigen, heißt es
unter Automobilfachleuten. In der Poli-
tik und der Branche wird seit Jahren
über die Marktmacht asiatischer Her-
steller diskutiert und die Frage, ob deut-
sche Autohersteller dadurch in zu große
Abhängigkeit geraten, wenn der Verkauf
von E-Fahrzeugen wie erhofft stark an-
zieht. Die Bundesregierung baut des-
halb an europäischen Batterie-Allian-
zen. Als einziger deutscher Autobauer
hat VW mit einer Pilotfertigung von
Zellen in Salzgitter reagiert, um Erfah-
rungen auf dem Gebiet zu sammeln.
Bei der Investitionsbekanntgabe von
CATL (Contemporary Amperex Tech-
nology Ltd.) im Juli 2018 in Berlin hatte
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
die Gemengelage in Deutschland so um-

schrieben: „Wenn wir es selber könnten,
wäre ich auch nicht traurig.“ Thürin-
gens Wirtschaftsminister Wolfgang Tie-
fensee (SPD) hofft nun auf einen
„Transfer von Know-how von China
nach Europa“. „Es ist gut, dass das Werk
kommt“, heißt es auch beim Verband
der Automobilindustrie (VDA).
Noch steht CATL mit seinem Projekt
am Anfang. Im logistisch perfekt zwi-
schen der Nord-Süd-Autobahn A71 und
der Ost-West-Autobahn A4 gelegenen
Gewerbegebiet „Erfurter Kreuz“ seien
70 Hektar für die Fabrikbauten reser-
viert. Gebaut werde zunächst auf 22
Hektar, sagt Europa-Präsident Matthias
Zentgraf. Trotzdem hat er bereits ein
Büro in einem ziemlich neuen Indus-
triebau, auf dem der blaue Schriftzug
CATL prangt. Zentgraf kaufte im Früh-
sommer kurzerhand etwa zehn Jahre al-
te Hallen und Bürogebäude, die der
Bosch-Konzern für einen kurzen, teu-
ren Ausflug in die Solarzellenfertigung
bauen ließ. Zuletzt hatte die insolvente
Solarworld AG dort produziert. Ironie
der Geschichte: Die deutsche Solarin-
dustrie ging vor allem in die Knie, weil
chinesische Hersteller den Markt mit
Zellen und Modulen zu günstigeren
Preisen fluteten.
Den Europachef des chinesischen
Batterieriesen ficht das nicht an. Er hat
Pläne mit der Immobilie. Dort könnten
schon im kommenden Jahr die ersten
200 Arbeitnehmer Module aus Zellen
zusammenbauen, die aus China geliefert
werden. Beim Zeitplan für die Neubau-
ten ist Zentgraf vorsichtig. „Die Investi-
tionssumme von 1,8 Milliarden Euro soll

nach den Planungen innerhalb von 60
Monaten umgesetzt werden – und na-
türlich abhängig von der Marktentwick-
lung bei Elektrofahrzeugen.“ Zunächst
solle die Kapazität bei 14, dann bei 24 Gi-
gawattstunden liegen. „Und dann ist si-
cher noch nicht Schluss“, so der Mana-
ger. „Die Klimaziele sind der Treiber. Al-
le Autobauer fahren ihre Elektroproduk-
tion hoch.“ Der VDA geht davon aus,
dass 7,0 bis 10,5 Millionen E-Autos bis
2030 in Deutschland rollen müssen, um
die CO 2 -Ziele zu erreichen.
Einige CATL-Kunden, darunter
BMW, haben bereits große Bestellungen
abgegeben. Der Münchner Autokon-
zern, der auch im nahen Leipzig produ-
ziert, orderte am Tag der CATL-Ent-
scheidung bei den Chinesen Batterie-
zellen im Wert von vier Milliarden Eu-
ro. Davon sollen Zellen im Wert von 1,
Milliarden Euro aus Arnstadt kommen,
kündigte der BMW-Vorstand an. Für
Thüringen ist die Zellproduktion nach
Einschätzung des Wirtschaftsministers
eine große Chance, zumal das Land
kräftig in die Batterieforschung inves-
tiere. Thüringen, wo Autozulieferer do-
minieren, könnte „zu einem der wich-
tigsten europäischen Standorte für Bat-
terietechnologie aufsteigen“.
Mehr als ein Jahr hatte Tiefensee mit
einem Team um die Ansiedlung ge-
kämpft – und CATL einen roten Teppich
ausgerollt, um Bedenken wegen hoher
Löhne und Stromkosten zu zerstreuen.
Das Unternehmen scheint es zu hono-
rieren: Der erste Spatenstich für das
Großprojekt kam gut eine Woche vor
der Landtagswahl in Thüringen. dpa

