Süddeutsche Zeitung - 12.10.2019

(singke) #1
interview: ralf tögel

A


rne Dirks hat sich für das Tref-
fen einen hippen Laden ausge-
sucht, die White Bulldog Kaffee-
rösterei im Herzen Nürnbergs.
Coole Jungs stehen an der The-
ke, Wasser darf man sich selbst aus einem
Hahn am Tresen zapfen. Dirks, 42, wohnt
in der Nähe, er trinkt eine heiße Schokola-
de. Sein Arbeitsplatz ist 60 Kilometer wei-
ter nördlich, in Bamberg. Dirks ist seit Jah-
resbeginn der neue Geschäftsführer von
Brose Bamberg. Der Klub ist aktuell Sechs-
ter in der Basketball-Bundesliga (BBL), am
Sonntag gastiert Gießen (18 Uhr), den Auf-
takt in der Champions League hat das neu
formierte Team beim tschechischen Klub
Nymburg verloren. Arne Dirks ist der
Mann, der den Umbruch der Bamberger fe-
derführend begleiten soll – und erklären.

SZ: Der FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß
sagte in der Auftakt-Pressekonferenz
zum Bundesligastart, er finde es schade,
dass seinen Münchnern in Bamberg ein
ernster Konkurrent abhanden komme...
Arne Dirks: Ist das so?
Er sagt jedenfalls, er hoffe, dass Michael
Stoschek (Vorsitzender der Gesellschaf-
terversammlung des Hauptsponsors Bro-
se) bald wieder tiefer in die Tasche greift.
Wir haben nach meinen Kenntnissen in
Brose immer noch den größten Einzelspon-
sor in der BBL. Michael Stoschek, bezie-
hungsweise Brose, macht unheimlich viel
für Bamberg. Und das wird auch weiterhin
der Fall sein.
Also bleibt alles beim Alten?
Das nicht, es galt sicherlich in den letzten
Monaten, den Verein zu restrukturieren,
das hat viel Zeit und Energie gekostet. Für
uns ist wichtig, uns neu aufzustellen, das
tun wir gerade. Das bedeutet, uns nicht
nur auf Brose zu verlassen, sondern auch
im klassischen Sponsoring zuzulegen und
den Etat zu erhöhen.
Der Status des Meisterschaftsanwärters
ist aber erst mal verloren.
Mir gefällt diese Rolle. Vor dem Spiel ge-
gen Berlin wurde mir von einem Journalis-
ten prophezeit, dass wir nach deren Euro-
league-Sieg gegen St. Petersburg mit min-
destens 20 Punkten untergehen werden.
Sie verloren dann 74:78, ein Sieg wardrin.
Sehen Sie! Ich glaube, wir werden unter-
schätzt, zumindest hoffe ich das. Wir ha-
ben eine Mannschaft, die sich anders dar-
stellt als in den vergangenen Jahren, ohne
große Namen wie Tyrese Rice.
Zählen Sie noch zum Favoritenkreis?
Wenn man die Experten hört, führt kein
Weg an München vorbei, die haben einen
Riesenetat und sind, wenn nichts schief-
geht, Topfavorit. Dann kommt Alba, Olden-
burg, Ulm, und irgendwie sind wir nicht
mehr dabei. Ich finde das schön: Auf der ei-
nen Seite können wir so in Ruhe arbeiten,
auf der anderen Seite überraschen mit
dem Basketball, den wir spielen wollen.
Oder müssen: Der Etat wurde empfind-
lich gekürzt.
Da brauchen wir nicht herumreden, wir ha-
ben eine Kürzung von 30 Prozent, insofern
sind wir finanziell nicht mehr da, wo wir
waren. Das wollen wir aber über Leiden-
schaft, Kampf, Herzblut und mannschaftli-
che Geschlossenheit wettmachen.

