Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1

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19.10.19 Samstag, 19. Oktober 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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DIE WELT SAMSTAG,19.OKTOBER2019 DIE LITERARISCHE WELT 27


MONTAG, 18.00 UHR
Kurz vor der Bekanntgabe des Gewinners
des Deutschen Buchpreises, Umblicken im
Saal: recht ausgewogenes Geschlechterver-
hältnis, übrigens ein furchtbares Wort, wie
fast alle dieser wichtigen Wörter, Gleichstel-
lung, jedenfalls in der jüngeren, noch nicht
ergrauten Generation auf den ersten Blick so
viele Frauen wie Männer, in ähnlich mächti-
gen Positionen. Jury: ausgewogen, Shortlist:
ausgewogen. Der Mann gewinnt. Aber nicht,
weil er ein Mann, sondern weil er ein guter
Schriftsteller ist. Der Mann, der gewonnen
hat, kritisiert dann wiederum scharf den an-
deren Mann, der mit dem noch bedeutsame-
ren Preis aus Stockholm ausgezeichnet wird,
und lobt die Frau, die den anderen Nobel-
preis gewonnen hat und nun im doppelten
Sinne als politisch korrekte Entscheidung
herhalten muss (Frau, die die Akademie von
ihren Verfehlungen heilt, und Frau, die nicht
am Grab eines Kriegsverbrechers geredet
hat). Wer hat sie eigentlich gefragt?
Sehr viel später sagt jemand (Mann) und
meint den Buchpreis: Und dann gewinnt wie-
der der Mann, Jackie Thomae hätte das doch
auch bekommen können, schreibt doch auch
über Herkunft und ist noch dazu eine Frau.

MONTAG, 22.00 UHR
Beim Booker Prize gewinnen zwei Frauen.
Atwood für ihr Lebenswerk, denn „Die Zeu-
ginnen“ ist eigentlich ein zu schlechtes Buch,
um ausgezeichnet zu werden jenseits der po-
litischen Botschaft, die es enthält. Warum
nicht Bernardine Evaristo („Girl, Woman,
Other“) allein den Preis verleihen? Um At-
wood nicht zu düpieren? Um besser, moder-
ner als Stockholm zu wirken? Verringert man
so aber nicht die Arbeit einer schwarzen
Frau, wenn sie den wichtigsten britischen Li-
teraturpreis nur dann bekommt, wenn ihr ei-
ne weiße ältere Frau zur Seite gestellt wird?

DIENSTAG, 10.00 UHR
AAAlle jagen Olga Tokarczuk, als wollten sie einlle jagen Olga Tokarczuk, als wollten sie ein
Stück Antithese abbekommen. Am Messeein-
gang sagt eine Frau: „Sie sehen aber aus wie
Schneewittchen.“ Kompliment? Meta-Sexis-
mus? Bei der Eröffnung kritisiert Helga Flat-
land die Ministerpräsidentin sehr direkt, es
wwwirkt souverän, nicht zickig (Überlegung, ob esirkt souverän, nicht zickig (Überlegung, ob es
das Wort „stutenbissig“ noch gibt). Sehr viel
später: mehr Frauen als Männer in norwegi-
scher Tracht, an den Stehtischen des zur Bar
aaausgeweiteten „Frankfurter Hofs“ süffeln intel-usgeweiteten „Frankfurter Hofs“ süffeln intel-
lektuelle Anzugträger, alles sieht nordisch aus.

MITTWOCH, 17.00 UHR
Beim Kritikerempfang von Suhrkamp unter
den Älteren auf dem Parkett eher das Ver-
hältnis, wie es wahrscheinlich zu besten
Klettenberg-Straßen-Zeiten war, aber was
heißt das schon? Würde Handke anders
schreiben, wäre er eine Frau? Und: Sind
Frauen, die die Form von Männerbäuchen in
Anzügen diskutieren, sexistisch, und wenn
ja, Sexisten oder Sexistinnen?

MITTWOCH, 23.00 UHR
KiWi-Party, geschlechtsneutrale Betrunken-
heit, hinter dem DJ ein Display in Neonrot:
„I ain’t no Houellebecq girl.“

DONNERSTAG, 10.00 UHR
Am Amazon-Publishing-Stand sitzen aus-
schließlich Frauen und hören der Lesung ei-
ner Frau zu, es klingt nach Fantasy/Märchen/
Neofeminismus. Am Stand von Piper über-
groß Atwoods „Zeuginnen“-Cover mit der
gesichtslosen Frau. Daneben das Buch

„Deutschland und seine First Ladys von 1949
bis heute“, auf der Rückseite die Überschrift:

„Deutschland und seine First Ladys von 1949
bis heute“, auf der Rückseite die Überschrift:

„Deutschland und seine First Ladys von 1949

„Ohne Amt, aber mit Einfluss“. Man fragt
sich, wie viele Männer es gibt, auf die der
umgekehrte Fall zutrifft? Dazwischen Termi-
ne mit Pressefrauen, die wohl einzige Sparte
im Buchmarkt, die zu 99,9 Prozent weiblich
besetzt ist.