Batterie-Riese CATL baut Zellfabrik


Chinesische Firma investiert bis zu 1,8 Milliarden Euro in Produktion in Thüringen


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19.10.19 Samstag, 19. Oktober 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,19.OKTOBER2019* WIRTSCHAFT 13


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porte in die USA haben im dritten Quar-
tal dazu beigetragen, dass Chinas Ex-
porte insgesamt schrumpften.“ Der
Handelskonflikt und die damit verbun-
dene Entkopplung mit den USA werde
sich zunehmend auf die chinesische
Wirtschaft auswirken.
Trotz des „Waffenstillstandes“ und
der vagen Einigung auf eine „Phase
eins“ in den Handelsgesprächen ist die
Gefahr nicht gebannt. Beide Seiten wol-
len bis zu dem Treffen von US-Präsi-
dent Donald Trump und Chinas Staats-
und Parteichef Xi Jinping auf dem
Asien-Pazifik-Gipfel Mitte November
eine Übereinkunft zu Papier bringen. Es
gibt aber noch viele Unklarheiten – das
betrifft insbesondere die Höhe der
landwirtschaftlichen Importe Chinas
aus den USA. Auch fordert China nicht
nur eine Aussetzung neuer US-Strafzöl-
le, sondern die Aufhebung der beste-
henden Sonderabgaben. Neben dem
Handelskonflikt sieht Merics-Experte
Zenglein gleichwohl „überwiegend in-
nerchinesische Gründe“ für die Ver-
langsamung des Wachstums in China.
Er verwies vor allem auf die seit 2017
anhaltenden Bestrebungen Pekings, das
Kreditwachstum und die Überschul-
dung einzudämmen. „Der Handelskon-
flikt mit den USA zeichnet sich erst all-
mählich in den Zahlen ab, wie etwa in
den Exporten oder den Investitionen im
produzierenden Gewerbe.“
„Fast alle Wachstumstreiber zeigen
nach unten“, sagte Liu Shengjun, Vize-
präsident der China Europe Internatio-
nal Business School in Peking. „Zusätz-
lich zu den Investitionen und Exporten
verlangsamt sich auch der Konsum.“
Die Regierung greife nicht zu großen
Konjunkturmaßnahmen, weil sie neue
Probleme wie Überschuldung und Bla-

Konjunkturmaßnahmen, weil sie neue
Probleme wie Überschuldung und Bla-

Konjunkturmaßnahmen, weil sie neue

sen schafften. Auch verpuffe die Wir-
kung immer schneller. „Der wirtschaft-
liche Aufschwung wird mit jedem Sti-
muluspaket schwächer, die Wirkung
nimmt mit jedem Jahr ab.“ dpa

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as Wachstum der chinesischen
Wirtschaft hat sich unerwartet
stark verlangsamt und ist auf
den niedrigsten Stand seit fast drei
Jahrzehnten gefallen. Im dritten Quar-
tal legte die zweitgrößte Volkswirt-
schaft der Welt nur noch um 6,0 Pro-
zent im Vergleich zum Vorjahreszeit-
raum zu, wie das Statistikamt am Frei-
tag in Peking mitteilte. Als Ursachen
nannten Experten den Handelskrieg
zwischen China und den USA, die Ver-
unsicherung von Investoren und die
chinesischen Bemühungen, gegen die
wachsende Verschuldung anzugehen.
Das Wachstum für die drei Quartale
zusammen liegt mit 6,2 Prozent im un-
teren Bereich der Vorgabe für das Ge-
samtjahr von „6,0 bis 6,5 Prozent“. Im
ersten Quartal waren noch 6,4 und im
zweiten 6,2 Prozent erreicht worden.
Experten rechneten für das dritte Quar-
tal mit 6,1 Prozent. Allerdings ist nicht
nur in den USA und weltweit die Nach-
frage nach Waren „Made in China“ stär-
ker als erwartet zurückgegangen – auch
die Binnennachfrage wird schwächer.
2018 hatte Chinas Wirtschaft noch um
6,6 Prozent zugelegt.
Das langsamere Wachstum in den
USA und China durch den Handelskrieg
der beiden größten Volkswirtschaften
bremst auch die Weltwirtschaft und
verschlechtert die Aussichten für
Deutschland. Der Internationale Wäh-
rungsfonds (IWF) senkte diese Woche
seine globale Wachstumsvorhersage für
dieses Jahr zum vierten Mal in Folge auf
nunmehr 3 Prozent.
China ist Deutschlands größter Han-
delspartner. So haben auch deutsche
Unternehmen unter dem schwächeren
Wachstum im Reich der Mitte zu leiden.
„Der Handelsstreit löst vor allem Ver-
unsicherung aus, was sich etwa in der
Zurückhaltung privater Unternehmen
bei Investitionen bemerkbar macht“,
sagte Max Zenglein vom Berliner Chi-
na-Institut Merics. „Stark fallende Ex-

