Süddeutsche Zeitung - 12.10.2019

(singke) #1
Für den Supersamstag haben Brexit-kriti-
sche Abgeordneten rund um den Tory-Par-
lamentarier Oliver Letwin einen Antrag
formuliert, der den Ablauf der Abstim-
mung grundlegend beeinflussen könnte.
Sie wollen verhindern, dass eine Mehrheit
zwar für den Austrittsvertrag stimmt,
dass aber kommende Woche, wenn das
Kleingedruckte im Unterhaus verhandelt
werden soll, radikale Tories den Deal doch
noch zu Fall bringen können, um No Deal
durchzusetzen. Deshalb soll ein Gesetzes-
zusatz eingebracht werden, nach dem das
Unterhaus diesen Samstag nur berät,
aber seine letztgültige Zustimmung zu-
rückhält, bis der Vertrag in britisches Ge-
setz umgewandelt und durch alle Lesun-
gen gebracht ist. Damit wäre dem so ge-
nannten Benn-Act Genüge getan, der ei-
nen No Deal in jedem Fall verhindern will.
Würde dieser Zusatz angenommen, müss-
te Boris Johnson wohl doch noch in Brüssel
eine Verlängerung beantragen. CK

von cathrin kahlweit

W


eil so viel von der DUP ab-
hängt, hörte am Freitag-
morgen so ungefähr jeder,
der sich in Großbritannien
für den Brexit interessiert


  • oder sogar politisch für seine Umsetzung
    verantwortlich ist – aufmerksam dem
    nordirischen Abgeordneten Sammy Wil-
    son zu. Er ist der Brexit-Sprecher der pro-
    testantischen, unionistischen DUP. Diese
    Partei könnte über das Schicksal des
    Vertrags entscheiden, den unermüdliche
    Beamte in London und Brüssel ausgehan-
    delt hatten und den der britische Premier
    Boris Johnson und EU-Chefunterhändler
    Michel Barnier am Donnerstag erleichtert
    präsentierten.
    Da wusste Johnson schon, dass die DUP
    den Vertrag nicht gutheißen würde. Und
    dass es an diesem Samstag auf jede Stim-
    me ankommen würde. Das Unterhaus
    muss grundsätzlich entscheiden, ob der
    Austrittsvertrag in der kommenden Wo-
    che in Gesetzesform gegossen und Stück
    um Stück beraten und beschlossen wird.
    Oder ob Großbritannien – und damit die
    EU – in die nächste Runde geht. Die deut-
    sche Bundeskanzlerin hatte am Freitag be-
    reits signalisiert, dass eine weitere Verlän-
    gerung wohl sein müsse, wenn das briti-
    sche Parlament sich erneut verweigert.
    Sammy Wilson ist ein kleiner, bulliger
    Typ mit rosiger Gesichtsfarbe, der oft im
    Schatten von Parteichefin Arlene Foster
    steht, einer ziemlich resoluten Dame, und
    von Nigel Dodds, dem mindestens ebenso
    resoluten Fraktionschef der DUP im Unter-
    haus. Am Freitagmorgen aber war es Wil-
    son, der im BBC-Studio saß. Er antwortete
    auf die Frage, ob noch irgendetwas, das
    der Premier tue oder verspreche, die zehn
    DUP-Abgeordneten umstimmen und am
    Samstag zu einem Ja bewegen könne, mit
    einem schlichten: „Nein.“


Der Deal sei schlecht für die nordirische
Wirtschaft, erläuterte er dann, und
schlecht für die Bevölkerung. Dass er auch
abträglich für die Bedeutung der DUP in
Nordirland sein könnte, erwähnte Wilson
nicht. Denn die Mehrheit der Nordiren hat
für „Remain“ gestimmt. Eine Partei, die
den Verbleib des Nordteils der Insel im Ein-
flussbereich der EU verhindern will, dürf-
te langfristig Probleme bekommen.
Aber Wilson ging noch weiter. Man sei
im Gespräch mit zahlreichen Brexiteers
aus der Tory-Partei, sagte er. Sie sollten zu
ihrem Wort stehen und auch gegen das
Austrittsabkommen stimmen. Er sei sich
sicher, so Wilson, dass man einigen von ih-
nen ins Gewissen reden könne.
Die Mitglieder der European Research
Group (ERG), einer EU-feindlichen Grup-
pierung in der Tory-Fraktion, hatten mit
überwiegender Mehrheit im Frühjahr ge-
gen den Deal von Theresa May gestimmt.
Damals hatten sie argumentiert, nicht nur
überlasse der Vertrag Brüssel zu lange und
zu weitgehend die Kontrolle über die Ge-
schickes des Königreichs. Sondern zudem
müsse man die DUP in ihrem Kampf ge-
gen den Backstop unterstützen.
Die Nordiren hoffen nun, dass diese Soli-
darität bestehen bleibt. Aber danach sieht
es nicht aus. Maßgebliche Brexiteers ha-
ben mitgeteilt, der vorliegende Vertrag sei
ganz großartig. Wo Fragen offengeblieben
seien, vertraue man Boris Johnson voll
und ganz. Die ERG trifft sich vor der ent-
scheidenden Sitzung im Unterhaus zu ei-
nem letzten Kriegsrat; vorher werde es,
heißt es, keine Informationen über das Ab-
stimmungsverhalten der Gruppe geben.
Allerdings waren die ERG-Chefs zuletzt
häufig in der Downing Street gewesen.
Das letzte Mal, als sie die berühmte Tür
von Nummer 10 durchschritten, zeigten ih-
re Daumen nach oben.


