Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

79


ENCORE


LUCIAN FREUD


Royal AcademyAcademyAcademy of of


Arts,


Royal


Arts,


Royal Academy


Arts,


Academy


London


Academy


London


Academy


27.10.19— 26.1.20


Natur ist längst Entertainment.


Plastikvulkane, Kunstgras, ver-


kabelte Springbrunnen, Skihal-


len oder theatralisch inszenierte


Dioramen mit ausgestopften Tie-


ren: Der Neokapitalismus hat


sich alle geologischen Phänome-


ne einverleibt, die einen Wow-


Effekt und somit Konsum erzeu-


gen – egal ob im Baumarkt


oder Freizeitpark, in der Hotel-


lobby oder im Museum. Gerrit


Frohne-Brinkmann baut Instal-


lationen, die dieses Edutainment


aufs Korn nehmen. In Erlangen


imitiert sein Erosion-CenterErosion-CenterErosion-Center Natur Natur-


katastrophen, wie sie den Men-


schen seit jeher faszinieren und


unterhalten. Die Debatte um


das Anthropozän, der vom Men -


schen irreversibel veränderten


Erde, erhält damit eine weitere


Komponente – die selbst ziem-


lich unterhaltsam ist. GB


Dirty Parrots, 2018


Immer scheint der Körper in diesem singulären Werk


auf eine grobe Weise vernutzt, gezeichnet von den Spuren


pfleglosen Umgangs mit ihm. Wenn Lucian Freuds weib-


liche oder männliche Aktmodelle auf dem Kanapee liegen,


den Blick freigeben auf ihr verwahrlostes Geschlechtsteil,


das von den Haaren wie von wilden Hecken überwach-


sen ist, dann hat die Nacktheit auch etwas Peinigendes.


Freud-Opfer sehen teilnahmslos zu, wie der eigene


Körper in seiner Schlaffheit über die Kissen fließt, dulden


die Malerei, die ohne viel Schonung, über sie herfällt.


Immer wieder hat sich der Maler auch selber die Schonung


versagt. In einer grandiosen Parade seiner über alle Lebens-


phasen hinweg entstandenen Selbstporträts– die Ausstel-


lung in der Royal Academy of Arts versammelt rund 50


Arbeiten– bekennt sich der Maler zu seinen Selbstzweifeln,


zur Fremdheit mit der eigenen Existenz und erzählt eine


Geschichte des Älter- und Einsamerwerdens, wie sie so nie


erzählt worden ist.HJM


In einem Europa, das sich oft uneins ist,


wird die Erinnerung an Gemeinsamkei-


ten wichtiger denn je. Dazu gehört auch


ein kulturelles Erbe, das über Grenzen


hinweg Identität stiftet. Zum Beispiel der


Jugendstil in den Donauländern, der EU-


finanziert drei Jahre lang erforscht wurde.


Das Museum für Angewandte Kunst in


Wien war an dem Programm beteiligt und


konnte den Nachlass eines der produk-


tivsten, aber weniger bekannten Gestal-


tern der Moderne aufarbeiten und digi-


talisieren: Otto Prutscher. Der Schüler von


Josef Hoffmann und Koloman Moser schuf


mehr als 50 Bauten, darunter Sozial-


wohnungen des Roten Wien, 300 Einrich-


tungsentwürfe wie etwa für das Café


Ronacher und über 200 Möbel und kunst-


gewerbliche Objekte. Mit seiner Würdi-


gung setzt das MAK seine Reihe über die


von Wien aus wirkenden Gesamtkunst-


werker des Jugendstils und Art déco fort.


WOE


Otto


PRUTSCHER


MAK, WIEN


20.11.19 – 17.5.20


GERRIT


FROHNE-


BRINKMANN


Kunstpalais,


Erlangen


16.11.19–9.2.20


Self-portrait, Reflection, 2002


Detail des Warmwasserbeckenraums im Dianabad,


Wien,1913/14


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