Die Welt - 19.10.2019

(Nora) #1
SCHWARZPLAN.EU

London,
England

D


eutschland ist meine
Heimat, und ich fühle
mich unglaublich wohl
hier. Weltweit sind wir
bekannt für unsere
Hochtechnologieindustrien, für den
Pioniergeist der Nachkriegszeit und
fffür unsere nicht mehr ganz so ver-ür unsere nicht mehr ganz so ver-
steckten Hidden Champions. Dennoch
macht mich unser Land manchmal ver-
rückt. Verständnislos schaue ich des
Öfteren auf unsere Kultur des Zö-
gerns, des Kritisierens und des Ha-
derns. Haben wir durch den vermeint-
lichen Wohlstand unseren Antrieb ver-
loren? Geht es uns zu gut, halten wir
zu sehr an dem Liebgewonnenen fest?
WWWenn ich gefragt werde, warum dieenn ich gefragt werde, warum die
ersten drei meiner vier Firmen von
ausländischen Unternehmen über-
nommen wurden und warum die Fir-
men, die ich starte oder in die ich in-
vestierte, oftmals in den USA ansässig
sind und von US-Investoren wie Klei-
ner Perkins finanziert werden, dann

stelle ich häufig resignierend fest: Wir
Deutsche sind vom Innovationstrei-
ber, dessen Maschinen die produktive
industrielle Welt antreiben, zum Chef-
Bedenkenträger geworden.
Hat man in Deutschland eine Idee,
die Potenzial hat, Märkte aufzuwühlen
und zu verändern, so hat der Deutsche
eine Gabe, die nur wenige andere Na-
tionen haben: Wir finden nanoparti-
kelgroße Haare in jeder köstlichen In-
novations- und Disruptionssuppe. Es
ist erstaunlich, wie man sich aus fast
jeder guten Idee und aus jedem guten
VVVorhaben erfolgreich herausredenorhaben erfolgreich herausreden
kann. Das Volk des „Ja, aber“ schafft es
nicht, einen Flughafen in seiner
Hauptstadt zu bauen, verhindert die
meisten großen Infrastrukturprojekte,
transformiert seine Kernindustrien
nicht und verweigert trotzig jede ver-
nünftige Diskussion über das, was auf
uns zukommen wird.
Beispielhaft illustriert wird das an-
hand der Energiewende. Ein Konzept,

das eine ganze Branche und neue In-
dustrie ermöglicht hat. Dessen Umset-
zung aber aus diversen Gründen nicht
so erfolgreich war, wie die ursprüngli-
che Konzeption vermuten ließ. Einmal
mehr haben wir uns als Volk der elo-
quenten Theoretiker und Dichter her-

vorgetan und nicht unbedingt als eine
Nation, deren Stärke die Umsetzung
ist. Obwohl ich es schade finde, dass
wir die Chancen der Energiewende für
die Industrie nicht vollständig genutzt
und anderen die Wertschöpfung über-
lassen haben, denke ich, dass es ge-
samtwirtschaftlich verkraftbar ist.
Anders verhält es sich meiner Mei-
nung nach mit der industriellen Trans-
ffformation, die vielen unserer Kernin-ormation, die vielen unserer Kernin-
dustriemärkten bevorsteht. Sollten
wir diese Transformation nicht erfolg-
reich meistern, wird unser Wohlstand,
auf dem wir uns heute ausruhen, bald
der Vergangenheit angehören. Diese
tektonische Marktverschiebung wird
oftmals als „digitale Transformation“
bezeichnet. Ein Begriff, den ich für ir-
reführend und deplatziert halte. Tech-
nologie spielt eine wichtige Rolle in
der Transformation, ist manchmal
auch der Nukleus der Realisierung. Je-
doch verändern sich Märkte durch an-
dere Elemente. Echte Treiber sind
zum Beispiel die Niedrigzinspolitik,
Preisdruck durch Globalisierung oder
auch die zunehmend stärkere Ferti-
gungsqualität bei immer kürzeren In-
novationszyklen aus anderen Märkten.
Ferner ist es sehr schwierig geworden
vorherzusagen, wie sich Märkte ver-
halten und wandeln.
Kaum ein Automobilist weiß, wie
lange er noch Verbrenner bauen wird
und in welcher Stückzahl. Das macht
es schwierig, große Anschaffungsin-
vestitionen in neue Maschinen und Fa-
briken zu rechtfertigen. Durch Ser-
vicemodelle verlagern große Unter-
nehmen daher das Marktrisiko auf die
kleineren Zulieferer, die ihre Produkte
nicht mehr verkaufen, sondern die
Produktionsleistung der Maschinen
als Dienstleistung anzubieten haben.
Es geht also nicht um die Transforma-
tion des Digitalen. Es geht darum, auf
neue Marktverhältnisse adäquat zu
reagieren. Es geht also um nichts Ge-
ringeres als die Neuerfindung des eige-
nen Geschäftsmodells. Was als sehr
undankbare Aufgabe daherkommt, ist
in Wirklichkeit eine große Chance.
Unternehmen, die diese Transformati-
on zum „As-a-Service-Anbieter“ schaf-
fffen, winken große Zugewinne anen, winken große Zugewinne an
Marktanteilen, stabile wiederkehrende
Umsatzströme und der Aufstieg vom
Zulieferer zum strategischen Partner.
In den Meetingräumen der Nation
kann man allerdings fast den Eindruck
bekommen, Firmenlenker nutzten die
„digitale Transformation“ als Ausrede,
nicht über die leider teilweise
schmerzhaften Auswirkungen einer
wahrhaftigen Transformation spre-
chen zu müssen. Geschweige denn die-
se umzusetzen. Eine Strategie, die
kurzfristig aufgehen mag und langfris-
tig als Bumerang zurückkommen wird
und Teile der Wirtschaft hart treffen
kann. Was machen die vielen Zuliefer-
unternehmen, die sich auf den Bau von
VVVerbrennungsmotorenkomponentenerbrennungsmotorenkomponenten
fffokussiert haben, in der Zukunft? okussiert haben, in der Zukunft?
Neben den Scheuklappen für echte
Transformation erstaunt mich ebenso,