Handelskrieg und Schulden


belasten Chinas Wachstum


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eutschland braucht einen
Weltraumbahnhof – das
sagt zumindest der Bun-
desverband der Deut-
schen Industrie (BDI).
Bei seinem ersten „Weltraumkongress“
in Berlin forderte der Verband entspre-
chende Voraussetzungen. Das Ziel:
Auch in Deutschland könnten dann
kleine Trägerraketen gestartet werden.
Dadurch mache man sich unabhängig
von ausländischen Unternehmen und
Behörden.

VON SEBASTIAN FREIER

Die Forderung ist Teil der „Berliner
Weltraumerklärung“, die der BDI am
Freitag vorstellte. Das Treffen deut-
scher Raumfahrtunternehmen war das
erste seiner Art. „Mit Investitionen in
die Raumfahrt investieren wir in die Zu-
kunft“, so BDI-Präsident Dieter Kempf.
Er zitierte eine Studie der Europäischen
Weltraumorganisation (ESA), nach der
jeder Euro, der in die Raumfahrt inves-
tiert wird, sechs Euro Rendite nach sich
ziehe. Wirtschaftsminister Peter Alt-
maier (CDU) betonte, das die Raum-
fahrt auch in puncto Wertschöpfung
immer bedeutsamer werde: „Weltraum-
fahrt wird zu einer alltäglichen Techno-
logie“. Schon jetzt sind Satelliten un-
verzichtbar für Navigationssysteme,
Kommunikationswege oder bei der
Wetterbeobachtung. Bei großen Sport-
ereignissen senden sie Bilder um die
Welt. Aber die Raumfahrt verspricht
auch die Erschließung von Zukunfts-
märkten. So werden Satelliten beim au-
tonomen Fahren zur Schlüsseltechnolo-
gie. Um Kollisionen im Straßenverkehr
zu vermeiden, könnten die Flugkörper
im Orbit punktgenau berechnen, wo
sich welche Autos bewegen. Satelliten-
navigation spielt ebenso im Flug- und
Schiffsverkehr eine große Rolle.
Auch deshalb drängen immer mehr
Start-ups in die Branche. KLEO Con-
nect ist eines dieser jungen Unterneh-

men. Der Münchener Betrieb wurde
2015 gegründet und entwickelt Software
im Bereich Logistik, mit dem Fokus auf
Schiff- und Luftfahrt. Doch für den
Weltraum scheint der deutsche Markt
noch nicht bereit zu sein. Das jedenfalls
merkte die Neugründung bei der Inves-
toren-Suche. „Unsere Rundumpartner
sind strategische internationale Inves-
toren“, sagt Unternehmenssprecherin
Anna Erhardt. Im Klartext sind das chi-
nesische Betriebe, zeigt ein Blick in den
Registerauszug des Unternehmens
deutlich. „Wir hätten es bevorzugt, eu-
ropäische Investoren zu finden. Anla-
gen in die Weltraumbranche stellen je-
doch für viele ein absolutes Risikokapi-
tal dar. Als unsere Gründer damals ver-
sucht haben, Investoren zu finden, ha-
ben sie hier auf Granit gebissen“, so Er-
hardt weiter. Die bereits fertig entwi-
ckelten Raketen werden die Münchener
deshalb aus China in den Weltraum
schießen. Die Satelliten könnten Daten
von Flugzeugen in Echtzeit übertragen.
Normalerweise werden diese erst nach
der Landung am Flughafen ausgewertet
und an Wartungsbetriebe übermittelt.
Da aber bis zum nächsten Start häufig
nur wenig Zeit bleibt, könnten War-
tungsbetriebe mit Echtzeitdaten schon
vor der Landung mit der Fehleranalyse
beginnen. Der Vorteil: ein enormer Zu-
wachs für die Flugsicherheit.

