Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

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ENCORE


Architektur rendern, das ging schon im 18. Jahrhundert. Nicht mit


dem Computer, sondern mit Gips, Pigmenten und Knochenleim.


Nur wenige beherrschten die Scagliola-Technik, um täuschend echten


Stuckmarmor herzustellen. Don Enrico Hugford (geb. 1695 in


Livorno, gestorben 1771 in Florenz), der Sohn eines katholischen


englischen Uhrmachers im Dienste der Medici, hat das Kunst-


handwerk perfektioniert. Seine illusionistischen Intarsien fertigte


er im Schutz der Benediktinerabtei Vallombrosa speziell für ar-


chitekturbegeisterte Engländer, die auf ihrer grand tourgrand tourgrand tour nach Florenz nach Florenz


kamen. Lempertz konnte nun ein prachtvolles Konvolut von neun


Platten akquirieren (Schätzpreis 600.000–700.000 Euro). WOE


Gewalt war ihr Thema. Gewalt ihre Erfahrung. 1611 wird die


Malerin Artemisia Gentileschi von einem Kollegen vergewaltigt. Malerin Artemisia Gentileschi von einem Kollegen vergewaltigt.


Der peinigende Prozess, der sie schließlich rehabilitiert, dau-


ert Jahre. Als alles vorbei ist, kennt sie nur noch die starken Frauen ert Jahre. Als alles vorbei ist, kennt sie nur noch die starken Frauen


des antiken und christlichen Mythos. Zum Beispiel Lucretia,


römisches Sittenvorbild, schön, gebildet, tugendhaft, bis der Kö-römisches Sittenvorbild, schön, gebildet, tugendhaft, bis der Kö-


nigssohn Tarquinius über sie herfällt. Auch sie muss sich ver-


teidigen, auch sie wird freigesprochen, aber dann sticht sie sich


in einem Anfall von Radikalmoralismus das Messer in die


Brust. Ein Stoff, wie geschaffen für die Maler und Malerinnen


der Caravaggio-Nachfolge. Artemisia Gentileschi hat all ihre


fabelhaft malerische Delikatesse auf die Szene verwandt. Der we-


hende Schleier ist ein Wunder zartester Weißhöhungen. Ihre


Bilder sind selten auf dem Markt. Erst unlängst ist die Lucretia


in einer Privatsammlung in Lyon entdeckt worden, wo sie fast


vierzig Jahre lang ihre schöne Verzweifvierzig Jahre lang ihre schöne Verzweifvierzig Jahre lang ihre schöne Verzweif--


lung für sich behielt. Bei Artcurial auf


600.000 bis 800.000 Euro geschätzt.



Alte Meister



  1. November


bei Artcurial in Paris


Kunstgewerbe



  1. November


bei Lempertz in Kölnbei Lempertz in Köln


SCHÖNER


TOD


Das Wesen der Fotografie


sei dokumentarischer


Art, sagte August Sander.


Gleichwohl sind seine


„Menschen des 20. Jahr-


hunderts“ wohl kompo-


niert und inszeniert. Kurt


Tucholsky brachte es auf


den Punkt: „Sander hat


Typen fotografiert, Men-


schen, die so sehr ihre


Klasse, ihren Stand, ihre


Kaste repräsentieren,


dass das Individuum für


die Gruppe genommen


werden darf.“ Der Konditor


von 1928 ist so ein Typ.


Für einen noch zu Leb-


zeiten Sanders entstandenen Satz von 70 Ausstellungsabzügen erwartet


Grisebach einen Zuschlag von mindestens 300.000 Euro. WOE


Moderne und Gegenwartskunst



  1. November


bei Grisebach in Berlin


Einer für


ALLE


STUCKCHENWEISESTUCKCHENWEISE


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