Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

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19.10.19 Samstag, 19. Oktober 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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DIE WELT SAMSTAG,19.OKTOBER2019 SEITE 24

PANORAMA


Breeemmmmeeeen Hamburg

Hannover

Leipzig

Münster

Rostockk

Düsseellddorrff

Frriieeddrichshafen

Saarbrüüccken

Köln

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Münchhen

Kassel

Stuttgart

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Frankfurt

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Antalya
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Innsbruck
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WELLLTTWETTERHEUTE

TEMPERAAATTURREKKKOORDE

DEUUTTSSCCHHLLAANNDDHHEEUUTTEE

VORHERSAAAGGE

Offffffttttwechhsellhhafffffftttt,vereiinzellttffreunddlich


Sonntag

Norden Süden

Montag Dienstag Mittwoch

Sonne

Mond

07 : 5218 : 21

21 : 4613 : 37
AngabenffürKassel

HäufigisteswechselhaftmitzumTTTeeilkräftigenRegen-
schauern.ImNordwestenkannesörtlichGewittergeben.Nurinder
OberlausitzsowieinOber-undNiederbayernzeigtsichdasWetter
etwasfreundlicherundtrocken.DieTTTeemperaturenerreichenWerte
zwischen 11 und 20 Grad.DerWindwehtüberwiegendschwachbis
mäßigmitfrischenbisstarkenBöenaussüdlichenRichtungen.
ZurzeitleidenbesondersPatientenmitHerz-Kreislauf-
ErkrankungenunterderWetterlage.Siesolltensichschonen.Bei
WetterfühligenkommtesvermehrtzuKopfschmerzen.VieleMen-
schenfühlensichheuteschnellmüdeundabgeschlagen.