Das hat dem Team gefehlt?
Ich will uns nicht mit Vechta vergleichen,
aber sie haben gezeigt, was man erreichen
kann, wenn man als Team zusammen-
wächst, wenn jeder für den anderen ein-
steht. Diese Philosophie haben wir uns auf
die Fahne geschrieben. Einige meiner BBL-
Geschäftsführerkollegen haben mich be-
reits angesprochen, dass man die Spieler,
die wir inzwischen holen, googeln muss,
die kennt keiner. Ich finde das amüsant.
Wie viel sind 30 Prozent weniger im Etat?
Ich werde keine Zahlen nennen, aber ich
denke, dass wir uns da einpendeln wo Alba
ist, ein Stück weit vor den anderen.
Bei 15 Millionen, 20?
Netter Versuch.
Es gab epische Playoff-Duelle mit dem
FCBayern in den vergangenen Jahren, al-
les vorbei?
Rein auf dem Papier ist Bayern so weit
weg, dass sie durch die Liga spazieren
müssten. Aber es ist Sport, wie man im Po-
kal sehen konnte(da schied der FC Bayern
am Montag gegen Bonn aus/Anm.). Wir wol-
len als Bamberg wieder mehr in die Rolle
der Gallier schlüpfen.
Das große Bamberg, Freak City?
Berlin und München sind große Städte mit
ganz anderen Möglichkeiten, um Sponso-
ren zu finden. Das soll aber nicht heißen,
dass wir gegen die Bayern nicht gewinnen
wollen.
Das klingt nach dem Pfeifen im Walde.
Wir haben einen Zwei- bis Dreijahresplan,
wir wollen uns von Spiel zu Spiel verbes-
sern und in der kommenden Saison voll
aufschlagen. Auf der anderen Seite sind
wir Brose Bamberg – ich kann jetzt nicht
sagen, wir wollen um die Playoffs mitspie-
len. Ein klares Ziel benennen wir nicht,
aber wir wollen oben dabei sein.
Ihr Klub hat viel für die Entwicklung der
Liga getan, wollte sich international eta-
blieren, hat auf eine Euroleague-Lizenz
spekuliert. Das wurde beharrlich igno-
riert. Dann kommt der FC Bayern und

wird mit Wildcards hofiert. Nun dieser
harte Schnitt, sind Sie beleidigt?
Nein, das sehe ich nicht so. Wir hatten eini-
ge finanzielle Schwierigkeiten aufzuarbei-
ten, das schlägt sich auch auf den Etat nie-
der. Der ist – möchte man in der Eurolea-
gue eine Rolle spielen – jetzt sicher zu nied-
rig, auch die Mannschaft ist zu klein. Da
kann man nicht mit zwölf Spielern in eine
Saison gehen, schauen Sie sich die Kader
von Berlin und München an. Die Champi-
ons League ist für uns interessanter.
Muss man sich gleich fünf Jahre an die
drittklassige Champions League binden?
Persönlich finde ich diese Spielklasse
höchst interessant. Zum einen sehe ich
den Qualitätsunterschied zum Eurocup
nicht (der auch von der Euroleague organi-
siert wird und als der zweitbeste europäi-
sche Wettbewerb gilt/Anm. d.Red), und ich
sehe in der Champions League einen ganz
anderen sportlichen Wettbewerb.
Weil die Euroleague Fix-Starter hat?
Es wurde bei der jüngsten Sitzung in Mün-
chen sehr deutlich, dass die Euroleague
das klare Ziel verfolgt, sich abzuschotten.
Elf Teams haben eine Lizenz, dazu gibt es
zwei fest vergebene Wildcards, unter ande-
rem für München, also spielt die nationale
Meisterschaft keine Rolle mehr. Würden
wir Meister werden, wäre nicht einbmal
klar, ob wir mitmachen dürften. In der
Champions League spielt mit Sassari der
letztjährige Meisterschaftszweite aus Itali-
en, der dort im Halbfinale das Euroleague-
Team aus Mailand geschlagen hat.
Das nervt Sie offenbar?
Die Euroleague hat ein Interesse an gro-
ßen Teams und großen Namen, da gab es
den Gedanken, London mitmachen zu las-
sen. Sportlich uninteressant, aber eine
Wahnsinnsstadt. Wenn man so denkt, ist
Bamberg nicht interessant. Aber ist das
ein sportlicher Wettbewerb oder eine rein
wirtschaftlich getriebene Liga?
Aber die besten Spieler wollen sich in der
Euroleague zeigen, senkt das nicht Bam-
bergs Attraktivität?
Solche Spieler, die nach München gehen,
sind für unser Budget nicht machbar. Das
ist aber sicher ein Argument für viele Spie-
ler, besonders für Agenten. Wir haben das
bei unseren Verpflichtungen nicht ge-
spürt, für uns geht es auch darum, Bam-
berg als Standort für Spieler interessant zu
machen, die sich weiterentwickeln wollen.
Ich denke zum Beispiel an unseren Indivi-