Johnson braucht 320 Stimmen. Weil er
seit Wochen keine Mehrheit mehr im Un-
terhaus hat, wird nun hin- und hergerech-
net, was das Zeug hält. Wer ist dafür und
wer dagegen, wer fällt um, wer bleibt hart?
DerGuardianspricht von „letzten, hekti-
schen Verkaufsgesprächen vor einer super-
knappen Abstimmung“.
Überzeugen, überreden, bezahlen oder
becircen – das war am Freitag denn auch
die Aufgabe des Premiers, des Kabinetts
und der Downing-Street-Mitarbeiter. Alle
maßgeblichen Medien haben Statistiken
und Grafiken erstellt, wer wie abstimmen
könnte, die meisten kamen auf eine knap-
pe Mehrheit gegen Boris Johnson. Aber
eben nicht alle. Jede Wortmeldung, jeder
Tweet wurde von der sensationshungri-
gen Nation darauf abgeklopft, wer umge-
fallen oder an Bord gegangen war.
Dabei haben sich viele Abgeordnete
noch nicht geäußert, weil sie sich nicht von
Wählern, Parteichefs oder Kollegen unter
Druck setzen lassen wollen. Manche – zu-
mal jene, die womöglich mit Investitions-
und Geldversprechen für ihre Wahlkreise
geködert werden – dürften nicht wollen,

dass die milden Gaben der Regierung vor
der Abstimmung ans Licht kommen.
Labour-Vize John McDonnell beteuerte
derweil, er gehe davon aus, dass man kei-
ne Zwangsmaßnahmen ergreifen müsse,
um sozialistischen Abgeordneten klarzu-
machen, dass dieser Deal unerträglich sei:
„Kein Labour-Abgeordneter kann ernst-
lich dafür stimmen.“ Arbeiter- und Ver-
braucherrechte sowie Umweltstandards
würden unterminiert, die Gewerkschaften
seien auch dagegen, und Johnson sei nicht
zu trauen. Er werde mit jenen Kollegen,
die für den Deal stimmen wollten, „ein klei-
nes Schwätzchen halten“. Aber so ganz lo-
cker sah die Parteiführung die Sache dann
natürlich doch nicht. Denn kurz darauf
twitterte Jon Lansman von Momentum,
Chef der Unterstützergruppe von Partei-
führer Jeremy Corbyn, jeder Labour-Parla-
mentarier, der mit Ja stimme, werde bei
der nächsten Wahl nicht mehr aufgestellt.
Zu den Wackelkandidaten gehören
auch die Ex-Tories, die ihre Fraktion ver-
lassen mussten, weil sie für ein Gesetz ge-
stimmt hatten, das No Deal verhindern
soll. Die meisten werden wohl mit Ja votie-

ren. Viele sind ihrer Partei treu geblieben
und wollen nun solidarisch sein.
Sollte der Vertrag knapp scheitern, wird
das Benn-Gesetz umgesetzt; dann müsste
Johnson Brüssel um eine Verlängerung bit-
ten. Aber es gibt schon neue Spekulatio-
nen: Die ERG werde für den Deal stimmen,
ihn aber kommende Woche – möglicher-
weise mit stillschweigender Billigung
Johnsons – bei der Umwandlung in briti-
sches Gesetz scheitern lassen. So kämen
die Brexiteers zu ihrem favorisierten No
Deal. Und Sammy Wilson von der DUP ver-
wies verschmitzt darauf, dass es Johnson
nützen könne, wenn er verliert. Wenn er
als Held der Tories bei den Wahlen absah-
ne, könne er hinterher mit einer großen
Mehrheit nach Brüssel ziehen und dort um-
so mehr Zugeständnisse fordern. Wie man
es dreht und wendet: Die Folgen des Super-
samstags sind mehr als unabsehbar.