DDublinn

Brüsssssel

OOssloo

Warschau

Bordeaauux

Kiew

Moskau

SSSt.Peteersburgg

Stockholmm

Rigaa

Reyykkkkjjjaavvikk

Koppennnhhaggeen

Berlinn

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Wienn

Zürich

Nizzzzaa

PPalma

LLondoonnn

Paris

Romm

AAtthheenn

Tuuniisss

Zaagrebb

Budapest

Lissssaabon

LLLaaasPalmmmaaass

BBarcelonna

Madrid

MMMaalaga

Algiier


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SSaanFrancisco YYYYaangon
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229 °°°°
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Mitte
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F
rauen bekommen Kinder im
Krieg. Frauen bekommen
Kinder, obwohl sie Drogen
nehmen und Alkohol trin-
ken. Frauen werden schwan-
ger, obwohl sie das gar nicht wollen.
Manche erfahren sogar erst kurz vor der
Geburt davon. Kinderkriegen, das ist
ein natürlicher Prozess, das kann doch
jeder – so denken viele. Auch Julie von
Bismarck dachte so, zumindest anfangs.
VON KATJA MITIC
Sieben Jahre später, nach Dutzenden
sinnlosen Kinderwunschbehandlungen,
weiß sie: Sie kann es nicht, sie wird nie
ein Kind zur Welt bringen. Und jede
Menstruation in diesen sieben Jahren
bedeutete, dass sich von Bismarck ein
kleines bisschen mehr wie ein „Versa-
ger“ fühlte, „der nicht einmal das Nor-
malste von der Welt zustande bekam“.
So sagt es die 43-Jährige. Das Treffen
findet im Hotel „Ritz“ statt, sie hat den
Treffpunkt selbst ausgesucht. Sie
wünscht sich, sagt sie, dass mehr darü-
ber gesprochen wird, was ein unerfüll-
ter Kinderwunsch für die Betroffenen
bedeutet. Und das ist vor allem: Leid.
Es sind Schuldgefühle, Ängste und
Verzweiflung, die von Bismarck schil-
dert, wenn sie von ihrer Sehnsucht nach
einem Baby spricht und von den Thera-
pien in den Kinderwunschkliniken. Sie
erzählt von blau-grünen Bäuchen durch
die vielen Spritzen, von dem tiefen
Loch der Hoffnungslosigkeit, in das sie
jedes Mal fiel, wenn ein Schwanger-
schaftstest negativ ausfiel. Sieben Jahre
fühlte sie sich gefangen im Kinder-
wunsch, wie auch der Untertitel ihres
Buches „84 Monate“ (Piper) lautet.
So wie von Bismarck und ihrem Ehe-
mann John geht es mittlerweile zehn
Prozent der Paare in Deutschland: Sie
bleiben ungewollt kinderlos. Beinahe je-
des sechste Paar entscheidet sich des-
halb für eine reproduktionsmedizini-
sche Therapie. Tatsächlich ist Deutsch-
land europaweit nach Spanien das Land
mit den meisten Zyklen zur Eizellge-
winnung beziehungsweise zum Einset-
zen von Embryonen, schreibt das Deut-
sche IVF-Register (DIR)in seinem aktu-
ellen Jahrbuch 2017. Demnach wurden
insgesamt 109.779 Frisch- und Auftau-
zyklendurchgeführt. Doch eine Be-
handlung garantiert noch lange keinen
Erfolg: Die Baby-take-home-Rate – also
die Schwangerschaften, die dann erfolg-
reich mit einer Geburt endeten – liegt
bei 23,1 Prozent (beim Transfer von
zwei transferierten Embryonen) und
ähnelt also fast der im natürlichen Zy-
klus. Ein Scheitern muss also – auch mit
medizinischer Hilfe – immer einkalku-
liert werden.
Bei von Bismarck beginnt dieses
Scheitern mit einer Fehlgeburt. Damals
war sie Anfang 30. „Der Verlust des ers-
ten Kindes“, sagt sie, „hat eine bleiben-
de Narbe hinterlassen, auch wenn in
Deutschland immer so getan wird, als
sei das normal.“ Von Bismarck geht
nach einer Ausschabung zu mehreren
Gynäkologen; die Fehlgeburt scheint
zunächst kein Hindernis zu sein, wieder
schwanger zu werden. Von den Ärzten
habe sie gehört, sie könne noch eine
„ganze Fußballmannschaft an Kindern
bekommen“. Eine Fehlprognose, wie
sich später herausstellt. In ihrem Buch
schreibt sie: „Es ist beängstigend, mit
welcher Leichtigkeit Ärzte derart fol-
genschwere Behauptungen aufstellen.
Man könnte auch sagen: lügen“.
Als die Schwangerschaft ausbleibt,
lässt sie sich von mehreren Experten
untersuchen. Die Diagnose: Von Bis-
marck hat das Asherman-Syndrom– ei-
ne Folge der Ausschabung, nach der sich
ihre Gebärmutterschleimhaut nicht
wieder richtig aufbauen konnte. Von
Bismarck wird mehrfach operiert, doch
bei einem der Eingriffe ist ein Arzt of-
fenbar dermaßen überfordert, dass er
mit einem viel zu großen Gerät ihre Ge-
bärmutter durchstößt. Zu dem Schock
mischt sich bei von Bismarck ein begin-
nendes Misstrauen der Kinderwunsch-
branche gegenüber. Immer neue Exper-
ten suchen sie und ihr Mann auf, und
dass, obwohl ihre private Krankenkasse
nichts davon übernimmt. Trotzdem
lässt sich von Bismarck auch im Ausland
behandeln. Das Paar zahlt selbst.
Die Kosten bei Kinderwunschbe-
handlungen können schnell explodie-
ren. Gesetzliche Krankenkassen über-
nehmen nur unter bestimmten Vo-
raussetzungen und dann auch nur ei-
nen Teil der Kosten, manche private
Krankenkasse zahlt sogar überhaupt
nichts. Die Autorin Melanie Croyé
weiß das: „Je dringender der Kinder-
wunsch wird, umso mehr lassen sich
die Patienten zudem hinreißen, viel
Geld für Zusatzmaßnahmen auszuge-
ben, deren Nutzen aber hochgradig
umstritten ist. So kostet ein einzelner