DONNERSTAG, 17.00 UHR
Olga Tokarczuk am Stand ihres Verlages, um-
lagert, befeiert, plötzliche Superprominenz.

DONNERSTAG, 22.00 UHR
Wichtige Buchmessenparty im Haus eines
wichtigen Mannes, Joachim Unseld, in des-
sen Frankfurter Verlagsanstalt großartige
Frauen erscheinen wie die deutsch-georgi-
sche Schriftstellerin Nino Haratischwili
oder, neuer, Pauline Delabroy-Allard, die mit
ihrer Erzählung einer lesbischen Amour fou
gerade in Frankreich und Deutschland für
viel Wirbel sorgte. Heute Abend hat die
Schauspielerin Julia Malik aus ihrem Roman
vorgelesen, der nächstes Jahr erscheinen
wird. Leider haben wir die Lesung verpasst,
aber Männer scharen sich um Malik und star-
ren sie an, auch wir starren, sie ist magne-
tisch. Eine Kollegin aus einer verwandten
Branche spricht über die Vorzüge weiblicher
Führungskultur, man ist schon etwas ange-
trunken, das Gefühl eines gendermäßigen
Epochenwandels kommt auf. Eine Lektorin
und eine Pressefrau sind eng befreundet und
feiern sich auf der unseldschen Terrasse auf
so herzerwärmende Weise gegenseitig für ih-
re beruflichen Erfolge ab, dass man denkt:
Langsam können wir es doch, netzwerken
und so. Uns Dinge gönnen, Buddys sein.

FREITAG, 9:30 UHR
Im Frankfurter Pavillon, einer Art aufblas-
barem Eventzelt aus weißem, zeppelinarti-
gem Stoff, innen viel Holz, sehr gemütlich.
Ernstes und wichtiges Thema: „Meinungs-
fffreiheit und Solidarität“. Es geht um Jour-reiheit und Solidarität“. Es geht um Jour-
nalisten und Journalistinnen, die einge-
sperrt oder ermordet werden, weil sie die
WWWahrheit schreiben. Deniz Yücel ist da, au-ahrheit schreiben. Deniz Yücel ist da, au-
ßerdem eine norwegische Staatssekretärin,
eine amerikanische Schriftstellerin sowie
der Geschäftsführer des Börsenvereins des
Deutschen Buchhandels. Die amerikanische
Schriftstellerin heißt Jennifer Clement und
war – nach 100 Jahren! – die erste weibliche

Präsidentin beim PEN, nämlich für den me-
xikanischen Landesverband. Sie nennt
fffurchtbare Zahlen: Allein 40 Journalistin-urchtbare Zahlen: Allein 40 Journalistin-
nen seien in den letzten fünf Jahren ermor-
det worden. Die norwegische Staatssekretä-
rin schaltet sich ein, sie pflichtet Clement
bei und erinnert daran, dass man, wenn man
über Gewalt gegen Journalisten und Schrift-
steller spreche, immer auch daran denken
müssen, dass Gewalt gegen Frauen oft eine
besonders grausame Dimension habe. Im
seltsamen Kontrast zur Ernsthaftigkeit des
Themas die Broschüre, die ein älterer Herr
in der Stuhlreihe vor mir durchblättert. Es
ist das Verlagsprogramm von Droemer
Knaur, in zarten Pastelltönen gestaltet, soll
es weibliche Leserinnen ansprechen, die ja
manchen Einschätzungen zufolge die letz-
ten überhaupt verbliebenen Leser sind. Da-
zu der Slogan: „Frauen haben viele Seiten.“
Idon’t know.

FREITAG, 16.00 UHR
Drei ergraute amrikanische Agentenlegen-
den sitzen an der Bar des Hessischen Hofs,
trinken strake Drinks, lautstark werden Ge-
schichten erzählt aus der guten alten Zeit,
welche Deals, wann mit wem. Eine Stunde
geht das so, und es werden ausschließlich
Männer erwähnt, Kennedy, Rockefeller, die
Frauen sind Frauen von Männern, eine schö-
ne alte „Mad Men“-Welt.

FREITAG, 17.00 UHR
Die Fotografin meldet sich, will ein Foto ma-
chen. Panische Frage, ob sie denn eine Bürste
dabeihat.

FRAUEN, DIE AUF


Im Literaturbetrieb heißt es plötzlich, Frauen wären auf dem


Vormarsch. Was bedeutet das? Ein phänotypisches Protokoll von der


Frankfurter Buchmesse. Von Mara Delius und Hannah Lühmann


M

ARLENE GAWRISCH / WELT

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FRAUEN BLICKEN


KKKronprinzessin Mette-Marit (oben) war extraronprinzessin Mette-Marit (oben) war extra
mit einem Literaturzug nach Frankfurt gereist.
Links: die frischgebackene Literaturnobelpreis-
trägerin Olga Tokarczuk, stets im Zentrum
der Aufmerksamkeit. Alle weiteren abgebildeten
Leserinnen sind keine „Houellebecq girls“

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