dualtrainer Stefan Weissenböck, der euro-
paweit führend ist in der Entwicklung von
Spielern. Er hat sogar die Wurfquote von
Nikolaos Zisis(griechischer Basketballer,
bis zum Sommer in Bamberg, d.Red.) ver-
bessern können. Mit solchen Argumenten
müssen wir punkten.
Sehen Sie angesichts der Entwicklung der
beiden BBL-Topteams die Gefahr, den An-
schluss zu verlieren?
Wir haben im Moment eine Situation wie
in der Fußball-Bundesliga. Bayern Mün-
chen thront über allem, und es wäre eine
absolute Überraschung, wenn sie nicht
Meister werden. Gegen Alba waren wir auf
Augenhöhe, am Ende fehlte uns die Kalt-
schnäuzigkeit, aber die Mannschaft
wächst gerade erst zusammen.
In der vergangenen Saison schied Bam-
berg im Playoff-Viertelfinale gegen einen
Aufsteiger aus, in der Champions-League-
Endrunde gab es böse Pleiten – aber der
Klub hat den Pokal gewonnen. Sie sind
der neue Mann in der Schaltzentrale, wie
beurteilen sie das Vorgefundene?
Der Pokalsieg ist stark, von den Zahlen her
waren wir besser als Alba Berlin, das Pokal-
finale war großer Sport. Auch das Errei-
chen des Final Four in der Champions
League war kein Selbstläufer. Was wir dort
gezeigt haben, war aber eine Katastrophe,
wir haben uns nicht gut präsentiert. Wir
haben also, auch schon in der Saison da-
vor, extrem viel Kredit verspielt.
Gegen Berlin war die Halle nicht voll, die
erste Quittung?
Das Publikum war ein Grund dafür, dass
ich hierher gekommen bin. Da ist jeder
Fan, vom Oberbürgermeister bis zum Neu-
bürger. Jeder redet über Basketball, Fuß-
ball spielt keine Rolle. Aber als ich kam,
war die Stimmung nicht gut. Denn das A
und O ist für uns tatsächlich das Auftreten
der Mannschaft. Wenn wir so weiterma-
chen, ist die Halle bald wieder voll.
Glauben Sie, es reicht, tapfer zu kämpfen
und mit 20 Punkten zu verlieren?
Tun wir ja nicht. In Bamberg ist Basketball
fast Religion, die Fans kennen sich aus, sie
wollen ein Team sehen, das alles gibt.
Dann kann man auch Spiele verlieren, wie
jetzt gegen Berlin. Alle sind trotzdem
glücklich nach Hause gegangen.
Die Mannschaft war überaltert, teilweise
mit hoch dotierten Verträgen ausgestat-
tet. Gibt es noch Altlasten?
Nein, wir haben alle beglichen.

Es wurden aber Verträge aufgelöst, die
von Augustine Rubit oder Patrick Heck-
mann zum Beispiel.
Dafür haben wir etwas Geld ausgeben müs-
sen, das stimmt. Aber wenn man einen Cut
machen will, dann muss man richtig rein.
Das haben wir getan und acht von zwölf
Spielern ausgetauscht.
Sie leihen Spieler aus München, die Bay-
ern holen Spieler aus der NBA. Ist der Un-
terschied tatsächlich so riesig?
Ja, das liegt schon allein am Etat. Unser An-
spruch ist auch, Spieler zu holen, die pas-
sen. Wir haben nicht nach Namen ge-
schaut, sondern nach Spielern, die unser
Anforderungsprofil erfüllen. Nelson Wei-
demann ist jung, unglaublich athletisch,
schnell und ein echter Kämpfer. Wir wol-
len ihn entwickeln und er hat Lust darauf,
das passt. Wir haben ihn zwei Jahre vom
FC Bayern ausgeliehen, mit Kaufoption.