VVVersuch dann gerne auch mal 5000 Eu-ersuch dann gerne auch mal 5000 Eu-
ro.“ Croyé hat einen Ratgeber verfasst,
„„„Wenn der Storch nicht von alleineWenn der Storch nicht von alleine
kommt – gelassen durch die Kinder-
wunschbehandlung“. Die Idee dazu
kam aus eigenen Erfahrungen: Croyés
Kinder kamen nur dank medizinischer
Hilfe zur Welt. „Einige Praxen bieten
ihren zunehmend verzweifelten Pa-
tienten dann auch noch Zusatzbe-
handlungen an, die angeblich die
Chancen erhöhen sollen“, sagt Croyé.
„Oft ist der Nutzen aber umstritten,
es treibt vor allem die Kosten in die
Höhe.“ Am teuersten seien die Medi-
kamente, hinzu kämen Zusatzmaßnah-
men, die die Fruchtbarkeit verbessern
sollen oder die Einnistung unterstüt-
zen. „Leider ist stark umstritten, ob
das alles überhaupt etwas bringt.“
Immer tiefer rutschen die von Bis-
marcks in die Maschinerie: „Unser Leben
war bestimmt von meinem Zyklus.“
Spritzen setzen, Ovulationstests, Ultra-
schalluntersuchungen, Sex nach Datum
und Uhrzeit, Insemination, Vollnarkosen,
noch mehr Spritzen, Embryotransfers.
Und alles nur, um am Ende doch wieder
enttäuscht zu werden. Doch Aufgeben
kam nicht infrage: „Je öfter es nicht
klappte, desto größer wurde der Wunsch
und hat sich noch potenziert“, sagt von
Bismarck. „Es gab für mich keine Alterna-
tive zum Weitermachen.“ Auch die Kin-
derwunschärzte hätten dazu beigetragen,
indem sie wieder und wieder beteuerten,
dass sie von Bismarck „schon schwanger
bekämen“. Ihr Wunsch wurde schließlich
so groß, dass sie sichÜbelkeit, Geruchs-
empfindlichkeit und Unterleibsschmer-
zen einbildete.
Professorin Katrin van der Ven
kennt solche Geschichten, die zu
Schicksalen werden. „Wir leben in ei-
ner Leistungsgesellschaft, in der man
alles bekommen kann, wenn man sich
nur ausreichend Mühe gibt“, sagt die
Gynäkologin, die unter anderem mehr
als sieben Jahre lang die Ambulanz der
AAAbteilung für Endokrinologie und Re-bteilung für Endokrinologie und Re-
produktionsmedizin des Universitäts-
klinikums Bonn leitete. Viele Hundert
Kinder sind wahrscheinlich mit ihrer
Hilfe zur Welt gekommen, schätzt sie.
Doch nicht allen Patienten konnte sie
helfen: „Ich sage allen Paaren beim
Erstgespräch, dass es anstrengend wer-
den kann – sowohl die Behandlung an
sich als auch die Situation, wenn es
nicht klappt.“ Viele Patienten gerieten
dadurch zum ersten Mal in eine große
Lebenskrise. Denn sich in Kinder-
wunschbehandlung zu begeben bedeu-
te unter Umständen auch, sich über
Jahre in anstrengende Situationen und
permanente Enttäuschungen zu bege-
ben – körperlich wie emotional.
VVVor allem Frauen würden die Kin-or allem Frauen würden die Kin-
derlosigkeit oft als persönliches Versa-
gen empfinden, sagt Katrin van der
VVVen. „Das ist immer noch in unseremen. „Das ist immer noch in unserem
Kulturkreis verankert.“ Sie finde es er-
staunlich, dass das Frauenbild trotz
der Emanzipation immer noch so sehr
davon abhängt, ob man den Kinder-
wunsch erfüllen könne. Häufig beob-
achte sie, dass sich betroffene Paare
sozial isolieren. Meistens liege es da-
ran, dass andere in derselben Genera-
tion Kinder bekommen. „Das muss
man erst einmal verarbeiten können,
wenn Freunde das bekommen, was
man selber gerne haben möchte“, er-
klärt van der Ven. Hinzu kämen die be-
rüchtigten Nachfragen. Na, wie oft
wollt ihr denn noch Urlaub machen?
WWWann ist es denn so weit?ann ist es denn so weit?
„Da ist ja auch viel Kritik dabei“, er-
klärt die Gynäkologin. Ihr sei es deshalb
wichtig, dass ihre Patienten trotz The-
rapie ein gutes Leben führen und selbst-
verantwortlich Entscheidungen treffen
können, ob sie weitermachen wollen
oder nicht. Dazu gehört auch ein ehrli-
ches Gespräch mit dem Arzt darüber,
wie die Chancen wirklich stehen. „Die
Paare sollten dann auch den Mut haben,
über Alternativen oder andere Wege
nachzudenken. Dabei geht es ja immer
um eine Entscheidung für einen Le-
bensplan – entweder mit oder ohne Kin-
der.“ Und diesen Plan könne man sich ja
auch anderweitig erfüllen.
Von Bismarck kennt diese Isolation,
die von der Ven anspricht. „Ich glaube,
dass viele Freunde weggeblieben sind,
weil sie nicht mehr wussten, wie sie das
Thema ansprechen sollten oder ob
überhaupt.“ In ihrem Buch heißt es da-
zu: „Unsere Situation war für diese
Menschen ein Stimmungskiller. Nervig
und unangenehm. Und so wurden wir
mehr und mehr gemieden.“ Ablenkung
fand sie hauptsächlich auf Reisen unter
anderem in die USA oder nach Südafri-
ka – auch wenn sie währenddessen
trotzdem immer gehofft habe, „aus Ver-
sehen schwanger geworden zu sein“.
Ihr Ratschlag für ebenfalls Betroffene
lautet deshalb, gelegentlich so viel Ab-
stand wie möglich zwischen sich und
die Situation zu bringen.
Befreit aus der Gefangenschaft des
Kindeswunsches habe sie schließlich ihr
Mann John. Er entschied nach einem er-
neut gescheiterten Versuch: Genug ist
genug. Zugleich ließ von Bismarck zwei
Ärzte noch einmal unabhängig vonei-
nander ihre Krankenakten begutachten