Das Brexit-Abkommen steht. Stimmt das
Unterhaus dem Vertrag zu, können die Bri-
ten die EU am 31. Oktober geordnet verlas-
sen – nach 46 Jahren Mitgliedschaft.


Was ändert sich am 1. November?
Bei einem geregelten Austritt mit gelten-
dem Vertrag ändert sich am 1. November
fast nichts, zumindest für Bürger und Un-
ternehmen. Eine Übergangsphase tritt in
Kraft, in der die bisherigen Regeln weiter
gelten. Es gibt keine Zölle und Zollkontrol-
len, Reisende brauchen kein Visum. Die
Phase läuft bis Ende 2020, kann aber um
bis zu zwei Jahre verlängert werden. Größ-
ter Unterschied ist, dass die britische Re-
gierung nicht mehr an Entscheidungen in
Brüssel beteiligt ist. Während dieser Über-
gangsphase will London einen umfassen-
den Freihandelsvertrag mit der EU ab-
schließen, der die Beziehungen langfristig
regelt. Ziel ist, dass Handel und Reisen
möglichst nicht schwieriger werden.


Hat die EU Zugeständnisse gemacht?
Die Einigung auf das geänderte Abkom-
men war nur möglich, weil beide Seiten
sich bewegt haben. Brüssel beharrte lange
darauf, dass der Austrittsvertrag nicht wie-
der aufgeschnürt wird. Höchstens bei der


begleitenden – unverbindlichen – politi-
schen Erklärung seien Anpassungen mög-
lich, hieß es. Nun wurde ein umstrittener
Teil des Vertrags doch umgeschrieben: Die
EU und London haben ausformuliert, wie
die Wirtschaftsbeziehungen zwischen
dem britischen Nordirland und dem EU-
Mitgliedsstaat Irland in Zukunft funktio-
nieren werden. Dabei wollte Brüssel ur-
sprünglich keine endgültigen Festlegun-
gen über künftige Beziehungen im Aus-
trittsvertrag treffen. Das sollte erst Teil
des Freihandelsabkommens sein. Außer-
dem akzeptierte die EU, dass das nordiri-
sche Regionalparlament die Vereinbarung
aufheben kann.

Und wo hat sich London bewegt?
Das Mitspracherecht des nordirischen Par-
laments war eine Forderung Boris John-
sons. Der britische Premier musste aber
Änderungen hinnehmen. Diese Anpassun-
gen machen es sehr unwahrscheinlich,
dass die Regionalvertretung tatsächlich
die Regelung aufhebt. Zudem akzeptierte
Johnson, dass Nordirland in vielen Berei-
chen de facto Teil des EU-Wirtschafts-
raums bleibt. Brüssel und London wollen
verhindern, dass zwischen Nordirland
und der Republik Irland Zollkontrollen nö-

tig werden. Daher soll sich Nordirland bei
Gütern weiter an EU-Produktstandards
halten. So muss an der Grenze nicht ge-
prüft werden, ob Lasterladungen, seien es
Heizlüfter oder Steaks, Brüsseler Verbrau-
cherschutzregeln entsprechen. Solche
Kontrollen sollen an Nordirlands Häfen
stattfinden, auch für Lieferungen aus Eng-
land, Wales und Schottland. Außerdem sol-
len die Grenzbeamten in den Häfen EU-
Zollregeln anwenden, also EU-Zölle erhe-
ben. Trotzdem bleibt Nordirland auf dem
Papier Teil des britischen Zollgebiets.

Klingt verrückt. Wie ist das möglich?
Brüssel und London wollen während der
Übergangsphase für Nordirland ein noch
nirgendwo erprobtes Zollregime entwi-
ckeln. In den nordirischen Häfen sollen
für Produkte, die nach Irland weitertrans-
portiert werden könnten, EU-Zölle erho-
ben werden. Bleiben die Waren dann doch
innerhalb Nordirlands, können Firmen
eventuell eine Erstattung beantragen. Bri-
tische Zollregeln gelten an den Häfen ledig-
lich für Waren, bei denen ein Weitertrans-
port in die Republik Irland sehr unwahr-
scheinlich ist. Einigen sich Brüssel und
London nicht schnell genug auf die Details
des Systems, kann die Übergangsphase

verlängert werden. Oder es werden EU-Zöl-
le auf alles erhoben, ohne Ausnahme.