Stoschek nannte erst Alba als Vorbild,
dann kamen die Spiele gegen Antwerpen,
plötzlich war der belgische Klub Vorbild.
Der Sportdirektor, der Trainer und der
Spielmacher wurden von dort geholt. Bel-
gien ist aber nicht die Bundesliga – kann
das gut gehen?
Sonst hätten wir es nicht gemacht. Das wi-
derspricht sich doch nicht. Berlin ist in sei-
ner Jugendarbeit herausragend, und sie
haben einen Trainer, der die Talente auch
spielen lässt. Das ist ein Anspruch, den
auch wir verfolgen. Denken sie an Spieler
wie Thiemann, Kratzer oder Obst: Sie wur-
den in Bamberg ausgebildet.
Bekamen dort aber kaum Spielzeit.
Dann gehen sie weg, richtig. Momentan ha-
ben wir nicht die Fülle von Talenten, daran
sind wir selbst schuld.
Das soll die bisherige sportliche Führung
der Antwerpen Giants ändern?
Die haben mit fünf, sechs Spielern aus der
eigenen Jugend eine gute Rolle in der
Champions League gespielt. Das sind also
ähnliche Konzepte. Sportdirektor Leo de
Rycke hat ein Leistungszentrum aufge-
baut, aus dem tolle Spieler hervorgingen.
Der frühere Brose-Trainer Bagatskis war
lettischer Nationalcoach, kam aus Tel
Aviv; der litauische Sportdirektor Rut-
kauskasgalt als bestens vernetzt. Jetzt ka-
men zwei unbekannte Belgier, ist das
nicht ein bisschen viel Risiko?
Das beschreibt ganz gut, wer wir sind und
wo wir hinwollen. De Rycke ist nicht weni-
ger gut vernetzt, er kennt jeden Spieler aus
der zweiten finnischen Liga, der Eurolea-
gue bis zur NBA. Aber er ist kein Lautspre-
cher, sondern ein unfassbar harter Arbei-
ter. Er schickt mir nachts Nachrichten,
wenn er einen Spieler entdeckt, der zu uns
passt. Ich bin sehr glücklich, ihn zu haben.
Seit der Entlassung von Meistertrainer
Andrea Trinchieri ist der Klub nicht mehr
zur Ruhe gekommen, Trainer und Sport-
direktoren wechselten, Geduld war nicht
viel vorhanden. Schlafen Sie gut?
Ja, ausgezeichnet. Wir haben eine Idee ver-
folgt und durchgezogen, wir haben in Roel
Moors einen Trainer geholt, der uns über-
zeugt hat mit seiner klaren Vorstellung,
wie er spielen will. Derzeit geht der Plan
auf, wenn er das nicht mehr tut, müssen

wir uns wenigstens nicht den Vorwurf ma-
chen, keine Philosophie verfolgt zu haben.
Vechtas Trainer Pedro Calles soll auch ein
Kandidat gewesen sein?
Habe ich auch gelesen.
Er war also kein Thema?
Wir haben uns für Moors entschieden,
mehr werden Sie von mir nicht hören.
Was ist mit diesem Team in dieser Saison
zu erreichen?
An erster Stelle wollen wir attraktiven und
guten Basketball spielen, das ist nicht nur
so dahergesagt. Wir wollen den Fans und
Partnern den Spaß wiederbringen, dass
sie zufrieden heimgehen. Aber natürlich
wollen wir auch vorne mitspielen, das gilt
für Liga, Pokal und Champions League.
Und mittelfristig?
Definitiv oben angreifen. Momentan ist
München weg, aber wir wollen schon um
die Plätze zwei bis vier spielen.
Leo de Rycke hat bei seiner Vorstellung
die Euroleague ins Spiel gebracht, Sie ha-
ben das schnell wieder eingefangen.
Fehlt da nicht die Vision?
Wir haben langfristig in der CL unter-
schrieben und fühlen uns da wohl. Die Eu-
roleague ist momentan keine Option.
Reicht das nachhaltig? Früher haben Sie
die Bayern gedemütigt, jetzt spielen Sie
um den zweiten Platz?
Wirtschaftlich ja, aber natürlich wollen
wir sie ärgern. Man tritt ja nicht an und
sagt, man will Zweiter werden. Wir wollen
auch gegen München gewinnen, verwund-
bar sind sie, das hat Bonn gezeigt. Aber wir
haben keinen Greg Monroe im Kader (ei-
nen Center, den der FC Bayern aus der NBA
geholt hat/Anm.).
Aber Paris Lee. Auf den Schultern des
Spielmachers lastet viel. Er sollte sich lie-
ber nicht verletzen.
Daher haben wir auch reagiert. Gegen Gie-
ßen wird erstmals Retin Obasohan im Ka-
der stehen. Er hat letzte Saison für das
Farmteam der Phoenix Suns in der
G-League gespielt und besitzt durch die
Saison 2017/18 bei den Oettinger Rockets
Gotha auch Bundesligaerfahrung. Er ist
unser letztes Puzzleteil für diese Spielzeit.
Aleix Font wurde als Talent aus Barcelona
angepriesen, muss er wieder gehen?
Ja, er wird uns wieder verlassen. Es ist
schade, er ist ein klasse Typ und passt gut
ins Team. Aber für ihn ist der Sprung von
der zweiten spanischen Liga zu groß.
Uli Hoeneß hatte auf der angesprochenen
PK noch erzählt, wie Spielerverpflichtun-
gen in München ablaufen: Geschäftsfüh-
rer und Sportdirektor gucken sich einen
aus, den sie unbedingt wollen und er
schaut, dass er das nötige Geld besorgt.
Wäre das kein Muster? Fragen Sie doch
mal Herrn Stoschek?
Das wäre viel zu einfach, ich mag Heraus-
forderungen. Ich habe ein Budget, das gilt
es einzuhalten. Aber ich kann es verbes-
sern, indem ich weitere Partner finde,
mehr Tickets verkaufe und so weiter. Das
Budget sieht nicht vor, dass ich zu Herrn
Stoschek renne und sage, ich will den und
den Spieler haben. Also ist die Kunst jetzt,
einen Spieler zu finden, der sportlich und
finanziell passt.
Die neue Führung ist ohnehin nicht sehr
verwöhnt: Trainer und Sportdirektor
kommen aus Antwerpen – und Sie waren
lange für Bremerhaven tätig.
Wir haben eine Etatkürzung, sind nicht
mehr da, wo wir mal waren, für die han-
delnden Personen sind das aber immer
noch tolle Spieler. Das ist auch gut so, Leu-
te zu haben, die gelernt haben, Spieler zu
finden, die sich weiterentwickeln.