Solche neuen Anwendungen fallen in
den Geschäftsbereich „New Space“. Der
BDI sieht in ihnen „eine große Chance“
für die deutsche Industrie. Doch nicht
jeder kann sie ergreifen – das spüren vor
allem Gründer wie Daniel Metzler. Mit
gerade einmal 26 Jahren gründete er vor
einem Jahr das Unternehmen Isar Aero-
space Technologies. Doch, beschwert
sich der Jungunternehmer, Rückhalt
vom Staat fehlt ihm: „Es muss viel mehr
passieren. Da ist noch deutlich Spiel-
raum nach oben.“ Deutschland könnte
mehr bewegen, wenn sich „die Rolle des
Staates zu der eines Kunden wandelt,
der bei uns Privatunternehmen bestellt“.
Um die Relevanz des Zukunftsmark-
tes Weltraum zu verdeutlichen, ver-
gleicht Metzler das All sogar mit dem In-
ternet: „In den 90er-Jahren stellte das
Netz noch viele ungenutzte Chancen
dar. In den vergangenen 20 Jahren hat
sich viel getan. Vor derselben Situation
steht heute die Raumfahrt.“ Isar Aero-
space Technologies erlebte von Anfang
an eine starke Nachfrage und wird der-
zeit sogar von der ESA unterstützt. Das
Münchener Start-up entwickelt kleinere
Trägerraketen als beispielsweise die
Konkurrenz von der ArianeGroup – ein
Wettbewerbsvorteil. Dank des rasanten
technologischen Fortschritts sind Satel-
liten heute teilweise nur noch so groß
wie ein Schuhkarton. Der Bedarf an ex-
trem großen und leistungsstarken Rake-
ten sinkt dadurch – kleinere Raketen
sind gefragter. So plant derzeit Amazon
im Zuge des Kuiper-Projekts, mehr als
3000 Kommunikationssatelliten in den
Orbit zu schießen. Ziel soll ein weltwei-
ter Breitband-Internetzugang sein.
Metzlers Raketen sind ebenfalls für
Kommunikationssatelliten geeignet: Je-
de Rakete kann mit zehn Flugkörpern
bestückt werden, mit wenigen Starts
können so hunderte Satelliten in die
Umlaufbahn transportiert werden.
Die deutsche Industrie wünscht sich
ob solcher Chancen sogar einen eigenen
Weltraumbahnhof in Deutschland. Von

der euphorischen BDI-Forderung hält
Metzler dagegen wenig. „Deutschland
eignet sich als Standort gar nicht. Das
wäre aufgrund der großen Siedlungsge-
biete viel zu gefährlich“, so Metzler.
Vielmehr sollten deutsche Unterneh-
men mit Weltraumbahnhöfen wie in
Skandinavien oder Schottland zusam-
menarbeiten. Auch Bundeswirtschafts-
minister Peter Altmaier sieht den Bau
eines Weltraumbahnhofs kritisch und
schlägt ein anderes Prestigeprojekt vor:
Die Erkundung des Jupitermondes Eu-
ropa. Die entsprechende ESA-Mission
startet 2022 mit dem Start der Sonde
„Jupiter Icy Moons Explorer“. Das Pro-
jekt könne für positive Aufmerksamkeit
in der Bevölkerung sorgen und gleich-
zeitig ein Vorhaben mit großer Bedeu-
tung für deutsche Firmen sein. „Ich
kann Ihnen nicht versprechen, dass wir
viele Milliarden mehr mobilisieren wer-
den“, sagte Altmaier schließlich und
stieß bei vielen Unternehmen auf Un-
verständnis. So liegt Deutschland mit
seinem Weltraumbudget von 285 Millio-
nen Euro im Jahr 2018 im internationa-
len Vergleich weit zurück. Frankreich in-
vestiert fast dreimal so viel.

USA und China investieren mehr als ganz Europa


Stand: Feb. ���� Quelle: Radio Free Europe Radio Liberty; Unternehmensangaben

Jährliche Budgets der größten Raumfahrtbehörden (in Mrd. US-Dollar)

NASA (USA)
CNSA (China)
ESA (Europa)
Roskosmos (Russland)
CNES (Frankreich)
DLR (Deutschland)
JAXA (Japan)
ASI (Italien)
ISRO (Indien)
UKSA (Großbritannien)

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Der Weltraum ist voller Flugobjekte


Stand: März ���� Quelle: Union of Concerned Scientists

Anzahl der Satelliten im All nach Ländern

USA

���

China

Russland
Restliche
Welt

���

���

���

Deutschland bleibt am Boden


Gründer von


Weltraum-Firmen


finden hierzulande


und in Europa


kaum Kapitalgeber.


Stattdessen


greifen chinesische


Investoren zu


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