All die Regeln betreffen nur Nordirland.
Was ist aber mit dem Handel zwischen
der EU und England?
Während der Übergangsphase ändert sich
nichts. Sobald London und Brüssel sich
aber auf einen Freihandelsvertrag geei-
nigt haben, gelten die Vorgaben dieses Ab-
kommens. Je stärker die Briten bereit
sind, weiterhin EU-Vorschriften anzuwen-
den, desto einfacher wird es für die Unter-
nehmen. Da Johnson aber ausgeschlossen
hat, dass Großbritannien Teil einer EU-
Zollunion bleibt, dürften gewisse Zollfor-
malitäten unvermeidbar sein. Das würde
bedeuten, dass etwa Lasterladungen zwi-
schen Dover und Calais zumindest stich-
probenartig kontrolliert werden müssten.

Dürfen die Briten EU-Standards künftig
schleifen?
Grundsätzlich ja. Die Briten dürfen künf-
tig selbst über ihre Handelspolitik bestim-
men. Sie können entscheiden, welche Stan-
dards sie im Verbraucher- und Umwelt-
schutz setzen. Liegen diese allerdings un-
ter jenen der EU, wird es für London
schwierig, ein Freihandelsabkommen mit

Brüssel zu schließen. Wie in den Handels-
gesprächen mit anderen Drittstaaten wird
die EU darauf achten, dass ihre Standards
nicht verwässert werden.

Was will die britische Wirtschaft?
Der größte Wirtschaftsverband des Lan-
des hat davor gewarnt, dass Johnson einen
relativ harten Brexit anstrebt. Die Sorge
ist groß, dass die Regierung sich zu weit
von den bislang geltenden EU-Regeln ent-
fernt. Vor allem der Dienstleistungssek-
tor, der 80 Prozent der britischen Wirt-
schaft ausmacht, dringt darauf, dass EU-
Vorschriften nicht aufgeweicht werden.

Ist der Zeitplan realistisch?
Dass bis zum Ende der Übergangsphase
im Dezember 2020 ein umfassendes Frei-
handelsabkommen steht, ist unwahr-
scheinlich. Bislang hat die britische Regie-
rung keine klare Vorstellung von den künf-
tigen Wirtschaftsbeziehungen mit der EU.
Kommt es in Großbritannien zu Neuwah-
len, verzögern sich die Gespräche ohne-
hin. Die Verhandlungen könnten sich also
lange hinziehen. Bis etwa der Handelsver-
trag zwischen der EU und Kanada (Ceta)
fertig war, dauerte es sieben Jahre.
björn finke, alexander mühlauer

Alles anders?


Louise Ellmanhat sich seit 1970 für die La-
bour-Partei engagiert. Erst als Stadträtin
in Lancashire, und seit immerhin 1997 als
Unterhaus-Abgeordnete. Ellman ist,
nach 55 Jahren, am 16. Oktober aus der
Partei ausgetreten. In einem deprimier-
ten Brief erklärte sie der Parteiführung
und dem Land, was sie zu diesem für sie
sehr schmerzhaften Schritt gebracht ha-
be: Sie könne nicht riskieren, dass Labour-
Chef Jeremy Corbyn in den kommenden
Wahlen zum Premierminister gekürt wer-
de, weil er für das Amt nicht geeignet sei.
Unter seiner Führung sei Antisemitismus
in der Partei zur Normalität geworden,
jüdische Mitglieder seien angegriffen, ge-
demütigt, aus der Partei gejagt worden.
Sie selbst, so Ellman, und ihre Werte hät-
ten sich nicht verändert. Was sich verän-
dert habe, sei ihre Partei.
Der Austritt der beliebten Abgeordne-
ten war im allgemeinen Getöse um Boris
Johnsons Deal mit Brüssel ein wenig un-
tergegangen, aber für die Sozialisten
selbst kam er zu einem denkbar schlech-
ten Zeitpunkt. Nicht nur hatte Corbyn zu-
letzt immer wieder betont, man habe das
Problem im Griff, antisemitische und ras-
sistische Umtriebe würden bekämpft. Ell-
mans Brief lenkte jedoch erneut das Au-
genmerk darauf, dass die Übergriffe und
der Hass weitergehen. Zugleich unter-
sucht die Equality and Human Rights
Commission, eine staatlich finanzierte
Menschenrechtskommission, ob „La-
bour Juden diskriminiert, belästigt oder
unterdrückt“.