„Das Budget sieht nicht vor,
dass ichzu Herrn Stoschek
renne und sage, ich will
den und den Spieler haben.“

Sieben Tore, sechs Videobeweise, drei Elf-
meter und ein Platzverweis: In einem
wahnwitzigen Zweitliga-Spiel hat Bun-
desliga-Absteiger 1. FC Nürnberger eine
bittere 3:4 (0:0)-Niederlage beim FC Erz-
gebirge Aue hinnehmen müssen. In der
letzten Szene des Spiels scheiterte der
Schweizer Michael Frey mit einem Foul-
elfmeter an Aue-Torhüter Martin Män-
nel, die Niederlage war damit besiegelt. „
Ich bin jetzt 20 Jahre Fußball-Trainer
und habe so ein Spiel noch nie erlebt“, sag-
te Nürnbergs Trainer Damir Canadi bei
Sky. Dimitrij Nazarov (62. Minute), Jan
Hochscheidt (75.), Marko Mihojevic (86.)
und Florian Krüger (90.+4) hatten die To-
re für Aue erzielt. Frey (51.) und Johannes
Geis (78., 90.+2/Foulelfmeter) trafen für
den Club, der nach zuvor sechs ungeschla-
genen Spielen wieder eine Niederlage hin-
nehmen musste. Nürnbergs Verteidiger
Asger Sörensen hatte wegen Handspiels
die Rote Karte gesehen (61.). Die Nürnber-
ger waren vor 14 000 Zuschauern im ers-
ten Durchgang das klar bessere Team. Al-
lein Robin Hack (26., 31., 42.) vergab drei
gute Möglichkeiten. dpa


Die SpVgg Greuther Fürth hat ihren Nega-
tivtrend in der zweiten Liga gestoppt. Ge-
gen Dynamo Dresden kamen die Mittel-
franken zu einem 2:0 (2:0). Mit einem
Doppelpack sorgte Torjäger Daniel Keita-
Ruel (8./38.) fast im Alleingang für den
wichtigen Heimerfolg vor 9770 Zuschau-
ern. Dresden könnte nach der fünften Sai-
son-Niederlage auf einen Abstiegsrang
rutschen. Nach zuletzt drei sieg- und tor-
losen Spielen durften die Fürther dage-
gen jubeln. Keita-Ruel stand beim ersten
Tor nach einer Flanke von Havard Niel-
sen richtig, dann schloss er einen schö-
nen Angriff nach Vorlage von Sebastian
Ernst ab. Auch nach dem Seitenwechsel
kam das Team von Trainer Stefan Leitl
nicht in Bedrängnis. dpa


„Einige Kollegen haben mich
angesprochen, dass man
die Spieler, die wir inzwischen
holen, googeln muss.“