  • auch, um endlich zu verstehen, warum
    es nicht geklappt hat. Das Ergebnis war
    niederschmetternd: Von Bismarck hatte
    aufgrund der Komplikationen nur noch
    eine fünfprozentige Chance, selbst
    schwanger zu werden. Trotzdem waren
    ihr immer wieder Embryonen einge-
    setzt worden. „Manchmal denke ich:
    Wie viele Kinder wir dadurch umge-
    bracht haben!“ Die Embryonen hatten
    keine Chance, sich in ihrer Gebärmut-
    ter einzunisten. Von Bismarck nennt
    das ein „Geschäft mit der Hoffnung“.
    „Wir waren der Ball in dem einzigen
    Flipperautomaten der Eckkneipe, und
    ein Gast nach dem anderen versuchte
    sein Glück im Spiel.“
    Doch die Diagnose bot auch die
    Chance, sich für eine Alternative zu öff-
    nen: Von Bismarck engagierte eine
    Leihmutter. Mit deren Hilfe kam
    schließlich ihre Tochter auf die Welt.
    Von Bismarck erinnert sich nach der
    Geburt an das Gefühl Erleichterung:
    „Und dann Erschöpfung. Völlige Er-
    schöpfung. Als wäre das letzte bisschen
    Energie mit der Geburt des Kindes auf-
    gebraucht gewesen.“ Sie wisse nun, was
    für ein echtes Wunder es ist, wenn man
    Kinder bekommen kann. Ein weiteres
    Kind mithilfe einer Leihmutter möchte
    das Paar nicht, sagt sie: „Unsere Toch-
    ter ist da, mehr wünschen wir uns gar
    nicht. Und man soll das Schicksal auch
    nicht herausfordern.“


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„Unser Leben


war von


meinem


ZYKLUS


bestimmt “


Sex nach Uhrzeit und ständige Enttäuschungen. Wer in der Maschinerie


von Kinderwunschkliniken steckt, muss hart im Nehmen sein


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