Zu einem kritischen Zeitpunkt kommt
der Ellman-Rücktritt vor allem auch des-
halb für die Labour-Spitze, weil Corbyn
so viele andere Probleme am Hals hat,
dass er eine erneute Antisemitismus-De-
batte kaum brauchen kann. So ist die Po-
sition der größten Oppositionspartei
zum Brexit unter ihrem aktuellen Partei-
chef unklar, was Wähler und Abgeordne-
te zur Verzweiflung treibt. Die große
Mehrheit der Labour-Abgeordneten ist
gegen den Brexit; Labour hat bei der letz-
ten Wahl, alles in allem, mehr Remain-
als Leave-Wahlkreise gewonnen. Aber La-
bour hat eben auch viele Abgeordnete in
Brexit-Wahlkreisen. Vor allem in den In-
dustrieregionen, lange Labour-Stamm-
land, kämpfen Unterhaus-Abgeordnete
mit der Frage, ob sie sich gegen die Mehr-
heit ihrer Wähler stellen sollen. Labour
selbst hat auf dem letzten Parteitag fol-
gende, ziemlich komplizierte Devise aus-
gegeben: Wir sind im Prinzip für Remain,
respektieren aber das Ergebnis des Refe-
rendums. Nach vorgezogenen Neuwah-
len, in denen wir, was den Brexit angeht,
neutral bleiben, würden wir im Falle ei-
nes Wahlsiegs mit Brüssel einen besse-
ren Deal aushandeln, als die Tories je be-
kommen haben oder werden, und wür-
den diesen Deal dann in einem Referen-
dum zur Wahl stellen.
Weil das nicht mal alle Labour-Mitglie-
der verstehen, hat die Parteispitze ein
massives Kommunikationsproblem. We-
nige Tage vor der für diesen Samstag an-
gesetzten Unterhaus-Abstimmung war
daher im Labour-Hauptquartier das Mot-
to ausgeben worden, man werde nun
doch schon am Samstag für ein zweites
Referendum stimmen. In der Nacht zum
Freitag kassierten Parteichef Corbyn und
sein Vize, Schattenfinanzminister John
McDonnell, den Plan aber wieder und wol-
len nun, nach einem möglichen Nein zum
Deal, kommende Woche im Unterhaus
über ein Referendum abstimmen lassen.
Als würde dieses Chaos noch nicht rei-
chen, hat Labour auch massive interne
Probleme. Corbyn ist bei den Wählern im
Land herzlich unbeliebt; es gilt als un-
wahrscheinlich, dass die Linke mit ihm ei-
ne Wahl gewinnen kann. Seine Unterstüt-
zer, vor allem in der Graswurzelbewe-
gung Momentum, wollen einen Sturz Cor-
byns mit allen Mitteln verhindern. Aber
dem Vernehmen hat auch ausgerechnet
Parteivize McDonnell schon angefangen,
Corbyn-Vertraute aus dem Büro der Par-
teiführung zu entfernen. Der interne
Machtkampf bei Labour geht gerade erst
richtig los. cathrin kahlweit

Jeremy Corbyn ist
bei den Wählern im Land
herzlich unbeliebt

Viel Lärm um (zunächst) nichts


Warumsich nach einem Brexit am 1. November erst einmal kaum etwas verändern dürfte – und ein spürbarer Wandel noch länger dauern wird


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auchden Podcast.
 sz.de/nachrichtenpodcast

Unter


Schmerzen


Mittenim Brexit-Streit leistet
sich Labour einen Machtkampf

2 THEMA DER WOCHE HMG Samstag/Sonntag, 19./20. Oktober 2019, Nr. 242 DEFGH


Überreden,


überzeugen,


bezahlen


Wie Großbritanniens


Premierminister versucht,


in letzter Minute


eine Mehrheit im Parlament


für die Scheidung von der EU


zusammenzubekommen.


Da hat er viel zu tun


FOTO: KENZO TRIBOUILLARD/AFP, (M) SZ

In einer Sondersitzung wird das Unterhaus über den Ausstiegsplan der Regierung entscheiden.


Boris Johnson gibt sich, wie immer, siegesgewiss. Im Zweifel existiert ohnehin ein Plan B


KOMMT DER BREXIT JETZT?


Die Protestanten rufen


die Brexiteers


ebenfalls zum Nein auf


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