Fußball-Nationalspielerin Giulia Gwinn
wird dem Meisterschaftszweiten FC Bay-
ern München nach einer erfolgreichen
Schulter-Operation am Freitag voraus-
sichtlich bis Ende des Jahres fehlen. Wie
der Verein mitteilte, erlitt die 20-Jährige
die Verletzung bereits bei einem Sturz ei-
ne Woche zuvor im Training bei einem
Zweikampf. Zur Wintervorbereitung soll
Gwinn, die bei der Weltmeisterschaft im
Sommer als beste junge Spielerin ausge-
zeichnet worden war, wieder ins Mann-
schaftstraining einsteigen können. Die
Mittelfeldspielerin war diesen Sommer
von Ligakonkurrent SC Freiburg nach
München gewechselt. Das nächste Spiel
findet diesen Sonntag (14 Uhr) im Stadion
auf dem Campus des FC Bayern gegen
Turbine Potsdam statt. sid, sz


Alle Augen werden an diesem Samstag
(14 Uhr) im Stadion an der Grünwalder
Straße auf Effe gerichtet sein, und damit
ist nicht Efkan Bekiroglu gemeint; der ta-
lentierte Spielmacher des TSV 1860 Mün-
chen ist nach seiner Verletzungspause
nun erkrankt. „Jetzt will er am Dienstag
wieder einsteigen“, erklärte Trainer Dani-
el Bierofka. Stattdessen wird der ehemali-
ge Nationalspieler Stefan Effenberg, 51,
erwartet – auch die dritte Fußball-Liga
bietet eben große Namen, jedenfalls
beim KFC Uerdingen mit seinem russi-
schen Investor Michail Ponomarew. Sei-
ne erste Amtshandlung als „Manager
Sport“ hat Effenberg bereits vollzogen, er
verpflichtete Mitte der Woche einen neu-
en Trainer. Daniel Steuernagel, 39, leitete
zuletzt den Südwest-Regionalligisten Ki-
ckers Offenbach an. Er wurde dort im Sep-
tember entlassen, verfügt aber über die
nötige Fußballlehrer-Lizenz. Er soll mit
dem bisherigen Interimscoach Stefan Rei-
singer, 38, der diese Lizenz nicht hat, als
Team arbeiten. „Ich bin gespannt, wer da
neben mir steht, das ist ein bisschen un-
durchsichtig“, sagte Bierofka.
Auch bei Sechzig ging es unter der Wo-
che mal wieder hoch her; dass Stürmer Sa-
scha Mölders seinen Abschied von den Lö-
wen zum Saisonende verkündete, sorgte
für Gesprächsstoff. Sonderlich überra-
schend kommt der geplante Gang des
34-Jährigen zu einem Regionalligisten in
seiner Heimat Schwaben nicht, der Zeit-
punkt der Bekanntgabe überraschte aller-
dings. „Sascha ist jemand, der nicht groß
rumlabert. Wenn er so etwas entschieden
hat, dann sagt er es auch ganz klar“, mein-
te Bierofka. „Ich weiß ganz genau, dass er
bis zum letzten Atemzug alles für Sechzig
und die Mannschaft geben wird, solange
er hier Profi ist.“
Noch verblüffender war die Wortmel-
dung des früheren 1860-Profis Daniel Bo-
rimirov in derBild-Zeitung: „Das Aller-
wichtigste ist: 1860 braucht wieder einen
richtigen Sportdirektor.“ Günther Goren-
zel, der zwar kein richtiger Sportdirektor,
aber immerhin ein richtiger Sport-Ge-
schäftsführer ist, wird über diese Mei-
nung sehr gegorenzelt (geklagt, lamen-
tiert, SZ vom 26.4.) haben. lein


3:4 (90.+4)


Nürnberg verliert kurioses Spiel in Aue

Zweimal Keita


Greuther Fürth schlägt Dresden 2:0

„Wir wollen wieder mehr in die Rolle der Gallier“


Arne Dirks, Geschäftsführer des Bundesligisten Brose Bamberg, über den deutlich gekürzten Etat, die Restrukturierung,
die Entscheidung gegen die Euroleague und die neue Rolle seines Klubs im deutschen Basketball

Ohne Gwinn


FCB-Fußballerin an Schulter operiert

Nur ein Effe


TSV1860 muss gegen Uerdingen
auf Efkan Bekiroglu verzichten

DEFGH Nr. 242, Samstag/Sonntag, 19./20. Oktober 2019 HMG SPORT IN BAYERN 43


„InBamberg ist Basketball fast Religion. Die Fans wollen ein Team sehen, das alles
gibt, dann kann man auch Spiele verlieren.“ – Arne Dirks. FOTO: DANIEL LÖB / OH

Der wichtigste Bamberger: Auf den Schultern des Spielmachers Paris Lee (links) lastet viel. FOTO: RYAN EVANS / HMB MEDIA / IMAGO
Free download pdf