dass Unternehmen oftmals gar nicht
wissen, auf welchen Schätzen sie sit-
zen. Häufig ist der Kern der Transfor-
mationsdiskussion das bereits beste-
hende Produkt. Dabei ist das Produkt
doch nur die Konsequenz aus den ei-
gentlichen Schätzen, die im Unterneh-
men vorhanden sind. Kundenbezie-
hungen, Marktzugänge, Know-how,
Kreditwürdigkeit, Domänenexpertise,
Marktkenntnisse, kompetente Mitar-
beiter und vieles mehr. Ich fände es we-
sentlich zielführender, nicht perma-
nent das bestehende Produkt verbes-
sern zu wollen, sondern sich anzuse-
hen, welche großen Herausforderun-
gen die Schätze, die das Unternehmen
hat, in Kombination mit dem Produkt
lösen können. Daraus kann Aufbruchs-
stimmung entstehen. Etwas Großes.
Eine Industrie, die sich teilweise wan-
delt und neu erfindet und nach der
Transformation noch stärker ist.
Bis endlich wieder das berühmte
Haar in der Suppe gefunden wurde.
Will man herausfinden, warum et-
was wahrscheinlich nicht funktionie-
ren könnte, empfiehlt es sich immer,
mit uns Deutschen zu sprechen. Ich
fffrage mich, ob wir erst die Fähigkeitrage mich, ob wir erst die Fähigkeit
entwickeln müssen, uns wieder für
Dinge begeistern zu können. Die Art
von Begeisterung, die auch ein unbe-
antwortetes Detail oder eine offene
Fragestellung nicht gleich stoppt. Nur
dann wird uns echte Transformation
in Industrie und Wirtschaft gelingen.
Ansonsten trifft uns der Rhythmus,
den Nationen durchmachen. Die Chi-
nesen waren reich, wurden satt und
langsam und haben sich als Nation neu
erfinden müssen. Als größter Infra-
strukturinvestor in Europa sind sie
nun mit all ihrem Hunger nach Wohl-
stand wieder vorne mit dabei. Als wir
Deutschen Hunger hatten, hat sich ein
stolzes Land mit einer beeindrucken-
den Industrie entwickelt. Wir leben
Qualität und streben nach
Produktperfektion. Eventuell ist es
nun an der Zeit, dass uns der anschei-
nend ständig wiederkehrende Wandel
in die hinteren Ränge versetzt.
Ich möchte das nicht akzeptieren
und glaube fest daran, dass wir aus ei-
ner Position der Stärke mehr erreichen
können als durch einen Neustart. Mit
Elan, Freude und viel Energie werde
ich alles dafür tun, einen kleinen, be-
scheidenen Beitrag zu leisten, dass wir
die Transformation unserer wichtigen
Industrien erfolgreich bewältigen und
neue Industrien und Geschäftsmodel-
le weltweit nachhaltig etablieren kön-
nen. Es gibt viele und immer mehr po-
sitive Beispiele, die mich hoffnungs-
voll stimmen. Aber es müssen mehr
werden. Wir sollten etwas weniger
philosophieren und kritisieren und
mehr umsetzen und handeln. Vom
Chef-Bedenkenträger der Welt zum
Umsetzungsweltmeister. Das ist mei-
ne Vision, und an der arbeite ich mit
größter Leidenschaft.

TJosef Brunner ist
Vorstandsvorsitzender von Relayr

Neuanfang


im Land des


„Ja, aber“


Um die Transformation seiner Industrie zu


bewältigen, muss Deutschland seine Kultur der


Bedenkenträgerei überwinden. Dazu sollte es


weniger philosophieren und mehr handeln,


fordert Josef Brunner


ES GEHT UM NICHTS


GERINGERES ALS DIE


NEUERFINDUNG DES


EIGENEN


GESCHÄFTSMODELLS


,,


WR 4


19.10.19 Samstag, 19. Oktober 2019


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Samstag, 19. Oktober 2019

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IV WELT EUROPEAN SUMMIT 2019 DIE WELT SAMSTAG,19.OKTOBER2019


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